Peter Strüber

Peter Strüber
Peter Strüber

Peter Strüber (* 9. Januar 1948 in Göttingen) ist ein deutscher Politiker (bis 2006 SPD, danach parteilos).

Strüber ist wohnhaft in Rheda-Wiedenbrück (Nordrhein-Westfalen) und dort Kommunalpolitiker. Er ist Verkehrsexperte und Eisenbahnspezialist. Weitere Arbeitsgebiete sind der Natur- und Umweltschutz sowie internationale Beziehungen (Balkan und Palästina).

Strüber ist Autor und Herausgeber etlicher Publikationen von regionaler Bedeutung auf den Gebieten der Geschichte der Arbeiterbewegung (Mitautor), der Rechtsgeschichte und des Eisenbahnwesens.

Inhaltsverzeichnis

Wirken

Kommunalpolitik

Strüber ist einer der Namensgeber für die im Rahmen der kommunalen Neugliederung des Landes Nordrhein-Westfalen (NRW) zum 1. Januar 1970 aus zwei Städten, vier Gemeinden und kleineren Teilen von zwei weiteren Gemeinden neu gebildete Stadt Rheda-Wiedenbrück. Gemeinsam mit dem international tätigen Kartografen und Wissenschaftler Dr. phil. Fritz Hölzel („Schummerungspapst“, 1899-1977) begleitete er die Neugliederung schon während des Gesetzgebungsverfahrens und konnte beratend Einfluss nehmen. Der Name „Rheda-Wiedenbrück“ wurde daraufhin im Neugliederungsgesetz festgelegt und später gegen das Votum der Mehrheitsfraktionen im Kommunalparlament mit breiter Unterstützung aus der Bevölkerung auf Landesebene politisch durchgesetzt und vom Bundesverfassungsgericht im Rahmen eines Normenkontrollverfahrens bestätigt (Entscheidung vom 17. Januar 1979).

Palästina

Strüber nutzte seine frühen Kontakte zur Palästinensischen Befreiungsorganisation (PLO) und vermittelte ab Mitte der 1970er Jahre die ersten Gespräche zwischen Politikern aus Ostwestfalen-Lippe (OWL) und der PLO (später: Palästinensische Autonomiebehörde). Der Generaldelegierte Palästinas in Deutschland, Abdallah Frangi (ab 2005 Vorsitzender der Fatah im Gaza-Streifen und ab Juni 2007 Leiter der Außenpolitischen Abteilung der Fatah), und seine Mitarbeiter besuchten ab Ende 1979 oftmals die SPD in Rheda-Wiedenbrück. Öffentliche Informationsveranstaltungen über die Positionen der Palästinenser im Nahostkonflikt bildeten über Jahre einen festen Bestandteil der politischen Arbeit der SPD in Rheda-Wiedenbrück. Im Laufe der Zeit gelang es Strüber, auch weite Kreise aus Kirche, Kultur und Wirtschaft in den Dialog einzubinden. So konnte u.a. im September 1982 eine Ausstellung palästinensischer Künstler im Foyer des Rathauses der Stadt Rheda-Wiedenbrück im Beisein von Burhan Karkutli (syrisch-deutsch-palästinensischer Zeichner, Maler und Märchenerzähler, 1932-2003) eröffnet werden. Die Bundesrepublik Deutschland anerkannte später das Existenzrecht des palästinensischen Volkes und tritt heute für eine „Zweistaatenlösung“ in Nahost ein (Israel und Palästina).

Naturschutz

Strüber verhinderte in den 1970er und 1980er Jahren zusammen mit anderen Umweltschützern die Regulierung (kanalähnlicher Ausbau) von Bach- und Flussläufen in der Region Rheda-Wiedenbrück. Ems und Wapel mit ihren zuführenden Bächen und peripheren Biotopen blieben als ökologisch intakte Flusslandschaften erhalten und wurden zu Habitaten verschiedener Arten der Roten Liste. So war dann die Durchführung der 2. Landesgartenschau des Landes NRW 1988 in Rheda-Wiedenbrück möglich, deren Schwerpunkt das Ökosystem Ems mit Erlenbruchwald und Feuchtwiesen bildete. Zudem wurden die Grundlagen für künftige weiterreichende Renaturierungsmaßnahmen wie die „Entfesselung“ der Fließgewässer durch Aufnahme der Steine (Findlinge und Grobschlag) aus den Uferbefestigungen -Mäanderbildung- und Ausweisung großflächiger Auen mit Beweidung durch Heckrinder geschaffen. Möglichkeiten für eine Realisierung dieser Zukunftsprojekte sah Strüber seit 2001 für Abschnitte der Ems durch Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen im Zuge von großen Bauprojekten im Raum Rheda-Wiedenbrück und mahnte diese stetig bei den örtlichen Planungsbehörden an. Ende 2008 konnten erste Folgemaßnahmen abgeschlossen werden. Zurzeit arbeiten die Fachabteilungen des Kreises Gütersloh an weiteren entsprechenden Planungen.

Verkehrspolitik

Strüber gilt als einer der „Retter“ der Eisenbahnstrecke Rheda–Warendorf–Münster (Warendorfer Bahn, DB Strecke 207, später RegionalBahn Linie RB 67), die in den 1980er Jahren von der DB wegen der ungünstigen Topographie abschnittsweise stillgelegt werden sollte (einmalig in Deutschland: 116 Übergänge auf 50,10 Kilometern, davon nur 17 technisch gesichert). Er initiierte und koordinierte die sich über Jahre hinziehenden Verhandlungen zwischen den Anliegerkommunen und der DB über den Erhalt der Strecke und schuf durch seine ausdauernde Verhandlungsführung die Grundlagen für in die Zukunft weisende tragfähige Konzepte. Heute ist die Strecke ausgebaut, viele Übergänge aufgelassen, der Bestand langfristig gesichert und der ÖPNV erfolgt seit dem 11. Dezember 2006 an Werktagen im Stundentakt. Die Betriebsführung liegt zurzeit bei der NordWestBahn (NWB).

Strüber besitzt Dokumente und eine umfangreiche Bildersammlung über die ehemalige Eisenbahnstrecke von Wiedenbrück bis Sennelager (Sennebahn der Westfälischen Landeseisenbahn, im Volksmund „Senneblitz“). Nachdem er seinen jahrelangen Kampf um den Erhalt der Güterstrecke (DB Strecke 157) aufgeben musste, hat er die Historie der Strecke aufgearbeitet, diverse Quellen für die Öffentlichkeit erschlossen und eine Bestandsaufnahme der gesamten Eisenbahninfrastruktur durchgeführt. Dabei konnte er u.a. Brückenbauwerke und Gleisjoche unterschiedlicher Bauart und Provenienz (vom Eröffnungsjahr 1902 bis 1988) nachweisen, an welchen die Geschichte des Oberbaus in Deutschland abgelesen werden konnte. Heute befinden sich auf der Trasse Straßen, Radwege, Ackerflächen und Wiesen. Auf Grund der Arbeiten von Strüber ist der "Senneblitz" die am lückenlosesten dokumentierte Eisenbahnverbindung unter den zurückgebauten Strecken in Deutschland.

Strüber verfügt über Bildmaterial bezüglich des Rückbaus der Eisenbahnstrecke Rheda-Wiedenbrück-Lippstadt (Rhedaer Bahn, DB Strecke 154), die selbst als jahrzehntelang genutzter Schienenweg für Schwertransporte mit Überbreite (Teilstück der Relation Kassel-Emden/Hafen) dem Straßenverkehr geopfert wurde. Die Strecke ist ein typisches Beispiel für einen sich am ständig wachsenden Flächenbedarf für den Straßenbau orientierenden abschnittsweisen Rückbau und die Anwendung verschiedener Rückbaumethoden. Er hat den Rückbau dokumentiert, bewertet und archiviert.

Strüber hat den Verdrängungswettbewerb im Güterverkehr zwischen Straße und Schiene zu Lasten der Schiene für den Raum Rheda-Wiedenbrück untersucht, die ehemalige Lage der Werksanschlüsse und Industriestammgleise durch Streckenbilder belegt und die Verkehre dokumentiert.

Sonstiges

Strüber führte über 20 Jahre einen Fußballverein ( Vardar Rheda-Wiedenbrück von 1971) mit Spielern aus den Balkanstaaten, der Türkei und dem Nahen Osten bis zur Auflösung im Jahr 1995 und leistete so einen Beitrag zur Integration dieser Kreise in die Gesellschaft.

Hauptwerke

  • Die Arbeiterbewegung in Rheda und Wiedenbrück vom Rhedaer Kreis bis zur SPD heute (mit Jochen Sänger), Gieselmann Gütersloh 1995
  • Der „Senneblitz“ - Spuren einer Sekundärbahn, eine Dokumentarreihe
    • Teil 1: Streckenbeschreibung, Rheda-Wiedenbrück 2000
    • Teil 2: Chronik, Rheda-Wiedenbrück 2001
    • Teil 3: Der Triebwagen VT 1, Rheda-Wiedenbrück 2002
    • Teil 4: Die Übergabeverhandlung von 1958, Rheda-Wiedenbrück 2003
    • Teil 5: Die Ausstattung der Bahn bei Eröffnung 1902, Rheda-Wiedenbrück 2004
    • Teil 6: Varia, Rheda-Wiedenbrück 2004
  • Das Rechtswesen im Mittelalter - Spuren in Rheda und Wiedenbrück (Herausgeber), Rheda-Wiedenbrück 2003
  • Lüning, Otto (Frühsozialist): Gedichte, Rheda-Wiedenbrück 2000
  • Vergessene Trassen, Industriegleise in Rheda-Wiedenbrück, Rheda-Wiedenbrück 2005
  • Die Rhedaer Bahn - Ende einer Strecke -

Weblinks


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