- Petsch-Hayden
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Cortina d’Ampezzo Staat: Italien Region: Venetien Provinz: Belluno (BL) Koordinaten: 46° 32′ N, 12° 8′ O46.53333333333312.1333333333331211Koordinaten: 46° 32′ 0″ N, 12° 8′ 0″ O Höhe: 1.211 m s.l.m. Fläche: 254,51 km² Einwohner: 6.150 (2007) Bevölkerungsdichte: 23 Einw./km² Postleitzahl: 32043 Vorwahl: 0436 ISTAT-Nummer: 025016 Demonym: Ampezzani oder Cortinesi Website: www.comunecortinadampezzo.it Cortina d’Ampezzo (ladinisch Anpëz oder Anpezo, deutsch Hayden) ist eine Gemeinde in der italienischen Provinz Belluno in Venetien mit etwa 6.150 Einwohnern.[1]
Der Ort liegt auf einer Höhe von 1.211 m in den Dolomiten (Ampezzaner Alpen) und bildet das größte besiedelte Zentrum der Dolomitenladiner. Cortina ist ein renommiertes Wintersportzentrum, das als Austragungsort der Olympischen Winterspiele 1956 sowie der Alpinen Skiweltmeisterschaften 1932 und 1941 fungierte. Der Tourismus dominiert den Ort aus wirtschaftlicher wie kultureller Sicht.
Mit seinen Nachbargemeinden Livinallongo del Col di Lana und Colle Santa Lucia bildet Cortina d’Ampezzo die Landschaft Ampezzo.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Für das frühe Mittelalter gibt es nur wenige Quellen. Damals gehörte das Gebiet zum Cadore. Die langobardische Herrschaft ab dem 6. Jahrhundert wirkte prägend für die Herausbildung der Regules, einer Form von kommunaler Selbstverwaltung, die in Teilen bis 1918 Gültigkeit besaßen. Ab 776 folgten den Langobarden die Franken unter Karl dem Großen. Damals bildete sich gegen Norden die deutsch-ladinische Sprachgrenze heraus. Kurzzeitig gehörte Anpezo mit der Grafschaft Cadore als freisingischer Besitz zum Hochstift Innichen, doch konnte sich Ende des 11. Jahrhunderts unter Kaiser Heinrich IV. das Patriarchat von Aquileja durchsetzen. Erwähnenswert ist aus jener Zeit die Burg Peutelstein, die Patriarch Heinrich von Biburg um 1080 auf einem langobardischen Vorgängerbau errichten ließ (heute nur mehr als Ruine erhalten). Durch Hayden führte ein wichtiger Handelsweg zwischen dem Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation und den italienischen Staaten. Mit der Eroberung des Patriarchats fiel 1420 auch Anpezo zur Republik Venedig und schied damit aus dem Reichsverband aus. 1508 veranlasste Papst Julius II.. eine gegen Venedig gerichtete Koalition, die Liga von Cambrai, der sich auch das römisch-deutsche Reich anschloss. Das Gebiet von Anpezo wurde noch im selben Jahr von kaiserlichen Truppen eingenommen. Am 21. Oktober 1511 kehrte es, im Beisein Kaiser Maximilians I., offiziell in den Reichsverband zurück und kam zur Gefürsteten Grafschaft Tirol. Der Kaiser bestätigte den Ampezzanern mit den Regules ihre Selbstverwaltung.
Unter Österreich bildete Anpezo eine weitgehend selbstverwaltete Einheit bis zur Staatsreform unter Kaiser Joseph II. Während seiner Amtszeit wurde auch das Dekanat Anpezo der Diözese Brixen angegliedert, der bereits alle anderen dolomitenladinischen Täler angehörten. Anpezos Schützen nahmen 1796-1813 aktiv am Tiroler Freiheitskampf gegen die französischen Truppen teil. Während der napoleonischen Kriege wurde am 31. August 1809 auch Anpezo von französischen Truppen besetzt. Als Tirol im Februar 1810 durch Napoleon geteilt wurde, kam Anpezo kurzzeitig mit Toblach im Pustertal zum Königreich Italien, das der Kaiser der Franzosen in Norditalien errichtet hatte. Bereits 1813 konnte das Gebiet von österreichischen Truppen zurückerobert werden.
Ende des 19. Jahrhunderts erlebte Anpezo eine Blütezeit. Von Bergbegeisterten, dem österreichisch-ungarischen Adel und dem gehobenen Bürgertum Frankreichs und Englands entdeckt, entwickelte sich der Ort unter maßgeblicher Förderung des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins (DÖAV) bald zum begehrten Fremdenverkehrszentrum. Sowohl im Sommer als auch im Winter wurde Anpezo zu einem noblen Ferienort. Anpezo wurde als "Perle der Dolomiten" und "Königin der Alpen" bekannt. Neben dem Bau von Luxushotels entstand 1903 die erste Skischule. Diese "goldene Zeit" endete für Anpezo abrupt mit dem Attentat auf den österreichischen Thronfolger Erzherzog Franz Ferdinand in Sarajevo und dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs am 28. Juli 1914. Die Dolomiten wurden mit dem Kriegseintritt Italiens gegen Österreich-Ungarn am 23. Mai 1915 zum direkten Frontgebiet. Die wehrpflichtigen Männer befanden sich an der Ostfront gegen Russland. 669 zurückgebliebene, unter 16-jährige und über 50-jährige Einwohner übernahmen die Verteidigung gegen die angreifenden italienischen Truppen, mussten den Ort aber aus militärstrategischen Gründen aufgeben und sich auf Verteidungslinien in den Bergen zurückziehen. 1917 wurde Anpezo nach der italienischen Niederlage von Karfreit wieder von Tiroler Standschützen eingenommen.
Nach dem Waffenstillstand von Villa Giusti vom 4. November 1918 wurde mit dem südlichen Tirol auch Anpezo von italienischen Truppen besetzt. Mit Gemeinderatsbeschluß und den Unterschriften der Familienoberhäupter verlangte die Bevölkerung den Verbleib bei Tirol und Österreich. Durch Entscheidung der Siegermächte und mit dem Inkrafttreten des Vertrags von Saint Germain am 10. Oktober 1920 kam das Gebiet jedoch mit Südtirol zu Italien. Noch heute können ehemalige Kriegsstellungen, Schützengräben und Felsstollen besichtigt werden.
Die ladinische Bevölkerung weigerte sich, sich als Italiener zu bekennen. Daher traf die die staatliche Italienisierungspolitik nach der faschistischen Machtübernahme besonders hart. Die ladinischen Täler wurden als Strafmaßnahme aufgeteilt. Anpezo wurde 1923 zur italienischen Provinz Belluno geschlagen und erhielt den seither amtlichen italienischen Gemeindenamen Cortina d'Ampezzo. Im Ort wurde ein großes Denkmal für die ortsfremden gefallen italienischen Soldaten errichtet, während den Ampezzaner die Errichtung eines Denkmals für ihre Gefallenen und Vermissten verweigert wurde, da sie für Österreich gekämpft hatten. Erst 1998 konnte ein Gedenkstätte errichtet werden.
1939 wurde das Gebiet in das von Benito Mussolini und Adolf Hitler vereinbarte italienisch-deutsche Umsiedlungsabkommen (Option) miteinbezogen, mit der die beiden verbündeten Diktaturen den "Stolperstein" Südtirol bereinigen wollten. Nach dem Sturz Mussolinis und der Besetzung Italiens durch deutsche Truppen wurde Anpezo noch im September 1943 in der Operationszone Alpenvorland mit der Provinz Bozen (Südtirol) mit der amtlichen Doppelbezeichnung Hayden - Cortina d'Ampezzo wiedervereinigt.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges schlossen sich die Ampezzaner erneut den übrigen ladinischen Tälern und den übrigen Südtirolern an und forderten die Rückkehr zu Österreich. Mit Verhaftungen und Ausweisungen versuchte der italienische Staat die Bewegung niederzudrücken. Nachdem die Siegermächte 1946 erneut den Verbleib Südtirols bei Italien beschlossen hatten, wurde von Italien auch nicht die Vereinigung mit Südtirol gewährt. Damit hat Anpezo bis heute keinen Anteil an der Südtirol für seine deutsche und ladinische Bevölkerung gewährten Autonomie.
Gleichzeitig erlebte Anpezo eine neue Blüte als nobler Fremdenverkehrsort.
Bei der Neueinteilung der Diözesangrenzen wurde Ampezzo 1964 von der Diözese Brixen abgetrennt und der Diözese Belluno angegliedert und damit auch kirchlich von Südtirol getrennt. Immer wieder gab es Bemühungen der Bevölkerung und der Gemeindeverwaltung die Rückkehr zu Südtirol zu erreichen.
Politik
Seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges gab es Bestrebungen, Anpezo zusammen mit den ladinischen Nachbargemeinden der Autonomen Provinz Bozen-Südtirol anzugliedern, doch nach mehreren gescheiterten Versuchen, konnte erst am 28. und 29. Oktober 2007 eine entsprechende Volksabstimmung stattfinden; es erbrachte mit über 78% Zustimmung ein deutliches Votum für den Beitritt von Anpezo und der beiden Nachbargemeinden Col und Fodom zur Autonomen Provinz Bozen-Südtirol. Doch in der Provinz Belluno und der Region Veneto gibt es erheblichen Widerstand dagegen, den weltbekannten Fremdenverkehrsort zu verlieren.[2] Die Schattenseite des Fremdenverkehrs war ein Anstieg der Immobilienpreise. Junge Ampezzaner mussten in die angrenzenden italienischen Gemeinden des Cadore ausweichen, während sich in Anpezo Ortsfremde vor allem aus der Lombardei und Venetien einkauften, deren Ehepartner aus steuerrechtlichen Gründen ihren Erstwohnsitz dorthin verlegt haben. Daher gelten rund 20 Prozent der heutigen Einwohner und Stimmbürger als Scheinansässige.
Wirtschaft
Tourismus
Der Tourismus entwickelte sich zum zentralen Wirtschaftfeld in Cortina in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts.[3] Auch heute noch dominiert er das Wirtschaftsbild: In der Hochsaison im Februar und August bevölkern etwa 40-50.000 Touristen den Ort, also ein 7- bis 8faches der Einwohnerzahl.[4]
Verkehr
Von 1921 bis 1963 war der Ort durch die Dolomitenbahn mit Toblach im Norden und Calalzo im Süden verbunden.
Kultur
Sport
Cortina ist der Mittelpunkt eines Wintersportgebiets, das Austragungsort einiger internationale Grossereignisse war. Besonders hervorzuheben sind dabei die Olympischen Winterspiele 1956. Daneben war Cortina Austragungsort der Alpinen Skiweltmeisterschaften 1932 und 1941 sowie Gastgeber von Weltcuprennen verschiedener Wintersportarten, insbesondere des Bobsports und in den letzten Jahren auch des Alpinen Skiweltcups der Damen.
Der SG Cortina ist 16facher Italienmeister im Eishockey der Männer. Zuletzt siegte der SG Cortina am 10. April 2007 im 4. Spiel der Finalserie (Best of 5) gegen den scheidenden Meister HC Mailand.
Sprache
Bis Mitte des 20. Jahrhunderts war der Ort überwiegend ladinischsprachig, seither wird überwiegend italienisch gesprochen. Der lokale Dialekt des Ladinischen enthält einige ungewöhnliche Germanismen, die aus den benachbarten Dialekten des Pustertals einflossen; so wird zum Beispiel eine Harpfe arfa bezeichnet, während andere ladinische Dialekte auf Derivate des lateinischen fabarium zurückgreifen.[5]
Symbolik
Popkulturelle Bedeutung
Seit Mitte des 19. Jahrhunderts erlangte Cortina den Ruf eines mondänen Wintersportortes für gutbetuchte und berühmte Touristen. Unter anderem der Schriftsteller George Santayana verbrachte ab den 1930er Jahren seine Winter dort.[6] Der Ford Cortina wurde in den späten 1960ern nach dem Wintersportort, der Eleganz und Sophistikation symbolisieren sollte, benannt.[7]
Filmgeschichtliche Bedeutung
Cortina wurde aufgrund seiner internationalen Bekanntheit und Szenerie als Drehort für eine Reihe bekannter Filmproduktionen ausgewählt. 1981 wurden für den James-Bond-Film In tödlicher Mission Szenen im Eisstadion, auf der Sprungschanze, auf der Bobbahn und im Ort selbst gedreht.
Auch die Filme Leichen pflastern seinen Weg (1968) mit Klaus Kinski und Cliffhanger (1993) mit Sylvester Stallone wurden in den Bergen um Cortina d’Ampezzo gedreht, der Film Der rosarote Panther (1963) spielt teilweise dort.
Etymologie
Der ladinische Name Cortina entstammt dem Latein, und bezeichnet im Ladinischen den ummauerten Friedhof (die gleichnamige Fraktion war die einzige in der Gemeinde mit einem Friedhof).[8]
Ampez lässt sich (laut dem ladinischen Etymologen Paul Videsott) nicht mehr eindeutig klären. Der Phantasie entsprungen ist jedenfalls die These, Cortina wäre eine Außenstelle des Orakels von Delphi gewesen und Ampez komme von den Worten Apollo und Pythia her.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Popolazione residente al 1 Gennaio 2007 per età, sesso e stato civile - Comune: Cortina d'ampezzo (Italienisch). ISTAT.
- ↑ Maria Corbi: E Cortina si risvegliò in Sud Tirolo: Una valanga di «si» al referendum ma spostare il confine non è facile Brindisi e polemiche per l'addio simbolico al Veneto. In: La Stampa. 30. Oktober 2007, S. 22 (http://www.lastampa.it/redazione/cmsSezioni/cronache/200710articoli/27157girata.asp).
- ↑ Maurice de Bunsen & Lord Bryce: The Southern Frontiers of Austria: Discussion. In: The Geographical Journal. 46, Nr. 6, April 1915, S. 433–435, S. 435 (http://links.jstor.org/sici?sici=0016-7398%28191512%2946%3A6%3C433%3ATSFOAD%3E2.0.CO%3B2-I).
- ↑ Aldo Rizzo: Le spine di una perla. Carenze e disagi in una delle capitali del turismo: Cortina, un mito appannato Agosto nero tra ingorghi e vigili sul piede di guerra. In: La Stampa. 15. August 1999, S. 9.
- ↑ Isabella Domenico & Donatella Cozzi: "saube bie lonkh as geat, eant as ist ois gor!" Alcuni appunti relativi ai saperi naturalistici e al repertorio simbolico a Zahre/Sauris. In: La Ricerca Folklorica. 41, April 2000, S. 37-50, S. 43 (http://links.jstor.org/sici?sici=0391-9099%28200004%290%3A41%3C37%3A%22BLAGE%3E2.0.CO%3B2-1).
- ↑ John McCormick: George Santayana and Ezra Pound. In: American Literature. 54, Nr. 3, 1987, S. 413-433, S. 413 (http://links.jstor.org/sici?sici=0002-9831%28198210%2954%3A3%3C413%3AGSAEP%3E2.0.CO%3B2-X).
- ↑ Nigel Whitley: Toward a Throw-Away Culture. Consumerism, 'Style Obsolescence' and Cultural Theory in the 1950s and 1960s. In: Oxford Art Journal. 10, Nr. 2, 1987, S. 3-27, S. 17 (http://links.jstor.org/sici?sici=0142-6540%281987%2910%3A2%3C3%3ATATCC%27%3E2.0.CO%3B2-5).
- ↑ Eugen Trapp (Hrsg.): Kunstdenkmäler Ladiniens: Gadertal, Gröden, Fassatal, Buchenstein, Ampezzo.. Istitut Ladin Micura de Rü, 2003, S. ???.
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