- Pfarrkirche St. Michael (Billigheim)
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Die katholische Pfarrkirche St. Michael in der Ortsmitte von Billigheim im Odenwald geht auf eine mittelalterliche Klosterkirche zurück, wurde 1584 Pfarrkirche und erhielt ihre heutige Gestalt durch Umbau in den Jahren 1971 bis 1975. An das einst bedeutende Kloster Billigheim erinnert außerdem noch die benachbarte Remise.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Die Kirche wurde im 12. Jahrhundert als Klosterkirche des Klosters Billigheim erbaut. Der älteste Bauteil ist das romanische Langhaus, das ursprünglich einen Seitenflügel der quadratischen Klosteranlage bildete und später gotisiert wurde. Auch der eichenhölzerne Dachstuhl stammt noch aus dem 12. Jahrhundert und gilt als kunstgeschichtliche Kostbarkeit. Die ursprüngliche Kirche hatte keinen Turm, lediglich ein barocker Dachreiter wurde später aufgesetzt.
Mit Aufhebung des Klosters 1584 wurden die restlichen Klostergebäude abgerissen. Die Klosterkirche ersetzte die desolate frühere katholische Pfarrkirche und wurde wie diese dem heiligen Michael geweiht.
Eine Barockausstattung aus dem 18. Jahrhundert wurde im Zuge einer Regotisierung 1878/79 wieder entfernt, das Ergebnis der Renovierung sorgte jedoch rasch für Unmut, so dass ab 1914 eine umfassende Renovierung der Kirche diskutiert wurde. Als die Kirche nach dem Zweiten Weltkrieg aufgrund des Bevölkerungswachstums von Billigheim zu klein geworden war, wurden die Renovierungspläne mit Planungen für einen Erweiterungsbau ergänzt. 1969 waren die Planungen abgeschlossen. 1971–1975 wurde die Kirche durch den unregelmäßig trapezförmigen Erweiterungsbau und den freistehenden spitzkegeligen Glockenturm vergrößert.
Ausstattung
Der 1971–75 an der südlichen Längsseite erfolgte Anbau ist flächenmäßig größer als das alte Langhaus, er ordnet sich durch seine geringe Deckenhöhe (7 Meter) jedoch diskret unter. Der Durchgang von Altbau zu Neubau wird durch vier in die frühere Außenwand geschnittene Arkadenbögen erzielt. Der Altar vor der Apsis mit Renaissance-Taufstein und Apostelgruppe besteht aus einer schlichten Sandsteinplatte, ein zweiter Altar im Erweiterungsbau ist ebenfalls schlicht in Muschelkalk gehalten. Die Farbverglasungen wurden von Franz Dewald gestaltet. Sie zeigen in den gotischen Fenstern des Langhauses Szene aus dem Marienleben, in der Apsis Szenen aus dem Leben Jesu und im Erweiterungsbau Blumenmotive sowie Szenen aus der Geheimen Offenbarung. Die Haupteingangstüren zum Erweiterungsbau zeigen sechs Bronze-Reliefs mit gegenwartsbezogenen Barmherzigkeitsszenen und wurden von Wilhelm Müller gestaltet, der auch den Muschelkalkaltar und verschiedenes andere Schmuckwerk der Kirche entworfen hat.
Die fünf Glocken im freistehenden Glockenturm wurden 1972 gegossen und haben die Schlagtöne es1–f1–ges1–b1−des2. Die sechste Glocke im Dachreiter stammt von 1927 und hat den Schlagton es2. Die zweimanualige Kirchenorgel mit 18 Registern wurde 1981 bei Vleugels in Hardheim gefertigt.
Die Ausstattung der Kirche umfasst trotz der erfolgten Umbauten und der Beschränkung auf zisterziensische Strenge zahlreiche historische Relikte, u.a. fünf Epitaphen von Äbtissinnen des Klosters, darunter Elisabeth von Helmstatt († 1371), Dorothea Hagenbuchin († 1561) und die letzte Äbtissin Veronika von Günderode († 1568). Das ehemalige große spätgotische Altarkreuz befindet sich über dem nördlichen Eingang, ein kleines Marienaltärchen wurde im Langhaus aufgehängt. An verschiedenen Stellen der Kirche sind weitere barocke Heiligenfiguren zu sehen.
Remise
Bei der Pfarrkirche St. Michael befindet sich die Remise, ein Wirtschaftsgebäude, das 1625 aus den Steinen des abgebrochenen Konventsgebäudes des Klosters errichtet wurde und das Wappen von Erzbischof Johann Schweikhard von Kronberg trägt. Der Bau wurde beim Ausbau der Durchgangsstraße leicht verkürzt und ist seit den 1970er Jahren ein Kindergarten.
Literatur
- St. Michael Billigheim, Schnell-Kunstführer Nr. 1321, Erste Auflage 1981
Weblinks
Commons: Pfarrkirche St. Michael – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien- Zisterzienserinnenkloster Billigheim in der Datenbank Klöster in Baden-Württemberg des Landesarchivs Baden-Württemberg
49.3470555555569.2544444444445Koordinaten: 49° 20′ 49″ N, 9° 15′ 16″ OKategorien:- Kirchengebäude im Neckar-Odenwald-Kreis
- Ehemaliges Kloster in Baden-Württemberg
- Billigheim
- Kirchengebäude im Erzbistum Freiburg
- Kulturdenkmal im Neckar-Odenwald-Kreis
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