Phytozönon

Phytozönon
Dieser Artikel beschreibt die Pflanzengesellschaft als Vorkommen verschiedener Pflanzenarten. Für Vereine von Pflanzenfreunden, siehe Pflanzengesellschaft (Vereinigung).

Eine Pflanzengesellschaft, auch Phytozönon, ist eine abstrahierbare bestimmte Artzusammensetzung (Biozönose) von Pflanzen (Phytozönose). Pflanzengesellschaften wachsen an einem ökologischen Standort und bilden den botanischen Teil von Biotopen. Wegen der regelhaften Vergesellschaftung von Arten bezeichnet man die Lehre von den Pflanzengesellschaften als Pflanzensoziologie. Die Lehre von Pflanzengemeinschaften heißt Phytozoenologie.

Inhaltsverzeichnis

Wissenschaft und Anwendung

Je nach ökologischen Ansprüchen, Potenz, (bzw. Toleranz) und Konkurrenzstärke bilden sich im Verlauf der Sukzession Pflanzengesellschaften heraus, die durch eine spezifische Artenzusammensetzung benannt werden können. Pflanzengesellschaften werden durch Vegetationsaufnahmen abgebildet, im tabellarischen Vergleich ermittelt, sodann beschrieben und in der pflanzensoziologischen Systematik eingeordnet gemäß der deskriptiven empirischen Methode der Pflanzensoziologie[1]

Pflanzengesellschaften stehen in einem ökologischen Zusammenhang mit ihren Standorten. Heinz Ellenberg untersuchte die Korrelationen zwischen den ökologischen Ansprüchen der Arten und ihren Standorten und festigte den Begriff Zeigerwert. Vegetationsaufnahmen lassen somit klare Rückschlüsse auf die ökologischen, abiotischen Standortfaktoren eines Pflanzenbestandes zu. Reinhold Tüxen hat betont, dass Pflanzengesellschaften durch die Artenkombination aufgebaut werden und daher bei dem Schluss von einer Pflanzengesellschaft auf den Standort die charakteristische Artengarnitur berücksichtigt werden muss, um neben den biotischen und anorganoischen auch anthropogene Einflüsse auf den Standort zu ermitteln[2].

Meist sind auch Zoozönosen, die Lebensgemeinschaften von Tieren, an ihren maßgeblich durch die Pflanzengesellschaften geprägten Lebensraum angepasst. Die Pflanzengesellschaft (Phytozönose) steht dabei in Interaktion und Abhängigkeit mit den Tiergesellschaften (Zoozönosen). Dabei beeinflussen sich die Gruppen oft gegenseitig. Einer Pflanzengesellschaft kann auch eine bestimmte, assoziierte Zoozönose zugeordnet werden. Umgekehrt kann das Vorkommen von Tieren in einer Pflanzengesellschaft Auskunft über deren ökologische Ansprüche geben. Pflanzengesellschaften können nach ihrer Entstehung unterschieden werden.

Aufgrund dieser ableitbaren Faktoren sind diese Pflanzengesellschaften oft Grundlage für die Einteilung und Bewertung von Biotopen bei einer Biotopkartierung. Die Pflanzensoziologie ist deshalb ein wichtiges Werkzeug der angewandten Landschaftsökologie. Hierbei wird die reale Vegetationsausstattung, die aus Ersatzgesellschaften besteht, erhoben. Aus den Ersatzgesellschaften, Boden und Klima kann die potentielle natürliche Vegetation abgeleitet werden und über organische Funde und Klimamodelle die ursprüngliche natürliche Vegetation rekonstruiert werden. Botanik, Zoologie, Bodenkunde, Landschaftsplanung und Naturschutz benutzen beispielsweise das Konzept der potentiellen natürlichen Vegetation (pnV), bzw. heutige potenziell-natürliche Vegetation (hpnV).

In den verschiedenen Sukzessionstheorien (Klimaxvegetation, Mosaik-Zyklus-Konzept, Megaherbivorentheorie) spielt die Pflanzengesellschaft eine Schlüsselrolle zur Einteilung und Diskussion verschiedener Sukzessionsstadien und Sukzessionsverläufe in terrestrischen und semiterrestrischen Ökosystemen.

Einteilung und Charakterisierung von Pflanzengesellschaften

Für die Bestimmung der Pflanzengesellschaft spielt die Häufigkeit des Auftretens von verschiedenen Arten und ihre Treue gegenüber den Vegetationseinheiten eine entscheidende Rolle:

Außerdem wird das Vorhandensein oder Fehlen bestimmter Artengruppen als Hinweis auf die Pflanzengesellschaft bewertet. Artengruppen ergeben sich aufgrund ähnlicher ökologischer Eigenschaften (ökologische Artengruppen), ähnlichen soziologischen Verhaltens (soziologische Artengruppen) oder eines regelhaften gemeinsamen (statistisch gesicherten) Auftretens in Vegetationseinheiten (floristische Artengruppen).

Man unterscheidet zwischen natürlichen und durch den Menschen bzw. durch Tiere entstandenen (anthropogenen bzw. zoogenen) Pflanzengesellschaften.

Beispiele von Pflanzengesellschaften

Wald - siehe Waldgesellschaften Mitteleuropas
Laubwald - Klasse, mit mehreren Ordnungen
z. B.: Buchenwald - Ordnung mit mehreren Verbänden
z. B.: Kalk-Buchenwald - Verband, mit mehreren Assoziationen
z. B.: Orchideen-Buchenwald (auf trockenen Standorten) - Assoziation


  • Klasse, Endung auf -etea: Carpino-Fagetea (Laubwälder)
    • Ordnung, Endung auf -etalia: Carpino-Fagetalia
      • Verband, Endung auf -ion: Cephalanthero-Fagion

Siehe auch

Literatur

  • Josef Schmithüsen: Allgemeine Vegetationsgeographie. Berlin 1961.
  • Josias Braun-Blanquet: Pflanzensoziologie. Wien 1964.
  • Reinhold Tüxen: Pflanzensoziologie als synthetische Wissenschaft. In: Miscellaneous Papers. Bd. 5, S.141-159. Wageningen 1970.
  • Reinhold Tüxen: Die Pflanzengesellschaften Nordwestdeutschlands. Lehre 1974
  • Erich Oberdorfer: Süddeutsche Pflanzengesellschaften. Bd. I-IV. Jena 1977ff.
  • Heinz Ellenberg: Vegetation Mitteleuropas mit den Alpen in ökologischer, dynamischer und historischer Sicht. Stuttgart: Ulmer 1996.
  • Erwin Rennwald: Verzeichnis und Rote Liste der Pflanzengesellschaften Deutschlands. 2000., 800 S. + CD-ROM., PB, BfN/LVH, ISBN 3-7843-3505-5


Einzelnachweise

  1. Josias Braun-Blanquet: Pflanzensoziologie. Wien 1964.
  2. Reinhold Tüxen: Pflanzensoziologie als synthetische Wissenschaft. In: Miscellaneous Papers. Bd. 5, S.141-159. Wageningen 1970.

Weblinks


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