- Pianolack
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Als Schleiflack bezeichnet man eine spezielle Verarbeitungsmethode, die besonders im 19. Jahrhundert Verwendung fand.
Ziel des Schleiflackierens ist es, eine homogene, deckende und glatte Oberfläche zu erhalten, was mit den Lacken der damaligen Zeit sonst nicht möglich war, da sie
- nicht glatt liefen (sondern „Nasen” bildeten)
- leicht Luftblasen einfingen
- nicht spritzbar waren
- in einem Arbeitsgang nur sehr dünn aufgetragen werden konnten
Folglich blieb zur Verarbeitung einzig die Methode des Auftragens mit dem Pinsel. Pinseln führt aber zwangsläufig zu einer Struktur. Wenn man nun die Oberflächenspannung des Lacks durch ein geeignetes Lösungsmittel erhöht, sinkt die Benetzungsfähigkeit, d.h. die Deckkraft. Dafür neigt der Anstrich dazu, glatter zu verlaufen, d.h. Unregelmäßigkeiten „heraus zu ziehen”.
Man trug folglich eine dicke Schicht Lack auf und schliff sie solange, bis die Oberfläche homogen war. Dabei war es (beim ersten Auftragen) sehr wahrscheinlich, dass man durch den Lack brach und den Untergrund zutage förderte. Daher musste nun eine zweite Schicht (mit höherer Verdünnung) aufgetragen werden, und diese dann wiederum geschliffen werden. Hatte man auf diesem Wege genügend Schichten aufgetragen, begann das Finishen: man schliff den Lack mit verschiedenen Schleifpapieren/Pasten mit steigender Feinheit, bis man keine Rauhigkeit mehr erkennen konnte (800er-Körnung). Schliff man nun weiter, so wurde die Oberfläche zuerst matt, dann seidenmatt, und zum Schluss (beim Schleifen mit Kreide als Schleifpaste) hochglanz glatt. Bis ins 20. Jahrhundert waren keine Lacke vorhanden, die von Natur aus „hochglanz” oder „seidenmatt” waren.
Heutzutage wird der Lack im professionellen Sektor fast nur noch mit der Spritzpistole aufgetragen. Spezielle Mediatoren, Kunstharze und Lösungsmittel sorgen dabei dafür, dass der Lack sehr dick aufgetragen werden kann. Zwischen den Schichten erfolgt das Schleifen nur zur besseren Haftvermittlung, der Lack glättet sich sonst selbst. Die Finishs „Matt, Seidenmatt, Hochglanz” werden vom Lack selbst beim Aushärten erzeugt.
Durch den hohen Arbeitsaufwand ist das Verwenden von Schleiflack heutzutage obsolet geworden. Es findet jedoch noch Verwendung als pseudo-Gütekriterium im Möbelbau und natürlich (und da zu Recht) bei Antiquitäten. Moderne Mehrschichtlacke werden dahingegen als Klavierlack ausgelobt, was lediglich „Mehrschichtlack, uni mit hoher Deckung” bedeutet.
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