Peissenberg

Peissenberg
Wappen Deutschlandkarte
Wappen von Peißenberg
Markierung
Deutschlandkarte, Position von Peißenberg hervorgehoben
47.79511.060277777778584Koordinaten: 47° 48′ N, 11° 4′ O
Basisdaten
Bundesland: Bayern
Regierungsbezirk: Oberbayern
Landkreis: Weilheim-Schongau
Höhe: 584 m ü. NN
Fläche: 32,7 km²
Einwohner: 12.626 (31. Dez. 2007)
Bevölkerungsdichte: 386 Einwohner je km²
Postleitzahl: 82380
Vorwahl: 08803
Kfz-Kennzeichen: WM
Gemeindeschlüssel: 09 1 90 139
Adresse der Marktverwaltung: Hauptstraße 77
82380 Peißenberg
Webpräsenz:
Bürgermeisterin: Manuela Vanni (SPD)
Peißenberg vom Osthang des Hohen Peißenberges bei Windkreuth
Der Nordteil des Ortes im Winter. Im Vordergrund das Krankenhaus; rechts außen die St.-Johann-Kirche

Peißenberg ist ein Markt im oberbayerischen Landkreis Weilheim-Schongau. Der Ort wurde bis 1919 Unterpeißenberg genannt.

Inhaltsverzeichnis

Geografie

Geografische Lage

Peißenberg liegt in der Mitte des Pfaffenwinkels im Voralpenland, zwischen dem „Hohen Peißenberg“ und dem Guggenberg, am linken Ammerufer. Die Gegend ist ländlich geprägt.

Geologie

Peißenberg befindet sich am Übergang der Vorlandmolasse zur Faltenmolasse. Die sogenannte Peißenberger Schuppe (ehem. als Mulde bezeichnet) bildet von Norden her kommend den ersten geologisch markanten Bereich der Faltenmolasse im Raum Peißenberg. Weiter südlich folgt die Rottenbucher Mulde. In den steil einfallenden Mulden- bzw. Schuppenschenkeln kommen auch die ursprünglich tiefer gelegenen, kohleführenden Schichten recht nah bis an die Erdoberfläche heran, was den Abbau der Kohle dort ermöglicht hat. Der Hohe Peißenberg befindet sich am südlichsten Teil der Vorlandmolasse, deren Schichten dort steil nach oben aufgerichtet wurden (Aufgerichtete Molasse). Sowohl die Ablagerung der Schichten, als auch deren spätere Auffaltung fand im Zeitalter des Tertiärs statt. Des Weiteren werden diese tertiären Schichten von unterschiedlich mächtigen quartären Schichten (vor allem Schotter & Moräne) überlagert.


Nachbargemeinden

Nachbargemeinden sind im Uhrzeigersinn beginnend im Norden: Wessobrunn (Ortsteile Forst und Paterzell), Polling, Oberhausen, Böbing und Hohenpeißenberg.

Klima

Das Klima in Peißenberg ist relativ kühl, mit einer Jah­res­durch­schnitts­tem­pe­ra­tur von 7,5 °C. Der Durchschnittsniederschlag ist 1200 mm. Die niederschlagsreichsten Monate sind Juni und Juli, wobei auch im Januar ein hoher Wert registriert wird. Dieser verteilt sich auf ungefähr 160 Tage, während der Hälfte dieser Tage fällt Schnee.

Fluten der Ammer

1999 hatte die Ammer Hochwasser. Außer wenigen vollgelaufenen Kellern war im Ort selber nichts passiert. Der Campingplatz nahe der Kläranlage wurde jedoch komplett überschwemmt.

Im August 2005 kam das nächste Hochwasser. Auch dieses Mal konnte der Damm dank seiner Erhöhung nach 1999 den Ort retten. Jedoch wurde eine noch nicht fertig gestellte Brücke für die Umgehungsstraße von den sich aufstauenden Baumstämmen zerstört – auch ein gezielt eingeleiteter Dammbruch konnte dies nicht verhindern. Während der Monate Juni und Juli durfte an der Brücke aufgrund von Hochwasserschutzmaßnahmen nicht gebaut werden. Zu dieser Zeit hatte die Ammer allerdings Niedrigwasser. Als die Bauarbeiten im August wieder aufgenommen wurden, ereignete sich das Hochwasser. Auch 2005 wurde der Campingplatz schwer in Mitleidenschaft gezogen.

Wappen

Das Wappen Peißenbergs besteht aus gekreuztem Hammer und Schlägel mit goldenem Stiehl, Werkzeuge, die früher im Bergbau verwendet wurden und die die Bergwerkstradition darstellen. Außerdem zeigt es drei goldene Bienen, die auf die früher im Gemeindegebiet sehr verbreitete Bienenzucht hinweisen. Ferner symbolisieren sie den Fleiß der Bergmänner und der Bevölkerung. Das Wappen hat einen schwarzen Hintergrund. Er steht für die Pechkohle und ihre hohe Bedeutung für die Entwicklung der Gemeinde in der Vergangenheit.

Geschichte

Peißenberg war lange ein unbedeutendes Dorf in Oberbayern. Es wurde im 11. Jahrhundert erstmals urkundlich erwähnt. Das erste wichtige Ereignis war der Titel Kurort für den Nordwestteil des Ortes, damals Sulz, das damit zu Bad Sulz wurde. Unterpeißenberg stand lange im Schatten des einstigen Bad Sulz mit seinen Schwefel- und Eisenquellen.

Der Ort gehörte zum Rentamt München und zum Landgericht Rauhenlechsberg des Kurfürstentums Bayern. Im Zuge der Verwaltungsreformen in Bayern entstand mit dem Gemeindeedikt von 1818 die heutige Gemeinde. Peißenberg wurde am 1. März 1919 zur Marktgemeinde ernannt.[1]

Im frühen 19. Jahrhundert mit wurde dem systematischen Abbau von Pechkohle am Hohen Peißenberg begonnen. Die Vorkommen waren seit etwa 1580 bekannt, als ein Hirtenjunge ein Lagerfeuer machen wollte und plötzlich der ganze Boden in Brand geriet.

Durch die sich stärker entwickelnde Kohlennachfrage, im Zuge der Industrialisierung wurden die Bodenschätze für den Abbau immer interessanter. In der Folge entwickelte sich Peißenberg zu einem Bergwerksdorf, heute noch sichtbar an den vielen Stollen und an neuer und alter Bergehalde. Es wird angenommen, dass durch den Bergbau die Kur-Quelle von Bad Sulz versiegte, das deswegen es den Kurortstatus verlor. Rund 3.500 Menschen hatten in der Spitze im Bergwerk Peißenberg ihren Arbeitsplatz. Ab 1927 wurde das Bergwerk durch die BHS betrieben. Im Dezember 1919 kamen 15 Bergleute bei Explosionen im Bergwerk Peißenberg zu Tode.

Der Bergbau wurde, obwohl seinerzeit auf dem modernsten Stand der Technik befindlich, zunächst 1966 an den Standorten Hausham und Penzberg eingestellt und schließlich 1971 auch in Peißenberg aufgegeben. Der Ort hält die Erinnerung an diese Ära wach, unter anderem durch die Einrichtung des Bergbaumuseums.

Religionen

Mit über 8500 Mitgliedern der Römisch-Katholischen Kirche sind fast 70% der Bevölkerung katholisch. Knapp 1500 sind evangelisch. Der Rest ist konfessionslos oder gehört einer anderen Religionsgruppe an.[2]

Die bedeutendsten Kirchengemeinden sind St. Johann im Nordteil, St. Barbara im Südteil und die evangelisch-lutherische Gemeinde.

Politik

Bürgermeister

Erste(r) Bürgermeister(in):[3]
Amtszeit Bürgermeister(in) Partei
1945–1946 Fritz Beyerlein
(kommissarisch)
 ?
1946–1955 Josef Zerhoch SPD
1955–1959 Johann Baudrexel  ?
1959–1972 Hans Leibold SPD
1972–1990[4] Matthias Führler SPD
1990–2008 Hermann Schnitzer CSU
seit 2008[5] Manuela Vanni SPD

Nach der Kommunalwahl 2002 setzte sich der Gemeinderat folgendermaßen zusammen:[6]
CSU: 14 Sitze (55,8 %);
SPD: 7 Sitze (31,4 %);
Peißenberger Bürgervereinigung: 4 Sitze (12,8 %);

Seit Mai 2008 setzt sich der Gemeinderat folgendermaßen zusammen:
CSU: 10 Sitze (41,3 %);
SPD: 8 Sitze (34,2 %);
Peißenberger Bürgervereinigung: 6 Sitze (24,5 %).[7]

Wirtschaft und Infrastruktur

Verkehr

Die Bahnhöfe Peißenbergs, Peißenberg und Peißenberg Nord, liegen an der Strecke Schongau - Peiting – Weilheim, die über Geltendorf weiter nach Augsburg führt. Die Strecke war ehemals aufgrund des Bergwerkes in Richtung Weilheim elektrifiziert, die Oberleitungen wurden aber nach Aufgabe der Förderung abmontiert, da die Bahn sie nicht sanieren wollte.

Durch den Ortskern führt die B 472 von Irschenberg nach Marktoberdorf. Im Dezember 2008 wurde, zur Entlastung des Ortes, eine Umgehungsstraße eröffnet, die südlich und östlich an der Marktgemeinde vorbeiführt. Nicht weit im Osten, bei Huglfing, führt die B 2 (München – Garmisch-Partenkirchen) vorbei. Die Autobahnanschlussstelle liegt bei Sindelsdorf, ungefähr 30 km im Osten der Gemeinde.


Öffentliche Einrichtungen

Bildungseinrichtungen

Folgende Bildungseinrichtungen gibt es in der Gemeinde:

  • zwei Grundschulen (Josef Zerhoch und St. Johann)
  • Josef Zerhoch Hauptschule
  • Staatliche Realschule
  • Montessori Grund- und Hauptschule
  • eine Volkshochschule


Freizeit- und Sportanlagen

Peißenberg besitzt eine Sportanlage mit einem Fußball„Stadion“, zwei Turnhallen und zwei Trainingsplätzen. Außerdem gibt es das beheizte Freizeitbad „Rigi Rutschn“, das im Sommer sehr viele Gäste anzieht. Der Campingplatz an der Ammer sowie die Ammer selbst sind ebenfalls beliebt zum schwimmen. Dazu verfügt Peißenberg über ein Eisstadion, in dem im Winter die Eishockeymannschaften des TSV Peißenberg, im Sommer die Rolling Bears und die Weilheim Streetkings spielen.

Partnergemeinden

Peißenberg und St. Brévin Les Pins in Frankreich sind seit 1986 Partnergemeinden. St. Brévin Les Pins liegt an der französischen Atlantikküste, direkt an der Loire-Mündung und damit ca. 1300 km entfernt.

Des Weiteren existiert eine inoffizielle Partnerschaft mit Apremont, einem Dorf in Savoyen, durch die seit 1980 bestehenden Austausche.

Gemeindegliederung

Die Gemeinde hat zwei größere Teile: Nord („Dorf“) und Süd („Wörth“). Außerdem sind St. Georg und die Peißenberger Ammerhöfe Teile des Gemeindegebietes.

Entwicklung des Gemeindegebiets

Eingemeindungen

St. Georg, ein ehemals abgelegener Hof, sowie die Ammerhöfe, mehrere südlich des Ortes in loser Anordnung liegende hauptsächlich landwirtschaftliche Anwesen, wurden im Zuge der Gemeindereform Bayerns 1978[8] Teil des Gemeindegebiets.

Einwohnerentwicklung[2]

1939 6.336
1949 8.340
1959 8.886
1970 9.693
1981 10.631
1993 11.605
2000 12.271

Volkszählungen fanden 1970 und 1987 statt.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Museen

Peißenberg besitzt ein Bergwerksmuseum, das an die Zeit der Pechkohleförderung erinnert. Man kann im Zuge des Museumsbesuchs auch einen alten Stollen besuchen.

Bauwerke

Die Kapelle St. Georg

In Peißenberg befindet sich die mittelalterliche Kapelle St. Georg, die sich in Privateigentum befindet, aber besichtigt werden kann; hierzu frage man am Bauernhof St. Georg nach dem Schlüssel.

Weiterhin gibt es die Tiefstollenhalle, ehemals Arbeitshallen des Peißenberger Bergwerks, die nach ihrem Umbau als Veranstaltungshalle verwendet wird.

An der Bundesstraße befindet sich auch das Schiefe Haus. Es wurde von einem Bergmann auf einem Moorgebiet gebaut, weswegen es sich im Laufe der Zeit neigte, sodass der Besitzer alle zehn Jahre die Böden begraden musste. Heute ist das Moor trockengelegt worden; in seinem jetzigen Neigungswinkel wird das Haus verbleiben.

Die Knappengedächtniskapelle

Der Bergwerksgedenkverein hat eine Kapelle auf dem Guggenberg zum Gedenken der Bergleute errichtet. Der Altar der Kapelle ist ein ehemaliger Bergwerkshundt. Die Kapelle heißt Knappengedächtniskapelle, oder inoffiziell Guggenbergkapelle; es führen einige Fußwege zu ihr den Berg hinauf.

Regelmäßige Veranstaltungen

Jeden Sommer findet Mitte Juli das Volksfest auf dem Volksfestplatz auf der neuen Bergehalde statt.
Am letzten Sonntag im Oktober findet der Leonhardiumritt mit ca. 200 Pferden, Motivwägen und Blaskapellen satt.

Persönlichkeiten

Söhne und Töchter der Gemeinde

Literatur

Peißenberger Heimatlexikon von Max Biller, 612 Seiten, erhältlich bei der Marktgemeinde

Einzelnachweise

  1. Max Biller, Peißenberger Heimatlexikon, 2. erw. Auflage von 1984, Seite 440 (Stichwort: Ortsgeschichte)
  2. a b http://www.peissenberg.de/Zahlen-Fakten/bevoelkerungsstatistik
  3. vgl. Max Biller, Peißenberger Heimatlexikon, 2. erw. Auflage von 1984, Seite 176 ff (Stichwort: Bürgermeister)
  4. http://www.spdpeissenberg.de/?Ortsverein:Chronik
  5. http://www.wahl.peissenberg.de/stichwahl/buergermeister.html
  6. http://www.peissenberg.de/virtuelles-rathaus/gemeinderat/
  7. http://www.wahl.peissenberg.de/gemeinderat.html
  8. Max Biller: Peißenberger Heimatlexikon, zweite erweiterte Auflage von 1984, Seite 248 (Stichwort: Gemeindegebiet)

Weblinks


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