Patolli

Patolli
Abbildung des Spiels Patolli auf dem Codex Florentinus
Spielbrett mit weniger Felder

Patolli ist ein Brettspiel, das im präkolumbischen Mesoamerika entstand und von verschiedenen Völkern mit ähnlichen Regeln gespielt wurde. Das Spiel ähnelt dem indischen Pachisi und dem koreanischen Yut.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Nachweislich war das Spiel bei den Gründern Teotihuacáns, bei den Tolteken, den Azteken und den Maya bekannt.

Bei dem Spiel wurden teilweise sehr hohe Einsätze getätigt, die in Extremfällen auch das eigene Heim oder die Familie betraf und mitunter in die Sklaverei führte.

Im Jahr 1521 kam es nach der Spanischen Eroberung zu einem Verbot des Spiels, da die spanische kirchliche Autorität darin ein heidnisches Spiel mit starker religiöser Bedeutung sah. Viele der damals noch vorhandenen Spielmatten samt Zubehör wurden von den Spaniern vernichtet, und Personen die gegen das Spielverbot verstießen wurden schwer bestraft. [1][2]

Symbolik und Religion

Das Spiel hat wahrscheinlich auf Kalenderzyklen bezogene Symbolik in sich. So symbolisierte es die Bewegung der Himmelskörper. Ebenso augenfällig ist die Zahl 4, die eine übergeordnete Rolle spielt. Es sind vier Felder in der Mitte, es hat vier Würfel-Bohnen (nach Glonegger) und vier Spielarme. Evtl. symbolisiert das die Himmelsrichtungen und/oder die Jahreszeiten. [1]

Die Indianer glaubten, dass der Gott Macuilxochitl das Spiel beeinflusste. Er wurde während des Spiels angerufen. Macuilxochitl ist der "Gott der fünf Blumen". Die Zahl 5 ist ebenso im Spielbrett enthalten. Es sind bei den Armen je zwei mal fünf Felder von den markierten Feldern bis zur Mitte. [1] Bei Parlett waren es fünf Bohnen zum Würfeln. [2]

Spielablauf

Patolli wurde auf Matten (petate genannt [2]) mit einem X als Spielfeld von vier kreuzförmigen Armen gespielt. Das Spielfeld besteht aus insgesamt 64 Feldern. Die Bahnen haben je zwei mal acht Felder die parallel angeordnet sind. In der Mitte sind nochmals vier Felder. Gespielt haben zwei Personen oder zwei Gruppen gegeneinander. Gewürfelt wurde mit vier oder fünf Bohnen (patolli genannt [2]), die auf einer Seite mit einem weißen Punkt oder mit einem Loch gekennzeichnet waren, die Spielsteine bestanden aus roten und blauen Bohnen. Es mussten nun die eigenen Figuren vom Mittelpunkt aus über drei Arme geführt werden, bevor man gewonnen hat. Auf einem Arm blieb man von den Gegnern verschont, auf zwei Armen gab es aber eine Kollisionsmöglichkeit. [1]

Es ist nicht ganz klar, welche Zahl die Bohnenwürfe hatten. Wahrscheinlich waren dies die korrekten Züge pro Wurf: [2]

Anzahl Punkte oben Schritte vorwärts
0 20
1 1
2 2
3 3
4 4
5 10


Zwei patolli-Muster in einem Fußboden von Teotihuacan

Was ebenfalls nicht vollständig geklärt werden konnte, sind die Funktionen der Felder, die hinter den dreieckigen Markierungen liegen. Ob sie ebenso als Zugfelder dienten, oder ob sie eine andere Bedeutung hatten, weiss man nicht mehr. Wenn es der Fall wäre, dass diese nicht als Zugfelder dienten, hat das Spiel somit insgesamt nur 44 Zugfelder. [2]

Varianten

Bei archäologischen Grabungen wurden Patolli-Felder gefunden, die in den Stuckfußboden eingekratzt waren, so in Teotihuacán, Palenque und Tikal sowie in Westmexiko. Diese Spiele hatten jedoch ein anderes Muster. Noch in historischer Zeit spielten die Tarasken von Michoacán mit einem ähnlichen Spielmuster[3].

Einzelnachweise

  1. a b c d Erwin Glonnegger, Das Spiele-Buch, Brett- und Legespiele aus aller Welt, Herkunft, Regeln, Geschichte, Ravensburger Buchverlag, Ravensburg 1988, ISBN 3-473-42601-6
  2. a b c d e f David Parlett, The Oxford History of Board Games, Oxford und New York 1999, ISBN 0-19-212998-8
  3. Joseph B. Mountjoy: Patolli, in: The Oxford Encyclopedia of Mesoamerican cultures. Oxford, University Press 2001, ISBN 0-19-510815-9, Bd. 2 S. 448

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужна курсовая?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Patolli — (the Nahuatl name) or patole (the Spanish form) is one of the oldest games in America. Patolli (or variants of it) was played by a wide range of pre Columbian Mesoamerican cultures and known all over Mesoamerica. Patolli was very much a game of… …   Wikipedia

  • Patolli — Saltar a navegación, búsqueda Patolli descrito por Bernardino de Sahagún en la Historia general de las cosas de la Nueva España. Patolli es uno de los juegos más antiguos de América prehispánica. Lo jugaban los Teotihuacanos (200 A.C. 1000 D.C.) …   Wikipedia Español

  • Patolli — Pa*tol li, n. [Mex. patolli dice.] An American Indian game analogous to dice, probably originally a method of divination. [Webster 1913 Suppl.] …   The Collaborative International Dictionary of English

  • Patolli — es uno de los juegos más antiguos de Latinoamérica prehispánica. Lo jugaban los Teotihuacanos (200 A.C. 1000 D.C.), Toltecas (750 1000 D.C), los habitantes de Chichen Itzá (1100 1300 D.C.) y los Aztecas (1168 1521 D.C.) Parece que tenía un… …   Enciclopedia Universal

  • Patolli — Représentation de deux joueurs de patolli dans le codex Florentinus. Le patolli est un des plus vieux jeux pratiqués en Mésoamérique et de nombreux peuples indigènes se sont distraits avec tels que les Teotihuacanos, les Toltèques, les habitants… …   Wikipédia en Français

  • patolli — pa·to·lli …   English syllables

  • patolli — pəˈtōl(y)ē noun ( s) Etymology: Spanish, from Nahuatl : an Aztec board game similar to pachisi …   Useful english dictionary

  • Bul (game) — Bul, also called Buul , Boolk or Puluc , is a running fight game originating in Mesoamerica, and is known particularly among several of the Maya peoples of the Guatemalan highlands. It is uncertain whether this specific game dates back to the pre …   Wikipedia

  • Парчис — Доска для игры в испанский вариант парчиса на 4 х игроков …   Википедия

  • Liste der Spiele — Die Liste der Spiele führt alle Spiele (Gesellschaftsspiele, Kinderspiele, Brettspiele, Kartenspiele, Würfelspiele usw.) auf, zu denen es einen eigenen Artikel gibt. Siehe auch Thematische Liste der Spiele Liste der Pen Paper Rollenspiele Liste… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”