Peristrema-Tal

Peristrema-Tal
Ihlara-Tal

Das Ihlara-Tal (auch Peristrema-Tal, türkisch Ihlara Vadisi) ist eine 15 km lange und bis zu 150 m tiefe Schlucht im Südwesten der türkischen Region Kappadokien im Bezirk Güzelyurt der Provinz Aksaray. Im Tal liegen etwa 50 Felsenkirchen und zahlreiche Höhlenbauten.

Inhaltsverzeichnis

Entstehung und Lage

Blick von der Einstiegstreppe

Die Schlucht wurde in prähistorischer Zeit vom Melendiz Su gegraben. Sie liegt zwischen den Orten Ihlara im Südosten und Selime im Nordwesten. Am nördlichen Ortsende von Ihlara führt eine Treppe mit fast 400 Stufen über 100 m tief in den Canyon. Das Tal war seit dem siebten Jahrhundert Siedlungsgebiet byzantinischer Mönche, die in das Tuffgestein, das durch die Eruptionen des Hasan Dağı entstand, ihre Behausungen und Kirchen gruben. Der frühere griechische Name Peristrema (herum gewunden) des Ortes Belisarma, der etwa auf der Hälfte der Strecke von Ihlara nach Selime liegt, war namensgebend für das Tal.

Kirchen

Fassade der Sümbüllü Kilise

Die Kirchen im Peristrema-Tal lassen sich in zwei Gruppen einteilen. Die erste bilden die Kirchen um den Ort Ihlara, die mit Malereien einer lokalen kappadokischen Richtung ausgestattet sind, die östliche Einflüsse aus Persien und Syrien aufweist. Sie sind größtenteils bereits in vorikonoklastischer Zeit entstanden, wurden aber in späterer Zeit mit immer neuen Malereien ausgestattet. Die andere Gruppe, um den Ort Belisarma gelegen, ist vornehmlich im byzantinischen Stil des zehnten und elften Jahrhunderts dekoriert.

Zur ersten Gruppe gehören unter anderem

  • die Ağaçaltı Kilisesi (Kirche unter dem Baum), eine kreuzförmig in den Fels gehauene Kirche, vermutlich aus dem siebten Jahrhundert, in deren Kuppel eine Himmelfahrtszene zu sehen ist. Diese vorikonoklastische Darstellung hat die Zeit des Bilderstreits überdauert.
  • die Yılanlı Kilise (Schlangenkirche), ebenfalls eine Kreuzkuppelkirche mit auffällig langer Apsis. Im Narthex finden sich Höllenszenen, die ins neunte Jahrhundert datiert werden, darunter vier unbekleidete Sünderinnen, die von schlangenartigen Ungeheuern umwunden werden. Von dieser Abbildung rührt der Name der Kirche.
  • die Sümbüllü Kilise (Hyazinthenkirche), vermutlich aus dem zehnten Jahrhundert. Die Kirche mit T-förmigem Grundriss zeigt den Übergang zum byzantinischen Stil. Ihre Wandmalereien zeigen unter anderem Kaiser Konstantin mit seiner Gattin Helena. Die gegliederte, prunkvolle Außenfassade dagegen zeigt orientalischen Einfluss.
Kirchenfassade

Zur zweiten Gruppe gehören

  • die Direkli Kilise (Pfeilerkirche). Die dreischiffige Kreuzkuppelkirche ist im zehnten Jahrhundert entstanden. Das Gewölbe wird von vier hohen Säulen getragen, die von Heiligenporträts geschmückt sind. Eine der wenigen im Tal gefundenen Inschriften berichtet über die Stiftung der Kirche zur Zeit des byzantinischen Kaisers Basileios II., der 976-1025 regierte.
  • die Karagedik Kilisesi (Kirche mit der schwarzen Bresche), eine aus Ziegeln und Trachytblöcken gebaute Kreuzkuppelkirche mit vier Pfeilern aus dem elften Jahrhundert, die allerdings stark zerstört ist und nur noch wenige verblasste Malereireste vorzuweisen hat.
  • die Kırkdamaltı Kilisesi (Kirche unter 40 Dächern oder St.-Georgs-Kirche), die auf Grund einer Inschrift auf die Zeit zwischen 1283 und 1295 datiert werden kann. Damit ist sie das letzte bekannte Zeugnis christlicher Architektur im Ihlara-Tal bis zum Neubeginn des Kirchenbaus durch hier ansässige Griechen im 19. Jahrhundert. Neben Darstellungen des Heiligen Georg zeigt eine ihrer Malereien den byzantinischen Konsul Basileos Giagupes, der gleichzeitig Emir war, in seldschukischer Tracht mit Turban und seine Frau Thamar, eine georgische Prinzessin. Die dazu gehörige Inschrift erwähnt sowohl den Seldschuken-Sultan Masud II. als auch den byzantinischen Kaiser Andronikos II., was als Beleg dafür angesehen wird, dass zu dieser Zeit ein friedliches Zusammenleben von Christen und Muslimen in Kappadokien möglich war.

Siehe auch

Literatur

  • Peter Daners, Volher Ohl: Kappadokien. Dumont, 1996, ISBN 3-7701-3256-4
  • Marianne Mehling (Hrsg.): Knaurs Kulturführer in Farbe Türkei. Droemer-Knaur, 1987, ISBN 3-426-26293-2
  • Robert G. Ousterhout: A Byzantine Settlement in Cappadocia.Dumbarton Oaks, 2005, ISBN 0884023109, bei GoogleBooks

Weblinks

38.26111111111134.2922222222227Koordinaten: 38° 15′ 40″ N, 34° 17′ 32″ O


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