- Pianofortefabrik Blüthner
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Julius Blüthner Pianofortefabrik GmbH Unternehmensform GmbH Gründung 18. November 1853 Unternehmenssitz Großpösna bei Leipzig Unternehmensleitung Ingbert Blüthner-Haessler, Geschäftsführer
Christian Blüthner-Haessler
Knut Blüthner-HaesslerUmsatz 33 Mio. € (2006?)[1] Produkte Website Die Pianofortefabrik Blüthner ist ein Hersteller von Pianinos und Flügeln aus Großpösna bei Leipzig. Das Familienunternehmen gilt als einer der ältesten und renommiertesten Klavierhersteller der Welt.
Inhaltsverzeichnis
Firmengeschichte
1853–1903
Das deutsche Klavierbauhandwerk hat eine große Tradition in Sachsen. Die Stadt Leipzig war neben Paris, London und Wien eine der tragenden Säulen der europäischen Musikkultur. Neben dem kulturellen Erbe der Stadt war Leipzig auch ein bedeutender Handelsplatz mit vielen überregionalen Kontakten und einem wohlhabenden Bürgertum – für Julius Ferdinand Blüthner der ideale Nährboden für seine Unternehmensgründung, die am 7. November 1853 in der Weststadt Leipzigs, Ecke Plagwitzer Straße / Weststraße stattfand.
Der Anfang fiel zunächst bescheiden aus. Der Finanzrahmen und die Ausstattung mit Werkzeug war spärlich und reichte nur für ein paar angemietete Räume und drei Arbeiter. Seinen ersten Flügel verkaufte Blüthner im Frühjahr 1854. Schnell erregten die Instrumente die Aufmerksamkeit von Pianisten und Institutionen; die Verkaufszahlen stiegen schnell an.
So wuchs der Betrieb ab 1855 sehr schnell. Im vierten Betriebsjahr beschäftigte er bereits 14 Arbeiter. 1856 kam die sogenannte „Blüthner-Patentmechanik“ auf den Markt. Dies ist eine Spielart der Stoßzungenmechanik ohne Repetierschenkel, die bis etwa Ende des Ersten Weltkrieges neben der normalen Doppelrepetitionsmechanik (Stoßzungenmechanik mit Repetierschenkel), auch unter dem Namen „englische Mechanik“ bekannt, häufig in Blüthner-Flügel eingebaut wurde. 1858 erwarb Julius Blüthner die bis dahin nur gemieteten Räume. 1862 wurde das Instrument mit der Opus-Nummer 500 fertig gestellt. 1863 wurden erstmals Pianos in der Fabrik hergestellt. Später kaufte sich Blüthner ein Grundstück im gleichen Viertel und baute dort eine für hundert Arbeiter berechnete Fabrik. 1864 zog die Pianofortefabrik mit nun 37 Arbeitern in den Neubau. Kurze Zeit später war der Betrieb voll besetzt und es wurde industriell gefertigt.
Auf Weltausstellungen erlangte Blüthners Betrieb weitere Bekanntheit. (Insgesamt gewann Blüthner bis 1903 neben zahlreichen anderen Preisen und Auszeichnungen auf zwölf Weltausstellungen Preise.) Die steigende Nachfrage nach Instrumenten erforderte eine weitere Expansion. So wurde 1870 eine zweite Fabrik gebaut und mit modernen Dampfmaschinen ausgestattet. 1872 baute man eine dritte Fabrik im Anschluss an die erste und es wurden 170 neue Arbeiter eingestellt.
Blüthner erfand 1873 auch den Aliquot-Flügel. Die besondere Eigenart dieser Produktion ist eine zusätzliche Saite, welche ab der oberen Mittellage mitschwingt und die Hörbarkeit der Obertöne (Aliquoten) verstärken soll. Im Laufe der Jahre hat Blüthner verschiedene Varianten dieses Systems ausprobiert, es gibt auch Blüthner-Flügel ohne Aliquot-System.
In London wurde 1876 eine Verkaufsniederlassung gegründet, die sowohl Instrumente in England als auch in den englischen Kolonien verkaufte. Blüthner hatte bereits zuvor mit dem Aufbau eines weltumfassenden Vertriebsnetzes begonnen. Um 1877 folgten dann abermals Erweiterungen an der Fabrik. Die ganze Fabrikanlage umfasste nun ein ganzes Straßenviertel. Bereits nach zwanzig Jahren beschäftigte Blüthner über achthundert Mitarbeiter. 1878 wurde eine Ausstellungshalle für das Publikum eingerichtet.
1878 feierte man das 25-Jahr-Jubiläum. Die Firma expandierte, ein neues Fabrikgebäude musste im Jahre 1881 geschaffen werden. 1888 wurde ein eigenes Sägewerk in Leutzsch errichtet, um den ständigen wachsenden Bedarf an zugeschnittenen Hölzern abzudecken, und ein Holzlager angegliedert, in dem die benötigten Holzarten lagerten.
1890 wurde wiederum ein neues Fabrikgelände errichtet, welches für 230 Arbeiter Platz bot. Die ständigen Erweiterungen der Fabrikanlagen machten Blüthner zu einer der größten Klaviermanufakturen Europas. Insgesamt gab es bauliche Erweiterungen von bis zu 55.000 Quadratmetern. Die Jahresproduktion stieg bis zum Jahre 1903 auf 3.000 Stück. Neben Blüthner waren nun auch die Klavierfabriken Feurich, Hupfeld, Schimmel, Gebr. Zimmermann und viele weitere in Leipzig ansässig.
Blüthner belieferte viele Adelshöfe. Ebenso besaßen viele Komponisten wie Claude Debussy, Max Reger, Richard Wagner, Pjotr Tschaikowski, Carl Orff, Dmitri Schostakowitsch oder Andrew Lloyd Webber einen Flügel der Firma. Auch berühmte Solisten wie Claudio Arrau, Ferruccio Busoni, Karlrobert Kreiten, Arthur Rubinstein, Wilhelm Kempff oder Oleg Maisenberg gehören oder gehörten zu den Kunden.
1903 bis heute
Nun folgte auch für Blüthner die Zeit, in der das Reproduktionsklavier eine immer größere Rolle spielte. Leipzig war der Hauptstandort der Firma Hupfeld, einem der größten Produzenten von pneumatischen Systemen in Deutschland. So wurden viele Blüthner-Instrumente mit der sogenannten Phonola ausgestattet, welches ein Markenname für das System von Hupfeld war. Aber auch andere Systeme wie zum Beispiel Welte-Mignon aus Freiburg im Breisgau von der Firma M. Welte & Söhne kamen zum Einsatz.
Am 13. April 1910 verstarb der Firmengründer Julius Blüthner im Alter von 87 Jahren. Der Betrieb wurde nun von den drei Söhnen Robert, Max und Bruno Blüthner übernommen. Der Ausbruch des Ersten Weltkrieges 1914 brachte einige Erschütterungen für den Fabrikbetrieb mit sich. Viele Mitarbeiter der Fabrik mussten der Einberufung zum Kriegsdienst folgen und verloren ihr Leben im Krieg. Wichtige Verbindungen gingen verloren, besonders Kontakte ins Ausland. Der Export stockte und im eigenen Land gab es kaum Interesse für Klavierkäufe. Im Rahmen des „vaterländischen Dienstes“ leistete das Unternehmen Heereslieferungen.
Im Jahre 1919 begann schließlich der Wiederaufbau. Die Firma erhielt wieder Aufträge aus dem Ausland, die in den Jahren zuvor ausgeblieben waren. Alte Absatzmärkte, die man durch den Krieg verloren hatte, versuchte man nun wieder zurückzuerobern. Erschwert wurde diese Aufgabe durch die harten Zollgesetze.
Die Nachfrage stieg derart schnell, dass die Jahresproduktion von 3.600 Stück nicht mehr ausreichte. So feierte man im Jahre 1928 das 75-Jahr-Jubiläum mit der Fertigstellung des Instrumentes mit der Opus-Nummer 113.000.
Im Zweiten Weltkrieg kam dann der schwerste Schlag in der bis dahin von größeren Problemen verschonten Fabrik. Nach einem Bombenangriff 1943 brannte die Firma bis auf die Grundmauern ab und mit ihr so gut wie alle Überlieferungen und die besonderen Instrumente. Nach dem Krieg ermutigten viele Freunde und Kunden die Firma zum Neuanfang; es begann der Wiederaufbau der Produktion. 1948 kamen schließlich die ersten Flügel wieder auf den Markt. Allerdings waren die Möglichkeiten einer Einflussnahme der Familie Blüthner durch die Verstaatlichung stark eingeschränkt.
Im Jahre 1953 war der schwierige Anfang eines Neuaufbaus geschafft und die Nachfrage war wieder so groß, dass die Kapazitäten des Betriebes nicht mehr ausreichten. Ein moderner Neubau für 100 Arbeiter wurde errichtet und 1970 eingeweiht. Der Betrieb firmierte nun unter dem Namen VEB Blüthner Pianos. 1978 wurde das 125-Jahr-Jubiläum gefeiert und die Produktionszahl 144.000 erreicht. Nach dem Ende der DDR ging das Unternehmen wieder in den Besitz der Familie Blüthner über.
1990 begann man viele alte Kontakte wieder zu beleben und viele neue Beziehungen zu knüpfen. Zahlreiche neue Vertriebsfirmen in den USA sowie in anderen Ländern wurden gegründet. Mit der besseren Marktposition und der wachsenden Nachfrage erfolgte 1996 der Bau einer neuen Produktionshalle im Gewerbegebiet Störmthal bei Leipzig. Im Jahr 2003 feierte die Familie Blüthner das 150-Jahr-Jubiläum mit einem großen Festakt in Leipzig. Seit Beginn der Produktion 1853 waren mehr als 150.000 Instrumente mit dem Namen Blüthner in die ganze Welt geliefert worden.
Im Jahr 2005 hat der Klavierhersteller zum dritten Mal einen eigenen Klavierwettbewerb in Leipzig ausgerichtet. Die Teilnehmer kamen bisher vorrangig aus den Musikhochschulen der Umgebung. Die Preisträger des Jahres 2005 heißen Ha-Sun Park (Leipzig), Ying Zhou (Weimar) und Tomoko Takeshito (Leipzig).
Im Oktober 2007 eröffnete die Julius Blüthner Pianofortefabrik außer in Weltstädten wie London, Moskau, Tokyo, Shanghai u. a. ein Blüthner Zentrum in der Kulturhauptstadt Wien. Weitere Informationen hier.
Sonstiges
Die Firma erwirtschaftet etwa 90 % ihres Umsatzes im Ausland. Sie weist eine Eigenkapitalquote von 85 % auf. Die Beatles spielten ihr Lied „Let It Be“ auf einem Blüthner-Flügel ein.[1]
Literatur
- Julius Blüthner in Leipzig – Königlich Sächs. Hofpianofortefabrik: Festschrift zur Feier des fünfzigjährigen Geschäftsjubiläums am 7. November; 1853–1903. Leipzig 1903.
- Paul Daehne: Julius Blüthner, Leipzig: Flügel und Pianos; Zur 75 jähr. Jubelfeier am 7. Nov. 1928. Leipzig 1928.
- Julius Blüthner u. Heinrich Gretschel: Lehrbuch des Pianofortebaues. Weimar 1872. Reprint Frankfurt a. M. 1992. ISBN 3-923639-94-5
- Ingbert Blüthner-Haessler: 150 Jahre Pianofortebau Blüthner. Leipzig 2003. ISBN 3-910143-81-4
- Blüthner 1853–1953, Ein Jahrhundert Klavierbaukunst; Leipzig Nov. 1953 Geschäftsleitung der Firma.
- Der Blüthner Freund; Mitteilungen aus der Firma (zwanglose Folgen)
Weblinks
Einzelreferenzen
- ↑ a b Bert Fröndhoff: Hier gibt die Familie den Ton an, Handelsblatt vom 13. August 2007, S. 18
Siehe auch
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