- Perl-Nennig
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Nennig ist ein Ortsteil (Gemeindebezirk) der Gemeinde Perl im Landkreis Merzig-Wadern (Saarland) mit etwa 1036 Einwohnern. Nennig ist einer der drei Moselorte des Saarlandes; hier wird auch Wein angebaut.
Überregional bekannt ist Schloss Berg, das ein Hotel und eines der besten Restaurants Deutschlands mit dem Spitzenkoch Christian Bau (seit 2005 drei Michelin-Sterne) sowie ein Spielcasino beherbergt.
Am 8. August 2003 wurden in Nennig 40,8 °C gemessen. Dieser Wert musste jedoch einige Tage später aufgrund von Messungenauigkeiten nach unten auf 40,3 °C korrigiert werden. Dies bedeutete einen neuen deutschen Temperaturrekord. Der alte Rekord stammte aus dem Jahre 1983, als im bayerischen Gärmersdorf 40,2 °C registriert wurden.
Mit dem Mosaik von Nennig gehört Nennig zu den wichtigen römischen Ausgrabungsstätten im Saarland.
Inhaltsverzeichnis
Geologische Einordnung, Bodenarten und Nutzung
Nennig liegt raumgeologisch gesehen am Rande des Pariser Beckens und des lothringischen Schichtstufengebirges. Landschaftlich gehört es zum Gebiet der Trierer-Luxemburger Triasbucht, die als Gutland bezeichnet wird.
Die Gesteinsgrundlage stellt in Nennig fast überall der Hauptmuschelkalk dar. Von den Höhen des Saar-Moselgaues, auch oft nur als Saargau bezeichnet, fällt die Landschaft terrassenartig zur Mosel hin ab. Zahlreiche der Mosel zulaufende Tälchen bauen flache Schwemmkegel in die Moseltalniederung vor, die hier auf einer Länge von 9 km auf rund 1,8 km verbreitert ist.
Die Talaue ist verfüllt mit holozänen Auenablagerungen. Als Bodenarten herrschen schluffige Lehme vor. Es finden sich die typischen Auenböden. Die Böden weisen eine Gründigkeit zwischen 0,5 und 3 Metern auf und sind extrem fruchtbar. Es werden hier die für das Saarland höchsten Bodenzahlen von 60 bis 80 Punkten erreicht. Die gesamte Aue wird regelmäßig überschwemmt.
Gemäß der Bodenübersichtskarte des Saarlandes dominieren im Gebiet, in den häufiger überschwemmten Abschnitten die allochthonen Braunen Auenböden und in den weniger häufig überschwemmten Bereichen zur Verbraunung neigende rezente Auenböden, die bereits überleiten zu den Auenbraunerden (autochthone Vega). In grundwassernahen Senken und Flutmulden stellen sich Auengleye oder Übergangsformen zu den Vegen ein. Am Hangfuß finden sich Kolluvisole aus vorwiegend lehmigen Abschwemmmassen. Auf den zur Mosel abfallenden Hängen findet sich größtenteils Kalkbraunerde, Braunerde sowie Pelosol- Braunerde.
Soweit die Böden landwirtschaftlich nutzbar sind werden sie als Acker und Grünland genutzt. Die Verteilung von Grünland zu Ackerland wird von einer Vielzahl von Faktoren bestimmt. Neben der Ertragsfähigkeit und der Hängigkeit sowie der Bearbeitbarkeit spielen auch historische Entwicklungen eine Rolle. So sind die Grünlandflächen in der Talaue historisch bedingt, da hier in früheren Zeiten eine Nutzung als Bewässerungswiesen möglich war. Hiervon zeugen heute noch zahlreiche, die Flächen durchschneidende Bewässerungsgräben. Zudem schränken die jährlich wiederkommenden Überschwemmungen, sowie der zum Teil hohe Grundwasserstand die Ackernutzung ein. Trotzdem sind in der Vergangenheit größere Grünlandflächen in der Talaue in die Ackerbauliche Nutzung genommen worden. Daher lässt sich sagen, dass die Bodenarten und die damit verbundene landwirtschaftliche Ertragsfähigkeit ein Hauptauswahlkriterium für die Flächennutzung darstellt.
Bodenschätze
Kies und Sand
Reiche Vorkommen, die in großem Umfang in der Talaue abgebaut werden. Daneben existieren geringere Vorkommen, älterer Entstehung auf einigen zur Mosel abfallenden Hängen.
Muschelkalk
Große Vorkommen von Muschelkalkstein und Dolomiten. Vorkommen sind von besonderer, überregionaler Qualität. Ein Abbau ist bis in die Römerzeit nachzuweisen. Seit ca. 1995 findet kein Abbau mehr statt. Verwendung fanden die Gesteine als Platten und Pflastersteine sowie zur Herstellung von Brandkalk.
Geschichte
Nennig wird urkundlich erstmals 924 erwähnt, jedoch bezeugen zahlreiche Funde aus früherer Zeit schon eine Besiedlung.
Römische Zeit
Das bedeutendste Baudenkmal aus römischer Zeit im Saarland ist die Villa zu Nennig. 1852 zufällig entdeckt, wurden wesentliche Teile des Anwesens bis 1864 durch N. von Wilmowsky, 1866 durch H. Schaeffer und 1869-1872 durch E. Aus'm Weerth ausgegraben. Neue systematische Grabungen fanden von 1987 bis 1999 durch F. Bertemes, R. Echt, K.-P. Henz und B. Bienert statt.
Hatte man lange geglaubt, die Villa von Nennig sei ein reiner Luxus- und Repräsentationsbau, so belegen die neuen Ausgrabungen die Zugehörigkeit der Nenniger Anlage zum Typ der Axialhofvilla. Das Gebäudeensemble gliedert sich in einen repräsentativen Wohnbereich (Pars urbana) und einen Ökonomiebereich (Pars rustica. Letzterer besteht aus einem langgestreckten Hof, durch den breite, gepflasterte Fahrstraßen von der knapp 2 km entfernten Mosel auf das Herrenhaus zuführen. An beiden Längsseiten des Hofes standen Nutz- und Wohnbauten. Drei sind durch Grabung nachgewiesen, weitere dürften noch unerkannt im Boden stecken. Ein Teil des Hofareals ist seit 1999 modern überbaut.
Zur Pars urbana der Villa gehören ein herrschaftliches Wohngebäude von 120 m Breite mit einer Portikusfassade zwischen Eckrisaliten, zwei damit durch Portiken verbundene Seitentrakte, die als Gästewohnungen interpretiert werden, ein abseits gelegenes, fast 500 qm großes Badehaus vom Blocktypus, und eine fast 260 m lange Gartenportikus zwischen Haupthaus und Bad. Moselwärts vor dem Badegebäude erhebt sich auf der Domäne ein Grabhügel (Tumulus oder Mahlknopf, Dialekt: Mohknapp genannt). Ausgrabungen durch A. Kolling 1986-87 erbrachten am Hügelfuß eine mannshohe Ringmauer von 44,5 m Durchmesser und den Nachweis, dass das Grabmal von einem 94 x 100 m messenden Mauergeviert umgeben war. Nach Abschluss der Grabungen wurde der Hügel wieder aufgeschüttet und ein Teil der Ringmauer rekonstruiert. Ein zweiter Hügel nördlich des Mahlknopf ist heute völlig eingeebnet.
Berühmt ist die Villa von Nennig vor allem wegen des hervorragenden Mosaikteppichs aus dem 3. Jahrhundert n. Chr. im Empfangssaal des Herrenhauses. Von ursprünglich acht Medaillons mit figürlichen Darstellungen aus dem Amphitheater sind sieben erhalten. Das 15,65 x 10,30 m große Mosaik ist an Ort und Stelle erhalten. Ein Schutzbau aus dem 19. Jh. macht es Besuchern zugänglich. Rechts und links des Schutzbaus sind die Grundmauern von Teilen des Herrenhauses zu besichtigen, u.a. die Säulenstümpfe eines Peristyls nördlich des Mosaiksaals.
Nach Ausweis datierender Kleinfunde (Münzen, Fibeln, Keramik) war die Villa von Nennig eine Gründung des 1. Jahrhunderts n. Chr. Die jüngsten Funde stammen aus der zweiten Hälfte des 4. Jahrhunderts.
Im Volksmund existieren Berichte von einigen unterirdischen Gängen zum Mohknapp. Zudem wird dies wird von zahlreichen Augenzeugenaussagen von älteren Bürgern immer wieder bestätigt. So soll noch vor 30 Jahren im Bereich der römischen Villa ein Eingang zu einem solchen Gang frei zugänglich gewesen sein, in dem man mehrere Hundert Meter fast aufrecht gehen konnte. Auch soll beim Ausbau der Kanalisation in der Dorfstraße Richtung Besch in den 50er Jahren ein solcher Gang angeschnitten worden sein.
Mittelalter
Auf die Römer folgten die Franken in Nennig. Diese bewohnten einige Zeit die römischen Bauwerke, unterhielten sie aber nicht mehr, so dass sie verfielen. Die Römische Villa wurde endgültig bei der großen Normannenschlacht in der Nenniger–Remicher Moselaue zerstört. Wohl kurz darauf evtl. auch schon früher entstanden mehrere fränkische Herrenhöfe, aus denen die Schlösser Berg, Bübingen und Thorn hervorgingen. Von diesen dreien, die früher zu Nennig gezählt wurden, liegt Schloss Thorn heute außerhalb des Saarlandes im benachbarten Rheinland-Pfalz.
Die territoriale Zugehörigkeit Nennigs war dabei geteilt. So regierten gleichzeitig der Kurfürst von Trier, der Herzog von Lothringen bzw. der König von Frankreich und der Herzog von Luxemburg bzw. der Österreichische Kaiser in Nennig. Dabei war Schloss Bübingen eine Luxemburgische Herrschaft und Schloss Berg eine lothringische Herrschaft. Die Einwohner von Nennig (das damals aus den Ortsteilen Nennig, Wies, Berg und Bübingen bestand) waren demnach Untertan von verschiedenen Herren. Dabei bildeten die 4 Orte jedoch eine ungeteilte territoriale Einheit (Kondominium). Die einzelnen Haushalte waren jedoch unterschiedlichen Staaten steuerpflichtig. Eine Karte aus der Mitte des 18. Jahrhunderts zeigt diese für unsere heutigen Verhältnisse verworrenen Zustände.
Neuzeit
Nach dem Einmarsch der französischen Revolutionstruppen fiel Nennig an die Republik Frankreich, bis es 1815 nach dem Sieg über Napoleon dem Königreich Preußen (Rheinprovinz, Regierungsbezirk Trier, Kreis Saarburg) zugeschlagen wurde. Seit dieser Zeit bildet die Mosel als Kondominium die Grenze zwischen Preußen (später Deutschland) und dem Großherzogtum Luxemburg. Das Kondominium in diesem Fall wirkt sich dabei so aus, dass die Grenze Luxemburgs das deutsche Ufer ist und die Grenze Deutschlands das luxemburgische Ufer, die Mosel also beiden Staaten gehört.
Seit 1945 gehört Nennig zum Saarland und wurde mit weiteren Ortsteilen, die vorher zum Kreis Saarburg gehörten, dem Kreis Merzig-Wadern und darin dem Amt Perl zugeteilt. 1974 wurde durch das Verwaltungsreformgesetz die Gemeinde Nennig aufgelöst und Nennig in die Gemeinde Perl eingegliedert.
Bilder
Literatur
Webseiten
Ortsteile der Gemeinde PerlBesch | Borg | Büschdorf | Eft-Hellendorf | Keßlingen | Münzingen | Nennig | Oberleuken | Oberperl | Perl | Sehndorf | Sinz | Tettingen-Butzdorf | Wochern
49.536.3666666666667Koordinaten: 49° 32′ N, 6° 22′ O
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