- Panentheismus
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Panentheismus (nach griechisch πᾶν „alles“ und ἐν θεῷ „in Gott“) ist ein 1828 von Karl Christian Friedrich Krause geprägter philosophischer Terminus, der die Auffassung bezeichnet, „daß das Eine in sich und durch sich auch das All se[i]“.[1] Bei späteren Autoren wird der Terminus mit anderen Worten als Bezeichnung derjenigen Auffassung definiert, nach welcher „Gott der Welt immanent und zugleich zu ihr transzendent ist, insofern die Welt ihrerseits Gott immanent, in Gott, von Gott umfaßt ist“.[2]
Inhaltsverzeichnis
Pantheismus und Panentheismus
Ausgangspunkt von Krauses Wortprägung ist ein bestimmtes Verständnis des Spinozismus, das Spinozas Philosophie in der Formel deus sive natura zusammengefasst und darin die unmittelbare Identität von Gott und Natur ausgedrückt sieht.[3] Seit dem Beginn des 18. Jahrhunderts wurde diese Auffassung der Identität von Gott und Natur als Pantheismus bezeichnet.[4] Demgegenüber soll der Panentheismus ausdrücken, dass die Welt zwar in Gott enthalten, dieser aber umfassender als jene gedacht wird. Gott und Welt sind hier also ausdrücklich nicht identisch. Der Panentheismus steht so in der Mitte zwischen Pantheismus (Immanenz Gottes in der Welt) und Theismus (Transzendenz Gottes zur Welt).
Neben Krause verwendeten auch die Vertreter des theistischen Spätidealismus wie Immanuel Hermann Fichte den Ausdruck. Von dort drang er in die Philosophiegeschichtsschreibung des 19. Jahrhunderts ein und wird etwa bei Wilhelm Windelband als Bezeichnung für die von Johann Gottfried Herder, v. a. in seiner Schrift Gott, vertretenen Positionen gebraucht. In neueren philosophiehistorischen Arbeiten wird die Unterscheidung der Begriffe "Pantheismus" und "Panentheismus" kaum mehr verwendet, da sie auf einer unangemessenen Verkürzung von Spinozas Lehre - die spätestens seit Friedrich Heinrich Jacobis Schriften Über die Lehre des Spinoza und Von den göttlichen Dingen und ihrer Offenbarung für das Verständnis des Ausdrucks "Pantheismus" maßgeblich ist - beruht.[5] Das Historische Wörterbuch der Philosophie führt den Ausdruck nur noch im Hinblick auf Krause.[6] Dagegen hat der Ausdruck in der Theologie größere Verbreitung erlangt und ist dort noch gebräuchlich,[7] im angelsächsischen Bereich noch mehr als im deutschsprachigen.[8] Auch in der Religionswissenschaft wird der Ausdruck noch gelegentlich gebraucht und oft in einem apologetischen Sinn zur Abgrenzung von dem als theologisch problematisch angesehenen Pantheismus verwendet.[9]
Vorgebliche Vertreter
Als Panentheisten wurden häufig neuplatonische Philosophen in der Nachfolge Plotins genannt sowie mittelalterliche und neuzeitliche Philosophen, die neuplatonische Positionen rezipiert haben oder unabhängig von ihnen zu vergleichbaren Anschauungen gelangt sind. Zu ihnen zählen u. a.:
- Plotin (griechischer Philosoph, 205 bis 270)
- Johannes Scotus Eriugena
- Meister Eckhart (deutscher Theologe und Philosoph, 1260 bis 1328)
- Nikolaus von Kues (deutscher Philosoph, Theologe und Mathematiker, 1401 bis 1464)
- Johann Gottfried Herder
- Johann Wolfgang Goethe
- Gustav Theodor Fechner (deutscher Physiker und Naturphilosoph, 1801 bis 1887)
- Alfred North Whitehead (englischer Philosoph und Mathematiker, 1861 bis 1947)
- Charles Hartshorne (amerikanischer Philosoph, 1897 bis 2000)
- Arthur Peacocke (englischer Biochemiker und Theologe, 1924 bis 2006)
- Neale Donald Walsch (amerikanischer Buchautor, * 1943)
Siehe auch
Einzelnachweise
- ↑ Karl Christian Friedrich Krause: Vorlesungen über das System der Philosophie. Dieterich’sche Verlagsbuchhandlung, Göttingen 1828, S. 256.
- ↑ Rudolf Eisler und Karl Roretz: Wörterbuch der philosophischen Begriffe. Historisch-quellenmässig bearbeitet von Rudolf Eisler. Weitergeführt und vollendet durch Karl Roretz. 4., völlig neubearb. Aufl. Mittler, Berlin, 1929, S. 370.
- ↑ David Bell: Spinoza in Germany from 1670 to the Age of Goethe. Institute of Germanic Studies, London, 1984. (Bithell Series of Dissertations; 7.) S. 113f.
- ↑ Ulrich Dierse/Winfried Schröder: Artikel Pantheismus. In: Historisches Wörterbuch der Philosophie, Bd. 7, Basel 1989, S. 59-63.
- ↑ David Bell, wie Anmerkung 3.
- ↑ Winfried Schröder: Artikel Panentheimus (Krause). In: Historisches Wörterbuch der Philosophie, Bd. 7, Basel 1989, S. 48.
- ↑ Vgl. John Macquarrie: Art. Panentheismus, in: Theologische Realenzyklopädie, Bd. 25, de Gruyter, Berlin [u.a.], 2000, S. 611-615.
- ↑ John Culp: Panentheism, in: Stanford Encyclopedia of Philosophy (englisch, inklusive Literaturangaben).
- ↑ Vgl. Elisabeth Hamacher: Gershom Scholem und die allgemeine Religionsgeschichte, de Gruyter, Berlin [u.a.], 1999, S. 268.
Literatur
- Philip Clayton / A. Peacocke (Hgg.): In Whom We Live and Move and Have Our Being, William B. Eerdmans, Grand Rapids, MI 2004. (Google Books)
Weblinks
Wiktionary: Panentheismus – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
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