- Phonologie der spanischen Sprache
-
Die Aussprache der spanischen Sprache weicht zum Teil erheblich von der deutschen Sprache ab. So treten z. B. im Spanischen viele dem Deutschen fremde Reibe- und Dentallaute auf. Viele spanische Konsonanten müssen anders als im Deutschen ausgesprochen werden, um verstanden zu werden oder um Missverständnisse zu vermeiden.
Inhaltsverzeichnis
Zusammenhang zwischen Aussprache und Schreibweise
Bis auf wenige Ausnahmen ist auf Grund der Schreibweise eines spanischen Wortes seine Aussprache genau festgelegt. Umgekehrt kann durch Hören eines Wortes weitgehend auf die Schreibweise geschlossen werden.
Dementsprechend werden im Spanischen Fremdwörter in der Regel sehr schnell der spanischen Schreibung angepasst, wenn sie nicht gleich durch rein spanische Wörter ersetzt werden. So ist es ganz selbstverständlich, englische Ausdrücke wie "whisky" oder "standard" "güisqui" oder "estándar" zu schreiben. Sogar Abkürzungen wie "CD-ROM" können zu "cederrón" transformieren, so wie es gesprochen wird.
Betonung
Spanische Wörter werden in der Regel auf der vorletzten Silbe betont, wenn sie mit einem Vokal oder den Buchstaben n oder s enden und auf der letzten Silbe betont, wenn sie mit einem Konsonanten, ausgenommen n und s, enden. In allen davon abweichenden Fällen wird die Betonung durch einen Akzent (Akut) angezeigt.
Vokale
Im Spanischen wird, anders als im Deutschen, nicht zwischen kurzen und langen Vokalen unterschieden. Die Vokale werden immer halblang gesprochen.
Monophthonge
Das Spanische besitzt 5 Monophthonge.
Monophthonge des Spanischen vorne zentral hinten geschlossen i u mittel e o offen a Aussprachehilfe für Deutschsprachige:
- a, gesprochen wie im deutschen Wort kann
- e, gesprochen wie im deutschen Wort kennt
- i, gesprochen wie im deutschen Wort Kind
- o, gesprochen wie im deutschen Wort kommt
- u, gesprochen wie im deutschen Wort Kuss
Diphthonge
Diphthonge der Spanischen Sprache IPA Beispiel Bedeutung Aussprachehilfe für Deutschsprachige Fallend /ei/ rey König wie ai im englischen Wort pain /ai/ aire Luft wie ei im deutschen Wort klein /oi/ hoy heute wie eu im deutschen Wort heute /eu/ neutro neutral wie e-u hintereinander, jedoch nicht wie das deutsche eu /au/ pausa Pause wie au im deutschen Wort Haus /ou/ bou wie o im englischen Wort home (nicht britische Aussprache) Steigend /je/ tierra Erde wie je /ja/ hacia in Richtung (auf) wie ja /jo/ radio Radio wie jo /ju/ viuda Witwe wie ju /wi/ fuimos wir gingen wie englisches w+i (Ausnahmen: gui → gi; qui → ki) /we/ fuego Feuer wie englisches w+e (Ausnahmen: gue → ge; que → ke) /wa/ cuadro Bild wie englisches w+a /wo/ cuota Quote wie englisches w+o In einigen Fällen, in denen eine Silbe mit Gue oder Gui beginnt, wird zur eindeutigen Kennzeichnung der Aussprache ein Trema (Dieresis) verwendet: guey wird wie gej, güey wird wie gwei ausgesprochen.
Triphthonge
Triphthonge im Spanischen sind: uei (uey), wie er im Wort buey ("Ochse") vorkommt und uai (uay), wie im Wort Uruguay.
Konsonanten
Die spanische Sprache besitzt 24 Konsonanten. Die Frikative /β ð ɣ/ sind Allophone von /b d g/.
Konsonanten des Spanischen bilabial labio-
dentaldental alveolar post-
alveolarpalatal velar Plosive p b t d k g Affrikaten tʃ dʒ Nasale m n ɲ Flaps/Trills ɾ r Frikative β f θ ð s x ɣ Approximanten w j Laterale l ʎ Quelle: SAMPA für Spanisch (englisch)
Eine Unterscheidung der Laute /ʎ/ und /ʝ/ bzw. /j/ erfolgt nicht im gesamten spanischsprachigen Raum, siehe dazu den Artikel zum Yeísmo.
Konsonant IPA ungefähre Entsprechung Beschreibung Bemerkung B [β] ähnlich dem dt. b in "aber" bilabial approximant/frikativ stimmhaft am Wortanfang und hinter m/n (=[m]) explosiv ([b]), jedoch weicher als im Dt. C (vor a, o, u) [k] dt. k velar stimmlos C (vor e, i) [θ] engl. th in "think" dental stimmlos in Lateinamerika und Südspanien als scharfes s gesprochen, was auch in Spanien verstanden wird und als Ersatzaussprache dienen kann CH ähnlich dem dt. tsch palatal stimmlos das dt. tsch kann als Ersatzaussprache dienen, jedoch liegt die Zunge bei der Aussprache von ch weiter hinten im Mundraum D [ð] engl. th in "together", aber ohne hörbare Friktion dental approximant stimmhaft das dt. d kann von einem Spanier als einfaches span. r verstanden werden, am Wortanfang und hinter n jedoch explosiv ([d]). Zwischen Vokalen wird es in manchen Dialekten weggelassen. F [f] dt. f labiodental stimmlos G (vor a, o, u und Konsonanten) [ɣ] ähnlich dt. r, jedoch weiter vorne gebildet velar frikativ stimmhaft am Wortanfang und hinter n (=[ŋ]) explosiv ([g]) G (vor e, i) [x] dt. ch in "machen" velar frikativ stimmlos in Lateinamerika und Südspanien wie ein deutsches h H das h wird im Spanischen nicht gesprochen (in einigen engl. oder dt. Fremdwörtern wie "Halloween" wird das spanische j gesprochen, im Beispiel "jálogüin") J [x] dt. ch in "Dach" velar frikativ stimmlos in Lateinamerika und Südspanien wie ein deutsches h K [k] dt. k velar stimmlos das k kommt nur in Fremdwörtern vor L [l] dt. l in "Keller" alveolar lateral stimmhaft vor d und t dental gesprochen (z. B. in span. "caldo") LL [ʎ] etwa lj (s. Bem.) palatal lateral stimmhaft die Aussprache von ll ist im heutigen europäischen Spanisch stark rückläufig und in Lateinamerika nicht üblich, dort wird ll wie das spanische y gesprochen; es ist eher angebracht "Paella" und "Mallorca" als deutsch gesprochen pa-eja und majorka auszusprechen als pa-elja und maljorka. In Argentinien wie ein weiches sch. M [m] dt. m in "Kamel" bilabial nasal stimmhaft N [n] [[m]] [[ŋ]] dt. n in "Kanal" nasal stimmhaft n wird als [m] vor Bilabialen (/m/, /b/, /p/), als [ŋ] vor Velaren (/g/, /k/), als [n] in anderen Kontexten ausgesprochen, d.h. der Artikulationsort ist vom nächsten Vokal abhängig Ñ [ɲ] etwa dt. nj palatal nasal stimmhaft nj kann als Ersatzaussprache dienen, jedoch liegt die Zunge tatsächlich weiter hinten im Mundraum (palatal) P [p] dt. p in "Opa" bilabial explosiv stimmlos QU [k] dt. k velar stimmlos qu entspricht dem spanisch k und c (vor a, o, u); dem q folgt immer ein u, welches nicht gesprochen wird, wie z. B. "queso" (dt. gesprochen etwa kesso) R [ɾ] alveolar vibrant stimmhaft einfaches Zungen-r; r kann ersatzweise als dt. r gesprochen werden, was aber zu Verwechselungen mit span. g führen kann, so dass das gerollte r, wie es im Bairischen vorkommt oder im Niedersächsischen vorkommen kann, zu bevorzugen ist; der Buchstabe r wird am Wortanfang und hinter n, d und t als span. rr ausgesprochen (siehe dort) RR [r] alveolar vibrant stimmhaft mehrfaches Zungen-r; rr kann ersatzweise als dt. rr gesprochen werden, was aber zu Verwechselungen mit span. g führen kann, so dass das gerollte r, wie es im Bairischen oder im Niedersächsischen vorkommen kann, zu bevorzugen ist S [s̺] etwa dt. scharfes s alveolar frikativ stimmlos das dt. scharfe s kann als Ersatzaussprache dienen, die Zunge liegt bei der europäisch-spanischen Aussprache jedoch weiter hinten im Mundraum (alveolar und nicht dental), so dass sich der Laut zwischen dem dt. ss und sch anhört T [t] etwa dt. t in "Matte" dental explosiv stimmlos anders als im Dt. ist das span. t dental und nicht alveolar, auch das leichte Hauchen, das im Dt. nach einem t auftritt ist dem Span. fremd; als Ersatzaussprache kann jedoch das dt. t gesprochen werden V [b,β] bilabial approximant/frikativ stimmhaft das span. v wird genau wie das span. b ausgesprochen, es gibt keinerlei Unterschied W w kommt nur in Fremdwörtern vor und wird meist wie das spanische v oder gu (bzw. gü vor e und i) gesprochen X [ks] etwa dt. x in "Taxi" x wird in der Regel wie ks gesprochen, jedoch wird es häufig zu einem einfachen s assimiliert, so dass span. "taxi" zu tasi. Ursprünglich wurde x im Spanischen ähnlich dem deutschen sch als [ʃ] ausgesprochen, im Laufe der Zeit ging die Aussprache diesen Lautes jedoch in das heutige [x] über und wurde damit letztendlich auch als j geschrieben. In einigen historisch bedeutenden Wörtern wie z. B. México (= Méjico) lebt die ehemalige Schreibweise noch fort.
Y [j] dt. j in "naja" palatal frikativ stimmhaft Z [θ] engl. th in "think" dental stimmlos in Lateinamerika und Südspanien als scharfes s gesprochen, was auch in Spanien verstanden wird und als Ersatzaussprache dienen kann Historische Entwicklungen
Das System der Konsonanten des Spanischen erlebte seit dem 16. Jahrhundert zahlreiche Veränderungen:
- das lateinische /f/, das sich zu anlautendem [h] gewandelt hatte, verstummte (wurde jedoch in der Orthografie bewahrt).
- der stimmhafte bilabiale Frikativ /β/ (im Allgemeinen geschrieben mit u oder v) fiel mit dem bilabialen stimmhaften Plosiv /b/ zusammen. Die Buchstaben v und b stehen heutzutage weder für verschiedene Laute, noch für Laute des mittelalterlichen Spanisch. Es handelt sich um eine etymologische Unterscheidung mit Wurzeln im Lateinischen.
- der stimmhafte alveolare Frikativ [z] (der sich als s zwischen Vokalen schreibt bzw. schrieb) fiel mit dem stimmlosen [s] zusammen (zwischen Vokalen ursprünglich ss geschrieben).
- der stimmhafte alveolare Frikativ [ʣ] (geschrieben z) fiel mit [ʦ] zusammen (geschrieben mit Cedille ç, oder c vor den Vokalen e und i). [ʦ] verschob sich anschließend zu [θ], das sich z schreibt, oder c wenn es e oder i vorangeht. In Amerika, Andalusien und auf den Kanaren fiel dieser Laut außerdem mit [s] zusammen (Seseo).
- [ʒ] (geschrieben j, oder g vor e oder i) war stimmhafter postalveolarer Frikativ, fiel aber mit dem stimmlosen /ʃ/ zusammen (geschrieben x, z. B. bei Quixote), und wurde im 17. Jahrhundert zum heutigen velaren Laut [x]. In vielen Ländern Lateinamerikas stehen diese Buchstaben für den Laut [h].
Vor nicht allzulanger Zeit, sowohl in Teilen Spaniens als auch Amerikas, fand ein Zusammenfall der palatalen lateralen und nicht lateralen Konsonanten statt (ursprünglich [ʎ] und [j], jetzt nur noch [j]). Dieser Zusammenfall nennt sich Yeísmo, nach dem Buchstaben y.
Hörbeispiel
- Adiós, hasta mañana.?/i (27 KB) – „Auf Wiedersehen, bis morgen.“
- ¿Qué hay de nuevo??/i (24 KB) – „Was gibt's Neues?“
- Yo estoy bien, gracias, ¿y tú??/i (29 KB) – „Danke, mir geht es gut, und dir?“
Gesprochen von einem Einwohner Madrids.
Beispiele: Der kleine Prinz auf Spanisch
Spanien
Mexiko
Der Unterschied bei diesen zwei Beispielen ist das europäische und amerikanische Spanisch.
siehe: Seseo
Literatur
- Antonio Quilis, Joseph A. Fernández: Curso de fonética y fonología españolas. Madrid 1996.
Wikimedia Foundation.