Parkinson-Gesetz

Parkinson-Gesetz

Die parkinsonschen Gesetze sind in der Soziologie zwei Lehrsätze, die von Cyril Northcote Parkinson nach den folgenden Beobachtungen humorvoll formuliert wurden:

  • Arbeit dehnt sich in genau dem Maß aus, wie Zeit für ihre Erledigung zur Verfügung steht - und nicht in dem Maß, wie komplex sie tatsächlich ist. (Work expands (so as) to fill the time available for its completion.) Als Beispiel wird oft eine Rentnerin angeführt, die einen halben Tag dafür braucht, ihrem Enkel einen Geburtstagsgruß zu schreiben. Zunächst geht sie eigens in ein Glückwunschkartengeschäft, verbringt dort eine halbe Stunde mit der Auswahl, überlegt sich dann zuhause stundenlang nette Formulierungen, geht schließlich zum Postamt, wo sie erst nach ausführlicher Beratung zu den derzeitigen Sondermarken schließlich die Karte aufgibt. Der Kontrast ist der vielbeschäftigte Manager, der die gleiche Aufgabe in drei Minuten an seinem Schreibtisch erledigt.
  • In Diskussionen werden die Themen am ausführlichsten diskutiert, von denen die meisten Teilnehmer Ahnung haben – und nicht die Themen, die am wichtigsten sind. (The matters most debated in a deliberative body tend to be the minor ones where everybody understands the issues.) Das absichtlich übertriebene Beispiel hier (dessen Tendenz wohl aber jeder, der in einer Firma arbeitet, bestätigen kann): Beim Planen des Baus eines Kernkraftwerks kann es vorkommen, dass die eigentliche Konstruktion des Reaktor-Inneren relativ schnell abgehakt wird, weil die anwesenden Manager und Politiker nur wenig Fachwissen besitzen, während sich danach alle über Stunden die Köpfe heiß reden über die Farbe, in der das Abstellhäuschen für die Fahrräder der Mitarbeiter gestrichen werden soll.

Aus diesen Beobachtungen schloss Parkinson auf folgende Lehrsätze, die in vielen Büros der Welt Gültigkeit haben:

  1. Jeder Beamte oder Angestellte wünscht die Zahl seiner Untergebenen, nicht jedoch die Zahl seiner Rivalen zu vergrößern.
  2. Beamte (oder Angestellte) schaffen sich gegenseitig Arbeit.

Parkinson erläuterte dies am Beispiel der Königlich-Britischen Marine aus dem Jahr 1930. Danach entwickelt sich der Angestelltenstab in jeder Verwaltung nach der Formel:

x =\tfrac{k ^ m + L}{n}

Dabei ist k die Zahl der Angestellten, die Beförderung anstreben, indem sie neue Untergebene einstellen; m die Anzahl der Arbeitsstunden pro Person, die der Anfertigung von Memoranden im internen Büroverkehr dienen; L ist die Differenz zwischen dem Alter der Einstellung und dem Alter der Pensionierung und n die Zahl der Verwaltungseinheiten, die vom Personal des Büros tatsächlich erledigt werden. x ist die Zahl der neuen Angestellten, die von Jahr zu Jahr angeheuert werden müssen.

Nach Parkinson beträgt die jährliche Zunahme des Personals ohne Rücksicht auf die Variationen der Arbeitsmenge zwischen 5,17 und 6,56 %.

Parkinson formulierte diese Gesetze in den 40er und 50er Jahren des 20. Jahrhunderts. In modernen Verwaltungen wurden neue Begriffe eingeführt, wie z. B. Controlling, Neue Steuerungsmodelle, betriebswirtschaftliche Kennzahlen usw. Eine Besonderheit ist dabei, dass oft der Anteil des Personals in diesen Arbeitsbereichen steigt, während für die eigentlichen Kernaufgaben das Personal stagniert oder gar sinkt. Parkinson geht sogar so weit zu behaupten, dass die Kernaufgaben auch ganz wegfallen könnten, ohne dass die Verwaltung deshalb schrumpfen würde.

Behörden bzw. Vorgesetzte, die besonderen Wert auf Öffentlichkeitsdarstellung legen (und dafür besonders viel Energie einsetzen), werden in der Regel weniger produktiv arbeiten als die Abteilungen, welche darauf verzichten. Hierbei kommt es zu Verzerrungen zwischen Selbstdarstellung (sowohl in der Öffentlichkeit als auch intern) und tatsächlicher Leistungsfähigkeit eines Verwaltungs-/ Produktionsbereiches.

Parkinson hat noch weitere „Gesetze“ formuliert:

  1. Expansion means complexity, and complexity decay. (Ausdehnung bedeutet Komplexität, und Komplexität Verfall.)
  2. Policies designed to increase production increase employment; policies designed to increase employment do everything but. (Maßnahmen, die die Produktion stärken sollen, heben die Beschäftigung; Maßnahmen, die die Beschäftigung stärken sollen, tun alles andere, nur das nicht.)
  3. Democracy equals inflation. (Demokratie bedeutet Inflation.)
  4. Delay is the deadliest form of denial. (Verzögerung ist die tödlichste Form der Verweigerung.)
  5. Deliberative bodies become decreasingly effective after they pass five to eight members. (Entscheidungsgremien werden weniger effektiv, wenn sie mehr als fünf bis acht Mitglieder haben.)

Literatur

  • Parkinson, C. N. (2001): Parkinsons Gesetz und andere Studien über die Verwaltung (Übers., Parkinson's Law, 1957). 2. erw. Aufl., München: Econ Taschenbücher, ISBN 3-548-75072-9.

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