Philostorg

Philostorg

Philostorgios (griech.: Φιλοστοργιος; * um 368 in Borissos, Kappadokien; † nach 433) war ein spätantiker Kirchenhistoriker.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Werk

Philostorg stellt insofern eine Besonderheit unter den spätantiken Kirchenhistorikern dar, als dass er nicht vom (letztendlich siegreichen) „orthodoxen Standpunkt“ aus schrieb, sondern im Gegenteil als „radikalarianischer“ (eunomianischer) Kirchenhistoriker ganz andere Akzente setzte. Die Kirchengeschichte Philostorgs behandelte in 12 Büchern die Zeit vom Beginn des Arianischen Streits bis wenigstens 425. Das Werk wurde als häretisch verdammt und ist uns nicht erhalten. Dennoch erlauben einige Zusammenfassungen, vor allem die des Photios,[1] aber auch in einer anonymen Vita Konstantins des Großen (Bibliotheca Hagiographica Graeca 365), in der Suda sowie in der Artemii Passio,[2] wenigstens eine ungefähre Vorstellung vom Aufbau und Inhalt. Philostorg berücksichtigte relativ stark die Profangeschichte, wobei er, ähnlich wie etwa Sozomenos, offizielle Dokumente nicht im Wortlaut wiedergab, sondern stattdessen den Inhalt referierte. Das Werk hat seit einiger Zeit wieder das Interesse der Forschung geweckt, wie eine im Juni 2006 in Straßburg stattgefundene Konferenz belegt.[3]

Es ging dem gebildeten Philostorg, der in jungen Jahren nach Konstantinopel ging, vor allem um die Rechtfertigung des arianischen Standpunkts. Dabei lobte er etwa die Kirchengeschichte des Eusebius von Caesarea, dessen dogmatischen Standpunkt im arianischen Streit er aber nicht teilte. In den ersten beiden Büchern der Kirchengeschichte Philostorgs wurde die Regierungszeit Konstantins behandelt. Philostorg griff dabei teilweise auf Material heidnischer Autoren zurück und stilisierte Konstantin anachronistisch zum Vorkämpfer der eigenen, radikalarianischen Sache.[4] Ebenso räumte Philostorg aber auch Episoden breiten Raum ein, die etwa Eskapaden am Kaiserhof betrafen.

Ausgaben und Übersetzungen

  • Joseph Bidez: Philostorgius. Kirchengeschichte. Mit dem Leben des Lucian von Antiochien und den Fragmenten eines arianischen Historiographen. 3. Auflage, bearb. von F. Winkelmann. Berlin 1981 (grundlegende Textausgabe).
  • Philip R. Amidon (Hrsg.): Philostorgius. Church History. Society of Biblical Literature, Atlanta 2007 (neuere englische Übersetzung).

Literatur

  • Bruno Bleckmann: Konstantin in der Kirchengeschichte Philostorgs. In: Millennium. Jahrbuch zu Kultur und Geschichte des ersten Jahrtausends n. Chr. 1 (2004), S. 185–231.
  • Bruno Bleckmann: Die Vita BHG 365 und die Rekonstruktion der verlorenen Kirchengeschichte Philostorgs. Der Kampf zwischen Konstantin und Licinius. In: Jahrbuch für Antike und Christentum 46 (2003), S. 7–16.
  • Hartmut Leppin: Heretical Historiography: Philostorgius. In: Studia Patristica 34 (2001), S. 111–124.
  • Gabriele Marasco: The Church Historians (II): Philostorgius and Gelasius of Cyzicus. In: Greek and Roman Historiography in Late Antiquity. Fourth to Sixth Century A. D. Hrsg. von Gabriele Marasco, Leiden und Boston 2003, S. 257–288.

Weblinks

Anmerkungen

  1. Zuerst 1643 in Genf von J. Gothofredus gedruckt.
  2. Zusammengestellt in der Ausgabe von Bidez, vgl. nun auch die Übersetzung von Amidon.
  3. Siehe Zusammenfassung bei H-Soz-u-Kult.
  4. Vgl. Bleckmann, Konstantin in der Kirchengeschichte Philostorgs, zusammenfassend S. 231.

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