Petrus Patricius

Petrus Patricius

Petros Patrikios (bzw. Petrus Patricius; † um 565) war ein hochrangiger römischer Diplomat der Spätantike.

Petros (eigentlich Flavius Petrus) wurde wohl um 500 in Thessaloniki geboren.[1] Er bekleidete das wichtige Amt des magister officiorum von 539 bis zum Tod seines Gönners Justinian im Jahre 565 – eine ungewöhnlich lange Zeit. Zu seinen zahlreichen Aufgaben gehörte insbesondere auch die Organisation des oströmischen Hofzeremoniells, das unter Justinian erheblich ausgeweitet und verkompliziert wurde.

Vor allem aber erfüllte Petros bereits vor 539 die Funktionen eines kaiserlichen „Außenministers“ und ging für Justinian und Theodora mehrfach auf schwierige Auslandsmissionen, etwa zu den Ostgoten: 534 erreichte er Ravenna, um über den Status von Sizilien zu verhandeln; doch noch während er am gotischen Hof weilte, begann der Krieg zwischen Ostrom und den Goten, sodass Petros eine Weile inhaftiert wurde. Angeblich war er wenig später in die Ermordung der Königin Amalasuntha verwickelt. Erst 539 kam er frei – und noch im selben Jahr wurde er zum Magister officiorum und Patricius ernannt. 550 unternahm er eine diplomatische Mission zum Sassanidenkönig Chosrau I. Eine wichtige Rolle spielte Petros auch bei den Verhandlungen mit den Sassaniden 561/62, die bei Dara stattfanden und 562 zum Abschluss eines auf 50 Jahre angelegten Friedens führten – der allerdings nur wenige Jahre hielt. Trotz seiner unbestreitbaren Verdienste und Fähigkeiten[2] wird Petros im Werk des Historikers Prokopios von Caesarea eher negativ geschildert, und auch Menander Protektor rügt seine enorme Eitelkeit. Petros ist nach den Angaben des Menander kurz nach dem Ende der Verhandlungen mit den Persern verstorben, doch war er noch 565 am Leben. Da er nicht mehr zur Zeit von Justinians Nachfolger Justin II. belegt ist, wird er wohl um diese Zeit auch verstorben sein.

Petros war auch literarisch aktiv, wenngleich von seinen Werken nur Fragmente erhalten sind. Einige davon beinhalten jedoch wertvolle Informationen, da Petros auch ältere Dokumente aufnahm; so ist uns der Text des Friedensvertrag zwischen Römern und Persern von 298 (299?) erhalten geblieben. Teile seines Buches über das kaiserliche Protokoll wurden im 10. Jahrhundert in das Werk De cerimoniis des Kaisers Konstantin VII. aufgenommen und sind uns somit überliefert worden. Des Weiteren verfasste Petros einen Bericht über seine diplomatische Mission 561/62, der auch von Menander Protektor benutzt wurde, sowie eine römische Geschichte. Diese reichte vielleicht bis Constantius II.; Bruno Bleckmann vermutet, dass Petros dabei unter anderem auf die verlorenen Annalen des Virius Nicomachus Flavianus zurückgegriffen hat. Ob der sogenannte Anonymus post Dionem mit Petros identisch ist, wie bisweilen vermutet, ist nicht vollkommen klar, doch dürfte der anonyme Autor wenigstens das Geschichtswerk des Petros als Quelle benutzt haben.[3]

Literatur

  • P. Antonopoulos: Petrus Patricius. Some Aspects of his Life and Career. In: V. Vavrínek (Hrsg.): From Late Antiquity to Early Byzantium. Prag 1985, S. 49–53.
  • J. Martindale: The Prosopography of the Later Roman Empire IIIb. Cambridge 1992, S. 994–998.

Anmerkungen

  1. Dass er aus Thessaloniki stammte geht aus einer Aussage des Prokopios von Caesarea hervor (Historien, 5,3). Nach Theophylaktos Simokates scheint Petros jedoch in Solachon (bei Dara an der römisch-persischen Grenze) gelebt zu haben: Theophylaktos, Historien, 2,3.
  2. Siehe etwa Cassiodor, Variae, 10,19.
  3. Zum Geschichtswerk des Petros siehe die Ausführungen in Bruno Bleckmann: Die Reichskrise des III. Jahrhunderts in der spätantiken und byzantinischen Geschichtsschreibung. Untersuchungen zu den nachdionischen Quellen der Chronik des Johannes Zonaras. München 1992.

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