- Paläo-Indianer
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Als Paläo-Indianer werden die ersten menschlichen Bewohner Amerikas bezeichnet, die den Kontinent am Ende der letzten Eiszeit (in Nordamerika als Wisconsin glaciation bezeichnet) besiedelten. Der genaue Ablauf der Besiedlung Amerikas ist umstritten und Gegenstand der Forschung. Die ersten Menschen erreichten nach der aktuellen wissenschaftlichen Lehrmeinung den Kontinent über die damals noch bestehende Landbrücke Beringia zwischen Sibirien und Alaska. Als Beginn wurde bisher etwa 11.000 v. Chr. angenommen. Umstritten war, ob sie von Alaska an der Pazifikküste oder im Landesinneren durch eine eisfreie Lücke zwischen dem Laurentidischen Eisschild und den Gletschern der Coast Mountains im heutigen Yukon-Territory, Kanada in den Kontinent vorstießen. Funde menschlicher DNA in den Paisley-Höhlen, Oregon, die im 21. Jahrhundert gemacht und veröffentlicht wurden, deuten auf einen Zugweg an der Küste. Ihr Alter wurde auf 14.300 Jahre Before Present bestimmt, was den Beginn der Besiedelung nach vorne verschieben würde, aber die Theorien über die Richtung der Siedlungsbewegung bestätigt. Einzelne Funde in Monte Verde (Chile) oder Meadowcroft (Pennsylvania) mit zum Teil wesentlich älteren Datierungen können den Beginn der Besiedelung noch weiter nach vorne verschieben oder müssen als Messfehler eingestuft werden.
Inhaltsverzeichnis
Definition
Der Begriff Paläo-Indianer (Paleoindians) wurde 1957 von Hannah Marie Wormington in ihrem Buch Ancient Man in North America als Bezeichnung für die ersten Bewohner Amerikas geprägt. Sie beschrieb die Paläo-Indianer als „Menschen, die heute ausgestorbene Tierarten jagten, die den Westen Nordamerikas vor mehr als 6000 Jahren bewohnten und die die geriffelten Faustkeile der östlichen Vereinigten Staaten herstellten.“[1] Sie bezog sich auf die nach der Eiszeit aussterbende Megafauna des amerikanischen Kontinents aus Mammuts und Mastodon, Hirschelch, Canis dirus und dem Riesenfaultier. In welchem Umfang die Jagd durch die ersten Menschen das Kontinents Ursache für das Aussterben war, ist bis heute umstritten.
Der Begriff wurde in der Fachliteratur sofort aufgenommen, allerdings kritisch betrachtet, da die zu diesem Zeitpunkt bekannten Kulturen Nordamerikas dieser Periode sich regional und im zeitlichen Verlauf stark unterschieden. Andere Autoren schlugen Lithic stage oder Big-Game Hunting tradition vor. Seit Mitte der 1970er Jahre hat sich der Begriff aber trotz aller Schwierigkeiten der Abgrenzung durchgesetzt.[1]
Einzelne Kulturen
Clovis-Kultur
Die erste großflächig verbreitete Kultur Amerikas war die Clovis-Kultur (auch Llano-Kultur), benannt nach dem eponymen Fundort in Clovis, New Mexico. Sie lässt sich auf etwa 11.500 bis 11.000 vor unserer Zeit datieren und ist gekennzeichnet durch charakteristische Projektilspitzen aus Feuerstein und Hornstein mit einer kannelierten Basis und beidseitiger Flächenretusche. Die Menschen zogen in kleinen Familienverbänden als Jäger und Sammler durch Nord- und Mittelamerika von Alaska bis Panama, ein Raum, der partiell noch stark durch die abschmelzenden Eismassen geprägt war. Südlich von Panama werden die Clovis-Spitzen durch die als gleichzeitig angenommenen Fischschwanzspitzen ersetzt. Sie sind nicht gekehlt, sondern haben nahe dem unteren Ende einen Einzug, der am Ende selbst wieder ausfällt und so an einen Fischwanz erinnert.
Folsom-Kultur
Es folgte die Folsom-Kultur (auch Lindenmeier-Kultur), ebenfalls benannt nach einem Fundort in New Mexico. Sie dauerte etwa von 10.900 bis 10.200 v. Chr. und ist geprägt durch ein größeres Beutespektrum der Jäger, wahrscheinlich als Reaktion auf das Aussterben der noch von der Eiszeit geprägten Megafauna. Die Speerspitzen der Zeit waren wesentlich kleiner und flacher gearbeitet als die der Vorgängerkultur.
Späte Paläo-Indianische Kulturen
Die folgenden Kulturen unterschieden sich regional. Sie haben gemeinsam, dass die Projektilspitzen in der Regel nicht mehr gekehlt waren und sie waren wieder größer als die der Folsom-Kultur. Zu ihnen gehören die Dalton-Kultur und die San-Patrice-Kultur im Südosten Nordamerikas und die Plano-Kultur (auch Plainview-Kultur) im Südwesten und dem heutigen Mexiko.
Ende und Übergang
Die paläoindische Periode endet typischer Weise um 8000 v. Chr., es folgt die Archaische Periode, die durch beginnende Elemente der Sesshaftwerdung und Anfänge der Keramik gekennzeichnet ist. Die Grenze bei 8000 v. Chr. gilt für den Osten Nordamerikas und Mesoamerika. Im Norden Südamerikas, Teilen der Karibik und in den Great Plains Nordamerikas setzen die Entwicklungen erst später ein. Im Westen Nordamerikas lässt sich nach Clovis keine klare Epochengrenze mehr erkennen, die einzelnen Kulturen verlaufen in einzelnen auch kleinräumigen Regionen parallel versetzt oder es gibt regional große Unterbrechungen in den Funden. In Zentralamerika und dem größten Teil Südamerikas endet die Vergleichbarkeit mit dem Rest des Kontinents etwa mit dem Ende der Folsom-Kultur.
Literatur
- Brian M. Fagan, Das frühe Nordamerika – Archäologie eines Kontinents, Verlag C. H. Beck München 1993, ISBN 3-406-37245-7
- Wolfgang Haberland: Amerikanische Archäologie. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt, 1991, ISBN 3-534-07839-X
Einzelnachweise
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