Pelodytes

Pelodytes
Westlicher Schlammtaucher
Westlicher Schlammtaucher (Pelodytes punctatus)

Westlicher Schlammtaucher (Pelodytes punctatus)

Systematik
Klasse: Lurche (Amphibia)
Ordnung: Froschlurche (Anura)
Überfamilie: Pelodytoidea
Familie: Schlammtaucher
Gattung: Schlammtaucher
Art: Westlicher Schlammtaucher
Wissenschaftlicher Name der Familie
Pelodytidae
Bonaparte, 1850
Wissenschaftlicher Name der Gattung
Pelodytes
Bonaparte, 1838
Wissenschaftlicher Name der Art
Pelodytes punctatus
(Daudin, 1802)

Der Westliche Schlammtaucher (Pelodytes punctatus) ist ein westeuropäisch verbreiteter, zierlicher Froschlurch und bildet eine von drei Arten der Gattung Schlammtaucher (Pelodytes). Aus dieser wiederum besteht ausschließlich die Familie Pelodytidae. Zusammen mit den Amerikanischen Schaufelfußkröten bilden die Schlammtaucher die Überfamilie Pelodytoidea, die wiederum die Schwestergruppe der Krötenfrösche (Pelobatoidea) aus Europäischen und Asiatischen Krötenfröschen darstellt.

Inhaltsverzeichnis

Merkmale

Schlammtaucher sind sehr kleine Froschlurche mit relativ langen Hinterbeinen, flachem Kopf und senkrecht geschlitzten Pupillen. Der Westliche Schlammtaucher wird nur 3,5 (Männchen) bis 4,5 (Weibchen) Zentimeter lang – die Größe ist etwa vergleichbar mit dem Europäischen Laubfrosch. Ihre Oberseite ist recht variabel gefärbt; meist zieren sie unregelmäßige grüne Flecken auf einem hellbräunlichen, grauen oder hellolivgrünen Grundton. Der Rücken ist von länglichen Warzen übersät, die oft wellenförmige Längsreihen bilden und an den Flanken teilweise orangefarben sein können. Hinter den hervorstehenden Augen befindet sich oberhalb des Trommelfells je eine kurze, schmale Drüsenleiste. Ohrdrüsen (Parotiden), wie bei den Echten Kröten, sind nicht ausgeprägt. Die Unterseite ist weiß, im Hüftbereich gelb-orange. Die Männchen entwickeln zur Paarungszeit dunkle Brunstschwielen an den Innenseiten der Finger und Arme sowie an der Brust. Ihre Arme sind außerdem länger und kräftiger als die der Weibchen.

Verbreitung

Die Oberseite ist meist grün-fleckig

Das Vorkommensgebiet der Art reicht von Nordfrankreich bis ins südöstliche Spanien; im Einzelnen umfasst es die Länder Frankreich, Spanien, Portugal und einen kleinen Anteil von Nordwestitalien (in Piemont und Ligurien); auch der äußerste Südrand von Belgien und Luxemburg wird wohl gerade noch erreicht. Das portugiesische Areal ist möglicherweise von den spanischen Vorkommen räumlich getrennt. Die Höhenverbreitung reicht von Meereshöhe bis in mittlere Gebirgslagen. Am stetigsten ist die Verbreitung in Teilen Spaniens und in Frankreich, wo nur der Ostrand und Teile des Südwestens nicht besiedelt sind.

Lebensraum, Lebensweise

Schlammtaucher kommen in offenen bis halboffenen, auch recht trockenen Landschaften vor, die beispielsweise durch eingestreute Pinien- oder Steineichenwälder geprägt sind. Dabei scheint eine Vorliebe für kalkhaltige Böden zu bestehen. Die Tiere halten sich tagsüber unter Steinen oder in selbstgegrabenen Höhlungen versteckt. Sie können auch recht gut klettern. Nachts gehen sie auf die Jagd nach Insekten. Zu ihren Fressfeinden gehört unter anderem die Schleiereule. Als Laichplätze werden verkrautete, mitunter auch leicht brackige Tümpel und manchmal sogar Bäche aufgesucht. Im Norden des Verbreitungsgebietes hält der Schlammtaucher eine Winterruhe zwischen November und Februar/März; im Süden ist er ganzjährig aktiv.

Fortpflanzung

Die Fortpflanzungsperiode liegt in Frankreich zwischen Ende Februar und Anfang April; in Portugal zwischen November und März. Unter anderem in Andalusien können ganzjährig mehrere Laichphasen beobachtet werden. (Hinweis: Diese Literaturangabe könnte sich allerdings auch auf die später neu beschriebene Art Pelodytes ibericus beziehen!) Die Männchen erzeugen mit Hilfe paariger innerer Schallblasen recht leise, knarrende Balzrufe unter Wasser, die wie („koak...koak...koak“) klingen. Die Weibchen antworten bei der Paarung manchmal mit „küh...küh...küh“ – die Rufe sollen denen der Zwergtrappe oder des Wachtelkönigs ähnlich sein.

Kaulquappe

Bei der Paarung umklammert das Männchen mit seinen Vorderbeinen das Weibchen nicht in der Achsel-, sondern in der Lendengegend, wie dies für die „urtümlicheren Froschlurche“ der Unterordnungen Archaeobatrachia und Mesobatrachia typisch ist. Bei der Laichablage sucht sich das Pärchen einen senkrechten Ast oder Halm im Wasser, an den das Weibchen mit Hilfe seiner Hinterbeine eine wenige Zentimeter kurze, drei bis vier Millimeter dicke Laichschnur wickelt, die 40 bis 300 Eier enthält. Insgesamt kann ein Weibchen 1000 bis 1600 Eier produzieren. Diese sind oberseits dunkelgrau bis schwarz und unregelmäßig in Gallerthüllen angeordnet. Die Kaulquappen benötigen, wenn keine Winterruhe dazwischenkommt, etwa drei Monate bis zur Metamorphose zum Landtier. Zuvor erreichen sie mit Gesamtlängen bis zu 6,5 (selten: 9,5) Zentimeter recht beachtliche Ausmaße im Verhältnis zu den erwachsenen Tieren (vergleiche auch: Knoblauchkröte).

Taxonomie

Die Gattung Pelodytes und damit die gesamte Familie Pelodytidae besteht gegenwärtig nur aus drei Arten, wobei eine erst vor wenigen Jahren erstmals beschrieben wurde: Im Süden der Iberischen Halbinsel wird der Iberische Schlammtaucher (P. ibericus) mittlerweile als eigene, von Pelodytes punctatus abzutrennende Art angesehen. Bemerkenswert ist außerdem, dass die dritte Art, der Kaukasische Schlammtaucher (P. caucasicus Boulenger, 1896), mit seinen Vorkommen in Kaukasien und der Türkei territorial derart weit entfernt und getrennt ist. Die Artbildung wurde hier durch räumliche Isolation in Folge der Eiszeiten gefördert. Neue Forschungen weisen ferner darauf hin, dass die Populationen im nördlichen Portugal möglicherweise als separate, noch nicht beschriebene Art anzusehen sein könnten.

Siehe auch: Systematik der Amphibien, mit Referenzen für die hier gebräuchliche Taxonomie der Amphibien.
Ferner Informationen zu einem völlig neuen, phylogenetisch basierten Systematik-Modell.

Gefährdung und Schutz

Die Bauchseite ist weißlich, die Pupillen sind senkrecht geschlitzt

Es scheinen insbesondere die Bestände in Nordwestitalien durch Lebensraumzerstörung, Umweltverschmutzung und Verinselung bedroht zu sein. Den Gesamtbestand der Art stuft die IUCN in ihrer internationalen Roten Liste trotz Abnahmetrends zwar noch mit "LC" (ungefährdet) ein, jedoch wird der Westliche Schlammtaucher in allen Nationalstaaten mit Vorkommen als "stark gefährdet" (Frankreich, Belgien, Luxemburg) oder zumindest "gefährdet" (übrige) bewertet.

Gesetzlicher Schutzstatus

Literatur

  • Andreas Nöllert & Christel Nöllert: Die Amphibien Europas. Franckh-Kosmos, Stuttgart 1992, ISBN 3-440-06340-2

Weblinks


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