Papierabklatsch

Papierabklatsch

Als Abklatsch (englisch: squeeze) bezeichnet man in der Epigraphik die Reproduktion einer Inschrift mittels mechanischer Durchreibung auf Papier. Abklatsche sind wichtige Hilfsmittel bei der Edition von Inschriften, da sie, anders als Fotografien, den dreidimensionalen Charakter einer Inschrift bewahren. Dem Vorteil einer genauen Aufnahme der Vertiefungen im Stein steht als Nachteil allerdings die Gefahr gegenüber, dass mögliche Farbreste durch das Wasser vernichtet werden können.

Ein Abklatsch wird hergestellt, indem ein Bogen dicken, saugfähigen Papiers auf die gereinigte Inschrift gelegt, mit Hilfe eines Schwammes angefeuchtet und mit einer Bürste festgeklopft wird. Nach dem Trocknen zeichnen sich im Papier die Buchstaben dreidimensional ab. Ein Abklatsch ist in der Regel auf der Rückseite besser lesbar als auf der Vorderseite, auch wenn dort die Schrift spiegelverkehrt ist.

Abklatsche werden in der Epigraphik seit dem 19. Jahrhundert verwendet. Epigraphische Spezialbibliotheken und Forschungseinrichtungen wie die Inscriptiones Graecae bewahren oft ein umfangreiches Abklatscharchiv, mit dem die Lesung einer Inschrift auch ohne den (mitunter inzwischen verlorengegangenen) Inschriftenträger überprüft werden kann.

Gelegentlich werden Abklatsche auch aus anderem Material (z. B. Flüssiglatex oder als Gipsabguss) hergestellt, Papierabklatsche haben sich aber als sehr dauerhaft erwiesen.

In den letzten Jahren haben einige Forschungseinrichtungen damit begonnen, ihre Abklatschsammlungen zu digitalisieren.

Literatur

  • Günther Klaffenbach: Griechische Epigraphik. 2., verbesserte Auflage. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1966. S. 100–102.
  • Ernst Meyer: Einführung in die lateinische Epigraphik. 2. Aufl. Wiss. Buchgesellschaft, Darmstadt 1983. S. 103–106. ISBN 3-534-05669-8
  • Manfred G. Schmidt: Spiegelbilder römischer Lebenswelt . Inschrift-Clichés aus dem Archiv des Corpus Inscriptionum Latinarum. de Gruyter, Berlin/New York 2003 (PDF)

Weblinks


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