- Petrikirche (Berlin)
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Die Petrikirche stand auf dem Berliner Petriplatz und gehörte als Stadtpfarrkirche von Cölln zu den ersten fünf Kirchen der Doppelstadt Berlin-Cölln. Sie wurde um 1230 erbaut, mehrmals um- und neugebaut und 1964 abgerissen.
Geschichte
Da bereits im Jahre 1237 ein Pfarrer zu Cölln erwähnt wird, kann davon ausgegangen werden, dass auch die Petrikirche zu diesem Zeitpunkt bereits bestand. Dieses Datum gilt gleichzeitig als erste urkundliche Erwähnung Cöllns, das später nach Berlin eingemeindet wurde. Die Kirche selbst findet allerdings erst 1287 urkundliche Erwähnung. 1967 vorgenommene archäologische Grabungen auf dem Kirchengelände bezeugen, dass die Petrikirche, wie die Berliner Nikolaikirche, um 1200, spätestens 1230, entstanden sein muss. Es lässt sich ein Grundriss des ersten, sicher spätromanischen, Baues von 45 x 20 Metern rekonstruieren, ohne dass sich ansonsten von der Bausubstanz etwas erhalten hätte. Später folgten Neubauten im frühgotischen und 1379 im hochgotischen Stil. Letzterer war eine dreischiffige Backsteinkirche mit fünf Jochen in Hallenbauweise, wobei lediglich, wie damals häufig üblich, nur der untere Teil der Wände mit Feldsteinen vermauert war. Im Jahre 1505 stiftete ein Bäckermeister Fritze eine Marienkapelle, die an die Kirche im Süden angebaut wurde. 1606 fügte man im Inneren eine kunstvoll geschnitzte Kanzel hinzu, der Turm der Kirche musste allerdings im 17. Jahrhundert, wohl weil der Boden das Gewicht nicht trug, abgerissen werden.
1709 erfolgte die Eingemeindung Cöllns nach Berlin, auch die Kirchenorganisation der Residenzstadt wurde entsprechend angepasst. Ab 1717 erfolgte ein umfangreicher Umbau der Kirche. Neben einer von Johann Conrad Koch angefertigten neuen Kanzel betraf dies vor allem den Bau eines neuen Kirchturms, der von Johann Friedrich Grael geplant wurde und eine Höhe von 108 Metern erreichte. Kurz vor Fertigstellung des Turms traf allerdings am 29. Mai 1730 ein Blitz die Kirche und richtete schweren Schaden an, sodass die Kirche praktisch von Grund auf neu gestaltet werden musste. Den Wiederaufbau leitete zunächst wieder Grael, ab 1733 Philipp Gerlach und ab 1737 Titus de Favre. Der preußische König Friedrich Wilhelm I. erklärte sich bereit, die Baukosten selbst zu übernehmen; der von ihm ausgeübte Druck, die Kirche möglichst schnell fertigzustellen, führte allerdings zu einer unsachgemäßen Bauausführung, so dass der Turm beim Bau am 28. August 1734 einstürzte und daraufhin unvollendet blieb. Am 20. September 1809 wurde die Kirche erneut schwer beschädigt, diesmal durch einen nächtlichen Brand.
Bis ins Jahr 1846 blieb die Kirche praktisch eine Ruine, da man sich nicht einigen konnte, ob sie abgerissen und das Gelände als Park genutzt werden oder ob sie wiederaufgebaut werden sollte. Schließlich wurde doch noch ein Neubau beschlossen, für den am 3. August 1847 der Grundstein gelegt wurde. Baumeister war Heinrich Strack, der einen neogotischen Bau errichtete, dessen 111 Meter hohe Turm lange Zeit das höchste Gebäude Berlins darstellte. Der Zentralbau war einschiffig, kreuzförmig und in Ziegelbauweise gefertigt, der Chor polygonal. Die Einweihung der Kirche erfolgte am 16. Oktober 1853 in Anwesenheit von Friedrich Wilhelm IV.
Die Zerstörung der Kirche erfolgte in den letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs. Während die Petrikirche die Bombenangriffe unbeschadet überstand, geriet sie im April 1945 unter Beschuss, da sich in ihr SS-Einheiten verschanzt hielten. Nach Kriegsende blieb nur noch eine Ruine übrig. Da die DDR kein Interesse hatte, einen Wiederaufbau der Kirche zu finanzieren und sie der überdimensionierten Ost-West-Straßenplanung im Wege stand, beschloss der Gemeindekirchenrat 1960 den Abriss. Die letzten Gebäudereste wurden 1964 abgetragen. Seither befinden sich die Gemeinderäume in einem Gebäude in der Neuen Grünstraße, wo auch die Gottesdienste abgehalten werden.
2007 begann die Senatsverwaltung mit archäologischen Grabungen unter der Leitung Claudia Melischs zur erneuten Untersuchung der historischen Keimzelle Berlins am Petriplatz. Dabei wurden die teilweise noch im Boden befindlichen Kirchenfundamente freigelegt und vermessen sowie der nahe gelegene Begräbnisplatz genauestens untersucht.
Literatur
- Klaus Koziol: Kleine Chronik der St. Petri-Kirche zu Berlin, Evangelische Verlagsanstalt, Berlin, 1965, ISBN B0000BKFAT
- Heinz Seyer: Berlin im Mittelalter. Die Entstehung der mittelalterlichen Stadt, Berlin, 1987, ISBN 3326000758
- Architekten- und Ingenieur-Verein zu Berlin: Berlin und seine Bauten Teil VI – Sakralbauten, Berlin, 1997.
- Marina Wesner/ Claudia M. Melisch: St. Petri-Kirche, Berlin Story Verlag, Berlin, 2008, ISBN 978-3-929829-87-7
Weblinks
- Geschichte der Petrikirche
- Gertraudenstraße und Petrikirche (Gemälde von 1926 im Stadtmuseum Berlin)
52.51333333333313.404166666667Koordinaten: 52° 30′ 48″ N, 13° 24′ 15″ O
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