Paperback

Paperback

Ein Taschenbuch (Englisch paperback oder auch softcover) ist ein kleinformatiges Buch mit gewöhnlich weichem Einband. Es wird meist einige Zeit nach den höherwertigen fest (engl. „hardcover“) oder weich („Broschur“) gebundenen Ausgaben veröffentlicht, ist für eine große Leserschaft bestimmt und aufgrund seiner meist einfachen Klebebindung vergleichsweise billig.

Geschichte

Zwei moderne Taschenbücher

Schon im Altertum gab es kleinformatige Bücher – dies hatte verschiedene Gründe. Aus der Zeit der Christenverfolgung sind kleinformatige Papyrus-Schriften überliefert, sie konnten aufgrund ihrer Größe leicht transportiert und verborgen werden. Als kleinstes gilt der so genannte Kölner Mani-Kodex aus dem 5. Jahrhundert. Es ist nur 3,5 × 4,5 cm groß.

Im Mittelalter kannte man kleinformatige Inkunabeln und Beutelbücher, die z. B. den Katechismus oder Geschäfts- und Rechtsvorschriften enthielten.

An das aufkommende Bildungsbürgertum und speziell an Frauen richteten sich die Almanache des 18. Jahrhunderts, darunter die so genannten Musenalmanache. Generell bezeichnete in dieser Zeit Taschenbuch als Literaturgattung eine besondere Form des Almanachs, der unterschiedliche Texte (sowohl Novellen, Lyrik u. dgl., als auch nichtliterarische Texte) versammelt. Es beanspruchte eine breite Leserschaft, teilweise auch bestimmte Zielgruppen. So entstanden beispielsweise „Taschenbücher für Frauenzimmer“. Namhafte Taschenbuchautoren waren Goethe, Schiller und Wieland.

Mitte des 19. Jahrhunderts kamen Buchreihen auf den Markt, die durch modernere Produktionsverfahren billig angeboten werden konnten. Sie wurden meist als ganze Reihen vertrieben. Aus dieser Zeit stammen z. B. die Reclam-Taschenbücher und die Tauchnitz-Editions. In dieser Zeit liefen viele Urheberrechte für Klassiker aus, so dass diese von vielen Verlagen gedruckt werden konnten.

In erster Linie bezeichnete man im 19. Jahrhundert jedoch jährlich erscheinende Bücher in kleinem Format als Taschenbücher; sie enthielten früher einen Kalender, genealogische Nachrichten und allerlei gemeinnützige Mitteilungen, nach und nach aber immer mehr belletristischen, besonders novellistischen, Inhalt aufnahmen. Sie enthielten als charakteristisches Merkmal fast immer eine Zugabe an Kupferstichen (von Chodowiecki zuerst aufgebracht).

Erwähnung verdienen namentlich das Viewegsche „Taschenbuch“ (Berlin 1798–1803), in dem 1798 Goethes Hermann und Dorothea erschien; das „Taschenbuch der Liebe und Freundschaft“ (Frankfurt 1801–1841); die „Urania“ (Leipzig 1810–1838, neue Folge 1839–1848) und das „Frauentaschenbuch“ (Nürnberg 1815–1831).

Später fing man auch an, für die Wissenschaften jährliche Taschenbücher herauszugeben; hierher gehören Fr. v. Raumers „Historisches Taschenbuch“ (1830 gegründet, seit 1881 herausgegeben von Maurenbrecher) und Prutz' „Litterarhistorisches Taschenbuch“ (1843–1848). Auch gab es Taschenbücher für Botaniker, Jäger, für das Bühnenwesen etc. Diese Literaturgattung bezeichnet man heute als Jahrbücher.

Heute versteht man unter dem Taschenbuch ein Buch mit kleineren Abmessungen, so dass es in die Tasche gesteckt werden kann. Merkmale sind der Pappeinband ohne Schutzumschlag, die kleine Schrift mit dem engen Satzspiegel, holzhaltiges, grobes Papier, hohe Druckauflage und klebegebundene Verarbeitung, die einen günstigen Verkaufspreis ermöglicht. In den letzten Jahren wurden allerdings im Zuge des Wettbewerbs unter den Verlagen Schrift und Satzspiegel verbessert und auch die Papierqualität erhöht. Immer mehr Originalausgaben erscheinen gleich als Taschenbuch, da die niedrigeren Ladenpreise verkaufsfördernd wirken.

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts brachte der Ullstein Verlag nach britischem Vorbild seine Taschenbücher heraus, und im Zweiten Weltkrieg versuchte Gottfried Bermann Fischer in den USA, mit der Reihe Neue Welt Einfluss auf die Bildung von deutschen Kriegsgefangenen zu nehmen.

Das moderne Taschenbuch

Als eine Art Taschenbuch-Vorläufer können die bereits in den 20er Jahren beliebten Bücher der Insel-Bücherei wegen ihres Festen Einbandes noch nicht gelten. Christian Wegner der im Insel Verlag im Wesentlichen für diese Reihe zuständig gewesen war, wechselte 1930 für kurze Zeit als Geschäftsführer um Leipziger Verlag Bernhard Tauchnitz, der bereits seit vielen Jahren mit der Reihe „Tauchnitz editions“ preiswerte Hefte für Schüler, Studenten und Reisende aus dem englischsprachigen Raum herausgab – ein direkter Vorläufer des Taschenbuchs.

1931 bewirkte eine überraschend schnelle Trennung, dass Wegner nun zusammen mit John Holroyd-Reece die Firma „The Albatross Verlag Hamburg GmbH“ gründete und im November 1931 im Handelsregister Leipzig eingetragen ließ. Vornehmlich Wegner leitete ab 1932 als Direktor den Albatross Verlag von Paris aus; die Auslieferung besorgte in Hamburg Kurt Enoch. Bei Oscar Brandstetter in Leipzig wurden diese für eine weltweite Auslieferung ersten modernen Paperback-Taschenbücher für den allgemeinen Massenmarkt in Originalsprache gedruckt. Das Konzept sah ein preiswertes Buch vor, dessen inhaltliche Qualität nicht leiden sollte und mit farbigen kartonierten Umschlägen für die jeweiligen Reihen sofort erkennbar war. Mit „Albatross Modern Continental Library“ gelang es schnell prominente Autoren wie Aldous Huxley, James Joyce, David Herbert Lawrence, Sinclair Lewis, Thornton Wilder und Virginia Woolf für sich zu gewinnen, in großen Zahlen herauszugeben und überaus erfolgreich zu werden.

Erst 1935 schuf Allen Lane die Reihe der britischen Penguin Books, deren Konzept darin bestand die Idee des modernen Taschenbuches von Albatross schlicht zu übernehmen. Damit war das Taschenbuch endgültig geboren und für weitere Verleger attraktiv geworden. In den USA gab der Verlag Simon & Schuster 1939 die ersten Taschenbücher heraus.

In Deutschland entstanden die ersten Taschenbücher in den 1940er Jahren. Der Rowohlt Verlag hatte zwar eine Lizenz der Besatzungsmächte zum Drucken von Büchern, jedoch war gutes Papier knapp. Eine erste Lösung fand der Verlag, indem er von 1946 bis 1949 im Rotationsverfahren auf billigem Zeitungspapier und im recht unhandlichen Zeitungsformat in großen Auflagen druckte – „Rowohlts Rotations-Romane“ (RO-RO-RO) waren geboren. Die ersten vier Titel wurden in jeweils 100.000 Exemplaren gedruckt und zum Preis von 50 Pfennig verkauft; sie waren sofort ein großer Erfolg. Die ersten vier Titel, die auch die Bemühung widerspiegeln, den Deutschen nach der Nazizeit ein „anderes“ Kulturgut nahezubringen, waren

Ab 1950, inspiriert von Produktionsweisen in den USA, produzierte Rowohlt in der Bundesrepublik die ersten „richtigen“ Taschenbücher (rororo), die nun auch erstmals die kleinen, 11 bis 18 cm großen Abmessungen hatten. Zusätzlich zu den „klassischen“ Taschenbuchmerkmalen kam nun noch das so genannte Lumbecken, ein nach Emil Lumbeck benanntes Klebebindeverfahren, das die Produktion noch einmal verbilligte. Hierbei wird der Druckbogen nicht mehr einzeln geheftet und dann mit dem Einband geklebt, sondern die Bögen werden ungeheftet zusammengeführt, der Buchblock im Rücken grob angeschliffen und dann im ganzen in den Einband eingeklebt. Bis 1961, bis zu Band 451, waren die Taschenbücher rückseitig mit einem Band aus Leinen beklebt. Heute hat sich ein eigenes Sammlergebiet daraus ergeben, das Sammeln der sogenannten Leinenrücken.

Eine weitere Besonderheit der ersten rororo-Taschenbücher war die Anzeigenwerbung in der Mitte der Bücher, die nochmals den Verkaufspreis senken sollten.

Ganz entscheidend zum Erfolg beigetragen haben die Buchumschläge des Künstlerehepaares Karl Gröning jr. und Gisela Pferdmenges, die bis etwa 1959 rund 350 rororo-Bändchen schmückten. Edgar Friederichsen, der Herstellungsleiter, hatte die beiden mit Rowohlt zusammen gebracht.

Nach 1950 gaben auch andere Verlage Taschenbücher heraus, die bekanntesten sind der Wilhelm Heyne Verlag, Bastei-Lübbe, der S. Fischer Verlag, der Goldmann Verlag, Suhrkamp und dtv.

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