Bayerisch-Pfälzer Erbfolgekrieg

Bayerisch-Pfälzer Erbfolgekrieg

Der Landshuter Erbfolgekrieg 1504/05 ergab sich aus einer Abmachung der beiden Wittelsbacher Linien Bayern-München und Bayern-Landshut bezüglich der Erbfolge, falls eine Linie keinen männlichen Nachkommen haben sollte. Demnach sollte in diesem Fall das Land an die Linie mit männlichem Nachkommen fallen. Dieses Abkommen setzte sich jedoch über kaiserliches Recht hinweg, da das Land eigentlich an den Kaiser hätte fallen müssen.

Inhaltsverzeichnis

Vorgeschichte

Da Herzog Georg der Reiche von Bayern-Landshut mit seiner Frau Jadwiga von Polen keinen männlichen Erben hatte, setzte er in seinem Testament vom 19. September 1496 seine Tochter Elisabeth und ihre etwaigen Söhne als Erben ein. Dieser Vertragsbruch wurde von Albrecht IV., Herzog von Bayern-München, nicht akzeptiert. Der Konflikt mündete nach Georgs Tod am 1. Dezember 1503 in den Landshuter Erbfolgekrieg, zumal Georg kurz vor seinem Tod Elisabeths Ehemann Rupprecht von der Pfalz zu seinem Statthalter erklärt hatte.

Am 13. Dezember 1503 fand in Landshut ein Landtag statt, den Georg noch einberufen hatte. Durch Gesandte machte Albrecht hier seine Erbansprüche geltend, während Rupprecht, der bereits Schloss Landshut übernommen hatte, persönlich anwesend war. Dabei zeigte sich, dass viele Mitglieder, die im Löwlerbund gegen Albrecht gestanden waren, Vorbehalte gegen ihn hatten.

Die niederbayerischen Landstände bildeten einen Regentschaftsrat und wandten sich an das Reichskammergericht, worauf König Maximilian I. die Parteien für den 5. Februar 1504 in das Augsburger Rathaus beschied. Hier und bei weiteren Treffen stellte er als Gegenleistung für seine Vermittlungsbemühungen Gebietsansprüche an beide Seiten. Im April 1504 erklärte sich Albrecht bereit, die Gerichte Kufstein, Kitzbühel und Rattenberg abzutreten, worauf Maximilian 10.000 Mann Hilfstruppen und Geldunterstützung zusagte. Am 23. April belehnte er in Augsburg die Münchner Herzöge mit Georgs Ländern und erklärte Rupprecht und seine Anhänger in die Reichsacht.

Indessen hatten Elisabeth und Rupprecht in Landshut am 17. April den Regentschaftsrat für aufgelöst erklärt. Rupprechts pfälzische Truppen besetzten Landshut, die Residenzstadt Burghausen und mehrere andere Städte. Nachdem sich Rupprechts Vater Pfalzgraf Philipp der Aufrichtige auf die Seite seines Sohnes gestellt hatte, wurde der Krieg auch auf kurpfälzischem Territorium ausgetragen. Selbst die Könige von Frankreich und Böhmen sowie der Markgraf von Baden unterstützten Rupprecht, so dass er insgesamt etwa 30.000 Mann zur Verfügung hatte.

Dagegen konnte Albrecht etwa 60.000 Mann ins Feld führen. Außer Maximilians Truppen unterstützten ihn der Schwäbische Bund, Herzog Ulrich von Württemberg, Markgraf Friedrich II. von Brandenburg-Ansbach und die Stadt Nürnberg, die allein 5.000 Mann bereitstellte.

Kriegsverlauf

Mit seinem eigenen, 12.000 Mann Fußtruppen und 2000 Reiter zählenden Heer belagerte Albrecht ab dem 21. Juni Landau an der Isar und eroberte es nach Beschießung mit Bomben. Am 13. Juli kam es bei Landshut zum ersten größeren Gefecht zwischen Albrechts und Rupprechts Truppen, wobei der auf Seiten Albrechts stehende Götz von Berlichingen seine Hand verlor. Das Gefecht endete mit einem Sieg Albrechts. Rupprecht musste sich nach Landshut zurückziehen, wo er am 20. August an der Ruhr starb. Seine Witwe Elisabeth setzte dennoch den Krieg fort.

Am 9. August hatten pfälzische Truppen Kufstein und etwa 14 Tage später nach heftigem Kampf Braunau eingenommen. In der Oberpfalz eroberten Markgraf Friedrichs Truppen Freystadt und verwüsteten Kloster Waldsassen, bei Ebnat wurden sie jedoch von einem badischen Heer geschlagen. Die Nürnberger eroberten Lauf, Hersbruck und Altdorf. Im Zuge dieses zweijährigen Krieges wurden viele Dörfer rund um Landshut niedergebrannt, darunter Ergolding.

Herzog Albrecht belagerte nach seinem Sieg bei Landshut erfolglos Neuburg an der Donau. Durch die Oberpfalz rückte ein böhmisches Heer heran, doch rechtzeitig kam ein Heer Maximilians zu Hilfe, und am 12. September 1504 konnten in der einzigen größeren Schlacht des Krieges bei Wenzenbach nordöstlich von Regensburg durch die vereinten Heere die Böhmen geschlagen werden. Drei Tage nach der Schlacht starb Pfalzgräfin Elisabeth.

Im Namen deren unmündiger Söhne führten die pfalzgräflichen Räte den Krieg dennoch weiter, und es gelang ihrem Feldherrn Georg von Wisbeck, Vohburg zu erobern. Maximilian nahm Kufstein ein, wonach sich ihm Rattenberg, Schwaz, das Ziller- und Brixental, Traunstein, Kitzbühel und Reichenhall ergaben. Wisbeck belagerte vergeblich München und brandschatzte anschließend Neumarkt, Schärding, Pfarrkirchen, Vilsbiburg und Burghausen, das völlig niederbrannte.

Auch in der Pfalz richtete der Krieg heftige Verwüstungen an, da fast alle Nachbarn des Pfalzgrafen gegen ihn Partei ergriffen und in sein Land einfielen. Am 30. August 1504 wurde das Kloster Limburg bei Bad Dürkheim durch Truppen des Grafen Emich VIII. von Leiningen bis auf die Grundmauern niedergebrannt. Etwa 300 pfälzische Orte wurden zerstört. Am 10. September 1504 schloss Pfalzgraf Philipp einen Waffenstillstand. Erste Friedensverhandlungen am 10. Dezember in Mittenwald scheiterten jedoch. Am 23. Januar 1505 unterlag Wisbeck bei Gangkofen den bayerischen Truppen, am 9. Februar trat Waffenstillstand ein.

Ergebnisse

Am 30. Juli 1505 endete der Krieg mit einem Schiedsspruch von Kaiser Maximilian auf einem Reichstag zu Köln. Die beiden Enkel Herzog Georgs, Ottheinrich und Philipp, erhielten die Junge Pfalz, ein zersplittertes Gebiet von der oberen Donau über Franken bis zur nördlichen Oberpfalz. Als Hauptstadt des neuen Staates wurde Neuburg an der Donau gewählt. Da die beiden Erben noch nicht volljährig waren, regierte dort Pfalzgraf Friedrich II. als Vormund. Der Rest des Gebietes ging an die Münchener Linie der Wittelsbacher. Das Gebiet um Kufstein hatte sich der Kaiser selbst als Preis seiner Vermittlung vorbehalten. Die Reichsstadt Nürnberg gewann bedeutende Gebiete östlich der Stadt, darunter die Ämter Lauf, Hersbruck und Altdorf. Der spätere Pfalzgraf Ottheinrich ließ Neuburg an der Donau mit gewaltigen Geldmitteln zur Residenz ausbauen. Durch Erbfolge wurde er später Kurfürst der Pfalz, wo er mit dem Ottheinrichsbau des Heidelberger Schlosses zu einem der bedeutendsten Bauherren der deutschen Renaissance aufstieg.

Literatur

  • Otto Denk, Josef Weiß: Unser Bayerland. Allgemeine Verlagsgesellschaft, München 1906

Weblinks


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