Petrikirche (Rostock)

Petrikirche (Rostock)
Petrikirche mit Resten der Stadtmauer
Rekonstruktion der historischen Umgebung mit Petrischanze, Petritor und Petridamm
Stadtmauerinschrift zur Gründung Rostocks bei der Petrikirche:Nachdem die jenseits des Flusses gelegene wendische Siedlung Rostock im Jahre 1160 zerstört worden war, gründeten um das Jahr 1200 deutsche Kaufleute auf dieser Anhöhe die Stadt Rostock, welcher 1218 das lübische Recht verliehen wurde

Die Petrikirche ist die älteste und mit 117,0 m die höchste der ehemals vier Stadtkirchen der Hansestadt Rostock. Die anderen sind bzw. waren die Marienkirche, die Nikolaikirche und die im Zweiten Weltkrieg zerstörte und 1960 endgültig abgetragene Jakobikirche.

Inhaltsverzeichnis

Baugeschichte

Erste Kirche

Bereits um 1300 wurde an der Stelle der heutigen Petrikirche ein Kirchbau errichtet (der älteste bekannte urkundliche Nachweis stammt aus dem Jahr 1252.) Es handelte sich um ein dreischiffiges Gebäude, die Steine waren dunkelrot bis violett, und seine Mauern bestanden teilweise aus Granit. Teile dieser ersten Bauphase sind noch bis zur Kämpfer der beiden Seitenschiffe erhalten. Der Turm war vermutlich ein Quer- oder Doppelturm, worauf die Mauerreste am Südturm schließen lassen.

Zweite Kirche

Mitte des 14. Jahrhunderts wurde an Stelle des Vorgängerbaus die Kirche als dreischiffige Basilika in der für Nordeuropa typischen Backsteinbauweise (Backsteingotik) errichtet.

Sie erhielt um 1500 einen ca. 127 m hohen Turm, der schon 1543 durch Blitzschlag zerstört wurde, was die in Rostock verbliebenen Katholiken als Strafe Gottes auffassten. Bis 1578 wurde der Turm mit Turmhelm wieder aufgebaut, nachdem er zwischenzeitlich durch Sturmeinwirkung wieder teilweise zerstört worden war. Mit der dann erreichten Höhe von 117 m diente er auch als Orientierungsmarke von See wie von Land. In den folgenden Jahrhunderten hinterließen Wetterunbilden ihre Spuren, die 1902 zu einer umfassenden Renovierung der Basilika führten.

Bei dem Bombenangriff der britischen Luftwaffe vom 26. auf den 27. April 1942 wurde die Petrikirche schwer getroffen. Der mit Kupfer beschlagene Turmhelm verbrannte, die Orgel, der barocke Altar, die Renaissance-Kanzel sowie das einzige Epitaph wurden ein Raub der Flammen. Hingegen konnte die mittelalterliche bronzene Tauffünte von A. Ribe 1512 gerettet werden, ebenso ein Kreuzwegrelief Christus vor Pilatus. Während das Gewölbe des Mittelschiffes und des südlichen Seitenschiffes einstürzten, blieb das Gewölbe des nördlichen Seitenschiffes erhalten.[1] Im Zuge eines sehr zögerlichen Wiederaufbaus wurde der Turm mit einem Notdach gesichert und das Mittelschiff mit einer flachen Holzdecke geschlossen, welche eine Höhe von 24 Metern erreicht. Außerdem wurden die Arkaden zwischen dem Mittel- und den Seitenschiffen vermauert und die Wände des Mittelschiffs weiß getüncht. Die Turmspitze wurde zunächst nicht wiederaufgebaut.

Luftbild mit St. Petri und Stadthafen

1994 konnte im Rahmen der Städtebauförderung mit Mitteln des Landes, der Stadt und Mitteln aus Spendenaufrufen und von Denkmalschutzorganisationen wieder ein kupferbeschlagener Turmhelm aufgesetzt werde, so dass St. Petri wieder weithin als Rostocker Wahrzeichen sichtbar ist. Zusätzlich wurde in 45 m Höhe eine über 195 enge Treppenstufen oder einen Aufzug erreichbare Aussichtsplattform gebaut, die bei klarem Wetter einen weiten Blick über die Stadt Rostock hinweg bis nach Warnemünde und die Ostsee ermöglicht.

Baubeschreibung

Es handelt sich um eine dreischiffige Basilika mit 4 Jochen, abgeschlossen vom Westturm mit seinem hohen Spitzhelm. Auf der Nord- und Südfassade befinden sich 4 x alternierend je 1 Rundbogen-Blendarkade + 1 großes Rechteckfenster, im Mittelgeschoss des Turms je 3 hohe Rundbogen-Blendarkaden außer an der Ostseite, wo der Turm an die Basilika stößt, darüber an allen vier Seiten je 3 Rundbogenfenster.

Der Chorabschluss ist polygonal; an der Nord- und Südseite befindet sich je eine kleine Fiale mit Spitzhelm.

Der zweizonige Innenwandaufriss weist im Untergeschoss Blendarkaden im romanisch-gotischen Übergangsstil auf. Die vor der Kriegszerstörung offenen Arkaden wurden erst bei der Sanierung zugemauert. Darüber fällt das Licht durch die großen Rechteckfenster ein. Das Kreuzrippengewölbe über dem nördlichen Seitenschiff ist erhalten. Das südliche Seitenschiff aber war zu stark zerstört, um die ursprüngliche Konstruktion wiederherzustellen. Auch im Mittelschiff wurde auf eine Rekonstruktion verzichtet.

Die 17 m hohen farbigen Chorfenster mit Szenen aus dem Leben des Hl. Petrus wurden Anfang der 1960er Jahre von dem lokalen Künstler Lothar Mannewitz (1930–2004) gestaltet.

Einzelnachweise

  1. Arno Krause: „Rostock“ in „Schicksale deutscher Baudenkmale im zweiten Weltkrieg“. Götz Eckardt. Henschel-Verlag, Berlin 1978. Band 1. S. 61 - 63

Literatur

  • Gebrannte Größe: Rostock – Die Sprache der Steine. Deutsche Stiftung Denkmalschutz. Bonn 2004, ISBN 3-936942-25-0.
  • Pfotenhauer, Angela: Backsteingotik. Deutsche Stiftung Denkmalschutz. Bonn 2000, ISBN 3-936942-10-2.
  • Kiesow, Gottfried: Wege zur Backsteingotik. Deutsche Stiftung Denkmalschutz. Bonn 2003, ISBN 3-936942-34-X.
  • Rostock – St.Petri. Herausgegeben von der Ev.-luth. Innenstadtgemeinde Rostock. Kunstverlag Peda: Passau 2004, ISBN 3896435531.

Siehe auch

Weblinks

 Commons: Petrikirche (Rostock) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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