- Pinguicula alpina
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Alpen-Fettkraut Systematik Klasse: Dreifurchenpollen-
Zweikeimblättrige (Rosopsida)Unterklasse: Asternähnliche (Asteridae) Ordnung: Lippenblütlerartige (Lamiales) Familie: Wasserschlauchgewächse (Lentibulariaceae) Gattung: Fettkräuter (Pinguicula) Art: Alpen-Fettkraut Wissenschaftlicher Name Pinguicula alpina L. 1753 Das Alpen-Fettkraut (Pinguicula alpina) ist eine Art aus der Gattung der Fettkräuter (Pinguicula). Sie kommt in Europa und Asien vor und zählt zu den wenigen heimischen Arten im deutschsprachigen Raum. Seinem Namen entsprechend, handelt es sich um eine hauptsächlich in Gebirgen anzutreffende Art. Wie alle Fettkräuter ist das Alpen-Fettkraut karnivor.
Inhaltsverzeichnis
Beschreibung
Das Alpen-Fettkraut ist eine mehrjährige, krautige Pflanze, die zwischen fünf bis 15 Zentimeter Höhe erreicht. Die Wurzel ist ein bis zwei Zentimeter lang, weißgelb, fleischig und strangförmig.
Blätter
Die fünf bis acht fleischigen, hellgrün bis rötlichen, elliptisch bis lanzettlichen, länglichen Blätter bilden eine flach am Boden liegende Rosette mit bis zu sechs Zentimeter Durchmesser. An der Oberfläche sind die Blätter klebrig vom Fangsekret, mit dem sie kleine Insekten fangen. Sobald Beute erzielt wird, wird diese durch Enzyme verdaut, welche von Drüsen aus der Blattoberfläche ausgeschieden wird, die allerdings entlang der Mittelrippe der Blätter fehlen. Die Blätter sind zur Unterstützung des Fangs sehr beweglich und können sich bis fast zur Blattmitte weit einrollen. Unter starker Sonneneinstrahlung färben sich die Blätter rötlich ein.
Blüte
Das Alpen-Fettkraut blüht das erste mal erst nach mehreren Jahren. Ab April bis Juli wachsen aus der Mitte der Rosette bis zu acht, selten sogar bis zu dreizehn Blütenstände mit Einzelblüten, die bis zu zwölf Zentimeter hoch werden. Die zygomorphen Blüten sind zehn bis 16 Millimeter lang, mit einem kurzen gelbgrünen Sporn und bestehen aus einer dreilappingen Unterlippe und zweilappigen Oberlippe. Sie sind weiß mit einem in Form und Größe variablem, gelben Schlundfleck. Die Blüten sind protogyn, das heißt die weiblichen Narben reifen vor den männlichen Antheren, sie werden von Fliegen bestäubt.
Frucht und Samen
Die sechs bis neun Millimeter langen und zwei bis drei Millimeter breiten, eilänglichen, spitz zulaufenden Kapselfrüchte tragen reichlich staubfeine, rostbraune Samen.
Vegetative Vermehrung
Vitale Pflanzen bilden in den Achseln der Blätter nach der Blütezeit rund drei Millimeter lange Brutzwiebeln, die der vegetativen Vermehrung dienen. An arktischen Standorten bleibt die Brutzwiebelbildung allerdings aus.
Hibernakel
Zum Winter hin zieht die Pflanze in ein Hibernakel ein, eine leicht in der Erde versenkte Knospe, aus dem sie erst im Frühjahr wieder austreibt, sie ist also ein Hemikryptophyt. Als einzige temperierte Art der Fettkräuter hat das Alpen-Fettkraut bewurzelte Hibernakel.
Verbreitung
Die Pflanze hat in Europa zwei Verbreitungsschwerpunkte, einmal in den Alpen (vor allem den Randalpen) und des weiteren im äußersten, subarktischen Norden Skandinaviens. Ihre Grenzen erreicht die Art im Westen in den Pyrenäen sowie im Osten in den Karpaten, ist aber verstreut auch als Glazialrelikt im Baltikum sowie auf dem Balkan zu finden (Slowakei, Polen, Ungarn, Rumänien, Slowenien, Kroatien). Voreiszeitlich war das Alpen-Fettkraut jedoch in Asien beheimatet, wo es bis heute in Sibirien, in China und überall im Himalaya (Nepal, Tibet, Indien) vorkommt.
Im deutschsprachigen Raum findet sich die Art nicht nur in der Schweiz und außer in Wien zerstreut überall in Österreich (wo Vorkommen abseits der Alpen Glazialrelikte sind und nicht etwa von den Alpen ausstrahlen), sondern auch in Deutschland, wo sie neben dem Gemeinen Fettkraut (Pinguicula vulgaris) die einzige vorkommende Fettkrautart ist.
Habitate und Gesellschaften
Die Art findet sich in Höhen bis zu 4.100 Meter über dem Meeresspiegel an vollsonnigen Standorten. Die Habitate haben alkalische bis neutrale, sickernasse Böden. Die Pflanze ist aber auch ungewöhnlich trockenheitstolerant für eine Fettkrautart temperierter Zonen. Das Alpen-Fettkraut ist typisch für subalpine Rieselfluren, Quellmoore und alpine Steinrasen.
Es tritt in alpinen Lagen häufig in Begleitung von Polster-Segge, Alpen-Sonnenröschen, Schlangen-Knöterich, Silberwurz und dem Kopfigen Läusekraut auf. Hier findet es sich hauptsächlich in den Pflanzengesellschaften des Verbandes Seslerion albicantis (Alpine Blaugras-Rasen) und der Assoziation Caricetum firmae (Polsterseggen-Rasen).
Bei collinen bis montanen Vorkommen wird es von Schwarzem Kopfried, Rostrotem Kopfried, Sumpf-Stendelwurz, Löffelkraut, aber auch dem Gemeinen Fettkraut begleitet. Hier findet es sich schwerpunktmäßig in den Pflanzengesellschaften der Verbände Caricion davallianae (Kalk-Flachmoor, Davallseggen-Sumpf) und Cratoneurion commutati (Kalk-Quellflur).
Gefährdung und Schutz
Das Alpen-Fettkraut ist wegen seiner geographisch weiten Verbreitung nicht unmittelbar gefährdet. In Deutschland ist es jedoch selten und durch die Bundesartenschutzverordnung besonders geschützt. In der Schweiz ist es teils auf kantonaler Ebene geschützt, gilt allerdings weitestgehend als ungefährdet. In Österreich gilt es nur im pannonischen Gebiet und im Nördlichen Alpenvorland als regional gefährdet.
Verwendung
Die Volksmedizin unterschied die verschiedenen Arten der Fettkräuter nicht weiter, setzte sie aber gegen Wunden, Geschwülste, Ischialgie, Leberleiden und Magen-, Brust- und Lungenerkrankungen ein. Ihr Nutzen gegen die genannten Krankheiten wird auf die in der Pflanze enthaltene Zimtsäure zurückgeführt.
Systematik
1583 unterschied Clusius in seiner „Historia stirpium rariorum per Pannoniam, Austriam“ bereits zwei Formen, eine blaublühende (=Gemeines Fettkraut (Pinguicula vulgaris)) und eine weißblühende (=Alpen-Fettkraut). 1753 nahm Linné diese in seiner „Species Plantarum“ gemeinsam mit Pinguicula villosa und Pinguicula lusitanica auf.
Seither sind zahlreiche Untergattungen, Varietäten und Formen des Alpen-Fettkrautes beschrieben worden, heutzutage wird jedoch keines dieser Taxa mehr akzeptiert.
Das Alpen-Fettkraut ist (von der äußerst seltenen Pinguicula crystallina abgesehen) die einzige europäische Art, die nicht der Sektion Pinguicula angehört. Es gehört stattdessen zur Sektion Micranthus, deren Typusart es ist und deren drei andere Mitglieder in Russland, Nordsibirien und Japan beheimatet sind.
Obwohl also nicht unmittelbar verwandt, hybridisiert das Alpen-Fettkraut in Europa (Österreich, Finnland, Schweden) in der Natur mit dem Gemeinen Fettkraut (Pinguicula × hybrida).
Literatur
- S. J. Casper : Monographie der Gattung Pinguicula. Bibliotheca Botanica Heft 127/128, Stuttgart 1966
- Wilhelm Barthlott, Stefan Porembski, Rüdiger Seine, Inge Theisen: Karnivoren., Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart 2004, ISBN 3-80-014144-2
- Maria Teresa Della Beffa: Alpenblumen. Ein umfassender Ratgeber zum Finden, Bestimmen und Erkennen. Neuer Kaiser Verlag, Klagenfurt 1999, ISBN 3-70-432181-8
Weblinks
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