- Peter Paul Zahl
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Peter-Paul Zahl (* 14. März 1944 in Freiburg im Breisgau) ist ein deutscher Schriftsteller.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Peter-Paul Zahl verbrachte seine Jugend in Feldberg (Mecklenburg). Sein Vater war Jurist und Verleger. Im Jahre 1953 floh die Familie Zahl nach Westdeutschland und ließ sich in Ratingen/Rheinland nieder. Zahl besuchte die Schule bis zur Mittleren Reife und absolvierte anschließend eine Lehre als Kleinoffsetdrucker, die er mit der Gesellenprüfung abschloss.
Berlin
1964 ging Zahl, um keinen Wehrdienst leisten zu müssen, nach Berlin. 1965 begann er mit dem Verfassen eigener Texte, 1966 wurde er Mitglied in der von Max von der Grün initiierten „Dortmunder Gruppe 61“. 1967 gründete Zahl eine eigene Druckerei mit Kleinverlag, der vorwiegend linke, kritische Texte veröffentlichte und in dem unter anderem die von Zahl herausgegebene Zeitschrift „Spartacus“ (1967–1972) sowie die Reihen „Zwergschul-Ergänzungsheft“, „PP-Quadrat“ und „PP-Faksimile“ erschienen sowie Veröffentlichungen in der literarischen Alternativzeitschrift Ulcus Molle Info und Der Metzger.
In Berlin kam Peter-Paul Zahl mit der beginnenden Außerparlamentarischen Opposition und der Studentenbewegung in Berührung. Er gehörte zu einer klandestinen Kleinstorganisation mit dem Namen „Up against the wall, Motherfuckers!“, die darauf spezialisiert war, schwarzen GIs aus Berliner Kasernen die Flucht nach Schweden zu ermöglichen. 1970 wurde er wegen des Drucks eines Plakats wegen Öffentlicher Aufforderung zu Straftaten zu einem halben Jahr Haft auf Bewährung verurteilt.
Vollzug
Im Dezember 1972 geriet Zahl in eine Polizeikontrolle, der er sich durch Flucht zu entziehen versuchte; es kam zu einem Schusswechsel mit der Polizei, bei dem ein Polizist schwer verletzt wurde. 1974 wurde Zahl wegen dieser Tat vor dem Landgericht Düsseldorf angeklagt und wegen gefährlicher Körperverletzung und Widerstands gegen die Staatsgewalt zu einer Haftstrafe von vier Jahren verurteilt. Dieses Urteil wurde vom Bundesgerichtshof 1975 aufgehoben. In einem neuen Verfahren wurde Zahl 1976 wegen versuchten Mordes in zwei Fällen zu 15 Jahren Haft verurteilt.
Zahl wurde die ersten Jahre seiner Strafe, die er zu einer umfangreichen literarischen Produktion nutzte, in Einzelhaft gehalten; erst 1980 kam er in den Normalvollzug. Von 1981 an war er Freigänger; 1981/82 leistete er ein Regie-Volontariat an der Berliner Schaubühne ab. Im Dezember 1982 wurde er vorzeitig aus der Haft entlassen.
Zwischen Rose Hill und Ratingen
Nach seiner Haftentlassung hielt sich Zahl auf Grenada, in Nicaragua, auf den Seychellen und in Italien auf. Seit 1985 lebt und arbeitet er abwechselnd in Long Bay (Jamaika) und Ratingen. Neben Romanen schrieb er Theaterstücke für deutsche Bühnen und seit 1994 ist er auch als Autor von Kriminalromanen hervorgetreten. Sein Theaterstück über Georg Elser wurde in der Spielzeit 1981/1982 im Schauspielhaus Bochum aufgeführt von Claus Peymann und Hermann Beil.[1][2]
Ausbürgerung
Im September 2002 zog die deutsche Botschaft in Kingston (Jamaika) Peter-Paul Zahls deutschen Pass ein, da er, so die Begründung, seit 1995 (als er in Jamaika eingebürgert worden war, ohne sich dies vorher von deutschen Behörden genehmigen zu lassen) nicht mehr deutscher Staatsbürger sei, was nach dem deutschen Staatsangehörigkeitsgesetz automatisch zum Verlust der deutschen Staatsangehörigkeit führt. Gegen diese angebliche Ausbürgerung führte er ein Verfahren vor dem Berliner Verwaltungsgericht, welches allerdings von vorn herein aussichtslos war, da es sich eben nicht um eine Ausbürgerung, sondern um einen gesetzlichen Verlustgrund handelte, außerdem stellte er beim Bundesverwaltungsamt in Köln einen Antrag auf Wiedereinbürgerung.
Seit dem 16. November 2004 ist Peter-Paul Zahl auch wieder de jure Deutscher. Das Bundesverwaltungsamt stellte ihm am 8. November 2004 eine Einbürgerungsurkunde aus. Darin heißt es: „Peter-Paul Gerhard Heinz ZAHL – hat mit dem Zeitpunkt der Aushändigung dieser Urkunde die deutsche Staatsangehörigkeit durch Einbürgerung erworben.“ Die Einbürgerungsurkunde erhielt Zahl am 16. November in der Deutschen Botschaft in Kingston überreicht, die Aushändigung des Passes verzögerte das Auswärtige Amt allerdings bis zum Mai 2005.
Im 19. April 2006 ging es vor dem Verwaltungsgericht Berlin darum, ob Bundesregierung/Auswärtiges Amt – vertreten durch die Botschaft in Jamaika – zu Recht den Pass eingezogen hatten. Ergebnis: die beklagte Bundesregierung nahm den Bescheid über den Einzug des Passes zurück, die Kosten des Verfahrens werden zwischen Kläger und Beklagtem geteilt. Peter-Paul Zahl hat nun, aufgrund der Wiedereinbürgerung, völlig legal zwei Staatsbürgerschaften und zwei Pässe.
Preise und Auszeichnungen
- 1980 Literaturförderpreis der Freien Hansestadt Bremen
- 1995 Friedrich-Glauser-Preis der „Autorengruppe deutschsprachige Kriminalliteratur“ – Das Syndikat für Der schöne Mann
- 1998 Stipendium des Landes Nordrhein-Westfalen
Werke
- Elf Schritte zu einer Tat. Berlin 1968
- Von einem, der auszog, Geld zu verdienen. Düsseldorf 1970
- Eingreifende oder ergriffene Literatur. Gaiganz 1975
- Schutzimpfung. Berlin 1975
- Die Barbaren kommen. Hamburg 1976
- Wie im Frieden. Leverkusen 1976
- Alle Türen offen. Berlin 1977
- Waffe der Kritik. Frankfurt (Main) 1977
- Freiheitstriebtäter. Hamburg 1979
- Die Glücklichen. Berlin 1979
- Schreiben ist ein monologisches Medium. Berlin 1979
- Die Stille und das Grelle. Frankfurt 1981
- Johann Georg Elser. Ein deutsches Drama. Rotbuch, Berlin 1982, ISBN 3-88022-248-7
- Konterbande. Frankfurt am Main 1982
- Aber nein, sagte Bakunin und lachte laut. Berlin 1983
- Der Staat ist eine mündelsichere Kapitalanlage. Berlin 1989
- Die Erpresser. Eine böse Komödie. Musik und Lieder von Georg Danzer. Kramer: Berlin 1990, ISBN 3-87956-208-3
- Der Meisterdieb. Frankfurt am Main 1992
- Fritz, a German hero. Wien [u.a.] 1994
- Der schöne Mann. Berlin 1994
- Nichts wie weg. Berlin 1994
- Teufelsdroge Cannabis. Berlin 1995
- Lauf um dein Leben. Berlin 1996
- Johann Georg Elser. [Kammerspielfassung], Grafenau 1996
- Das Ende Deutschlands. Berlin 1997
- Don Juan oder der Retter der Frauen. Grafenau-Döffingen 1998
- Geheimnisse der karibischen Küche. Hamburg 1998
- Ananzi ist schuld. Berlin 1999
- Der Domraub. München 2002
- Jamaika. München 2002
- Anancy Mek It. (Bedtimes Stories) Kingston 2003
- How the Germans Liberated Namibia. CD. Berlin und Long Bay 2004
- Im Todestrakt. Frankfurt 2005
- Kampfhähne. Frankfurt 2005
- Miss Mary Huana . Köln 2007
Übersetzungen
- Otto René Castillo: Selbst unter der Bitterkeit, München 1983 (zusammen mit Reinhard Thoma)
- Ramón José Sender: Sieben rote Sonntage, Zürich 1991
- Victor Serge: Geburt unserer Macht, München 1976
Literatur
- Erich Fried (Hrsg.): Am Beispiel Peter-Paul Zahl, Frankfurt 1976
- Der Fall Peter-Paul Zahl, Frankfurt 1978
- Von einem, der nicht relevant ist, Münster 1979
- Rudi Dutschke: Georg Büchner und Peter-Paul Zahl, in: Georg Büchner Jahrbuch 4/84, Frankfurt 1986
- H.-V.Gretschel: Die Figur des Schelms im deutschen Roman nach 1945, Frankfurt 1993
Einzelnachweise
- ↑ Titeldatensatz. In: OPAC. Die Deutsche Bibliothek. Abgerufen am 9. Juni 2008.
- ↑ Peter-Paul Zahl: Johann Georg Elser. Ein deutsches Drama. In: Schaupspielhaus Bochum (Hrsg.): Programmbuch. Nr. 31, Schauspielhaus Bochum, Bochum 1982.
Weblinks
- Literatur von und über Peter-Paul Zahl im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Literaturportal.de über Peter-Paul Zahl
- Internetseiten über Peter-Paul Zahls Ausbürgerung
- http://ppz.irieweb.net
- http://www.ppzonline.de Homepage Peter-Paul Zahl
- http://www.ppzonline.de/pageID_4803489.html PPZ BLOG
Personendaten NAME Zahl, Peter-Paul KURZBESCHREIBUNG deutscher Schriftsteller GEBURTSDATUM 14. März 1944 GEBURTSORT Freiburg i. Br., Deutschland
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