- Perlacher Mugl
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Der Perlacher Forst ist ein 13,36 km² großes gemeindefreies Waldgebiet im Südosten von München. Er gehört mit dem Grünwalder Forst und dem Forstenrieder Park zur „Betriebsklasse Süd“ des Forstamtes München und hat als Naherholungsgebiet für die Bevölkerung große Bedeutung, da er wohnortnahes Naturerlebnis und die Möglichkeit zur biologischen und umweltpolitischen Bildung bietet.
Die Waldflächen bestehen großteils aus einschichtigen und aus Sicht des Naturschutzes ungünstig strukturierten Fichten-Monokulturen, die im Gegensatz zu mehrschichtigen Beständen mit eine größeren Spreitung des Baumalters und der Baumartenmischung relativ artenarm sind. Mit dem Bestandesalter steigt die Anzahl der vorkommenden Tierarten, die das vermehrt vorkommende Totholz nutzen und allgemein von den vielseitigeren Lebensraumbedingungen profitieren. Die Altersverteilung der Betriebsklasse Süd ist durch ein Übergewicht jüngerer Bestände gekennzeichnet. Die aus ökologischer Sicht wertvolleren Altbestände sind selten, nur rund 4% der Fläche sind älter als 120 Jahre.
Bis zu den Orkanen Vivian und Wiebke im Jahr 1990 war die Zusammensetzung der Wälder südlich von München noch stärker durch Fichten dominiert, die in Form von einschichtigen Altersklassenwäldern das Landschaftsbild prägten. Die großflächigen Sturmschäden boten der Forstverwaltung die Möglichkeit, die zerstörten Fichtenbestände durch standortgerechte Laubholz-Mischwälder vor allem durch Buchen-Vorbau und Förderung der natürlichen Laubholz-Verjüngung bestehender Fichtenreinbeständen zu ersetzen. Diese Maßnahmen führen zu naturnahen und stabilen Folgebeständen, die wegen ihres Strukturreichtums eine Verbesserung der waldökologischen Situation bewirken. Ein wesentlicher Faktor für den Erfolg dieser Bestrebungen ist eine angepasste Wilddichte. In den Laubholzmischbeständen kommen im einzelnen folgende Gehölze vor: Hainbuchen, Spitz- und Feld-Ahorn, Robinien, Vogelbeeren, Mehlbeeren, Espen, Pappeln, Weiden, Weiß- und Schwarzerlen sowie Sand- und Moorbirken; an so genannten Edellaubhölzern findet man, wenn auch teilweise eher selten, Sommer- und Winter-Linden, Eschen, Berg-Ahorne, Kirschen, Roteichen, Ulmen, Elsbeeren, Kastanien, Nussbäume und Speierlinge nebst anderen Wildobstbäumen.
Zur Verdeutlichung der Umbaumaßnahmen, die in den letzten Jahren stattfanden haben, werden in der folgenden Tabelle der Hauptbestandstypen der Betriebsklasse Süd die Bestände aller Altersklassen denjenigen gegenübergestellt, die jünger als 20 Jahre alt sind (Altersklasse I).
Bestandstyp Anteil aller Altersklassen Anteil der Altersklasse I Fichtenreinbestände 31 % 5,1 % Fichten-Nadelholz-Mischbestände 12,3 % 1,4 % Fichten-Laubholz-Mischbestände 22,4 % 15,4 % Bestände mit führender Kiefer 3,6 % - Bestände mit führender Buche 10,1 % 19,8 % Bestände mit führender Eiche 9,5 % 30,1 % Laubholzmischbestände aus sonstigem Laubholz und Edellaubholz 11,1 % 28,2 % Bei den Orkanen Anfang der 1990er Jahre wurden in mehreren Parzellen des Perlacher Forstes auf vielen Hektar Flächen alle Bäume entwurzelt. Die Sturmschäden betrafen hauptsächlich Fichtenmonokulturen, aber auch Gebäude am Waldrand und in waldnahen Gebieten mit hohem Baumbestand. Die Berufsfeuerwehren von Stadt und Landkreis München und mehrere Freiwillige Feuerwehren waren in dreitägigem Dauereinsatz, um die schlimmsten Schäden zu beseitigen. Nicht nur aus Mangel an Geld und Arbeitskräften, sondern auch aus wissenschaftlichem Interesse wurden einige der Waldgebiete nicht geräumt. Auf den Totholzflächen entstanden seither urtümlich anmutende Biotope, an denen sich die Abfolge der Wiederbesiedlung durch Pflanzen und Tiere beobachten lässt.
1992 vernichtete ein großer Waldbrand mehrere Hektar des Forstes. Er konnte schließlich durch einen groß angelegten Einsatz der Feuerwehren der Region unter Verwendung von Hubschraubern eingedämmt und gelöscht werden.
Aufgrund von Sparmaßnahmen zur Haushaltskonsolidierung hat die bayerische Staatsregierung (CSU) mit ihren Stimmen im bayerischen Landtag beschlossen, zentrale Inhalte des Bayerischen Waldgesetzes zu streichen und die bayerischen Staatswälder im Rahmen einer Verwaltungsreform in Aktiengesellschaften oder GmbHs umzuwandeln. Durch diese Maßnahmen wird die Holzproduktion über die Gemeinwohlfunktion des Waldes gestellt. Besonders im Umfeld der Millionenstadt München muss jedoch bei der wirtschaftlichen Nutzung auch dem Erholungs- und Bildungswert der Wälder für eine große Zahl von Menschen Rechnung getragen werden.
Inhaltsverzeichnis
Perlacher Mugl
Früher lag in dem Waldgebiet westlich von Harlaching an der Stelle, auf der sich heute der Mugl (Hügel) erhebt, eine bei Jägern bekannte Hirschbrunftwiese in der Nähe des Roten Hauses, eines Wittelsbacher Jagdschlosses aus dem 18. Jahrhundert. Im Süden der Hirschwiese ist die „alte Suhllacke“ noch als Bodenmulde zu erkennen. Später stand auf der Wiese bis 1944 das Haus des ehemaligen königlichen Wildwärters. Im Zweiten Weltkrieg wurde dort ein großer Bunker mit Flugabwehrgeschützen errichtet, der nach Kriegsende aufgrund seiner massiven Bauweise nicht abgetragen wurde. Stattdessen wurde der Bunker 1970 mit dem Aushubmaterial des McGraw-Grabens, der das Ende des Teilstückes Salzburg-München der Bundesautobahn 8 an den Mittleren Ring anschließt, überdeckt. Durch die Aufschüttung entstand der Mugl, der heute ein beliebter Aussichtsberg ist. Von der Anhöhe hat man bei entsprechendem Wetter einen schönen Blick über den Perlacher Forst bis zum Alpenhauptkamm. Das Bayerische Forstamt München errichtete auf dem Gipfel des Hügels einen Pavillon, in dem sechs anschauliche Informations-Tafeln den Besucher über die regionale Wald- und Forstgeschichte von der Eiszeit bis heute informieren.
Walderlebniszentrum Grünwald
Die täglich geöffnete waldpädagogische Bildungseinrichtung der Bayerischen Forstverwaltung an der „Sauschütt“ in Grünwald südlich von München wurde 1995 eröffnet und bietet umfangreiche Informationen über den Lebensraum Wald. Im Zentrum können Gruppen und Schulklassen unter Betreuung forschen, basteln und spielen. Es ist auch Ausgangspunkt eines Erlebnispfades, der an zehn Stationen Kenntnisse über die Lebensgemeinschaften der Pflanzen und Tiere, die Forstwirtschaft und den Naturschutz vermittelt. Auch Führungen und Exkursionen unter fachkundiger Anleitung werden angeboten. Im Pavillon behandelt eine Ausstellung die Geschichte der Wälder rund um München und ihre Bedeutung für den Ballungsraum. Ein Schwarzwildgehege bietet die Möglichkeit zur Beobachtung von Wildschweinen in naturnaher Umgebung. Die Fütterung findet täglich gegen 16:00 Uhr statt.
Daneben bieten die Förster des Amtes für Landwirtschaft und Forsten Ebersberg, zuständig für den Raum München, Waldführungen, Pflanzaktionen für Schulklassen und andere Angebote der Waldpädagogik an. Der Forstbetrieb München engagiert sich in diesem Bereich nicht mehr.
Weitere Ausflugsziele
Ein beliebtes Ziel für Radtouren vom Münchner Süden aus ist die Kugler-Alm, ein traditionsreicher Biergarten in Deisenhofen am westlichen Rand des Perlacher Forstes. Der Legende nach wurde dort 1922 vom Wirt Franz Xaver Kugler aus Not das beliebte Biermischgetränk „Radler“ erfunden: als an einem heißen Sommertag die Biervorräte dem Ansturm an „radelnden“ (fahrradfahrenden) Ausflüglern aus der Stadt nicht mehr gewachsen waren und zur Neige gingen, begann Kugler, das restliche Bier mit Zitronenlimonade zu strecken, um alle durstigen Gäste versorgen zu können. Die Mischung kam so gut an, dass sich die Notlösung schnell als beliebtes Erfrischungsgetränk für Sommertage etablierte und weite Verbreitung fand. Die kürzeste Route von München zur Kugler Alm startet am Waldrand am südlichen Ende der Oberbiberger Straße („Giesinger Waldhaus“) in Harlaching und führt über das asphaltierte „Oberbiberger Straßerl“ schnurgerade in südlicher Richtung durch den Wald bis zur „Nussbaum-Ranch“, einem Kiosk mit Spielplatz, wo sie in einer Unterführung unter der Bahnlinie hindurchgeführt wird. Von dort führt das letzte Teilstück der Route teilweise nicht mehr asphaltiert weiter durch den Wald nach Deisenhofen.
Ebenfalls per Fahrrad durch den Wald ist die Bavaria Film in Geiselgasteig zu erreichen, wo man auf geführten Touren Einblick in das Filmgeschäft nehmen kann.
RadlRing
Anlässlich der BUGA 2005 beteiligte sich die Staatsforstverwaltung unter dem Motto „Wald, Wild, Jagd“ am Projekt RadlRing. Für den RadlRing wurde eine insgesamt 170 Kilometer lange Route für Radtouren rund um München zusammengestellt, die soweit wie möglich abseits vom motorisierten Verkehr durch Wald, Feld und Flur gelegt wurde. Ein knapp 20 Kilometer langes Teilstück der Route verläuft auf speziell gepflegten Wegen durch den Perlacher Forst und führt auch zum Perlacher Mugl und zum Walderlebniszentrum Grünwald. Ein Faltblatt informiert über die Route und die Sehenswürdigkeiten.
Literatur
- Ausführliche Diagnose der Betriebsklasse Süd des Forstamtes München pdf-Download
48.06944444444411.5775Koordinaten: 48° 4′ 10″ N, 11° 34′ 39″ O
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