- Passantenfrequenz
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Die Passantenfrequenz bezeichnet die Anzahl von Personen, die in einem festgelegten Zeitraum zu Fuß in einer Einzelhandelslage einen bestimmten Bereich überschreiten. Sie ist ein oft genutzter Indikator für den Marktwert von Grundstücken als Einkaufsstandort und damit für die Miet- und Bodenpreise, auch wenn methodische Schwächen bestehen, da nur zahlenmäßig (quantitativ) gemessen wird, nicht aber qualitativ (zum Beispiel Einkaufsbereitschaft, Kaufkraft).
Bei der Zählung werden im Regelfall alle Personen gezählt, die eine gedachte Linie überqueren, welche optimalerweise im rechten Winkel zur Straße verläuft (Kinder im Kinderwagen zählen dabei nicht). Damit Ergebnisse verschiedener Straßen vergleichbar sind, müssen diese nach Möglichkeit am selben Wochentag zur selben Zeit und bei gleichem Wetter durchgeführt werden. In Einkaufszentren werden statt Passantenfrequenzen häufiger Besucherzahlen angegeben. Dabei werden alle eintretenden Personen erfasst, wobei die Summe der Eingänge die Besucherzahl ergibt. Je größer die Fläche eines Einkaufszentrums ist, desto mehr unterscheiden sich Passantenfrequenz und Besucherzahlen.
Zur Ermittlung von Passantenfrequenzen werden unterschiedliche Methoden angewandt:
- Handzählungen
- Lichtschranken
- Infrarotsysteme
- Videoaufzeichnungen mit nachträglicher händischer Auszählung
- Videoaufzeichnungen, deren Bildinformation in Echtzeit durch Bilderkennungssoftware analysiert wird
- Lasersysteme
Im Jahr 2008 wies eine Zählung von Engels & Völkers International die Bahnhofstraße in Hannover als die Straße mit der höchsten Passantenfrequenz auf (15.119 an einem Samstag im Mai zwischen 12 und 13 Uhr); Kempers, Jones Lang LaSalle allerdings attestierten der Kölner Schildergasse im selben Mai zwischen 13 und 14 Uhr die höchste Passantenfrequenz (12.585, die Bahnhofstraße landete hier auf Platz 19). Einzige Straße, die bei beiden Zählungen in den Top5 war, war die Frankfurter Zeil.
Kritik
Aufgrund ihrer methodischen Schwächen kann die Passantenfrequenz nie als alleiniger Indikator für den Marktwert eines Standortes herangezogen werden.
Einflussgrößen wie Wetter, Jahreszeit oder saisonale Schwankungen haben einen nur schwer zu kalkulierbaren Einfluss auf die Passantenanzahl und erschweren die Vergleichbarkeit der erhobenen Daten. Wenn es etwa in Berlin regnet und in München zeitgleich die Sonne scheint, wird es in der einen Einkaufsstraße mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit belebter sein als in der anderen. Gleiches gilt für Festivitäten und Veranstaltungen.
Auch ist es schwer, beliebte Metropolen mit touristisch weniger anziehenden Großstädten zu vergleichen, da Touristen ein ganz anderes Einkaufsverhalten haben als Ortsansässige.
Qualitative Aussagen über einen Standort lassen sich demgemäß nur aus der Analyse einer Vielzahl verschiedener Kenngrößen herstellen. Dazu gehören einerseits passantenbezogene Daten wie Geschlecht, Alter, Herkunft, Kaufkraft oder Motivlage, andererseits die geografischen, demografischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen des gesamten Standorts.
Literatur und Weblinks
- Claus Heidemann: Gesetzmäßigkeiten städtischen Fußgängerverkehrs. Dissertation Technische Hochschule Braunschweig 1966.
- Meldung Juli 2008 zum aktuellen Ranking: Deutschland: Passantenfrequenz - Hannover und Stuttgart klare Gewinner, Leipzig in den Top10. 19. Juli 2008.
- Überblick zu Zähldaten bei zwei verschiedenen Zählungen: Engel & Völkers Commercial / Kempers Jones Lang LaSalle: Passantenfrequenz deutscher Einkaufsmeilen. 1. August 2008.
- Anmerkungen zu Schwächen: Handelsmarketing Graz: Passantenfrequenzanalyse 2005.
- Dirk Lührmann: Faktor Zufall. Wie aussagekräftig sind die jährlichen Passantenfrequenzzählungen in Fußgängerzonen, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 11. September 2009.
- Praxisbeispiel für die Installation einer Zählanlage mit Bildanalysesoftware
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