- Pfälzer Erbfolgekrieg
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Kriege Ludwigs XIV. (1667–1714) Devolutionskrieg – Holländischer Krieg – Reunionskrieg – Pfälzischer Erbfolgekrieg – Spanischer Erbfolgekrieg Der Pfälzische Erbfolgekrieg (1688–1697), auch Orléansscher oder Neunjähriger Krieg genannt, wurde durch den Tod des Kurfürsten von der Pfalz Karl II., Sohn von Karl I. Ludwig, ausgelöst. Der Krieg fand in der Region der Kurpfalz sowie großen Teilen Südwestdeutschlands statt und gehört zu den französischen Reunionskriegen, mit denen die französische Politik im letzten Drittel des 17. Jahrhunderts eine aggressive militärische Expansion zu betreiben suchte (daher auch die früher übliche Bezeichnung „Raubkriege“). Er wird von Historikern zu den Kabinettskriegen gezählt.
Inhaltsverzeichnis
Anlass
Kurfürst Karl I. Ludwig, der Sohn Friedrichs V., des Winterkönigs, hatte ursprünglich beabsichtigt, das politische Verhältnis zum angrenzenden Frankreich durch die Hochzeit seiner Tochter Elisabeth Charlotte (die als Liselotte von der Pfalz in die Geschichte einging) mit Herzog Philipp von Orléans, dem Bruder des französischen „Sonnenkönigs“ Ludwig XIV., zu stabilisieren.
Allerdings bewirkte die Hochzeit das Gegenteil: Nach dem Tod Karls II. beanspruchte Ludwig XIV. rechtswidrig und gegen den Willen Liselottes die Kurpfalz als Erbe seiner Schwägerin, obwohl er einst im Heiratsvertrag ausdrücklich auf solche Forderungen verzichtet hatte. Dementsprechend wurde von der in Düsseldorf residierenden katholischen Seitenlinie Pfalz-Neuburg den französischen Forderungen nicht nachgegeben.
Frankreich sah einen strategischen Vorteil darin, dass der Kaiser bzw. Österreich im Türkenkrieg gebunden war. Klares Kriegsziel war die Sicherung und der Ausbau französischer Gebiete auf deutschem Boden.
Kriegsverlauf
Deutschland
Frankreich versuchte seinen Forderungen Nachdruck zu verleihen, indem es 1688 in die Pfalz und das linksrheinische Gebiet einfiel.
Belagerung von Philippsburg
Die ersten größeren Kampfhandlungen begannen am 27. September 1688 mit der Einschließung der Festung Philippsburg, die von Graf Maximilian von Starhemberg verteidigt wurde. Ihm stand nur ein Regiment mit etwas über 2.000 Mann zur Verfügung, wobei anfangs aufgrund von Krankheiten nur um die 1.600 Mann kampftauglich waren. An Geschützen gab es 17 Batteriestücke und 90 kleine Kanonen. Proviant und Munition waren ausreichend vorhanden, allerdings mangelte es an Wein und an kampferfahrenen Soldaten und Unteroffizieren. Es waren nur 8 Offiziere vor Ort, darunter auch der Neffe des Grafen, Oberstleutnant Reichard von Starhemberg. Ferner dienten im Regiment lediglich 20 Mann, die über Kampferfahrung verfügten. Dem französischen Heer unter dem Oberbefehl des Dauphin Louis von Frankreich standen etwa 30.000 - 40.000 Mann, 52 Geschütze schwersten Kalibers und 24 Mörser zur Verfügung. Der französische Kommandeur war Marschall Marquis de Vauban, welcher mit der Leitung der Belagerung beauftragt wurde. Er gilt als einer der besten Festungsbaumeister und Belagerungstaktiker seiner Zeit und hatte zu Lebzeiten an 53 Belagerungen und 140 Gefechten teilgenommen, zudem war er am Bau oder an Ausbauten von 160 Festungsanlagen beteiligt.
Ab dem 1. Oktober fingen die Franzosen an, mit Kanonen die einzige Verbindung, genannt „die fliegende Brücke“ , zwischen der Hauptfestung und der Rheinschanze, einer kleineren Befestigung am anderen Rheinufer, zu zerstören. Maximilian ließ, nachdem er bemerkt hatte, dass die Franzosen gegen die eigentlich unbemannte Rheinschanze Laufgräben und eine Batterie errichteten, diese mit 50 Mann besetzen und konnte somit den Feind 6 Tage aufhalten. Als die Franzosen am 4. Oktober mit dem Beschuss begannen und ihre Laufgräben öffneten, wurden die Verteidiger unbemerkt mit Schiffen über den Rhein in Sicherheit gebracht. Der Verlust der Rheinschanze hatte aber auch einen großen Nachteil. Da die Festung gegen den Rhein hin eher schlecht gesichert war, konnten die Franzosen jetzt mit ihrer Artillerie von der Rheinschanze aus die Werke und Bastionen der Festung leichter unter Beschuss nehmen. Am 6. Oktober entwarf Marschall Vauban den Angriffsplan, die sowieso schon spärlichen Einheiten der Verteidiger durch drei gleichzeitige Angriffe an verschiedenen Punkten aufzuteilen, um so im Laufe der Zeit die Bastionen der Festung leichter erobern zu können. Kurze Zeit später wurde dieser Plan in die Tat umgesetzt. Die Sappeureinheiten unter dem Schutz der Nebenangriffe kamen trotz heftigen Beschusses der Kaiserlichen gut voran, aber die Arbeiten beim Hauptangriff wurden zunächst gar nicht eröffnet, da es noch an geeigneten Belagerungsmaterialien fehlte. Währenddessen wurden die Nebenangriffe bis zum 9. Oktober fortgeführt, wobei sich die Franzosen mit ihren Sappeuren bis an die Gräben der Bastionen heranarbeiten konnten.
Danach wurde von einem weiteren Vordringen abgesehen, da man erst die Vollendung der Geschützbatterien abwarten wollte. Bei Tagesanbruch des 10. Oktober wurden die Laufgräben des Hauptangriffs geöffnet und der Sturm auf Philippsburg begann. Währenddessen wurde die Festung und Festungswerke unaufhörlich mit Mörsern beschossen und somit sämtliche Gebäude zerstört, auch die Brunnen verschüttet. Die Wälle wurden am Tag derart demoliert, dass man nicht mehr auf ihnen laufen konnte. In den Nächten wurden die Löcher von 200 Mann wieder zugeschüttet, damit sie am nächsten Morgen wieder halbwegs begehbar waren. Der Hauptangriff kam aber aufgrund heftigen Gegenfeuers und hoher Verluste der Franzosen ins Stocken. Bis zum 12. Oktober gruben die Sappeure weiter an den Laufgräben, die großteils schon bis zu den Gräben der Festung reichten. Am nächsten Tage konnten sie ein kleines, vorgeschobenes Festungswerk im Sturm erobern. Am 14. Oktober entschlossen sich die Verteidiger zu einem Ausfall, drangen dabei gegen den Hauptangriff bis in die feindlichen Laufgräben vor und begannen die Belagerungsarbeiten einzureißen. Erst als die Franzosen unter Generalleutnant Catinat einen Gegenangriff starteten, musste der Ausfalltrupp sich unter hohen Verlusten wieder zurückziehen. Ein weiterer Ausfall gegen einen Nebenangriff war weniger erfolgreich und wurde blutig zurückgeschlagen. Da die Verluste der Verteidiger groß waren, suchten sie um einen Waffenstillstand an, um die Verwundeten zu bergen und zu versorgen. Catinat willigte einem Waffenstillstand unter der Bedingung zu, dass nur französische Soldaten als Träger benützt werden durften. Catinat handelte nicht uneigennützig, sondern ließ zwei Ingenieuroffiziere, als Soldaten verkleidet und als Träger fungierend, den Zustand der Festungswerke und die Umgebung ausspionieren. Und tatsächlich kamen die Zwei mit wichtigen Informationen zurück. Unter anderem, dass ein Graben nur 2 Fuß Wassertiefe hatte und dass im Sumpf vor der Festung, der bisher als fast undurchdringlich galt, ein mehrere Meter breiter Damm existierte.
Während der nächsten Tage wurden im strömenden Regen die Grabungsarbeiten weitergeführt und neue Batterien gebaut. Am 17. Oktober unternahmen die Belagerten wieder einen Ausfall gegen die Angriffsarbeiten, doch konnten sie damit nur geringen Schaden anrichten, obwohl die Franzosen große Verluste erlitten hatten. Während der nächsten Nacht begannen die Franzosen, das Wasser aus dem Wallgraben abzulassen. Am 18. Oktober konnten die Belagerten wieder einen kleinen Sieg feiern, denn sie hatten es geschafft, ein Geschütz zu zerstören und eine Pulverkammer zu sprengen.
In der Nacht des 19. auf den 20. Oktober begannen die Franzosen, den Wallgraben vor dem rechten Hornwerksflügel aufzufüllen, wobei sie aufgrund starken Feuers der Verteidiger große Verluste erlitten. Nach einem starken vorangehenden Bombardement auf das Hornwerk starteten die Franzosen am 20. Oktober ein Großangriff auf dieses Werk. Da aber aufgrund des Bombardements die Wachmannschaft des Hornwerks in Deckung ging, übersah sie vollkommen den Angriff. Die Franzosen konnten große Truppenteile über den bereits trockenen Graben schaffen und den Verteidigern in den Rücken fallen. Daraufhin gerieten die Wachmannschaften in Panik und flohen. Hauptmann Graf Archo versuchte mit 60 Mann, die Lage wieder in den Griff zu bekommen. Doch trotz tapferen Widerstandes des Grafen Archo, der im Kampf fiel, wurde dieses Hornwerk erobert. Nur wenige der 140 Verteidiger konnten sich retten. An eine Rückeroberung war nicht zu denken, da die Moral der Verteidiger einen neuen Tiefpunkt erreicht hatte. Wein war praktisch nicht mehr vorhanden und der Durst konnte nur noch mit Morastwasser gestillt werden. Zudem war aufgrund der unaufhörlichen ganztägigen Strapazen ein allgemeiner Aufstand der Soldaten und Zivilbevölkerung zu befürchten.
Bis zum 26. Oktober fuhren die Franzosen mit den Sappeurarbeiten und der Sicherung der eroberten Werke und Bastionen fort, wobei es dabei immer wieder zu kleineren Ausfällen der Verteidiger kam. Am 26. Oktober war sich Marschall Vauban sicher, dass ein Sieg nur noch von einem früh einbrechenden Winter oder durch Entsatz verhindert werden könnte. Und wie es sich herausgestellt hatte, wäre der Winter vor dem Entsatz gekommen, denn der Kaiser hatte noch nicht die Mittel, ein weiteres Heer aufzustellen, um Philippsburg zu entsetzen. Noch am selben Tag ließ Vauban die Mittelbastion des Kronwerkes mit 18 Geschützen schwersten Kalibers zwei Tage hindurch beschießen. Am 28. war diese Mittelbastion nur noch eine Ruine, wurde aber immer noch verteidigt. Nachdem in der Nacht vom 28. auf den 29. zwei Freiwillige die zerstörte Mittelbastion des Kronwerkes und die Besatzungen ausspionierten, hielt Marschall Vauban das Kronwerk für sturmreif. Der Großangriff fand genau zu dieser Zeit statt, als Graf Maximilian von Starhemberg gerade mit seinen Offizieren zusammen saß, um über eine Kapitulation zu diskutieren. Alle Offiziere waren schon seit Tagen der Meinung, dass man kapitulieren sollte, nur Graf Maximilian von Starhemberg war bisher dagegen. Die Franzosen konnten sich beim Kronwerk festsetzen, was Maximilian dazu veranlasste, einen Gegenangriff zu starten. Doch die eigenen Leute konnten nicht zum Angriff bewegt werden und als Vauban dieses Zögern bemerkte, blies er zum Generalsturm. Nach kurzem Widerstand mussten sich die Kaiserlichen im Kronwerk zurückziehen, um nicht von der Übermacht überrannt zu werden. Am Ende des Tages war das Kronwerk verloren und die Verteidiger beschränkten sich nur noch auf die Verteidigung der Hauptfestung. Mit den entmutigten und stark geschwächten Truppen konnte man keinen weiteren Sturm abwehren.
Am 30. Oktober kapitulierte die Festung nach 32 Belagerungstagen. Die Belagerten erhielten freien Abzug und sicheres Geleit nach Ulm. Am 1. November verließ Starhemberg mit rund 1500 Mann, 100 Wagen und 6 Geschützen die Festung. Nachdem die Franzosen die Festung besetzt hatten, fanden sie darin unter anderem noch 150.000 Pfund Pulver, 22.000 Kugeln, 1.600 Säcke Getreide und 124 Geschütze jeglichen Kalibers vor. Die Verluste der Franzosen bei der Belagerung betrugen nach ihren eigenen Angaben 587 Tote und 1013 Verwundete, während die Kaiserlichen etwa 600 Mann zu beklagen hatten. Nachdem Graf Maximilian von Starhemberg in Ulm angelangt war, wurde er nach Wien zitiert, wo er sich vor einer Militärkommission wegen der Übergabe von Philippsburg zu verantworten hatte. Er wurde aber von der Kommission vollständig frei gesprochen.
Belagerung von Mainz
Der Kaiser, rückversichert durch die Augsburger Allianz, antwortete mit dem sogenannten Reichskrieg auf die Bedrohung. 1689 traten England, Savoyen und die Niederlande dem Bündnis gegen die französischen Expansionsbestrebungen bei („Große Allianz“). Der Kaiser und die deutschen Fürsten konnten 1689 am Rhein ein Heer mit etwa 100.000 Soldaten aufstellen. Dieses Heer wurde in drei Armeecorps aufgeteilt. Das erste Corps mit 30.000 Mann unter dem Kurfürsten Friedrich III. von Brandenburg sollte von Köln aus gegen die Franzosen vorgehen. Das zweite Armeecorps unter Herzog Karl von Lothringen war mit 40.000 Mann für die Belagerung von Mainz vorgesehen. Der Kurfürst Max Emanuel von Bayern sollte sich mit 30.000 Mann in Heilbronn versammeln, um Schwaben und die badischen Gebiete zu schützen. Graf Maximilian von Starhemberg, bereits zum Feldmarschall ernannt, wurde mit seinem Regiment dem Armeecorps von Karl von Lothringen unterstellt.
Die Franzosen fuhren währenddessen mit der Zerstörung und Brandschatzung von pfälzischen und badischen Städten und Ortschaften fort. Darum schickte Karl von Lothringen im Mai 1689 Graf Maximilian von Starhemberg mit ein paar Regimentern nach Koblenz, um die Stadt und die Umgebung vor den Franzosen zu schützen. Als Karl von Lothringen gegen Ende Mai bei der Truppensammelstelle in Frankfurt ankam, war er wenig erfreut. Der Aufmarsch sollte eigentlich am 25. Mai abgeschlossen sein, doch bisher waren nur die hessischen und ein kleiner Teil der kaiserlichen Truppen in Frankfurt angekommen. Teilweise befanden sich die Truppen sogar noch in ihren Heimatländern. Mit der versprochenen Versorgung sah es nicht besser aus. Das Proviant- und Munitionslager, welches eigentlich gefüllt sein sollte, war praktisch leer. Weder Kugeln, Pulver, Bomben noch Kanonen waren vorhanden, nur ein wenig Proviant fand Karl von Lothringen vor. Die Feldgeschütze waren noch in Böhmen.
Die Franzosen waren auf den Feldzug besser vorbereitet als die Kaiserlichen. Sie hatten alle Schiffe auf das linke Rheinufer gebracht und die Mainmündung bei Mainz mit versenkten Schiffen blockiert, um die Versorgung der kaiserlichen Truppen über den Main zu behindern. Die Befestigungen und Besatzungen der Festung Mainz wurden verstärkt, zudem schlug der Oberbefehlshaber der französischen Ober- und Mittelrheinarmee Marschall Duras mit 30.000 Mann das Lager nahe Mainz auf, um einen Rheinübertritt der Kaiserlichen schnell vereiteln zu können.
Da Karl von Lothringen den Beginn des Feldzuges nicht allzu stark verzögern wollte, ließ er die Lebensmittelzufuhr beschleunigen, lieh sich Geschütze und Munition bei den umliegenden Fürstentümern aus, befahl, alle verfügbaren Schiffe auf der Mosel und Lahn nach Koblenz bringen zu lassen und sandte einen Brückenbaumeister nach Koblenz, damit endlich eine Schiffsbrücke über den Rhein gebaut werden konnte. Er ließ die Truppen des Kurfürsten von Hannover direkt nach Koblenz marschieren, um Graf Maximilians von Starhemberg Armeecorps zu unterstützen, das bereits von den Franzosen bedroht wurde. Während Karl von Lothringen auf das Eintreffen der Fürsten wartete und seine Truppen nicht unbeschäftigt lassen wollte, brach er am 30. Mai von Frankfurt nach Mainz auf, um die rechtsrheinische Schanze, die als Brückenkopf diente, anzugreifen. Schon am Abend des 1. Juni ließ er die Schanze von den hessischen Truppen angreifen. Die Verteidiger wehrten sich nur kurz und zogen sich dann schnell über die Brücke nach Mainz zurück. Karl von Lothringen ließ die Schanze und die Brücke zerstören, damit sie von den Franzosen nicht mehr genutzt werden konnte, und zog sich ins nahegelegene Lager zurück. Am nächsten Tag schickte der Herzog zwei weitere Regimenter nach Koblenz und ließ sie auf den gerade fertig gewordenen fliegenden Brücken den Rhein übersetzen, um sich mit den Truppen von Graf Maximilian von Starhemberg zu vereinen.
Mitte Juni traf der Kurfürst von Bayern im Lager ein und wollte, sehr zum Missfallen von Karl von Lothringen, den Kurfürsten Johann Georg III. von Sachsen überreden, mit ihm die Festung Philippsburg zu belagern. Doch der Kurfürst von Sachsen lehnte ab, da er sich nicht einem jüngeren Fürsten unterordnen wollte. Auf der anderen Seite versuchte nun Karl von Lothringen, den Kurfürsten von Bayern für den Feldzug nach Mainz zu gewinnen, was er "mit seinem freundlichen Wesen und guten Argumenten" schlussendlich auch schaffte. Das Heer wurde nun in drei Corps geteilt, die an unterschiedlichen Stellen den Rhein überqueren und auf Mainz marschieren sollten. Die Bayern sollten zwischen Mannheim und Oppenheim den Rhein übersetzen, während die Sachsen und Hessen bei Bingen und die Kaiserlichen bei Koblenz die Überquerung wagen sollten. Der französische Marschall Duras wurde dadurch in eine heikle Lage gebracht. Er konnte seine Armee nicht aufteilen, um an allen drei Orten eine Rheinüberquerung zu verhindern, ohne irgendwo geschlagen zu werden.
Nachdem der Großteil der kaiserlichen Truppen endlich angekommen waren und die benötigten Kriegsvorräte bereit lagen, brach am 15. Juni Karl von Lothringen mit seinem Armeecorps nach Koblenz auf. Am 23. Juni erreichte der Herzog Koblenz, wo er vom Kurfürsten "mit Ehren und Freuden" empfangen wurde. Vergeblich wartete der Herzog am nächsten Tag auf die Fertigstellung der Schiffsbrücke, darum setzte er mit den schon bestehenden fliegenden Brücken über den Rhein und vereinte sich mit dem Armeecorps von Maximilian.
Am 25. Juni erreichte er die Stadt Mayen, wo er vorerst auch blieb. Er wollte damit die Franzosen verwirren und das eigentliche Angriffsziel verschleiern. Marschall Duras fiel auf die Täuschung herein und beorderte Truppenteile aus Mainz zur Festung Mont Royal ab, da er der Meinung war, dass diese Festung das Angriffsziel des Herzogs sei. Am 1. Juli brach Karl von Lothringen von Mayen in Richtung Mainz auf und überquerte bereits am 3. Juli mit seiner gesamten Armee die Mosel. Als Marschall Duras seinen Irrtum bemerkte, ließ er wieder die Garnison in Mainz verstärken. In einem Schreiben an den französischen König war er aber der Meinung, dass Mainz nicht das Angriffsziel sein könne, da die Stadt eine starke Garnison besaß und es nicht an Vorräten mangelte, zudem wurde um Mainz alles verwüstet, was dem Feind von Nutzen sein und Schutz bieten könnte. Duras zog sich deshalb mit seiner Armee nach Landau zurück, um den Ausbau der dortigen Festungswerke zu beschleunigen.
Karl von Lothringen zog währenddessen weiter nach Mainz, wo er am 16. Juli mit ein paar Kavallerieeinheiten ankam und diese sofort wichtige Punkte besetzen ließ. Am 17. Juli kamen die Infanterieeinheiten nach und zwei Tage später trafen die Sachsen und Hessen ein. Jetzt fehlte nur noch der Kurfürst von Bayern, um mit der Belagerung beginnen zu können. Doch dieser kam nicht. Der Kurfürst war am Oberrhein geblieben, da er befürchtete, dass im Falle seiner Abwesenheit Schwaben und große Teile Badens von den französischen Truppen verwüstet werden könnten. Karl von Lothringen musste wieder all seine Überredungskunst einsetzen und schaffte es doch noch, sich die Mithilfe des Kurfürsten von Bayern bei der Belagerung zu sichern. Um nicht zu viel Zeit mit Warten zu vergeuden, begann der Herzog mit den Arbeiten an den drei vorher festgelegten Angriffspunkten.
Am 26. Juli traf der Kurfürst von Bayern mit drei Regimentern im Lager ein. Mit ihm kam auch Feldmarschallleutnant Prinz Eugen von Savoyen. Die nächsten Tage verbrachten die Armeen mit dem Vorantreiben der Laufgräben und Bau von Geschützbatterien. Die Verluste der Belagerer betrugen täglich durchschnittlich zwischen 50 und 100 Mann, darunter auch Prinz Eugen von Savoyen, der am 4. August durch eine Musketenkugel leicht verwundet wurde. Am 7. August erhielt Karl von Lothringen die Nachricht, dass sich Marschall Duras am 5. August in Richtung Philippsburg in Bewegung gesetzt hatte. Einen Augenblick später wurde er vom Kurfürst von Bayern in Kenntnis gesetzt, dass Marschall Duras gegen Heidelberg marschierte. Der Herzog schickte sogleich Graf von Dünnewald mit 4000 Mann in den Süden, um Heidelberg zu schützen.
Am nächsten Tag würde begonnen, die Angriffsziele der Kaiserlichen, die Bastionen Bonifaz und Alexander, mit 30 schweren Kanonen und 4 Mörsern zu beschießen. Der Beschuss war so erfolgreich, dass schon am Abend die Hauptbatterien der Franzosen zerstört wurden. In der Nacht vom 9. auf 10. August machten die Franzosen mit 400 Mann den bisher stärksten Ausfall, der aber von den Sachsen erfolgreich zurückgeschlagen werden konnte. Schon am nächsten Tag machten die Franzosen mit etwa 800 Mann einen neuerlichen Ausfall, diesmal aber auf die hessischen Truppen. Die Franzosen schafften es, die Verteidigungslinien zu durchbrechen und Laufgräben auf einer Länge von 50 Schritt zu verschütten. Erst die herbeigeeilten Reserveeinheiten konnten die Franzosen wieder vertreiben. Am nächsten Tag rief Karl von Lothringen das Corps von Graf Dünnewald von Heidelberg wieder zurück, da sich Marschall Duras in Richtung Philippsburg zurückgezogen hatte, aber nicht ohne vorher noch kleinere Städte zu plündern und zu zerstören.
In der Nacht auf den 16. August erreichten die Kaiserlichen den Fuß des Wallgrabens vor den Bastionen. Da aber die Franzosen in die Erde große Holzstücke vergraben hatten, war ein vorankommen sehr mühsam. Gegen Mittag des nächsten Tages machten die Franzosen den größten Ausfall der ganzen Belagerung. Mit 2000 Soldaten und 400 Arbeitern versuchten sie, die Laufgräben der Kaiserlichen zu stürmen. Obwohl die Kaiserlichen in Unterzahl waren, konnten sie fast überall den Angriff aufhalten und mit Hilfe der Reserve endgültig zurückschlagen. Nach diesem einstündigen Kampf verloren die Franzosen 500 und die Kaiserlichen 180 Mann. Die nächsten zwei Wochen fuhr man mit dem Ausbau der Laufgräben und dem Beschuss der Festung sowie der Bastionen fort.
Am 30. August erhielt Karl von Lothringen die Nachricht, dass sich die Truppen von Marschall Duras bei Philippsburg gesammelt hatten. Er zog auch alle Schiffe zusammen und habe vor, Mainz zur Hilfe zu eilen. Der Herzog ergriff sofort Abwehrmaßnahmen und ließ rheinaufwärts ein Lager abstecken sowie die Kettensperre am Rhein verstärken. Außerdem ließ er Batterien errichten, die auf den Rhein gerichtet waren. Währenddessen gingen die Angriffsarbeiten nur schleppend weiter. Die fast schon täglichen und größtenteils erfolgreichen Ausfälle, Zündungen von Minen und andere Fallen, wie im Boden vergrabene und mit Nägeln bespickte Holzbalken, verzögerten die Arbeiten.
Am 5. September waren die Arbeiten so gut wie beendet. Am gleichen Tag erhielt der Herzog eine Nachricht, dass vom Norden her ein kleines französisches Korps heranrückte, um die Belagerungsarmee zu stören. Zudem rückte Marschall Duras vom Süden her in Richtung Mainz vor. Karl von Lothringen beriet sich mit den Kurfürsten und sie legten den Angriffstermin auf den 6. September fest. Fast den ganzen Tag gingen die Vorbereitungen für den Angriff, bis kurz nach 16 Uhr das Zeichen für den Sturm gegeben wurde. 100 Geschütze, 48 Mörser und sämtliche Musketiere in den Laufgräben feuerten fast gleichzeitig, danach begannen insgesamt 10.000 Mann, die Verteidigungsanlagen zu stürmen. Auf Befehl des Herzogs waren unter den Angreifern auch die Generäle und Offiziere, die durch ihre Anwesenheit den Soldaten Mut machen sollten. Auch Maximilian stand mit seinem Regiment an vorderster Front. Das Feuer der Franzosen war genau so mörderisch, überall wurden Minen gezündet und es hagelte Bomben, Granaten sowie auch Steine.
Nach einem dreistündigen Kampf konnten sich die kaiserlichen Truppen beim Graben der Festungswerke festsetzen. Die kurfürstlichen Truppen kamen schneller voran, da der französische Kommandant den größten Teil seiner Truppen auf die Einheiten des Herzogs geworfen hatte. Gegen Ende des Tages hatten die Kaiserlichen mehr als 2.000 Tote und Verwundete. Die Kurfürsten hatten Verluste in Höhe von 1.500 Mann, darunter Prinz Eugen von Savoyen, der abermals verwundet wurde. Völlig unerwartet kapitulierte die französische Besatzung am 8. September um 9 Uhr morgens.
Vor dem Rückzug verwüsteten französische Truppen das Gebiet genauso, wie sie es im Verlaufe des Krieges nach einem erneuten Vorstoß über den Rhein 1692/93 noch einmal tun sollten. Ziel war die Entfestigung des Gebietes, um für einen potentiellen Aufmarsch gegen Frankreich keine Stützpunkte zu belassen. Die französischen Truppen unter dem Kommando von Ezéchiel de Mélac legten zahlreiche Städte, Dörfer, Burgen und Schlösser der Kurpfalz, von Kurtrier und der Markgrafschaft Baden zum Teil mehrmals in Schutt und Asche. Auch Mannheim, Heidelberg (einschließlich des Heidelberger Schlosses, 1693), Speyer (samt dem Kaiserdom, 1689) und dem Schloß Staffort (der Markgrafschaft Baden Durlach zugehörig) wurden zerstört.
Bei den militärischen Operationen in Deutschland kam es zu keiner einzigen Feldschlacht. Das Ziel der Franzosen war eher, den Gegner durch gezielte Zerstörungen unter Druck zu setzen. Das Ziel der Reichsarmee war es, den Franzosen ein weiteres Vordringen auf deutsche Gebiete (Schwaben, Franken) unmöglich zu machen, was teilweise auch gelang. Eigene offensive Aktionen auf linksrheinische Gebiete fanden aber nicht statt.
Französische Unternehmungen gegen Großbritannien
Mit französischer Hilfe gelang es 1689 dem vormaligen englischen König Jakob II. (gestürzt 1688 durch Wilhelm von Oranien) zunächst, fast ganz Irland zu erobern. Diese Eroberungen gingen aber schnell wieder verloren, nachdem der als Wilhelm III. auf den Königsthron gekommene Oranier auf der irischen Insel landete. Jakob II. floh nach Frankreich.
1692 versuchten die Franzosen ein zweites Mal, Jakob II. auf den englischen Thron zurück zu bringen. Diesmal sollten Truppen direkt nach England übersetzen, 30.000 Mann und eine große Transportflotte standen zur Verfügung. Es gelang aber den Engländern in den Seeschlachten bei Kap Barfleur und La Hougue [1] (28. Mai bis 2. Juni), die französische Flotte zu schwächen, womit ein Übersetzen nach England unmöglich wurde. Jedoch errang Admiral Tourville schon 1693 vor Lagos erneut einen Seesieg für Frankreich.
Italien
Relativ leichtes Spiel hatte Frankreich in Italien, da die Österreicher gegen die Türken gebunden waren. Es gelang hier in kurzer Zeit, ganz Savoyen zu erobern. Dieses Faustpfand hatte in den späteren Friedensverhandlungen aber wenig Wirkung, Frankreich musste auch diese Eroberung wieder aufgeben.
Niederlande
In den Niederlanden führte Frankreich gegen ein verbündetes Heer aus Deutschen (aus verschiedenen Reichsteilen, z. B. Brandenburg [2]), Engländern und Niederländern Krieg. Das französische Heer wurde von dem Marschall von Luxemburg geführt und errang drei Siege in Feldschlachten:
- Schlacht von Fleurus am 1. Juli 1690 gegen die verbündeten Deutschen und Holländer unter dem Fürsten von Waldeck: Frankreich verlor 3.000 Mann, die Verbündeten 9.000
- Schlacht von Steenkerke am 3. August 1692 gegen die verbündeten Truppen unter der Führung des englischen Königs Wilhelm III. [3]
- Schlacht von Neerwinden am 29. Juli 1693, erneut gegen Wilhelm III.: Frankreich verlor 9.000 Mann, die Verbündeten 19.000 [4]
Auch auf diesem Schauplatz gab es keinen wirklichen Sieger. Den Verbündeten gelang es trotz ihrer militärischen Unterlegenheit, die Stellung weitestgehend zu behaupten und den Franzosen gelang es, weiterhin das Kriegsgeschehen auf Reichsgebiet auszutragen.
Seekrieg
Der Kampf zwischen Frankreich einerseits und England mit seinen Verbündeten Spanien und den Niederlanden andererseits fand hauptsächlich zur See statt. Schauplatz waren insbesondere der Ärmelkanal, aber auch Westindien (Eroberung von Cartagena durch die Franzosen 1697) und Neufundland.
In der französischen Geschichte hinterließen die Erfolge des Kaperkapitäns Jean Bart einen bleibenden Eindruck. Zusammen mit anderen Kaperkapitänen gelang es ihm zwischen 1692 und 1697, insgesamt über 4.000 Schiffe zu erbeuten.
Auf den Friedensschluss hatten diese Auseinandersetzungen zur See wenig Einfluss.
Friedensschluss
1697 wurde der Pfälzische Erbfolgekrieg durch den Frieden von Rijswijk beendet. Die ehemalige deutsche Reichsstadt Straßburg und das gesamte Elsass wurden endgültig französisch. Alle anderen besetzten deutschen Gebiete mussten geräumt werden.
Auswirkungen
Obwohl der Gewinn des Elsass mit einigen Unterbrechungen bis heute Bestand hat, war der Krieg für Frankreich kein Erfolg, denn es konnte keine weiteren territorialen Forderungen durchsetzen. Er belastete insbesondere den Staatshaushalt immens, und einige in vorherigen Kriegen erworbene Ansprüche gingen verloren. Zeit zur Konsolidierung der Staatsfinanzen hatte Frankreich kaum, denn schon 1700 zog durch den Tod des spanischen Königs der nächste große Krieg, der Spanische Erbfolgekrieg, Europa in seinen Bann.
Großbritannien konnte hier den Grundstein für seine spätere Vorherrschaft zur See legen, da die französische Flotte nach der Seeschlacht von La Hougue (1692) geschwächt war und gleichzeitig auch die verbündeten Niederländer große Verluste hinnehmen mussten.
Das brutale und in der Kriegsgeschichte der Neuzeit beispiellose Vorgehen der französischen Armee in Deutschland erzeugte antifranzösischen Unmut, der später Eingang in den deutschen Nationalismus des 19. und 20. Jahrhunderts fand, insbesondere die Vorstellung einer „Erbfeindschaft“ zwischen Deutschland und Frankreich.
Siehe auch
Literatur
Zum Landkrieg in Deutschland:
- Georg Ortenburg (Hrsg.), Siegfried Fiedler: Kriegswesen und Kriegführung im Zeitalter der Kabinettskriege, Bernhard & Graefe Verlag, Augsburg 1986, ISBN 3-7637-5478-4
- Max Plassmann: Krieg und Defension am Oberrhein. Die vorderen Reichskreise und Markgraf Ludwig Wilhelm von Baden (1693-1706), Berlin 2000.
Zum Landkrieg in Irland:
- Michael McNally: Battle of the Boyne 1690 - The Irish campaign for the English crown, Osprey Publishing, 2005, ISBN 184176891X
Zum Landkrieg in den Niederlanden:
- John A Lynn: The French Wars 1667–1714 - The Sun King at war, Osprey Publishing, 2005, ISBN 1841763616
Zum Seekrieg:
- Helmut Pemsel: Seeherrschaft Band I, Bernhard & Graefe Verlag, Augsburg 1996, ISBN 3-89350-711-6
- Heinz Neukirchen: Seemacht im Spiegel der Geschichte, Transpress Verlag, Berlin 1982
Zu Mélac
Weblinks
- Karte eines Teils der Kurpfalz, des Kürfürstentums Mainz und des Bistums Worms mit den Feldlagern und Stellungen der Armee Ludwigs XIV., 1696-1697 (DigAM digitales archiv marburg)
- Pfalz und Frankreich - Der Pfälzische Erbfolgekrieg
Einzelnachweise
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