Papiasfragmente

Papiasfragmente

Papias von Hierapolis (gr. Παπίας Ιεραπόλεως/ο Ιεραπολίτης, † um 140) war einer der frühen Kirchenväter sowie Bischof und Theologe in Hierapolis (beim heutigen Pamukkale, Türkei).

Inhaltsverzeichnis

Leben

Sein Geburtsdatum wird von vielen Autoren auf 70 geschätzt, von einigen jedoch auf 60 oder sogar 50.[1] Irenäus von Lyon (ca. 135 - 202) berichtet, dass Papias ein Gefährte von Polykarp, des Bischofs von Smyrna, war.[2] Eusebius von Caesarea assoziiert Papias mit Clemens von Rom und Ignatius von Antiochia und impliziert, dass Papias während der Regierungszeit von Trajan (98-117) aktiv war und vermutlich bereits vor dem Martyrium von Ignatius (107). [3]

Papias erwähnt, dass er die Töchter von Philippus, der seine letzten Lebensjahre in Hierapolis verbrachte, persönlich gekannt habe und von ihnen über die Apostel hörte. [4]

Informationsquellen von Papias

Papias bezeichnet als seine wichtigsten Informanten Aristion und Johannes den Presbyter, die er beide, ebenso wie die Apostel, als Jünger Jesu bezeichnet - wobei Johannes der Presbyter offensichtlich ein anderer ist als der vorgängig zusammen mit Jakobus, Matthäus und Petrus erwähnte Apostel Johannes.

Papias schrieb:

Ich zögere aber nicht, für dich auch das, was ich von den Presbytern genau erfahren und genau im Gedächtnis behalten habe, mit den Erklärungen zu verbinden, mich verbürgend für dessen Wahrheit. Denn nicht hatte ich, wie die meisten, Freude an denen, die vieles reden, sondern an denen, welche das lehren, was wahr ist; auch nicht an denen, die die fremdartigen Gebote im Gedächtnis haben, sondern an denen, die die vom Herrn dem Glauben gegebenen und von der Wahrheit selbst kommenden (Gebote im Gedächtnis haben).
Wenn aber irgendwo jemand, der den Presbytern nachgefolgt war, kam, erkundigte ich mich nach den Berichten der Presbyter: Was hat Andreas oder was hat Petrus gesagt, oder was Philippus oder was Thomas oder Jakobus oder was Johannes oder was Matthäus oder irgendein anderer der Jünger des Herrn; was Aristion und der Presbyter Johannes, (beide) des Herrn Jünger, sagen. Denn ich war der Ansicht, daß die aus Büchern (stammenden Berichte) mir nicht soviel nützen würden wie die (Berichte) von der lebendigen und bleibenden Stimme.[5]

Bauckham liest aus dieser Formulierung, dass die Apostel, deren Aussagen er von Ältesten erfährt, zur Zeit als Papias sein Material sammelt, nicht mehr am Leben sind, dass jedoch die beiden Jünger Aristion und Johannes für Papias als lebende Augenzeugen einen besonderen Wert haben.[1]

Schriften von Papias

Papias verfasste der Überlieferung nach fünf Bücher mit der Überschrift Auslegung der Worte des Herrn (griech. λογίων κυριακῶν ἐξηγήσεις).[6] Diese Bücher sind jedoch nicht mehr erhalten. Nur eine Reihe kurzer Zitate in den Schriften späterer Kirchenväter ist erhalten geblieben.

Papias war der erste, der Matthäus als Autor des Matthäusevangelium nannte.[7] Außerdem berichtete er um 130 als erster von Markus als Dolmetscher des Petrus als dem Verfasser des ersten Evangeliums (Markusevangelium).[8]

Die Meinungen späterer christlicher Autoren der Antike über Papias gingen auseinander; einige lobten ihn, andere sahen ihn als naiv und abergläubisch an.

Fußnoten

  1. a b Richard Bauckham, Jesus and the Eyewitnesses, 2006
  2. Irenäaus. Adversus häreses V, 33(4).
  3. Eusebius, Hist. Eccl. 3.36.1-2
  4. Eusebius, Hist. Eccl. 3.39.9
  5. Papias. In: Eusebius von Caesarea, Ecclesiastical History III, 39(4). http://www-user.uni-bremen.de/~wie/texteapo/papias.html
  6. Eusebius von Caesarea, Ecclesiastical History III, 39(1).
  7. Papias. In: Eusebius von Caesarea, Ecclesiastical History III, 39(16).
  8. Papias. In: Eusebius von Caesarea, Ecclesiastical History III, 39(15).

Quellenausgabe

Literatur

  • Ulrich H. J. Körtner: Papias von Hierapolis. Ein Beitrag zur Geschichte des frühen Christentums. Forschungen zur Religion und Literatur des Alten und Neuen Testaments 133. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1983 ISBN 3-525-53806-5 (älteres Standardwerk)
  • William R. Schoedel: Papias. In: ANRW II.27.1. de Gruyter, Berlin/New York 1993, S. 235-270
  • Josef Kürzinger: Die Aussage des Papias von Hierapolis zur literarischen Form des Markusevangeliums. In: Biblische Zeitschrift 21 (1977), S. 245-264
  • Michael Oberweis: Das Papias-Zeugnis vom Tode des Johannes Zebedäi. In: Novum Testamentum 38 (1996), S. 277-295
  • Armin Daniel Baum: Papias als Kommentator evangelischer Aussprüche Jesu. Erwägungen zur Art seines Werkes. In: Novum Testamentum 38 (1996), S. 257-276
  • Armin Daniel Baum: Papias, der Vorzug der Viva Vox und die Evangelienschriften. In: New Testament Studies 44 (1998), S. 144-151
  • Charles E. Hill: What Papias Said about John (and Luke). A „New“ Papian Fragment. In: Journal of Theological Studies 49 (1998), S. 582-629
  • Armin Daniel Baum: Der Presbyter des Papias über einen 'Hermeneuten' des Petrus. Zu Eusebius, Hist. eccl. 3,39,15. In: Theologische Zeitschrift 56 (2000), S. 21-35
  • Armin Daniel Baum: Ein aramäischer Urmatthäus im kleinasiatischen Gottesdienst. Das Papiaszeugnis zur Entstehung des Matthäusevangeliums. In: Zeitschrift für die neutestamentliche Wissenschaft 92 (2001), S. 257-272
  • Robert H. Gundry: The Apostolically Johannine Pre-Papian Tradition concerning the Gospels of Mark and Matthew. In: Ders.: The Old Is Better. New Testament Essays in Support of Traditional Interpretation. WUNT 178. Mohr Siebeck, Tübingen 2005, S. 49-73 ISBN 3-16-148551-3
  • Richard Bauckham: Papias on the Eyewitnesses in Jesus and the Eyewitnesses, 2006, ISBN 0-802-83162-1

Weblinks


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