Plan Barbarossa

Plan Barbarossa
Ostfront
Teil von: Zweiter Weltkrieg
Datum 22 Juni 1941–8 Mai 1945
Ort Osteuropa, Deutschland
Ausgang Sowjetischer Sieg. Niedergang des dritten Reichs
Folgen Teilung Deutschlands, Die Sowjetunion wird zur Supermacht, Kalter Krieg
Konfliktparteien

Verbündete:

RomaniaRomania Rumänien (bis 1944)
Italy (1861-1946)Italy (1861-1946) Italien (bis 1943)
FinlandFinland Finnland (bis 1944)
Hungary 1940Hungary 1940 Ungarn

Verbündete:

PolandPoland Polen
RomaniaRomania Rumänien (ab 1944)

FinlandFinland Finnland (ab 1944)
CzechoslovakiaCzechoslovakia Tschechoslowakei

Befehlshaber
Adolf Hitler

Fedor von Bock
Heinz Guderian
Ewald von Kleist
Günther von Kluge
Wilhelm von Leeb
Erich von Manstein
Walter Model
Gerd von Rundstedt
Giovanni Messe
Carl Gustaf Emil Mannerheim
Gusztáv Vitéz Jány
Ion Antonescu

Josef Stalin

Ivan Konev
Georgi Shukov
Semjon Timoschenko
Kliment Woroschilow
Andrei Schdanow
Semjon Budjonny
Alexander Wassilewski
Alexei Antonow
Zygmunt Berling

Truppenstärke
~16.000.000
40.000 Panzer und Selbstfahrlafetten
~34.000.000
144.000 Panzer und Selbstfahrlafetten
157.500 Flugzeuge (nur combatTypen)
Verluste
~5.000.000 Tote
>6.000.000 Verwundete
---- Panzer und StuG
---- Flugzeuge
~10.700.000 Tote
~18.000.000 Verwundete
96.460 Panzer und StuG
106.000 Flugzeuge

Der Krieg gegen die Sowjetunion 1941–1945 wurde vom Großdeutschen Reich am 22. Juni 1941 unter dem Vorwand eines Präventivschlages gegen die bisher mit dem nationalsozialistischen Deutschland verbündete Sowjetunion begonnen. Im deutschen Aufmarschplan „Unternehmen Barbarossa“[1] überschritten drei Millionen deutsche Soldaten und 600.000 Soldaten aus Italien, Spanien, Ungarn, Finnland, Rumänien und der Slowakei auf einer über 1500 km breiten Front zwischen Ostsee und Schwarzem Meer die Demarkationslinie zur UdSSR. Als Hauptmotivation Adolf Hitlers gilt die Gewinnung von „Lebensraum im Osten“ durch Ausrottung und Vertreibung der ansässigen nichtarischen Bevölkerung in einem Eroberungs- und Vernichtungskrieg, sowie die Vernichtung des bolschewistischen politischen Systems. Der Anteil strategischer Erwägungen (Präventivkriegsthese) ist umstritten.

Im deutschsprachigen Raum ist dieser mit Abstand größte Kriegsschauplatz des Zweiten Weltkrieges auch unter der Bezeichnung Russlandfeldzug oder schlicht als Ostfront bekannt. In der ehemaligen Sowjetunion ging er als Großer Vaterländischer Krieg (russisch Великая Отечественная война) in die Geschichte ein, in Anlehnung an den Vaterländischen Krieg von 1812, in dem Napoléon nach Einnahme von Moskau durch russische Truppen besiegt wurde.

Trotz sechswöchiger Verzögerung durch den Balkanfeldzug war fest eingeplant, in den noch von 1918 bekannten Gebieten durch Blitzkriegtaktik unter Einsatz von Panzerverbänden mit Luftunterstützung entscheidende Siege zu erzielen und vor Einbruch der Schlammzeit bzw. des Winters die operative Linie AstrachanArchangelsk zu erreichen. Tatsächlich hatte die Rote Armee in Grenznähe große Mengen an Soldaten und Material versammelt und die Wehrmacht und ihre Verbündeten machten nach großen Kesselschlachten Millionen Kriegsgefangener oder erbeuteten und zerstörten unzähliges Kriegsgerät. Die Leistungs- und Leidensfähigkeit der Sowjetunion und ihres Volkes, die Weite des russischen Raumes und die besonderen klimatischen Bedingungen wurden aber unterschätzt. Die Wehrmacht wurde noch im Dezember 1941 vor Moskau zurückgeschlagen. Es folgten jahrelange verlustreiche Kämpfe.

Bereits in den ersten Kriegstagen wurden hinter der rasch vorrückenden Front kriegsgefangene Politkommissare der Roten Armee ausgesondert und erschossen und Teile der jüdischen Bevölkerung planmäßig ermordet. Der Tod von Millionen gefangener Rotarmisten wurde durch lange Märsche und unzureichende Verpflegung billigend in Kauf genommen oder bewusst herbeigeführt. Vier Sommer und drei Winter lang hielten deutsche Truppen auch große Teile von Osteuropa besetzt, darunter Gebiete, die von Russen teils schon in der Zarenzeit besetzt worden waren. Teilweise wurde versucht, die dortigen Völker für einen Befreiungskampf gegen die Sowjetherrschaft zu mobilisieren, wozu sogenannte Osttruppen aufgestellt wurden. Die Einsätze gegen und von Sowjetische Partisanen eskalierten ebenso wie der zunehmend systematischer durchgeführte Völkermord an der jüdischen Bevölkerung.

Der Krieg, der ab Ende 1944 auf deutschem Gebiet erbittert weitergeführt wurde, endete formell am 8. Mai 1945 mit der bedingungslosen Kapitulation aller deutschen Teilstreitkräfte durch das Oberkommando der Wehrmacht. Die Gesamtzahl der Opfer liegt in der Größenordnung von mehreren Dutzend Millionen, die Folgen sind auch sechs Jahrzehnte später noch längst nicht verarbeitet.

Vorstoßrichtungen im Unternehmen Barbarossa 1941

Inhaltsverzeichnis

Vorgeschichte

Hauptartikel: Vorgeschichte des Zweiten Weltkrieges in Europa

Bevor es am 1. September 1939 zum deutschen Überfall auf Polen kam, fand ein diplomatisches Ringen der verschiedenen Nationen um mögliche Bündnispartner statt. Sowohl Großbritannien als auch Frankreich versuchten dabei schon im Mai, die Sowjetunion als Verbündeten gegen Deutschland und zu einer gemeinsamen Garantieerklärung gegenüber Polen zu gewinnen.

Die polnische Regierung lehnte es jedoch ab, der Roten Armee im Kriegsfall ein Durchmarschrecht einzuräumen; die Eigenständigkeit Polens wurde durch die Truppenpräsenz des ehemaligen Kriegsgegners als gefährdet betrachtet (siehe Polnisch-Sowjetischer Krieg). Dieser Umstand sowie die zögernde britische und französische Verhandlungsweise brachten die Verhandlungen zum Stillstand.[2]

Die Ernennung von Wjatscheslaw M. Molotow am 3. Mai 1939 zum Außenminister der Sowjetunion führte zu einer Intensivierung der diplomatischen Kontakte zwischen dem Deutschen Reich und der Sowjetunion. Nachdem der deutsche Botschafter in Moskau, Friedrich-Werner Graf von der Schulenburg, seinen russischen Gesprächspartnern definitiv mitteilte, dass Deutschland bereit sei, die russischen Expansionsinteressen, die im Wesentlichen Finnland, Litauen, Estland, Lettland, Ostpolen und Teile Rumäniens (Bessarabien) betrafen, anzuerkennen, kam es zwischen den beiden Mächten zu einer Annäherung.

Eine erste Etappe bestand in einem am 20. August 1939 abgeschlossenen Kreditabkommen, welches die sowjetischen Lieferungen von Lebensmitteln und Rohstoffen regelte. Im Gegenzug lieferte Deutschland Industrie- und Rüstungsgüter. Die zweite Etappe auf der deutsch-sowjetischen Konsolidierung gipfelte im „Deutsch-sowjetischen Nichtangriffspakt“ vom 23. August 1939. Diesem Pakt hing ein geheimes Zusatzprotokoll an, in dem die Vertragspartner die in der Geschichte Polens vierte Teilung beschlossen und die Abgrenzung gegenseitiger Interessensphären in Osteuropa regelten. Dieses Protokoll sprach Estland, Lettland, Finnland und Bessarabien dem Interessengebiet der Sowjetunion zu. Litauen wurde zuerst dem deutschen Einflussgebiet zugeordnet, jedoch wurde es kurze Zeit später gegen Teile Polens ausgetauscht. Die Aufteilung Polens entlang der Flüsse Narew, mittlere Weichsel und San war der zentrale Punkt des Abkommens.

Als vorläufig letzte vertragliche Vereinbarung zwischen dem Deutschen Reich und der Sowjetunion wurde Ende September 1939 ein Grenz- und Freundschaftsvertrag abgeschlossen. Dieser Vertrag regelte den endgültigen Grenzverlauf, die so genannte Molotow-Linie, der die etwa 300 Kilometer östlich liegende Stalin-Linie als Verteidigungslinie der Sowjetunion ablösen sollte.

In den folgenden Monaten realisierte die Sowjetunion eine weitreichende Expansionspolitik. Da sich Finnland dieser widersetzte, kam es zum sogenannten Winterkrieg (1939–1940), in dessen Folge die Sowjetunion einige finnische Gebiete annektierte. Jedoch konnte Finnland seine staatliche Unabhängigkeit bewahren. Am 16. Juni 1940 wurden Estland und Lettland unter dem Vorwand, die im Vorjahr geschlossenen Beistandspakte seien gefährdet, besetzt und zu Sowjetrepubliken erklärt. Mit der Besetzung Bessarabiens durch sowjetische Truppen am 28. Juni 1940 endeten die vorläufigen Expansionsbestrebungen der Sowjetunion. In der folgenden Zeit kam es zu Reibungen zwischen dem Deutschen Reich und der Sowjetunion. Die Rote Armee hatte über das geheime Zusatzprotokoll hinaus die Nordbukowina und das Gebiet von Herta besetzt. Auch schlug die Sowjetunion Bulgarien einen Beistandspakt nach baltischem Muster vor. Im Gegenzuge ließ Hitler die norwegisch/finnische Grenze befestigen, schloss mit Finnland ein Transitabkommen und entsandte sogenannte Lehrtruppen nach Rumänien. Außerdem garantierten Deutschland und Italien die rumänischen Grenzen. Ungeachtet dessen ließ Stalin eine rumänische Inselgruppe in der Donaumündung besetzten.

Am 12. November 1940 besuchte Molotow auf Einladung der deutschen Regierung Berlin, um den eventuellen Beitritt der Sowjetunion zum Dreimächtepakt zu besprechen. Molotow machte den Beitritt jedoch von Zugeständnissen abhängig, so forderte die Sowjetunion Einfluss in Ungarn, Jugoslawien, Griechenland und der Türkei, sowie Konzessionen im finnischen und rumänischen Raum. Zugespitzt wurde die Lage durch eine sowjetische Note am 25. November 1940, in der die Sowjetunion forderte, dass Japan die Bergwerkskonzessionen auf Nordsachalin an die Sowjetunion abtreten solle. Trotz mehrfacher Mahnung wurde diese Note von Hitler jedoch nicht beantwortet, da sich dieser außerstande sah, das finnische Nickelgebiet und das rumänische Erdölgebiet in die Reichweite eines sowjetischen Zugriffs kommen zu lassen, oder gar die Japaner zur Aufgabe ihrer Naphtha- und Kohlengruben zu bewegen. Laut Werner Maser hielt Molotow den Pakt von 1939 für „auf eine bestimmte Etappe bezogen“ und konstatierte, dass neue Abmachungen bezüglich Litauen und der Bukowina nötig seien. Molotow habe die Bukowina als sowjetisches Einflussgebiet gefordert. Seine Haltung hätte bewiesen, dass die Sowjetunion keine Kompromisse in Aussicht stellte. [3]

Ohne Zweifel hatte diese Haltung des Kremls dazu beigetragen, dass Hitler trotz der immer wieder geäußerten Ablehnung eines Zweifrontenkrieges den Entschluss fasste, die Sowjetunion bereits im Jahr 1941 anzugreifen. Der Gedanke zu einem solchen Angriff war jedoch schon länger gereift, denn bereits am 4. September 1936 hatte Hitler, in einer Denkschrift zur Rüstungspolitik, den Grundgedanken eines „unvermeidbaren“ Krieges gegen Russland erstmals dem Ministerrat unter Görings Vorsitz zur Kenntnis gegeben.[4] Ein Sieg im Osten würde Deutschland auf dem Kontinent wirtschaftliche Bewegungsfreiheit verschaffen und somit gegenüber einer britischen Blockade unangreifbar machen. Entsprechend informierte der Chef des Wehrmachtführungsstabes Alfred Jodl am 29. Juli 1940 seine Mitarbeiter über den Beschluss Hitlers, „[…] zum frühestmöglichen Zeitpunkt durch einen überraschenden Überfall auf Sowjetrussland die Gefahr des Bolschewismus ein für allemal aus der Welt zu schaffen.“[5] Dem Autor Michail Meltjuchow zufolge entschloss sich Hitler allerdings erst zum Angriff, als im November 1940 die Gespräche zur Bildung einer anti-britischen Militärallianz scheiterten.[6]

Bis zur Wende der 1990er-Jahre in der Sowjetunion blieben die möglichen expansiven Absichten der sowjetischen Führung im Jahre 1941 äußerst unklar. Bereits in den ersten Kriegsmonaten hatten die Operationen der Roten Armee in Polen, Finnland, Bessarabien und im Baltikum die Existenz derartiger Absichten belegt. Wenig Rückhalt findet jedoch die von Hitler vertretene Präventivkriegsthese, dass das OKW einen sowjetischen Aufmarsch gegen das Deutsche Reich erkannte und diesem lediglich zuvorkommen wollte. Die Lagebeurteilung der Generalstabsabteilung „Fremde Heere Ost“ hatte noch am 13. Juni 1941 keine Hinweise für sowjetische Offensivpläne feststellen können. Dennoch stellte die Vereitelung eines postulierten sowjetischen Angriffs einen willkommenen Kriegsanlass dar, die als propagandistische Rechtfertigung diente.

Ausgangssituation

Die Verbündeten des Deutschen Reiches

Für den Krieg gegen die Sowjetunion bestand kein formelles Militärbündnis mit Finnland und Rumänien, die als „natürliche Verbündete“ galten. Beide Länder wurden vorweg über den Angriffstermin informiert und trafen dementsprechende Aufmarschvorbereitungen. Finnland unter Mannerheim teilte die nationalsozialistischen Kriegsziele nicht, sondern wollte die im Winterkrieg verlorenen Gebiete zurückerobern. Rumänien unter Marschall Antonescu hatte im Sommer 1940 nach einem Ultimatum der Sowjetunion die Nordbukowina und Bessarabien an diese abtreten müssen. Es entsandte zwei Armeen an die Ostfront, die 3. rumänische Armee unter dem Oberkommando von General Dumitrescu und die 4. rumänische Armee unter dem von General Ganea. Diese Armeen hatten zusammen mit dem deutschen Armeeoberkommando 11 den Angriff auf die Sowjetunion im Süden zu führen. Vom rumänischen Hoheitsgebiet aus begann die deutsche Einsatzgruppe D mit der Judenvernichtung.

Finnland schloss mit einer Armee beidseitig des Ladogasees zur Grenze auf. Am 23. Juni erklärte Mussolini der UdSSR den Krieg und Italien entsandte ein Expeditionskorps, welches aus einer motorisierten, zwei Infantrie- und einer Kavalleriedivision bestand. Auf Initiative des ungarischen Reichsverwesers Horthy entsandte Ungarn ein motorisiertes Korps (Szombathelyi). Die selbstständig gewordene Slowakei schickte ihre „schnelle Division“ (General Ferdinand Čatloš), sowie später zwei Sicherungsdivisionen. Kroatien entsandte nacheinander mehrere „Legionen“. Der spanische Diktator Franco schickte rund 15.000 Mann an die Ostfront, welche zur Wehrmachtsuniform ein blaues Tuch trugen, daher der Name Blaue Division.

Aus insgesamt acht Ländern bzw. Regionen kamen 1941 schon rund 43.000 „ausländische Freiwillige“, die den „europäischen Kreuzzug gegen den Bolschewismus“ und die „neue rassische Ordnung“ unterstützen wollten. In Frankreich, Holland, Belgien sammelten sich größere Freiwilligenverbände, kleinere kamen aus den nordischen Ländern. Sie wurden entweder in die Wehrmacht integriert oder trugen die Uniformen der Waffen-SS.

Vergleich der Streitkräfte

1941 gab es zwischen der Wehrmacht und der Roten Armee bemerkenswerte Parallelen:

  • Die Ausrichtung auf einen Angriffskrieg mit modernen Panzern und Flugzeugen als Speerspitze für Operationen in die Weite des gegnerischen Raumes (nach deutscher Vorstellung unmittelbar als Blitzkrieg, nach sowjetischer Vorstellung erst in einer zweiten Phase nach erfolgreicher Abwehr an einer Verteidigungslinie).
  • Politische Einflussnahme auf militärische Aktionen gegen den Rat des Generalstabes, in der Sowjetunion durch die Politkommissare, den NKDW und Stalin selbst. In der Wehrmacht seit dem Westfeldzug 1940 durch Hitler (GröFaZ-Legende). Interessanterweise ließ der unmittelbare Einfluss auf militärische Operationen durch Stalin nach, als das Land am Rande der Niederlage war und er überließ das Kriegshandwerk seinen Generalstabsoffizieren, während Hitler gerade in der Stunde der Krise seine Generale entließ, um selbst den Oberbefehl zu übernehmen.
  • Gemeinsame Ausbildung von Offizieren während der Zusammenarbeit zwischen Roter Armee und Reichswehr bis 1935, wobei zahlreiche sowjetische Offiziere die Säuberungswelle von 1937 nicht überlebten.

Ein wesentlicher Unterschied zwischen diesen beiden Kräften war anfangs die Kampfmoral. Während die in der Heimat gefeierten und hochmotivierten Soldaten der Wehrmacht von Sieg zu Sieg eilten und hervorragende Aufstiegschancen vorfanden, wurde die Rote Armee von der politischen Führung stets mit Misstrauen verfolgt. Offiziere mussten mit weiteren Säuberungswellen rechnen, während die einfachen Soldaten eine schlechte Versorgungslage und Repressalien durch die Politkommissare und durch die eigenen Offiziere erdulden mussten. Unter diesem Aspekt gewinnt der ungefähre zahlenmäßige Gleichstand zu Beginn des Krieges ein deutliches Übergewicht zu Gunsten der Wehrmacht. Anzumerken ist jedoch, dass sich die Soldaten der Roten Armee spätestens in der Schlacht vor Moskau Ende 1941 als äußerst tapfer, standhaft und aufopferungsbereit erwiesen und einen fanatischen Widerstand, oftmals bis zur „letzten Patrone“, an den Tag legten.

Ein schwerwiegender Aspekt war das völlige Fehlen von Winterausrüstung bei den meisten deutschen Verbänden. Nach Einsetzen des „russischen Winters“ hatten die sowjetischen Verbände deutliche Vorteile gegenüber einer praktisch eingefrorenen Wehrmacht.

Ein weiterer wesentlicher Unterschied bestand in der technischen Ausrüstung der Streitkräfte. Die Rote Armee war in allen Bereichen der Wehrmacht zahlenmäßig weit überlegen und konnte zum Teil auch auf hochmoderne Waffensysteme zurückgreifen, wie zum Beispiel die sogenannte Stalinorgel (Katjuscha), die unter den deutschen Soldaten Angst und Schrecken verbreitete. Während die Infanterie- und Artilleriewaffen im qualitativen Sinne als etwa gleichwertig einzustufen waren, stellten sich die deutschen Panzer den neueren sowjetischen Modellen als klar unterlegen heraus. Es zeigte sich schon im Frankreichfeldzug, dass die deutschen Panzermodelle Panzer I, Panzer II, Panzer 35 t, Panzer 38 t und auch der Panzer III eine zu geringe Panzerung sowie Feuerkraft aufwiesen. Der als schwerer Panzer ausgelegte Standardpanzer IV erfüllte auch nur annähernd die Erwartungen, die in ihn gesetzt wurden. Zumindest die Panzer III und IV erwiesen sich den sowjetischen Panzermodellen T-26, T-28, T-35, BT-5 und BT-7 überlegen. Den sowjetischen, schweren und mittleren Panzern wie dem KW-1 und KW-2, sowie dem T-34, war damit nur schwer beizukommen, auch wenn diese Modelle Anfangs noch nicht massenhaft auftraten. Auch ließ die deutsche Panzerabwehr gegen T-34, KW-1 und KW-2 zu wünschen übrig. Die Standard-Panzerabwehrkanone Pak 3,7 cm des deutschen Heeres erwies sich nur im günstigsten Falle in der Lage, die Panzerung der feindlichen Panzer zu durchschlagen und wurde im Landserjargon nicht umsonst zur „Panzeranklopfkanone“ umbenannt.

Erst im Laufe des Krieges entwickelten die Deutschen gegenüber T-34, KW-2 und KW-2 gleichwertige bis höherwertige Panzer. Die Pak wurde mit den Modellen 5 cm, 7,5 cm und später 8,8 cm den Gegebenheiten angepasst und auch bei den Panzern wurden die Schweren Modelle Panzer V (Panther) und Panzer VI (Tiger) entwickelt.

Die deutsche Luftwaffe konnte die zahlenmäßige Unterlegenheit durch modernere Flugzeuge und eine bessere Pilotenausbildung ausgleichen und errang in den ersten Jahren oft die Luftüberlegenheit. Dadurch konnten namentlich die Stuka wirkungsvoll in das Kampfgeschehen am Boden eingreifen und dem Heer wichtige Unterstützung zukommen lassen.

Ein weiterer wichtiger Unterschied bestand in der zahlenmäßigen Stärke der Divisionen. Die Kriegsstärke einer durchschnittlichen deutschen Infanteriedivision 1941 betrug circa 16.500 Mann, während eine sowjetische Schützendivision 1942 eine Sollstärke von 10.855 Mann hatte.

Kräfteverhältnis am 22. Juni 1941     Wehrmacht Rote Armee
Soldaten 3 Mio. 5,7 Mio., davon ca. 3 Mio. im Westen
Panzer 3.300 ca. 15.000 im Westen
Flugzeuge ca. 2.000 ca. 8.000 im Westen
Geschütze 42.601 59.787
Verluste bis 31.12.1941
Gefallene oder Vermisste ca. 200.000 ca. 2.600.000
Verwundete ca. 615.000 ca. 1.300.000

Wirtschaftliche Aspekte

Die deutsche Wirtschaft wurde nur langsam umfassend auf Kriegswirtschaft umgestellt. Durch die starke militärische Durchdringung der Wehrwirtschaft kam es erst ab 1941 zur Einführung von Rationalisierungsmaßnahmen durch Fritz Todt. Erst 1944 kamen diese Maßnahmen unter dem Nachfolger Todts, dem Rüstungsminister Albert Speer, voll zur Geltung. Der starke Einfluss der Militärs bewirkte eine aufwändige Handfertigung von Präzisionswaffen gegenüber billiger und technisch einfacher Massenware. Auch wurde bis 1942 in den Fabriken meist noch nicht rund um die Uhr, sondern nur in einer Schicht gearbeitet. [7] Kriegswirtschaftlich gesehen war die industrielle Entwicklung Deutschlands der Sowjetunion insofern voraus, als die Ausbeutung der Rohstoffreserven durch den hohen Grad an Industrialisierung in Deutschland zu verhältnismäßig hohen Fördermengen führte. Die Rohstoffreserven der Achsenmächte waren aber insgesamt knapp, insbesondere im Falle eines Krieges mit der Sowjetunion, der länger als sechs Monate dauern würde. Demgegenüber verfügte die Sowjetunion über wesentlich mehr Rohstoffreserven, die die Rüstungsindustrie aber aufgrund der schleppenden Industrialisierung erst gegen Kriegsende ausnutzen konnte. Durch vergleichsweise fortschrittliche Rationalisierung in der sowjetischen Rüstungsindustrie konnte die Sowjetunion aus weniger Rohstoffen quantitativ mehr Rüstungsgüter herstellen als das Deutsche Reich. Die Rationalisierungsmaßnahmen für die Massenproduktion von Rüstungsgütern in Deutschland waren 1941 erst angelaufen, so dass die Wehrmacht eine Vielzahl unterschiedlicher und wartungsaufwändiger Waffensysteme für den Fall Barbarossa einsetzte.

  • Sowjetische und deutsche Produktion in den Kriegsjahren 1941-45:
Rüstung und Schwerindustrie (Auswahl)[8] 1941 1942 1943 1944 1945
Flugzeuge UdSSR 15.735  25.436  34.900  40.300  20.900 
Deutschland   11.776 15.409 28.807 39.807 7.540
 
Panzer UdSSR 6.590 24.446 24.089 28.963 15.400
* inkl. der Geschütze auf Selbsfahrlafetten  Deutschland   5.200 9.300 19.800 * 27.300 * -
 
Kohle (in Mio. Tonnen) UdSSR 151,4 75,5 93,1 121,5 149,3
Deutschland   315,5 317,9 340,4 347,6 -
 
Stahl (in Mio. Tonnen) UdSSR 17,9 8,1 8,5 10,9 12,3
Deutschland   28,2 28,7 30,6 25,8 -
 
Öl (in Mio. Tonnen) UdSSR 33,0 22,0 18,0 18,2 19,4
Deutschland   5,7 6,6 7,6 5,5 1,3

Durch die Motorisierung einer begrenzten Anzahl von Verbänden wurde die Wehrmacht zu weiträumigen Angriffsoperationen befähigt und die Überlegenheit in der militärischen Führungskunst zur Geltung gebracht. In Ermangelung von geeigneten Fahrzeugen hatte die Wehrmacht im Jahr 1941 650.000 Pferde im Einsatz, 1944 waren es an die 2 Millionen.[9] In der Leistungsfähigkeit seiner Kraftfahrzeugindustrie lag das Deutsche Reich im Vergleich zu anderen Industrienationen zurück, außer bei den Motorrädern. Folgerichtig waren Kradschützen-Einheiten aufgebaut worden, die den Begriff der Schnellen Truppen mitprägten, da sie die schnellste und beweglichste Waffengattung des Heeres waren. Sie wurden jedoch in den Staub-, Schlamm- und Schneewüsten der Sowjetunion verschlissen und mussten aufgelöst werden. Die Nachfolge trat bald darauf der VW-Kübelwagen an.

Die Sowjetunion musste im ersten Jahr des deutschen Überfalls einen großen Verlust an Truppen und Material kompensieren. Durch die Weite des Landes hatte man die Möglichkeit, die Industrie vor den vorrückenden Feindtruppen in Sicherheit zu bringen: Ganze Fabrikanlagen wurden demontiert und östlich des Ural wieder aufgebaut um dort die dringend benötigten Rüstungsgüter zu produzieren. Die Verlegung brachte aber einen zeitweiligen Produktionseinbruch mit sich. Die Sowjetunion erhielt in dieser kritischen Phase Hilfe durch die USA, die mit dem Lend-Lease-Act den Weg für einen groß angelegten Export von Rüstungsgütern ebnete. Um den Transport der Hilfslieferungen zu ermöglichen, wurden durch sowjetische und britische Truppen Persien (Iran) besetzt und die Versorgungswege vom Persischen Golf bis zum Kaspischen Meer ausgebaut. Über diese Strecke verliefen die meisten Transporte. Eine andere Möglichkeit eröffneten sich die Alliierten, indem sie über das Eismeer von England nach Murmansk mit größeren Geleitzügen Lieferungen durchführten. Die Deutsche Kriegsmarine und die in Nordnorwegen stationierte Luftwaffe setzten alles daran, diese Bewegungen zu unterbinden, und im Verlauf des Krieges entwickelten sich große verlustreiche Geleitzugschlachten.

Am 2. August 1941 begann die Auslieferung der ersten Hilfslieferungen aus den USA. Im Laufe des Krieges kamen 57,8 Prozent des Bedarfs an Flugbenzins, 53 Prozent aller Sprengstoffe und beinahe die Hälfte des Kriegsbedarfs an Kupfer, Aluminium und Gummireifen aus Importen. Während Ende 1942 nur 5 Prozent der sowjetischen Militärfahrzeuge aus ausländischer Produktion stammten, waren es gegen Kriegsende über 30 Prozent. Aus den USA kamen weiters 56,6 Prozent aller im Krieg verlegten Schienen und 1.900 Lokomotiven, dazu 11.075 Güterwaggons. Dem standen 92 Lokomotiven und 1.087 Waggons aus sowjetischer Produktion gegenüber. Dem Gewicht nach fast 50 Prozent aller Lieferungen waren allerdings Lebensmittel. [8]

Nach der Umsiedlung der Industrieanlagen steigerte die Sowjetunion die Kriegsproduktion in rasanter Geschwindigkeit und wuchs bis 1944. Dabei überflügelte sie in vielen Bereichen den Ausstoß der deutschen Industrie. Vor allem war der Umgang mit den Rohstoffen wesentlich ökonomischer, da die technisch simpleren Waffensysteme weniger Rohstoffe verschlangen. So konnte beispielsweise, verglichen mit der deutschen Rüstungsindustrie, aus einer wesentlich geringeren Menge Eisenerz eine gleich große Menge von Geschützen, Panzern und Flugzeugen hergestellt werden. Der Sowjetunion kam hier die seit der Revolution vorangetriebene Zentralisierung der Wirtschaft zugute.

Die deutschen Streitkräfte

Der Balkanfeldzug hatte den Angriffszeitpunkt für einen Überfall auf die Sowjetunion um vier Wochen verschoben. Die Wehrmacht hatte die Anzahl der Panzerdivisionen zwar fast verdoppelt, konnte aber nur circa 900 Panzer mehr aufweisen als zu Beginn des Frankreichfeldzuges. Der Angriff unter dem Decknamen Unternehmen Barbarossa fand nun erst am 22. Juni 1941 statt. Diese Verzögerung und ein im Allgemeinen als ungewöhnlich früh einsetzend bezeichneter Winter (Meteorologen wiesen allerdings später nach, dass der Winter weder ungewöhnlich früh noch ungewöhnlich kalt war) führten dazu, dass der Vormarsch nicht wie geplant ablaufen konnte und das operative Ziel, das Erreichen der Linie ArchangelskAstrachan, nicht erreicht wurde. Obwohl auf deutscher Seite errechnet wurde, dass die Versorgung der Wehrmacht nur bis zu einer Linie ermöglicht werden könnte, die entlang Pskow, Kiew und der Krim verlief, verlangte Hitler die Eroberung Moskaus im Rahmen eines einzigen, ununterbrochenen Feldzuges. Durch die rücksichtslose Requirierung von Nahrungsmitteln und kriegswichtigem Material in den von der Wehrmacht zu erobernden Gebieten sollte das erwartete Versorgungsproblem gelöst werden. Auch wegen der menschenverachtenden Grundeinstellung gegenüber den „Untermenschen“ Russlands verhungerten von den über drei Millionen sowjetischen Kriegsgefangenen letztendlich ein Großteil, oder kamen anderweitig ums Leben. Nach ursprünglicher Planung hätte der Feldzug bis zum Wintereinbruch beendet sein und nur etwa 50–60 Besatzungsdivisionen im Land bleiben sollen. Daher war nur für diese Anzahl an Divisionen Winterkleidung vorhanden.

Die Wehrmacht konnte für „Unternehmen Barbarossa“ insgesamt fast 3 Millionen Mann, 3.300 Panzer und gepanzerte Fahrzeuge sowie 2.000 Flugzeuge (61 Prozent der Luftwaffe) aufbringen. Der Rest war zur Sicherung der besetzten Gebiete im Westen, Südwesten und Norden eingesetzt, sowie auf dem Kriegsschauplatz in Nordafrika gebunden.

Laut dem russischen Historiker Michail Meltjuchow war die zahlenmäßige Situation am 21. Juni 1941 wie folgt: [10]:

Deutschland
und seine
Verbündeten
Rote
Armee
Verhältnis
Divisionen 166 190 1:1,1
Soldaten 4.306.800 3.289.851 1:0,8
Geschütze 42.601 59.787 1:1,4
Panzer (inkl. Sturmgeschütze) 4.171 15.687 1:3,8
Flugzeuge 4.846 10.743 1:2,2

Die sowjetischen Streitkräfte

Gedenkstätte an die Belagerung von Leningrad (St. Petersburg)

Die Rote Armee war erst 1937 einer brutalen ideologischen Säuberung unterzogen worden. Dieser staatlichen Terrorwelle fielen neben Bauern, Arbeitern und politischen Rivalen Stalins auch 45 Prozent der Offiziere der Roten Armee und deren Familien zum Opfer. Darunter war auch Marschall Tuchatschewski, der in den Jahren nach dem Bürgerkrieg und dem Krieg gegen Polen maßgeblich für Modernisierung im Sinne der Mechanisierung der Roten Armee verantwortlich war. Mit der Deutschen Reichswehr zusammen erprobten und erlernten die zukünftigen Offiziere der Roten Armee das Führen eines Angriffskrieges unter dem Masseneinsatz von Panzern und Flugzeugen. Bis 1935 wurden mindestens drei geheime Anlagen (Flugzeugerprobung, Panzerentwicklung und -Erprobung, chemische und biologische Waffen) in der Sowjetunion betrieben, der Auftrag zur Entwicklung des sowjetischen Standardpanzers T-34 und des Schlachtflugzeuges Il-2 fielen in dieses Zeit. Ohne die Früchte der deutsch-sowjetischen Zusammenarbeit und die Modernisierung Tuchatschewskis wären die sowjetischen Gegenoffensiven 1941–44 kaum vorstellbar gewesen. [8]

Stalin kam eine äußere Bedrohung der Sowjetunion gelegen, da die Machtkämpfe um seine eigene Position seine ganze Aufmerksamkeit forderten. Es war gefährlich, seine Ansichten zu kritisieren, schnell fand sich ein Kritiker als Feind des Sowjetischen Staates in Folterhaft des von Berija geleiteten Geheimdienstes NKDW.

Aus den Positionskämpfen um die zukünftige militärische Führung ging der damals 45-jährige Schukow hervor, der aufgrund seines Erfolges gegen japanische Streitkräfte am Chalkin Gol Stalins Vertrauen hatte. Doch Stalin selbst mischte sich je nach Gelegenheit auch weiterhin in jede militärische Entscheidung ein, bis hin zu Details in den einzelnen Waffengattungen.

Entgegen der landläufigen Meinung war die deutsche Rüstungstechnik der sowjetischen – auf den ganzen Krieg bezogen – keineswegs überlegen. Der anfangs katastrophale Zustand und die Qualität der Technik der Roten Armee während des Ausbruchs wurden im späteren Verlauf erheblich verbessert. Der Vorsprung der Wehrmacht wurde eingeholt. Besonders in der Panzertechnik konnte die Rote Armee bemerkenswerte schwere und mittlere Modelle herstellen, die in mancher Hinsicht ihren Gegenstücken überlegen waren. Der Vorteil bestand nicht zuletzt in der relativen Einfachheit und Zuverlässigkeit des Baumusters. Die Wehrmacht hingegen verfügte dank deutscher Ingenieurkunst über Panzer, die zwar in manchen Punkten wohl an Raffinesse überlegen, jedoch mit ihren anspruchsvollen Konstruktionen ungenügend auf die extrem harten Einsatzbedingungen hin konzipiert waren. Die sowjetischen Waffen waren für ihre Zuverlässigkeit und Robustheit bekannt, und daher auch bei der Wehrmacht als Beute beliebt bzw. als Gegner gefürchtet. Als Beispiele guter Waffentechnik galten unter anderem der mittlere Panzer T-34, der Katjuscha-Raketenwerfer sowie die Jak- und Iljuschin-Kampfflugzeuge.

Trotz der katastrophalen Anfangsphase des Krieges 1941 konnte auf sowjetischer Seite der Nachschub an Waffen und Munition in jeder Phase des Krieges sichergestellt werden. Dass dies möglich wurde, hatte im Wesentlichen zwei Gründe: Ein großer Teil der Industriebetriebe im Westen der Sowjetunion konnte rechtzeitig weiter nach Osten evakuiert und so dem Zugriff und Zerstörung der Invasoren entzogen werden. Zum anderen leisteten Großbritannien und später die USA bedeutende Unterstützung, insbesondere durch Lieferung von Ausrüstungsgegenständen, Kraftfahrzeugen, Nahrungsmitteln und Rohstoffen wie z. B. Aluminium. Im weiteren Verlauf des Krieges wurde die sowjetische Industrie in Sibirien, außerhalb der Reichweite der deutschen Luftwaffe, weiter ausgebaut und konnte die Front ausreichend beliefern.

Die Entwicklung der Roten Armee von 1939 bis 1941 [11]

1. Januar 1939 22. Juni 1941 Steigerung in %
Divisionen (kalkuliert) 131,5 316,5 140,7
Soldaten 2.485.000 5.774.000 132,4
Geschütze 55.800 117.600 110,7
Panzer 21.100 25.700 21,8
Flugzeuge 7.700 18.700 142,8

Siehe auch: Schematische Kriegsgliederung der Roten Armee am 22. Juni 1941

Operative Planungen

Die deutschen operativen Planungen

Am 18. Dezember 1940 erteilte Hitler als Führer und Oberster Befehlshaber der Wehrmacht durch den Wehrmachtführungsstab im Oberkommando der Wehrmacht (OKW) den Oberkommandos der drei Wehrmachtteile in der „Weisung Nr. 21“ den Auftrag, einen Angriffskrieg gegen die Sowjetunion vorzubereiten: Es seien Vorbereitungen schon jetzt in Angriff zu nehmen, um auch vor Beendigung des Krieges gegen England Sowjetrussland in einem schnellen Feldzug niederzuwerfen (Fall Barbarossa). Es gelte, die im westlichen Russland stehende Masse des russischen Heeres zu vernichten und eine Linie zu erreichen, von der aus die sowjetische Luftwaffe deutsches Gebiet nicht mehr angreifen könne. Endziel der Operation sei die Abschirmung gegen das asiatische Russland auf der allgemeinen Linie WolgaArchangelsk, das heißt, die Besetzung der gesamten europäischen Sowjetunion.
Der Plan sah eine Kette von Umfassungsbewegungen und Kesselschlachten vor, als deren Ergebnis die Rote Armee vernichtet sein sollte. Anders als bei den Vorarbeiten zum Angriff im Westen, bestanden diesmal keine größeren Meinungsverschiedenheiten über die Führbarkeit und Ziele eines Krieges gegen die Sowjetunion zwischen Hitler und seinen hohen Militärs. Während Brauchitsch und Halder den Hauptstoß direkt auf Moskau legen wollten, formulierte Hitler jedoch in seiner „Weisung“ vom 18. Dezember, dass die „Mitte der Gesamtfront nur Voraussetzungen für das Eindrehen schneller Truppen nach Leningrad und dem Donezbecken schaffen“ sollte.

Schnelle Verbände, die keilförmig durch geschlagene Breschen weit in die Tiefe stoßen, dadurch den Feind von rückwärtigen Verbindungen abschneiden und ihn so am Ausweichen hindern sollten, waren die Hauptträger der Operationen, während den marschierenden Verbänden die taktische Aufgabe der Einkesselung zukam. Nach Erreichung eines solchen Erfolges konnten die motorisierten Kräfte erneut nach Osten vorstoßen.

Das OKH und Hitler rechneten mit einem Blitzkrieg. General Erich Marcks meinte, dass die erstrebte Linie in 9–17 Wochen zu erreichen sei, während Hitler immerhin 21–22 Wochen veranschlagte. Dabei verließen sie sich ganz auf das eigene Überlegenheitsgefühl, ohne konkrete Informationen über Stärke und Absichten des Gegners zu haben.

Das Deutsche Ostheer gliederte sich in 3 Heeresgruppen:

Auch vom besetzten Norwegen aus wurden Angriffe gegen die Sowjetunion unternommen. Sie zielten insbesondere auf Murmansk und die dortige Eisenbahnverbindung, die Murmanbahn, über die britische und US-amerikanische Hilfslieferungen nach Moskau gelangten. Mehrere Unternehmen in Richtung Murmansk (Operation Silberfuchs, Platinfuchs) und auf die Murman-Bahn (Operation Polarfuchs) blieben erfolglos. Dies lag zum einen an den extremen klimatischen Verhältnissen, der langen Polarnacht sowie dem weglosen Tundren-Gelände, zum anderen an den hier nur schwachen deutschen Kräften.

Planung des Vernichtungskrieges

Der deutsche Angriff auf die Sowjetunion gilt als der „ungeheuerlichste Eroberungs-, Versklavungs- und Vernichtungskrieg“ (so Ernst Nolte) der Geschichte. Am 30. März 1941 proklamierte Hitler vor 250 Generälen den kommenden Krieg als „Kampf zweier Weltanschauungen gegeneinander“ und als einen „Vernichtungskampf“ und er forderte die „Vernichtung der bolschewistischen Kommissare und der kommunistischen Intelligenz“.

Diese Forderung Hitlers floss in eine Reihe von Anordnungen für den bevorstehenden Kampf ein:

  • Die „Richtlinien auf Sondergebieten zur Weisung Barbarossa“ vom 13. März 1941 übertrugen Himmler besondere Vollmachten für „Sonderaufgaben im Auftrag des Führers, die sich aus dem endgültig auszutragenden Kampf zweier entgegengesetzter politischer Systeme ergeben“. Dazu wurden vier sogenannte Einsatzgruppen gebildet, die den Befehl hatten alle Kommunisten und Juden umzubringen. In einem Schreiben von Reinhard Heydrich vom 2. Juli 1941 an die Höheren SS- und Polizeiführer hieß es:
„Zu exekutieren sind alle Funktionäre der Komintern (wie überhaupt die kommunistischen Berufspolitiker schlechthin), die höheren, mittleren und radikalen unteren Funktionäre der Partei, der Zentralkomitees, der Gau- und Gebietskommitees, Volkskommissare, Juden in Partei- und Staatsstellungen.“
  • In den „Richtlinien für die Behandlung der politischen Kommissare“ vom 6. Juni 1941 Kommissarbefehl wurde der Wehrmacht befohlen, die „politischen Kommissare grundsätzlich sofort mit der Waffe zu erledigen.“
  • Der „Erlaß über die Ausübung der Kriegsgerichtbarkeit im Gebiet Barbarossa“ vom 13. Mai 1941 befreite die Wehrmachtsangehörigen faktisch von allen Bindungen an Völkerrechtsnormen und erlaubte ihnen jeden Willkürakt gegenüber der sowjetischen Bevölkerung.
  • Die „Richtlinien für das Verhalten der Truppe in Rußland“ vom 19. Mai 1941 forderten von der Truppe „rücksichtsloses und energisches Durchgreifen gegen bolschewistische Hetzer, Freischärler, Saboteure, Juden“.
  • Die „Bestimmungen über das Kriegsgefangenenwesen“ von 16. Juni 1941 forderten „rücksichtsloses und energisches Durchgreifen bei den geringsten Anzeichen von Widersetzlichkeit, insbesondere gegenüber bolschewistischen Hetzern“
  • Bis zum Beginn des Russlandfeldzuges war auf der Innenseite des Umschlags des Soldbuches jedes Soldaten ein Verhaltenskodex eingeklebt: ‚Zehn Gebote für den deutschen Soldaten‘. Dieser untersagte unangebrachte Grausamkeiten oder völkerrechtswidriges Verhalten. Mit Beginn des Russlandfeldzuges wurde dieses Blatt aus den Soldbüchern entfernt.[12]
  • Der Generalplan Ost war ein durch Himmler initiiertes offizielles Programm, welches die deutsche Besatzungspolitik im Osten regeln sollte. Demnach sollte die deutsche „Volkstumgrenze“ fast 1.000 km nach Osten verschoben und die in diesen fraglichen Gebieten lebende Bevölkerung von über 30 Millionen hinter den Ural bzw. nach Sibirien abgedrängt werden; die verbliebenen „slawischen Untermenschen“ waren als Arbeitssklaven für „germanische“ Siedler vorgesehen.

Historiker wie Christian Gerlach vertreten die These, dass die deutsche Wirtschaftsführung im Vorfeld des Feldzuges einen sog. Hungerplan entworfen habe.[13] Nach dieser These war das Deutsche Reich auf die Nahrungsmittel der Sowjetunion angewiesen, weshalb das Wirtschaftsministerium plante, durch gezielte Unterversorgung der russischen Bevölkerung möglichst große Mengen an Getreide, Fleisch und Kartoffeln auszubeuten. Nach Gerlach fielen dieser Form des wirtschaftlichen Vernichtungskrieges ca. 9 Millionen sowjetische Zivilisten zum Opfer. Dennoch ist diese These sehr umstritten. Andere Historiker, wie Christopher R. Browning[5] und Klaus Jochen Arnold[6] gehen nicht von der Existenz eines „Hungerplans“ aus und liefern auch entsprechende Gegenbeweise.

Die sowjetischen operativen Planungen

Am 29. Dezember 1940, elf Tage nach Hitlers Unterzeichnung der Weisung Nr. 21, wurde Stalin durch den Geheimdienst erstmals von den Plänen zur Durchführung von Fall Barbarossa informiert.[14]Er ging davon aus, dass die Rote Armee voraussichtlich nicht vor 1943 gegen die Wehrmacht kampfbereit sein würde.

Eine aggressive Balkanpolitik und verstärkte Rüstungsanstrengungen sollten der Sowjetunion Zeit bringen. Ein am 14. April mit Japan geschlossener Nichtangriffspakt verschaffte der Sowjetunion vorerst einen freien Rücken gegen die Bedrohung von Osten.

Schließlich hielt Stalin am 5. Mai 1941 im Kremlpalast vor 2000 Offizieren eine Rede, in der er verkündete: „[...] ein Krieg steht bevor!“[14]. Zu seinen Generälen zeigte Stalin sich bis zum Beginn des Angriffs unwillig, das Scheitern des Molotow-Ribbentrop-Planes als Realität zu akzeptieren. Mehrere Warnungen und Geheimdienstinformationen über einen direkt bevorstehenden deutschen Angriff wurden als bewusste Desinformation abgetan, lediglich 500.000 Reservisten wurden einberufen, um den Vertragspartner nicht zu provozieren.

Der Oberbefehlshaber der Marine und Leiter des Militärbezirks Leningrad Andrei Schdanow trat wie zur Bestätigung Stalins am 21. Juni einen Urlaub in Sotschi am schwarzen Meer an. Als am 21. Juni 1941, einen Tag vor dem Angriff, sich die Informationsflut durch Überläufer und Diplomatie verdichtete, wurde lediglich befohlen, die Moskauer Luftverteidigung auf 75-prozentige Kampfbereitschaft zu erhöhen.

Zum Zeitpunkt des Anlaufens von Fall Barbarossa verfolgte die Rote Armee die Doktrin der Vorwärtsverteidigung. Darin wird von einer ersten Phase der Abwehr eines Angriffs an einer Befestigungslinie ausgegangen. In der zweiten Phase sollten hinter der Hauptkampflinie offensive Kräfte gesammelt werden und zu einem Gegenangriff bis hinter die feindlichen Linien antreten.

Die seit 1929 aufgebaute Stalin-Linie wurde aber nach der Besetzung Polens demontiert. Die Befestigung der vorgeschobenen Molotow-Linie war bei weitem noch nicht abgeschlossen, in 60 Prozent der fertigen Bunkeranlagen fehlte es an der notwendigsten Ausrüstung wie Bewaffnung und Kommunikationseinrichtungen.

Erst am 30. Juni, lange nach dem Fall von Minsk, wurde ein Staatliches Verteidigungskomitee (GKO) zur Bewältigung der komplexen Aufgabenstellung und zur Formulierung längst fälliger Befehle (die bis dahin nur Stalin selbst erteilen konnte) gebildet. Diesem Komitee gehörten mit Nikolai Bulganin (Verteidigungsminister), Klim Woroschilow (Erster Marschall), Nikolai Wosnessenski (Vizepremier), Lasar Kaganowitsch (Chef der Eisenbahnen), Georgi Malenkow (Zentralkomiteesekretär), Anastas Mikojan (Handelsminister), Wjatscheslaw Molotow (Außenminister) und Stalin selbst nur Mitglieder des Politbüros an. Tags darauf übernahm Stalin nach Aufforderung Molotows die Führung des GKO.

Erster Weltkrieg, Revolution, Bürgerkrieg, der Polnisch-Sowjetische Krieg, Interventionen ausländischer Mächte gegen den Bolschewismus und Kämpfe gegen so genannte „innere Feinde“ hatten zu einem Zustand der ständigen Wehrbereitschaft in der Sowjetunion geführt. Die starke politische Durchdringung der sowjetischen Gesellschaft, in der Regel durch gewaltsame Mittel vollzogen, ermöglichte in Folge eine rasche Mobilisierung großer Bevölkerungsteile gegen die Invasion durch das Deutsche Reich.

Laut Dimitri Wolkogonow erließ Stalin am 17. November 1941 den auch als „Fackelmänner-Befehl“ bekannt gewordenen Befehl Nr. 0428, demzufolge bei den Kämpfen auf dem Boden der Sowjetunion „alle Siedlungspunkte, an denen sich deutsche Truppen befinden, auf 40–60 Kilometer ab der Hauptkampflinie in die Tiefe zu zerstören und in Brand zu setzen…“ waren. „Zur Vernichtung der Siedlungspunkte“, „zur Inbrandsetzung und Sprengung der Siedlungspunkte“, also der Dörfer, seien Luftwaffe, Artillerie und Jagdkommandos einzusetzen. Wolkogonow beschreibt, wie auf diese Weise unzählige russische Dörfer durch die eigene sowjetische Armee vernichtet wurden und andererseits Dörfer von den Deutschen in Brand gesetzt wurden, um Partisanenaktionen zu bestrafen [15]

Kriegsverlauf

Note der deutschen Reichsregierung

Am 22. Juni 1941 gab der deutsche Reichsaußenminister Joachim von Ribbentrop um 6:00 Uhr der internationalen Presse die Note bekannt, die er zuvor dem sowjetischen Botschafter Wladimir Georgijewitsch Dekanosow übergeben hatte. Inhalt der Note war, dass die Sowjetregierung „entgegen allen von ihr übernommenen Verpflichtungen und im krassen Gegensatz zu ihrer feierlichen Erklärungen“ sich „gegen Deutschland gewandt“ habe und „mit ihren gesamten Streitkräften an der deutschen Grenze sprungbereit aufmarschiert“ sei. Ebenfalls um 6:00 Uhr überreichte der deutsche Botschafter Friedrich-Werner Graf von der Schulenburg im Moskauer Außenministerium die deutsche Kriegserklärung.

1941

Anfängliche Erfolge der Wehrmacht

Ein deutscher Scharfschütze während des Russlandfeldzuges
Krieg gegen die Sowjetunion 1941-1942
Erschöpfung und 1. Rückzug aus Rostow am Don

In den frühen Morgenstunden des 22. Juni 1941 begann der Vormarsch von 153 deutschen Divisionen, aufgeteilt auf drei Heeresgruppen (Süd, Mitte und Nord) über die deutsch-sowjetische Demarkationslinie in Osteuropa. Zwei Armeen der rumänischen Streitkräfte beteiligten sich am Angriff.

Die Invasionsstreitmacht bestand aus über drei Millionen Soldaten, 600.000 Kraftwagen, 500.000 Pferden, 3.350 Panzern, 7.200 Geschützen und rund 2.000 Flugzeugen.[16] Die den Heeresgruppen zugeteilten Kampfflugzeuge führten einen massiven Luftschlag gegen die sowjetischen Flugplätze, der durch die Aufklärungsergebnisse des Kommandos Rowehl ermöglicht wurde, und zerstörten etwa 1.200 Flugzeuge am Boden.

Zwei Divisionen operierten von Finnland aus, acht Divisionen waren in Norwegen stationiert, eine Division stand in Dänemark, 38 verblieben im Westen. Zwei Divisionen kämpften in Nordafrika und sieben Divisionen standen im Balkan.

Dieser Streitmacht standen in den westlichen Militärbezirken 170 sowjetische Divisionen gegenüber zu deren Führung drei Fronten gebildet worden waren, die „Nordwestfront“, „Westfront“ und „Südwestfront“. In den Tagen nach dem deutschen Überfall wurden aus dem Leningrader und dem Odessaer Militärbezirk zwei weitere Fronten gebildet, die Nord- bzw. Südfront. Die erste operative Staffel, bestehend aus 53 Schützen- und 3 Kavalleriedivisionen, war zwischen 10 und 50 Kilometer von der deutsch-sowjetischen Interessengrenze entfernt stationiert. Dahinter stand eine zweite operative Staffel mit 13 Schützen-, 3 Kavallerie-, 24 Panzer- und 12 motorisierten Schützendivisionen als Reserve bereit, um Angreifer abzuwehren und Einbrüche anzuriegeln. Eine dritte Staffel mit 62 Divisionen, die als strategische Reserve vorgesehen war, formierte sich entlang der Flüsse Dwina und Dnepr 100 bis 400 Kilometer von der Grenze entfernt. Da der Aufmarsch am 22. Juni 1941 noch nicht abgeschlossen war, verfügten die sowjetischen Divisionen durchschnittlich nur über 60 bis 80 Prozent ihrer Sollstärke. Einige der mechanisierten Verbände verfügten über keine oder nur veraltete Fahrzeuge, Fernmeldemittel und anderes Spezialgerät waren nicht oder nur in geringen Stückzahlen verfügbar.

Für die Rote Armee bestand seit 22. Juni 1941, 0:30 Uhr, „Alarmstufe 1“ (Volle Kriegsbereitschaft), deshalb gelang den Angreifern nicht an allen Abschnitten die taktische Überraschung. Immerhin kamen die für weitgreifende Panzerbewegungen notwendigen Flussübergänge schnell in deutsche Hand. Gleichwohl schossen die „roten Flieger“ in den ersten Angriffstagen über 300 deutsche Flugzeuge ab.

Trotz teilweise erbitterter Gegenwehr der zu kurzfristig in Alarmbereitschaft versetzten Rotarmisten konnte die Wehrmacht in den ersten Wochen große Raumgewinne verzeichnen. Dabei erwies sich die Zusammenarbeit zwischen Bodentruppen und der Luftwaffe als äußerst wirkungsvoll. Die während der Luftschlacht um England wegen hoher Verluste aus dem Kampf genommenen Ju-87 und Me 110 konnten bei fehlender feindlicher Jagdabwehr ihre Aufgaben erfüllen.

Die zwei Panzergruppen der Heeres Gruppe Mitte schlossen ihre „Zangen“ zuerst um Bialystok und dann um Minsk. Am 9. Juli 1941 meldete das OKW 328.898 Gefangene, 3102 erbeutete Geschütze und 3332 zerstörte Panzer (so viele Kampfwagen, wie das deutsche Ostheer besaß). Zu diesem Zeitpunkt rief die sowjetische Führung den Großen Vaterländischen Krieg aus. Nach der Räumung der Kessel stießen die Verbände der Wehrmacht weiter Richtung Smolensk vor, wo die – wiederum für sie erfolgreiche – Kesselschlacht bei Smolensk geschlagen wurde.

Minsk 1941

Die anderen deutschen Heeresgruppen konnten jedoch nicht derartige Erfolge vermelden. Auf den Flügeln entzog das sowjetische Oberkommando seine Truppen der Einkesselung und gab dazu Litauen, die Dünalinie, Bessarabien und die Westukraine auf. Trotzdem gelang der Heeresgruppe Nord Anfang September im Süden und Osten die Abriegelung Leningrads. Die Heeresgruppe Süd hatte bei Uman mehrere Armeen vernichtet und beherrschte dadurch den Dnjepr-Bogen.

Die Niederlagen der Roten Armee hatten unter anderem zur Folge, dass viele ihrer Kommandeure, aber auch einfache Soldaten, wegen Feigheit, Verrat oder Unfähigkeit verhaftet und hingerichtet wurden. Darunter war auch der Oberkommandierende der sowjetischen Westfront, Armeegeneral Pawlow, der am 28. Juni 1941 durch Stalin von seinem Kommando enthoben und am 28. Juli 1941 zusammen mit anderen Offizieren in Moskau erschossen wurde. Gleichwohl änderten sich am 12. Juli 1941 auch die Ost-West-Beziehungen mit dem Abschluss eines Bündnisses zwischen Großbritannien und der Sowjetunion. Durch die Ausdehnung des Leih-Pacht-Programms der USA zu Gunsten der Sowjetunion wurde diese Wirkung noch vertieft.

Entgegen einer Denkschrift des Oberkommandos des Heeres vom 18. August 1941, die einen direkten Angriff auf Moskau vorschlug, befahl Hitler am 21. August 1941 den Angriff auf die Ukraine und die Herstellung einer gemeinsamen Front mit Finnland. Diese Entscheidung wurde aufgrund wirtschaftlicher Faktoren und der zu dem Zeitpunkt gerade gewonnenen Kesselschlacht bei Uman, sowie aus politischen Überlegungen, gefällt.

Zu diesem Zweck ließ Hitler von der Heeresgruppe Mitte die Panzergruppe 3 nach Norden abdrehen, wo sie bei der Isolierung Kronstadts und Leningrads mithelfen sollte, während die Panzergruppe 2 nach Süden verschoben wurde, um bei der Kesselschlacht um Kiew nochmals einen großen Erfolg (665.000 Gefangene, 2.718 Beutegeschütze) zu erringen.

Blockade Leningrads

Hauptartikel: Leningrader Blockade

Am 4. September 1941 begann die Heeresgruppe Nord, die über das Baltikum in Richtung Leningrad vordrang, mit dem Artilleriebeschuss der Stadt, am 6. September begann eine Serie von Luftangriffen. Im August 1941 hatten finnische Einheiten im Zuge des Fortsetzungskrieges die Karelische Landenge besetzt. Am 8. September wurde durch die Eroberung des Ortes Schlüsselburg am Ufer des Ladogasees jede Landverbindung zu der ehemals über 3,3 Millionen Einwohner zählenden Stadt unterbrochen. Damit begann die bis 18. Januar 1944 dauernde Belagerung Leningrads. Zur Organisation der Verteidigung der Stadt wurde General Woroschilow durch General Schukow abgelöst, der eng mit dem Leningrader Parteichef Schdanow zusammen arbeitete.

Am 25. September stabilisierte sich die Front, Stalin ging davon aus, dass die Stadt nicht eingenommen, sondern belagert und ausgehungert werden sollte. Am 5. Oktober verließ Schukow per Flugzeug Leningrad, da er von Stalin zur Verteidigung Moskaus beordert wurde. Erst am 22. November 1941 konnten Lastwagen über den zugefrorenen Ladogasee, der so genannten „Straße des Lebens“, Vorräte in die Stadt bringen und Flüchtlinge evakuieren. Über eine Million Menschen starben an den Folgen des Hungers und der Kälte während der Belagerung, manche versuchten, durch Kannibalismus dem Hungertod zu entgehen. Der Komponist Schostakowitsch schrieb die Entwürfe seiner 7. Sinfonie unter dem Eindruck der Belagerung in Leningrad.

Siegesgewissheit in Deutschland

Am 26. September endete die Schlacht um Kiew, die größte Kesselschlacht der Geschichte, mit einem Sieg der Wehrmacht, über 660.000 Rotarmisten gingen in deutsche Kriegsgefangenschaft.

Bis dahin stellte der Feldzug für die Sowjetunion eine Niederlage von einmaligem Umfang dar: Die Truppen der sowjetischen Südwestfront mit vier Armeen sowie starke Teile von zwei weiteren Armeen waren vernichtet, und der Zusammenhang der sowjetischen Front war in einer Breite von über 400 km zerrissen.

In Deutschland wuchs inzwischen die Euphorie. Nachdem Hitler nun den Angriff auf Moskau befohlen hatte, kam es zur Doppelschlacht bei Wjasma und Brjansk, auch dabei gingen über 600.000 Soldaten der Roten Armee in Gefangenschaft. Aufgrund der gewaltigen Erfolge meldet das Oberkommando der Wehrmacht (OKW) schon am 10. Oktober anlässlich einer offiziellen Pressekonferenz, dass der Feldzug im Osten gewonnen sei. Die deutsche Bevölkerung glaubte, dass die Soldaten noch vor dem Winter zu Hause sein könnten. Während die Wehrmacht immer tiefer in sowjetisches Gebiet vordrang, flüchteten etwa 12 Millionen Zivilisten aus den umkämpften Gebieten ins sowjetische Hinterland. Als am 10. Oktober die Moskauer Bevölkerung zum ersten Male offiziell über die Bedrohung durch die Deutschen informiert wurde, kam es in der Hauptstadt zu einer Panik, bei der Menschenmassen versuchten, per Zug oder Auto nach Osten zu entkommen. Diese Unruhen wurden von der sowjetischen Führung mit Hilfe von Sperrverbänden des NKWD brutal niedergeschlagen, wobei viele Moskauer umkamen.

Doch schon im selben Monat begann es zu schneien und zu regnen. Straßen und Wege wurden aufgeweicht (Schlammzeit, Rasputitsa) und somit für Fahrzeuge schwer passierbar, die deutsche Offensive blieb somit buchstäblich im Schlamm stecken.

Schlacht vor Moskau

Hauptartikel: Schlacht um Moskau

Am 16. Oktober wurden in Moskau Politbüro, Regierungsstellen und nahezu sämtliche Diplomaten nach Kujbyschew evakuiert, eine Million Menschen verließen die bedrohte Hauptstadt. Stalin selbst beschloss, in Moskau zu bleiben, stellte über 100.000 neue Kämpfer auf und befahl 500.000 Frauen und Männer zur Schanzarbeit.

Am 20. Oktober ging die die Heeresgruppe Mitte unter dem Kommando von Fedor von Bock aus der Doppelschlacht von Wjasma und Brjansk wiederum erfolgreich hervor, so dass sie den Vormarsch in Richtung Moskau fortsetzen konnte. Die Luftwaffe begann mit der Bombardierung strategischer Ziele im Raum Moskau, insbesondere der Eisenbahnanlagen mit dem Ziel die Verlagerung von Truppen und Industriebetrieben nach Osten zu unterbinden. Dem zum Trotz fand am 6. November zur Feier des Jahrestages der Oktoberrevolution in einer Moskauer U-Bahn-Station eine Volksversammlung statt, bei der Stalin an den Patriotismus der Moskauer Bevölkerung appellierte. Die Militärparade am nächsten Morgen fand in der Weise statt, dass die beteiligten Verbände vom Roten Platz direkt zur Front marschierten. Mitte November setzte der Frost ein, so dass die Wege einfroren und nun wieder befahrbar wurden.

Die Schlacht um Moskau blieb wegen erheblicher sowjetischer Gegenwehr stecken. Am 5. Dezember setzte unter General Schukow eine sowjetische Gegenoffensive mit frischen Einheiten aus Sibirien ein. Möglich war diese Verstärkung durch diplomatische Aktivität und auf Grund von Geheimdienstberichten, denen zufolge Japan keinen Angriff von der Mandschurei gegen sowjetisches Gebiet durchführen würde. Es war absehbar, dass die japanischen Streitkräfte fortan weitgehend auf dem pazifischen Kriegsschauplatz gebunden sein würden, was sich auch am 7. Dezember 1941 mit dem japanischen Überfall auf Pearl Harbor bestätigte. Der Roten Armee wurde dadurch ermöglicht, große Teile ihrer in Fernost stehenden, für den sibirischen Winter gut gerüsteten Kräfte abzuziehen und in die Schlacht gegen das deutsche Reich zu werfen.[17] Gleichzeitig führten die tiefen Temperaturen bis –35 °C dazu, dass Gewehre und Geschütze verklemmten, Motoröl und Benzin eindickten und Wehrmachts-Soldaten die Gliedmaßen erfroren. Die sowohl bei der direkten Luft-Bodenunterstützung als auch im Transportwesen lebenswichtig gewordenen Einsätze der Deutschen Luftwaffe kamen durch die extremen winterlichen Bedingungen annähernd zum Stillstand. Dadurch waren die Erfolgsaussichten für weitgreifende Bodenoffensiven verringert.

Mitte Dezember 1941 war die Gefahr der Einkesselung Moskaus gebannt. Durch Hitler wurde am 11. Dezember 1941 den USA den Krieg erklärt, mitten im Verlauf der sowjetischen Gegenoffensive und der Krieg entwickelte sich zu einer tatsächlich global geführten Auseinandersetzung. Am 16. Dezember besuchte der britische Außenminister Anthony Eden Stalin in Moskau, um den Entwurf eines britisch-sowjetischen Militärabkommens vorzubereiten.

Das Scheitern bei der Schlacht um Moskau führte zu einer Entlassungswelle unter den Kommandeuren der Wehrmacht. Hitler entließ Walther von Brauchitsch und führte nun persönlich den Oberbefehl über das Heer. Die Generalfeldmarschälle Gerd von Rundstedt, Fedor von Bock und Wilhelm von Leeb wurden von ihrem Kommando ebenso abgezogen wie der Panzerwaffen-Spezialist Generaloberst Heinz Guderian (Panzergruppe 2, ab November 2. Panzerarmee) und Generaloberst Erich Hoepner (Panzergruppe 4, ab Dezember 4. Panzerarmee), der darüber hinaus degradiert wurde. Außerdem wurden beinahe zeitgleich 35 Korps-und Divisionskommandeure abgelöst.[18]

Stillstand der Offensive

Die Rote Armee hatte sich neu organisiert. Die Kriegsproduktion wurde, unerreichbar für die deutsche Luftwaffe, hinter den Ural verlegt. Neue Soldaten kamen nun aus den fernen Gebieten der Sowjetunion, und der neue Panzer T-34 wurde in weitaus größeren Mengen produziert als die deutschen Panzermodelle.

Während der Kämpfe vor Moskau wurde dringend benötigtes Material und Panzer im Reichsgebiet zurückgehalten. Nach Hitlers Vorstellung sollten acht schnelle Divisionen im Westen „tropeneinsatzfähig“ gemacht werden. Es bestand die Absicht, über den Kaukasus den Nahen Osten anzugreifen. Im Hochgefühl der deutschen Siege war man ursprünglich von einer „Expeditionsarmee“ im Umfang von etwa 30 motorisierten und Panzerdivisionen ausgegangen.

Überdies waren die deutschen Truppen in keiner Weise für den Winter ausgestattet, da Hitler an einen schnellen Feldzug geglaubt hatte und der Meinung war, Russland könnte innerhalb weniger Monate erobert werden. Daher trugen die Soldaten viel zu dünne Sommeruniformen; im Deutschen Reich wurde eine Pelz- und Wollsammlung zugunsten der Truppe durchgeführt.

Die Divisionen der Wehrmacht hatten sich im ständigen Kampf mit der Roten Armee aufgerieben. Das Material war nach wochenlangen Märschen ausgefallen oder verschlissen. An Nachschub oder Ersatz im riesigen besetzten Gebiet war nicht zu denken. In dieser Situation kam der Wintereinbruch und damit ein Gegner, der ständig neue Kämpfer in die Schlacht warf, die ausgeruht und im Winterkrieg ausgebildet waren und kurze Wege zu ihren Versorgungsbasen hatten.

Wie ein Vorspiel für 1942 mit Stalingrad zeigte sich die Einnahme von Rostow am Don am 21. November 1941, der Verlust der Stadt am 29. November 1941, und dass es bis zum 24. Juli 1942 dauerte, um die Stadt erneut zu nehmen.

Am 16. Dezember gab Hitler den Befehl zum Halten. Er verbot gleichzeitig jegliche Rückwärtsbewegung, da er befürchtete, dass die gesamte Front auseinander fallen könnte. Indem Hitler der angeschlagenen Truppe „fanatischen Widerstand“ abverlangte und Transportverbände der Luftwaffe ungeachtet hoher Verluste zur Versorgung abgeschnittener Truppenteile einsetzte, konnte er die brüchig gewordene Front stabilisieren.

Bis zum Ende des Jahres wurde die Wehrmacht dennoch weiter zurückgedrängt. Damit hatte sie die erste große Schlacht im Osten verloren und man spricht in der Geschichtsforschung heute von der „Kriegswende vor Moskau“.

Die Beweglichkeit der Truppe sank durch die erheblichen Verluste/Ausfälle an Kraftfahrzeugen sowie an Zugmaschinen und Pferden weiter ab und ihre Versorgung mit Nachschubgütern aller Art überstieg die Zuweisungsmöglichkeiten deutlich. Die ungeheuren Verluste und Ausfälle, die das Deutsche Ostheer in der Zeit vom 22. Juni 1941 bis 31. Dezember 1941 zu erleiden hatte, macht eine statistische Auflistung des Generalquartiermeisters deutlich: Demach verlor die Wehrmacht 2.752 Panzerkampfwagen und Sturmgeschütze, 24.849 Kfz, 38.544 Krafträder und 35.194 Lkw.[19] Bis Ende 1941 wurden annähernd eine Million Soldaten der Wehrmacht und ihrer Verbündeten im Rahmen des Russlandfeldzugs getötet oder verwundet. Dem standen bis dahin auf sowjetischer Seite fast 3 Millionen Gefallene gegenüber, sowie etwa 3 Millionen Kriegsgefangene.

1942

Entwicklung der sowjetischen Luftwaffe

Nachdem Hitler im Winter 1941 einen Haltebefehl für die Truppen an der Ostfront gegeben hatte, stabilisierte sich die Lage. In der Kesselschlacht von Demjansk wurden ungefähr 100.000 deutsche Soldaten eingekesselt, im abgeschnittenen Cholm verteidigte sich erfolgreich die kleinere Kampfgruppe des Generals Scherer (→ Schlacht um Cholm). Beide Kessel wurden auf dem Luftwege mit Nachschub versorgt und konnten im April bzw. im Mai 1942 entsetzt werden.

Die erfolgreiche Luftversorgung der beiden Kessel unter günstigen Bedingungen war mitbeteiligt an den Erwartungen in die Luftversorgung Stalingrads. Die Stärke der sowjetischen Luftverteidigung im Norden war mit jener bei Stalingrad jedoch nicht zu vergleichen. Im Bereich Ausrüstung, Struktur und Taktik vollzog sich in der sowjetischen Luftwaffe innerhalb weniger Monate ein deutlich bemerkbarer Wandel. Die deutsche Luftwaffe traf bei Demjansk zu Jahresbeginn auf verstreute Gruppen veralteter Jagdflugzeuge aus der Zeit des spanischen Bürgerkriegs, die in der Regel ohne Funkverbindung waren. Die sowjetische Luftwaffe verfügte zwar über kampferfahrene Piloten von den Kämpfen am Chalchin Gol und aus dem Winterkrieg gegen Finnland, diese waren aber durch starke politische Indoktrinierung oft an der Umsetzung ihrer Erfahrungen gehindert. So wurde von der sowjetischen Führung ein Vorhalteschießen aus großer Distanz gefordert, was in den Luftkämpfen des Jahres 1942 wenig erfolgversprechend war.

Außerdem wurden die taktischen Einheiten im Laufe des Jahres von 30 auf 64 Flugzeuge pro Regiment erhöht. Im Jahr 1942 begann das STAWKA, aus den Luftregimentern, die bis dahin den „Fronten“ (Heeresgruppen) unterstellt waren, selbstständige Luftarmeen zu bilden, die diese Fronten unterstützen konnten, in ihrer Organisation aber unabhängig waren. Unter der Führung des 1942 zum Oberbefehlshaber der Luftstreitkräfte bestellten Generals Nowikow wurden 18 Luftarmeen gebildet, die in Größe und Struktur in etwa jeweils einer Luftflotte der Deutschen Luftwaffe entsprach. Während im April 1942 nur vereinzelt moderne Jagdflugzeuge der Typen Jakowlew Jak-1, Jak-7 oder LaGG-3 eingesetzt waren, hatten gegen Jahresende die meisten Regimenter im Raum Stalingrad auf diese Typen umgerüstet. Die Lieferungen von Bell P-39 Jagdflugzeugen aus den USA trugen ebenfalls zur Modernisierung bei. Letztendlich war es der Wandel innerhalb der sowjetischen Luftwaffe in Verbindung mit der schlichten Größe des Kessels und der Anzahl der eingekesselten Soldaten, der eine Versorgung Stalingrads aus der Luft vereitelte.

Südoffensive: Der Kampf um die Ölquellen

Die Rote Armee hatte inzwischen gewaltige Kräfte aufgeboten, denen aber eine entscheidende Schwächung der Deutschen noch nicht gelang. Die Schlammzeit (Rasputiza) im Frühjahr 1942 führte zu einer relativen Ruhe an der Front, da sämtliche motorisierten Kräfte stillstanden. Hitler und das OKW kamen nun zu der Einsicht, dass der Gegner noch lange nicht besiegt sei und man begann Pläne für das weitere Vorgehen im Osten zu entwickeln. Der Plan, eine möglichst defensive Haltung einzuschlagen, wurde bald verworfen; einzig und allein eine weitere Offensive würde die sowjetischen Kräfte weiter schwächen können. Aufgrund des langen Frontverlaufes und wegen der bisherigen hohen personellen und materiellen Verluste der Wehrmacht war an eine Großoffensive, die sich über die gesamte Front erstreckte, nicht zu denken. Während im Bereich Mitte und Nord zur Verteidigung übergegangen wurde, sollte mit allen gepanzerten und motorisierten Kräften die Sommeroffensive mit Stoßrichtung in den Kaukasus durchgeführt werden. Besonders die reichen Ölquellen in dem Gebiet standen dabei im Mittelpunkt der deutschen Offensivbemühungen.

Nachdem 1941 die Krim bis auf die Halbinsel Kertsch und das Belagerungsgebiet um Sewastopol in deutscher Hand war, sollte 1942 der restliche Raum als Vorbereitung der Offensive (Fall Blau) in Richtung Kaukasus in Besitz genommen werden. Vorbedingung war die Rückeroberung der Halbinsel Kertsch. Vom 15. bis 21. Mai fanden die Kämpfe ihr Ende. Manstein meldete 168.198 Gefangene, 284 Kampfwagen zerstört und 1398 Beutegeschütze. Als Kertsch fiel, hatte die „Südwestfront“ unter Timoschenko Charkow angegriffen, um dem deutschen Hauptangriff zuvorzukommen. Diese Armeegruppe konnte jedoch eingekesselt und vernichtet werden und von Bock meldete 240.000 Gefangene, 1.247 zerstörte Panzer, 2.026 Beutegeschütze.

Die Parpatsch-Stellung war durchbrochen worden und Trümmer der zerschlagenen sowjetischen Verbände retteten sich über die Straße von Kertsch auf die Taman-Halbinsel. Am 2. Juni begann die eigentliche Schlacht auf der Krim um Sewastopol, dessen Verteidiger sich erbittert wehrten, und endete am 5. Juli. Hierbei wurde erstmals Dora, das größte Geschütz aller Zeiten mit einem Kaliber von 80 cm eingesetzt. Die Krim hatte knapp neun Monate lang eine ganze Armee gebunden, auf einem zwar nicht nebensächlichen, doch isolierten Kriegsschauplatz. Propagandistisch wurden mit diesem Sieg sowie der fast gleichzeitigen Einnahme Tobruks in Nordafrika erneut große Hoffnungen in der deutschen Bevölkerung geweckt.

Spaltung der Heeresgruppe Süd

Am 21. Juli überschritten deutsche Kräfte den Don, wodurch die ersten Schritte für den Vormarsch auf Stalingrad eingeleitet wurden. Zwei Tage später konnte Rostow am Don erobert werden. Nach der Teilung der Heeresgruppe Süd in die Heeresgruppen A (Generalfeldmarschall List, ab November unter Generaloberst von Kleist) und B (Generaloberst Freiherr Maximilian von Weichs) begann die Heeresgruppe A am 26. Juli den konzentrischen Vormarsch in Richtung Kaukasus, während die Heeresgruppe B auf die Wegnahme Stalingrads angesetzt wurde. Diese Aufteilung, die eine Aufsplitterung der vorhandenen deutschen Kräfte bedeutete, ist in Anbetracht der Lage sicherlich als operativer Fehler anzusehen und resultierte aus Hitlers Planungen, sowohl die für die weitere Kriegsführung wichtigen Erdölgebiete in Besitz zu nehmen, als auch – gleichzeitig – die über Persien laufenden Nachschublieferungen der USA an die Sowjetunion mit der Wegnahme Stalingrads über die Wolga zu stoppen. An den Kämpfen im Kaukasus beteiligten sich 20 von den späteren 90 Ostlegionen. Diese Aufstellungen nationaler Minderheiten unter deutschem Kommando waren Ausdruck einer seit dem Winter 1941/1942 verstärkten Bemühung, die rein militärische Kriegsführung im Osten mit einer Form politischer Kriegsführung zu verbinden, sowie aus der Notwendigkeit geboren, die hohen personellen Verluste auszugleichen.

Der Masseneintritt ehemaliger Rotarmisten in die deutschen Streitkräfte bestätigte Stalins Misstrauen in die russische Wehrkraft und wird in der Geschichtsschreibung des „Großen Vaterländischen Krieges“ bis heute gerne übergangen. In der Roten Armee, welche teilweise mit brutaler Rücksichtslosigkeit gegen ihre eigenen Soldaten vorging, häuften sich Anzeichen von Disziplinlosigkeit; ganze Truppenverbände liefen zu den Deutschen über. Dazu kam eine antikommunistische Haltung in manchen Gebieten der Sowjetunion, die auf eine lange Geschichte politischer Ungehorsamkeit zurückblicken konnte. In dieser Krisensituation befahl Stalin „Rückzugsstimmung der Truppe“ bedingungslos zu unterbinden. Es entstanden die berüchtigten Sperrverbände des NKWD; unmittelbar hinter im Kampf stehenden Divisionen sollten sie im Fall eines ungeordneten Rückzugs jeden Flüchtenden erschießen, selbst wenn nur der Verdacht des befehlswidrigen Zurückweichens bestand.

Kaukasus

Insgesamt liefen die Operationen, was den Raumgewinn im Kaukasus betrifft, innerhalb weniger Wochen ab. Am 4. August wurde Stawropol eingenommen, am 9. August Krasnodar und der Kuban überschritten. Den rumänischen Verbündeten gelang es die sowjetische Verteidigung an der Ostküste des Asowschen Meeres von Norden her aufzurollen und die Taman-Halbinsel von „rückwärts“ her zu öffnen. Maikop fiel am 9. August in deutsche Hand und die Zugänge zur Ossetischen und Georgischen Heerstraße wurden in Besitz gebracht. Auch das Elbrus-Massiv selbst wurde genommen, am 21. August wehte auf dem 5.633 Meter hohen Gipfel die Reichskriegsflagge. Im Februar 1943 wurden alle Flaggen von Sowjets entfernt. Ein am 26. August beginnender Angriff auf Tuapse wurde nach zwei Tagen angehalten, dafür wurden am 31. August und am 6. September nach schweren Kämpfen die Hafenstädte Anapa sowie Noworossijsk, wichtigster Stützpunkt der Schwarzmeerflotte, genommen. Im Hochgebirge hatten deutsche Truppen die wichtigsten Passübergänge eingenommen und vorübergehend auf breiter Front nach Süden überschritten – sie standen im abchasischen Gebirgsdorf Pßchu, 20 Kilometer vor der Küste des Schwarzen Meeres bei Gudauta. Östlich des Elbrus standen die deutschen und rumänischen Truppen in den Flussabschnitten des Baksan und des Terek bis Naurskaja. Nördlich davon verlor sich die Front an der Kuma, in der Nogajer Steppe und in der Kalmückensteppe.

Am 9. September enthob Hitler Feldmarschall List seines Kommandos als Oberbefehlshaber der Heeresgruppe A. Bis zum 22. November 1942 übernahm er die Führung der Heeresgruppe persönlich und beauftragte dann Generaloberst von Kleist mit dem Oberbefehl. Die Offensivbewegungen der Heeresgruppe waren ohnehin bereits zum Abschluss gekommen, als durch die Einkreisung der 6. Armee bei Stalingrad eine ernste Gefahr für die südlich des Don stehenden Truppen heraufzog. Als die sowjetischen Truppen am 27. Dezember die Stalingrader Front durchstießen, mussten die besetzten Gebiete im Kaukasus von der Heeresgruppe A aufgegeben werden. Die am 31. Dezember eingeleitete Rückzugsbewegung vollzog sich in drei Etappen, wobei der Kuban-Brückenkopf trotz ständiger Einengung bis zum 9. Oktober 1943 behauptet werden konnte. Das Ziel der Südoffensive, die Eroberung und Ausbeutung der Ölquellen, wurde nicht erreicht.

Stalingrad

Hauptartikel: Schlacht von Stalingrad

Am 23. August 1942 begann die deutsche Luftwaffe mit der Bombardierung von Stalingrad. Am selben Tag drangen deutsche Panzer zum ersten Mal in die Außenbezirke von Stalingrad ein. In erbitterten Einzelkämpfen in den Häusern und Straßen der Stadt kamen die Deutschen nur unter hohen Verlusten voran. Schließlich beherrschte die Wehrmacht zwar etwa 95 Prozent der Stadt, die zum Trümmerhaufen geworden war, die vollständige Eroberung misslang jedoch.

Am 19. November begann die Gegenoffensive der Roten Armee unter General Alexander M. Wassilewski, wobei die rumänische 4. Armee im Süden durchbrochen wurde. Die Rote Armee setzte bei dieser als Operation Uranus bezeichneten Offensive über eine Million Soldaten, 13.000 Geschütze, ca. 1.200 Panzer und 1.460 Flugzeuge ein. [20] Am 22. November vereinten sich diese Truppen bei Kalatsch mit sowjetischen Verbänden, die vom Norden herkommend die Linien der rumänischen 3. Armee durchbrachen. Damit war die 6. Armee und ein Korps der 4. Panzerarmee (insgesamt 22 Divisionen mit ca. 220.000 bis 250.000 Mann) eingekesselt.[21]

Dem Befehlshaber der 6. Armee, General Friedrich Paulus, wurde von Hitler wiederholt befohlen, einen Ausbruchsversuch zu unterlassen und die Stellungen zu halten.

Hermann Göring, der Oberbefehlshaber der deutschen Luftwaffe, versprach in Anlehnung an die erfolgreiche Luftversorgung der Kessel von Demjansk und Cholm im Frühjahr 1942 eine Luftversorgung von 500 Tonnen pro Tag. Tatsächlich lag die Menge weit unter dem versprochenen, nur vereinzelt lag sie bei circa 110 Tonnen pro Tag. Durch ungünstiges Flugwetter und eine starke sowjetische Jagdabwehr gab es zudem hohe Verluste bei den Transport-und Bomberverbänden der deutschen Luftwaffe. Diese konnten nicht mehr kompensiert werden, da zugunsten der Versorgung Stalingrads auch das Luftwaffenausbildungsprogramm vernachlässigt wurde. Die völlig unzureichende Versorgung der eingeschlossenen 6. Armee führte zur Unbeweglichkeit und Kampfunfähigkeit der Verbände und zur völligen Entkräftung der Soldaten.

Generalfeldmarschall Erich von Manstein befahl als Oberbefehlshaber der neu gebildeten Heeresgruppe Don mit Teilen der 4. Panzerarmee unter Hermann Hoth einen Entsatzangriff aus dem Raum Kotelnikowo, der bis 48 Kilometer an die Stadt heranführte. Dann zwang eine sowjetische Großoffensive gegen die 8. italienische Armee, die auf Rostow am Don zielte und damit den gesamten Südflügel der Ostfront mit Abschnürung bedrohte, zur Einstellung des Entlastungsangriffs. Ein Ausbruch der 6. Armee Richtung Südwesten (Unternehmen „Donnerschlag“) wurde von Hitler erneut untersagt.

Zeitlich parallel zur Schlacht von Stalingrad fand unter dem Decknamen Operation Mars westlich von Moskau eine weitere Großoffensive gegen die deutsche Front statt. Diese sowjetische Offensive gegen die deutsche 9. Armee unter General Model misslang, die Sowjetunion hielt lange alle Aufzeichnungen darüber unter Verschluss.

1943

Gegenoffensive 1943-1945

Am 8. Januar 1943 schlug Paulus eine Aufforderung der Roten Armee zur Kapitulation aus. Am 10. Januar begann die Rote Armee mit der Operation „Ring“, bei der sieben sowjetische Armeen den Kessel in zwei Teile spalten konnten. Nach dem Verlust aller Flugplätze konnten ab Mitte Januar Versorgungsgüter nur mehr aus der Luft abgeworfen werden, wobei diese oft direkt in die Hände der Gegner fielen.

Am 30. Januar wurde General Paulus von Hitler zum Generalfeldmarschall befördert. Dies sollte Paulus zum weiteren Aushalten bewegen, da zuvor noch nie ein deutscher Generalfeldmarschall kapituliert oder Selbstmord begangen hatte. Doch noch am selben Tag nahm Paulus Verhandlungen mit der Roten Armee auf.

Am 2. Februar ergaben sich die Reste der 6. Armee mit etwa 91.000 verbliebenen Soldaten, etwa 6.000 von ihnen überlebten die sowjetische Kriegsgefangenschaft. Über den Luftweg wurden schätzungsweise 40.000 Verwundete und Spezialisten aus dem Kessel ausgeflogen. Bis zu 170.000 deutsche Soldaten starben bei Stalingrad durch Kampfhandlungen, Erfrierungen und Folgen von Unterversorgung. Die Verluste unter der Zivilbevölkerung, sowie Angehörigen der Roten Armee beliefen sich schätzungsweise auf 1 Million Tote.

Der Frontbogen von Rschew, der während der Operation Mars noch verteidigt wurde, musste im März 1943 von der 9. Armee geräumt werden (Bewegung „Büffel“).

Charkow

Am 29. Dezember 1942 begannen deutsche motorisierte Kaukasusverbände über Rostow am Don Richtung Westen abzufließen, während der Koordinator des sowjetischen Oberkommandos, Generaloberst Alexander Wassileswki, von Stalin die Zustimmung zu einer noch weiter nach Westen ausholenden Operation in Richtung Charkow - Isjum erhielt. Ziel war die Abschnürung der gesamten Heeresgruppe Süd. Dabei erwiesen sich die ungarischen und rumänischen Verbündeten des Deutschen Reiches als klar unterlegen gegenüber der Roten Armee. Am 9. Februar musste die Gebietshauptstadt Belgorod von der Wehrmacht geräumt werden.

Am Morgen des 16. Februar musste die Stadt Charkow aufgegeben werden, um der drohenden Einkesselung zu entgehen – die spektakulärste Niederlage in den Wochen nach Stalingrad. Charkow wurde durch SS-Obergruppenführer Hausser kampflos geräumt, obwohl Hitler die Verteidigung verlangte. Am 21. Februar begann die deutsche Gegenoffensive unter dem Befehl von General Manstein mit den Kräften, die vorher über Rostow aus dem Kaukasus abgezogen wurden, sowie mit Haussers SS-Panzerkorps. Manstein verfügte über etwa 360 Panzer. Die Rote Armee hingegen verfügte über 1.800 Panzer. Bis zum 5. März wurde das Gebiet bis zum mittleren Donez in der Schlacht um Charkow zurückerobert. Es wurden erhebliche Geländegewinne erzielt, und wieder eine geschlossene Front hergestellt, wodurch der völlige Zusammenbruch der Ostfront im Frühjahr 1943 verhindert wurde. Charkow wurde am 14. März unter einigen Tausend Opfern der Zivilbevölkerung zurückerobert und in einer letzten Anstrengung vor der Schlammperiode wurde noch Belgorod wiedererobert. Laut sowjetischen Berichten sollen die bei der Rückeroberung Charkows eingesetzten Verbände, die SS-Panzerdivisionen „Das Reich“ und „Totenkopf“ unter den Einwohnern Erschießungen und Folterungen durchgeführt haben.

Unternehmen Zitadelle

Hauptartikel: Schlacht bei Kursk

Nach dem Untergang der 6. Armee in Stalingrad und dem weiten Zurückdrängen der Wehrmacht von der Wolga und aus dem Kaukasus zeigte sich eine langsame Abkehr der Verbündeten von Deutschland, von denen einige schon geheime Friedensverhandlungen mit den Westmächten aufnahmen. Deshalb brauchte Hitler dringend einen nachhaltigen Erfolg. Außerdem sollte mit den begrenzten deutschen militärischen Möglichkeiten die Sowjetunion soweit geschwächt werden, dass sie, ihrer Angriffskraft weitgehend beraubt, in diesem Jahr keine größeren Angriffshandlungen mehr durchführen konnte. Damit verbunden war die Tatsache, dass durch ein siegreiches Eindrücken oder Abschnüren des Frontbogens eine Frontbegradigung eintreten würde, die ein Herauslösen deutscher Verbände ermöglichen würde. All dies vor dem Hintergrund der drohenden alliierten Landung in Westeuropa, die spätestens für 1944 erwartet wurde. Außerdem sollten neue Kriegsgefangene und ins Reich zu verschleppende „Fremdarbeiter“ die Lücken in der deutschen Kriegswirtschaft füllen, die die massenhaften Einberufungen zur Wehrmacht aufrissen.

Nach den Winteroperationen zeichnete sich ein weit nach Westen vorreichender Frontbogen um Kursk ab, den Manstein für eine deutsche Offensive vorschlug, sofern man unmittelbar nach Ende der Schlammperiode und nach Auffrischen der Verbände losschlug. Manstein nannte Mitte April als den letzten erfolgversprechenden Angriffstermin. Mit jedem Tag, den man wartete, würde die Rote Armee in diesem Bereich stärker und die Erfolgsaussichten immer geringer. Hitler wollte jedoch die neuen Panzer V und VI, die aber noch keine Fronterprobung hatten, in diese Offensive einbinden und legte den Angriffstermin zuerst auf Mitte Mai, später dann endgültig auf den 5. Juli 1943 fest.

Das Oberkommando der Roten Armee war durch Geheimdienstinformationen und Partisanenmeldungen über das deutsche Vorhaben bestens informiert. Die Sowjets hatten ein tiefgestaffeltes und zum Teil getarntes Stellungssystem angelegt. Dazu gehörten ausgiebige Minenfelder, Stacheldrahtverhaue, Panzergräben, Schützengräben, eingegrabene Panzer T-34, Pak und MG-Stellungen. Auch wurden die neuen Panzerbüchsen, das Gegenstück der späteren deutschen Panzerfaust, in großer Stückzahl eingesetzt. Die Tarnungsanstrengungen der Russen ging soweit, dass viele der zur Front laufenden Feldwege und Versorgungsstraßen unter bemalten Planen auf Holzgerüsten den deutschen Luftbeobachtern vorgaukelten, es sei eine ruhige Straße, während unter der Plane der Verkehr unbemerkt ablief.[22] Gleichzeitig versammelte das sowjetische Oberkommando große Reserven in dem Frontbogen sowie in den östlich angrenzenden Gebieten.

Der deutsche Angriffsplan sah vor, mit der 9. Armee der Heeresgruppe Mitte aus dem Raume Orel in südliche Richtung auf Kursk vorzustoßen; mit der 4. Panzerarmee der Heeresgruppe Süd aus dem Raume Belgorod in nördliche Richtung ebenfalls auf Kursk der 9. Armee entgegen, sich dort zu vereinigen und die eingekesselten sowjetischen Armeen westlich Kursk zu vernichten. Den westlichen Frontbogen zwischen diesen Großverbänden sicherten nur schwächere deutsche Verbände. Um eine genügende Truppenzahl zu erreichen, wurden andere Frontabschnitte zu Gunsten dieser Operation geschwächt.

Der Truppenaufmarsch bei Kursk führte zur stärksten Konzentration konventioneller militärischer Kräfte in der Geschichte. Auf sowjetischer Seite standen 1,3 Millionen Soldaten mit 3.300 Panzern und 2.500 Kampfflugzeugen als Verteidiger gegen 900.000 Soldaten, 2.500 Panzer und 1.800 Kampfflugzeuge der angreifenden Deutschen Wehrmacht.

Die sowjetische Führung kannte den genauen Angriffszeitpunkt und belegte ihrerseits 30 Minuten vor dem deutschen Angriffsbeginn die feindlichen Bereitstellungsräume mit dichtem Artilleriesperrfeuer. Am 5. Juli 1943 begann der deutsche Angriff, die Rote Armee verteidigte sich verbissen und führte ständige Gegenangriffe. Die 9. Armee, die mit weniger Panzern ausgestattet war als die 4. Panzerarmee, lief sich unter großen Verlusten am 10. Juli in den befestigten Stellungen des Gegners fest. Es wurde gerade ein Einbruch von 15–20 km erzielt. Größere Erfolge konnte dagegen die 4. Panzerarmee erzielen, die einen Einbruch von etwa 30–35 km erzielte. Jedoch zeichnete sich ab dem 11. Juli eine große sowjetische Offensive der Westfront und der Brjansker Front gegen die nördlich von Orel stehende 2. Panzerarmee ab und unter diesem Druck musste die 9. Armee ihren Angriff einstellen und Truppen dorthin abgeben, während die 4. Panzerarmee noch zwei Tage den Angriff fortsetzte. Eine zwischenzeitlich erfolgte Landung der Alliierten auf Sizilien am 10. Juli bewog Hitler dann endgültig, den Angriff auf Kursk am 13. Juli 1943 einzustellen. Diese Schlacht war der letzte Versuch der deutschen Wehrmacht, in Russland durch eine große Offensive die militärische Initiative zu erlangen. Die Landung der Alliierten auf Sizilien führte zur Verlegung einiger Verbände an die Westfront. [23]

Am Höhepunkt der Schlacht am 7. Juli 1943 wurden von beiden Seiten zusammen ca. 700 Panzer und über 350 Kampfflugzeuge als zerstört beansprucht. Gemeinsam mit dem 5. Juli 1943, an dem die Deutsche Luftwaffe alleine über 362 bestätigte Abschüsse im Bereich von Kursk beanspruchte[24], stellte die Schlacht bei Kursk damit auch die verlustreichste Luftschlacht der Geschichte dar.

Nach mehreren sowjetischen Gegenoffensiven in den folgenden Monaten musste die Wehrmacht an der ganzen Front den Rückzug antreten (Unternehmen „Hagen“), Orel wurde im August geräumt und am 23. August 1943 befreite die Rote Armee Charkow. Am 7. August eröffnete die Rote Armee die Smolensker Operation und bis November 1943 war Kiew nach der Schlacht am Dnepr wieder im Besitz der Sowjetunion. In Italien errichteten die Alliierten eine zweite Front. Am 23. Dezember wurde die Dnepr-Karpaten-Operation gestartet, die bis zum 17. April 1944 dauerte.

1944

Befreiung Leningrads und der Krim

Hauptartikel: Leningrad-Nowgoroder Operation

Am 14. Januar begann der sowjetische Angriff auf den deutschen Belagerungsring um Leningrad. 900 Tage hatte die Stadt ausgeharrt und konnte nur im Winter über den zugefrorenen Ladogasee mit Nachschub versorgt werden. Die Rote Armee setzte nach: ihre Frühjahrsoffensive brachte weitere Gebietsgewinne und die Wehrmacht musste sich bis zum Peipus-See weiter zurückziehen. Hitler befahl die Taktik der verbrannten Erde, durch die der Roten Armee keine kriegswichtigen Einrichtungen hinterlassen werden sollten. Ganze Dörfer wurden dabei dem Erdboden gleich gemacht.

Vom 9. April an konzentrierten sich die sowjetischen Anstrengungen auf die Rückeroberung der Halbinsel Krim, die am 12. Mai nach der Schlacht um die Krim wieder fest in sowjetischer Hand war. Die deutschen und rumänischen Einheiten retteten sich großenteils über das Schwarze Meer.

Nach einer kurzen Ruhephase während der schlammigen Frühjahrszeit begannen die großen sowjetischen Sommeroffensiven des Jahres 1944. Am 9. Juni begann der Angriff der Roten Armee gegen die finnischen Front auf die karelischen Landenge (Wyborg-Petrosawodsker Operation), welche am 9. August auf Höhe der alten Grenze von 1940 zum Stehen kam.

Eine am 6. Juni 1944 erfolgreich durchgeführte Landung (Operation Overlord) der Alliierten in der Normandie führte zu einer dritten Front gegen das Deutsche Reich und erforderte Truppenverlegungen von der Ost- an die Westfront. Damit verlor für die deutsche Kriegsführung der östliche Kriegsschauplatz seinen Vorrang und nur noch etwa die Hälfte des deutschen Heeres befand sich im Osten.

Die Rote Armee war aus personeller und materieller Sicht zwischenzeitlich so überlegen, dass sie abschnittsweise an der gesamten Front zu großen Offensiven befähigt war. Während der Angriff an der finnischen Front noch im Gange war, begann die Sowjetunion eine größere Einkesselungsschlacht unter dem Decknamen Operation Bagration im Mittelabschnitt, welche die Zerschlagung der Heeresgruppe Mitte zum Ziel hatte. Am 23. Juni brachen die Angreifer durch die Verteidigungsfront und kesselten große deutsche Verbände bei Witebsk und Bobruisk ein. Am 29. Juni kapitulierten diese Truppen, worauf die Heeresgruppe Mitte praktisch aufhörte zu existieren und die Rote Armee bis kurz vor Warschau und an die Grenzen zu Ostpreußen vorstoßen konnte. Für die sowjetische Partisanenbewegung war diese Offensive Höhe- und Endpunkt zugleich. Mindestens 10.500 Sabotageaktionen in der Nacht auf den 20. Juni gegen Eisenbahnen, Brücken und Nachrichtenverbindungen bereiteten die sowjetische Offensive vor. Nach der Niederlage der deutschen Verbände war die deutsche Herrschaft auf sowjetischem Territorium, abgesehen von kleineren Gebieten im Baltikum, zu Ende gegangen.[25] Diese Niederlage der Wehrmacht war verheerender und folgenreicher als die Schlacht um Stalingrad eineinhalb Jahre zuvor: denn die Wehrmacht verlor mehr Soldaten (schätzungsweise 200.000 Tote und 300.000 Gefangene) und Gerät, die ganze Ostfront geriet ins Wanken. Für die Gefangenen der Heeresgruppe Mitte ließ sich Stalin eine besondere Demütigung einfallen: Er ließ am 17. Juli ca. 57.000 deutsche Kriegsgefangene durch Moskau marschieren. Vorher erhielten sie Nahrungsmittel (wahrscheinlich eine typische russische Kohlsuppe) zugeteilt, die Durchfallserscheinungen hervorriefen.[26]

Am 3. Juli eroberte die Rote Armee Minsk zurück und kesselte die Reste der deutschen 4. Armee ein, die bald darauf kapitulierte. Weiter südlich drang ab dem 13. Juli in Galizien eine weitere die sogenannte Lwiw-Sandomierz-Operation bis Lemberg zur Weichsel vor.

Attentat auf Adolf Hitler

Durch die unübersehbar aussichtslose militärische Gesamtlage zeigten mehrere deutsche Offiziere ihre Bereitschaft, unter bestimmten Umständen den Krieg gegen Hitlers Willen zu beenden. Häufig wurde als Bedingung die Verhaftung oder der Tod Hitlers genannt. Weiterhin gab es seitens der Generalität Überlegungen, mit den Westalliierten einen Separatfrieden zu schließen, um gemeinsam gegen das Vorrücken der Roten Armee und somit des Kommunismus nach Mitteleuropa vorzugehen. [27] Inwiefern sich die Westalliierten diesem Vorhaben angeschlossen hätten, ist ungewiss, da 1943 auf der Konferenz von Casablanca als alliiertes Kriegsziel die bedingungslose Kapitulation als einzig akzeptabler Ausgang des Krieges gegen Deutschland festgelegt war.

Am 20. Juli 1944 versuchte Oberst Claus Schenk Graf von Stauffenberg, Hitler im Hauptquartier Wolfsschanze in Ostpreußen durch eine Bombe zu töten. Henning von Tresckow, Generalstabsoffizier der Heeresgruppe Mitte, war ein enger Vertrauter von Stauffenberg und an der Planung des Anschlages beteiligt. Von Treschkows Erlebnisse an der Ostfront trugen wesentlich zu seiner Haltung gegen die Fortführung des Krieges bei. Hitler überlebte das Attentat durch eine ungünstige Platzierung der Bombe, der anschließende Versuch eines Staatsstreiches in Berlin, Operation Walküre, scheiterte ebenfalls. Die unmittelbaren Attentäter wurden sofort hingerichtet, bis zum Kriegsende kam es zu über 200 Todesurteilen, die im Zusammenhang mit dem Attentat standen, darunter war unter anderem der ehemalige Befehlshaber der Panzergruppe IV Erich Hoepner. Unter den Verhafteten befanden sich auch zahlreiche Protagonisten des Krieges im Osten. Mehreren populären deutschen Generälen wurde aufgrund ihrer angeblichen oder tatsächlichen Mitwisserschaft der Selbstmord nahe gelegt, darunter der ehemalige Oberbefehlshaber der Heeresgruppe Mitte Günther von Kluge und der „Wüstenfuchs“ Erwin Rommel, die beide zu diesem Zeitpunkt mit der Abwehr der Invasion in der Normandie beauftragt waren.

Warschau

Am 1. August begann der Warschauer Aufstand „Burza“ (Gewitter) der Polnischen Heimatarmee unter General Graf Tadeusz Komorowski, genannt „Bor“. Bis zum 2. Oktober wurde der Aufstand unter Leitung des SS-Obergruppenführers Erich von dem Bach-Zelewski blutig niedergeworfen. Die Zahl der getöteten Kämpfer auf beiden Seiten (etwa 15.000 - 30.000) stand in keinem Verhältnis zu den Opfern unter der Zivilbevölkerung (über 200.000); die polnische Hauptstadt wurde während der andauernden Kämpfe und auch systematisch danach, fast vollständig zerstört.

Die westliche Sicht der sowjetischen Haltung zu diesem Aufstand (die unter anderem von Churchill selbst vermittelt wurde) wirft Stalins Regierung vor, mit Absicht die Zerschlagung des Aufstands durch die Wehrmacht nicht verhindert zu haben um antikommunistische Kräfte zu schwächen. Demgegenüber weist etwa der britische Historiker Richard Overy jüngst darauf hin, dass die Möglichkeiten der Roten Armee zu diesem Zeitpunkt (nach einer umfangreichen und raumgreifenden Offensive gegen die Heeresgruppe Mitte) begrenzt waren, Entlastungsangriffe am deutschen Widerstand scheiterten und die polnische Heimatarmee es abgelehnt hätte, ihre Aktivitäten mit sowjetischen und polnisch-kommunistischen Einheiten zu koordinieren [8].Fakt ist jedoch, das die Rote Armee monatelang auf dem östlichen Weichselufer verharrte und keinerlei Versuche unternahm, sich aktiv an den Kämpfen zu beteiligen.

Balkan, Baltikum und Ungarn

Mit dem Beginn der Operation Jassy-Kischinew im August marschierte die Rote Armee in Rumänien ein und vernichtete die (neue) deutsche 6. Armee bei Chişinău. Am 23. August wechselte König Michael von Rumänien die Fronten und Rumänien erklärte Deutschland den Krieg. Am 8. September wurde die sowjetische Ostkarpatische Operation eingeleitet. Die Erfolge der Roten Armee zwangen die Wehrmacht dadurch zum Rückzug aus Griechenland, am 13. Oktober rückten britische Einheiten in Athen ein. Am 5. September erklärte die Sowjetunion Bulgarien den Krieg und am 8. September rückte die Rote Armee daraufhin in Bulgarien ein; dort wurde am 9. September ein kommunistischer Staatsstreich inszeniert und die Rote Armee marschierte am 15. September in Sofia ein. Ein weiterer Verbündeter Deutschlands fiel an diesem 19. September weg, als Finnland einen Waffenstillstand mit der Sowjetunion schloss und Deutschland gleichfalls den Krieg erklärte, welcher im Lapplandkrieg mündete. Am 7. Oktober begann im Norden die Petsamo-Kirkenes-Operation. Am 20. Oktober eroberten sowjetische Einheiten und jugoslawische Partisanen unter Tito die Hauptstadt Belgrad und zwangen die deutsche Heeresgruppe E zum Rückzug bis zur Drina (siehe Belgrader Operation).

Im Norden zog sich die Heeresgruppe Nord am 13. Oktober aus Riga nach Kurland zurück. Ab dem 20. Oktober, als die Rote Armee zur Mündung der Memel vorstieß, war sie vom Rest der Ostfront durch die Baltische Operation abgeschnitten, konnte aber von der Roten Armee in zahlreichen Kämpfen nicht vernichtet werden.

In Ostpreußen kam die Offensive der Roten Armee im Oktober nach anfänglichen Erfolgen zum Erliegen. In diesen Tagen griff der Russlandkrieg zum ersten Mal auf deutsches Reichsgebiet über. Die Panzerspitzen des Generalobersten Iwan D. Tschernjakowskij schoben sich Richtung Königsberg bis Gumbinnen, Goldap und Nemmersdorf vor, konnten jedoch von der 4. Armee (Hoßbach) zurückgedrängt werden. Bilder, von durch sowjetische Truppen verübten Greueltaten, wurden aus propagandistischen Gründen von der Wochenschau der deutschen Öffentlichkeit gezeigt. Damit sollte der Kampfgeist und Durchhaltewillen der deutschen Bevölkerung gestärkt werden.

In der ungarischen Hauptstadt Budapest wurden am 24. Dezember 1944 70.000 deutsche und ungarische Soldaten eingeschlossen. Mehrere deutsche Entsatzversuche, zum Teil mit den letzten im Reich vorhandenen Reserven, darunter einige SS-Panzerdivisionen, schlugen fehl. Am 11. Februar 1945 endete die 52 Tage dauernde Belagerung von Budapest durch die Einnahme der Stadt durch die Rote Armee.

1945

Am 12. Januar 1945 begann die Rote Armee aus dem Weichselbrückenkopf bei Baranow mit einer breit angelegten Weichsel-Oder-Operation und weiter südlicher mit der Westkarpatischen Operation. Am nächsten Tag eröffnete sie die Schlacht um Ostpreußen. Die Westalliierten hatten Stalin in Anbetracht der deutschen Ardennenoffensive um eine Vorverlegung des geplanten Angriffstermins ersucht. Die Wehrmacht war zu diesem Zeitpunkt zusätzlich geschwächt, weil bedeutende Kräfte nach Westen abgezogen waren.

Die Rote Armee stieß von Warschau (Besetzung am 17. Januar) aus nach Norden vor und schnitt damit Ostpreußen vom Rest des Reiches ab. Die deutsche Bevölkerung floh, denn Gerüchte über Plünderungen, Morde, Brandschatzungen und Vergewaltigungen durch die Rotarmisten verbreiteten Angst und Schrecken unter den Zivilisten. Da die NS-Partei durch die Gauleiter Erich Koch und Karl Hanke vorbereitende Evakuierungsmaßnahmen verboten hatte, erfolgte die Flucht oft in letzter Minute. Insgesamt gelangten über 2 Millionen Flüchtlinge über das Meer nach Westen. Das KdF-Schiff Wilhelm Gustloff, das mehrere Tausend Flüchtlinge und deutsche Soldaten aus Ostpreußen evakuieren sollte, wurde von einem sowjetischen U-Boot versenkt. Der letzte Evakuierungskonvoi von der Halbinsel Hela (die bis zum Kriegsende von deutschen Truppen gehalten wurde) nach Dänemark mit insgesamt über 40.000 Menschen dauerte vom 5. bis zum 9. Mai 1945.

Die 4. Armee, die Ostpreußen verteidigte, wurde bis Ende März in der Schlacht um Ostpreußen vernichtend geschlagen. Königsberg wurde am 30. Januar eingekesselt, kurzzeitig von deutschen Einheiten entsetzt, fiel aber am 9. April endgültig an die Rote Armee. Hitler forderte, die wichtigsten deutschen Städte als „Festungen“ zu verteidigen, trotz der schlechten Erfahrungen, die man mit der Taktik des Haltens um jeden Preis gemacht hatte. Die „Festung“ Thorn fiel am 1. Februar, Posen am 1. März, Graudenz am 5. März und Kolberg am 18. März.

Am 27. Januar erreichte die Rote Armee das Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau, das aber von der SS bereits aufgegeben worden war. Die Lagerinsassen wurden zuvor in weiter westlich gelegenen Lager „umgesiedelt“, oder auf „Todesmärsche“ geschickt und die SS versuchte die Spuren der industriellen Tötung von Menschen zu verwischen. Am selben Tag erreichten erste sowjetische Einheiten Küstrin und damit die Oder.

Nach der sowjetischen Winteroffensive stand die Rote Armee Ende Januar 1945 entlang der Oder und Neiße von Stettin bis Görlitz knapp 80 Kilometer vor Berlin. Im Februar und März brachte die Rote Armee rund 2,5 Millionen Soldaten mit über 6.000 Panzern sowie 7.500 Flugzeugen für den Angriff auf Berlin in Stellung. Ihnen gegenüber standen rund eine Million deutsche Soldaten mit knapp 800 Panzern sowie Verbände der Wlassow-Armee.

In der Schlacht um Ostpommern wurde die rechte Flanke gesichert und die Voraussetzungen für den Angriff auf die Reichshauptstadt Berlin gesichert. Die Hauptangriffsrichtung aus vorbereiteten Brückenköpfen folgte der Reichsstraße 1 (heute Bundesstraße 1) über Seelow direkt nach Berlin. Die Höhen von Seelow bildeten dabei ein steil aufsteigendes, natürliches Hindernis, und um diese Höhen wurde eine der blutigsten Schlachten des Zweiten Weltkrieges geschlagen. Die Schlacht um die Seelower Höhen begann am 16. April mit einem der stärksten Artilleriebombardements der Geschichte: rund 18.000 Artilleriegeschütze und Raketenwerfer konzentrierten ihr Feuer auf gerade einmal 4 km Frontlinie. Im Laufe des 18. April errang die zahlenmäßig weit überlegene Rote Armee die Oberhand und entschied nach großen Verlusten die Schlacht für sich.

Unterdessen wurde der sowjetische Belagerungsring um Breslau am 15. Februar geschlossen, welches allerdings unter einer brutalen Führung des Gauleiters Hanke, der sich selbst jedoch mit einem Flugzeug aus der Stadt absetzte, erst am 6. Mai in die Hände der Roten Armee fiel. Am 6. März versuchte die 6. SS-Panzerarmee einen Gegenstoß in Ungarn, wurde aber zurückgeschlagen. Am 16. März begann die sowjetische Gegenoffensive, die bis zum 4. April ganz Ungarn eroberte. Wien fiel am 13. April in die Hände der Roten Armee, die von Osten aus auch Niederösterreich, das Burgenland und die Steiermark eroberten. Am 8. Mai erreichte sie Graz.

Am 25. April schloss sich der Belagerungsring um Berlin, während sich bei Torgau an der Elbe erstmals sowjetische und US-amerikanische Kampfeinheiten begegneten. Auf deutscher Seite kämpften neben Truppen der Wehrmacht und der Waffen-SS auch der Volkssturm und Einheiten der Hitler-Jugend. Am Morgen des 26. April fand der letzte größere und erfolgreiche deutsche Panzerangriff statt, Bautzen wurde zurückerobert (Schlacht um Bautzen). Am 28. April scheiterte der Versuch der 12. Armee unter General Walther Wenck, die Hauptstadt zu entsetzen. Am gleichen Tage wurde Mussolini beim Versuch in die Schweiz zu flüchten von italienischen Partisanen gestellt und erschossen.

Am 30. April töteten Hitler und Eva Braun sich selber im Bunker unter der Reichskanzlei. Die Leichname wurden durch SS-Angehörige vor dem Bunker mit Benzin übergossen und verbrannt. In seinem politischen Testament bestimmte Hitler Großadmiral Dönitz zum Reichspräsidenten. Am 2. Mai streckten die letzten Verteidiger von Berlin die Waffen vor der Roten Armee. Das Berliner Reichstagsgebäude wurde bis zuletzt hauptsächlich durch westeuropäische Freiwilligen der Waffen-SS verteidigt.

Die über Jugoslawien, Böhmen und Österreich nach Westen abziehenden deutschen Truppen sowie die Freiwilligenverbände des Generals Wlassow wurden zum großen Teil durch die Amerikaner an die Sowjetunion ausgeliefert. Die auf deutscher Seite kämpfende kroatische Armee, die serbische Staatswache, sowie einige slowenische Hilfsverbände wurden von der 8. britischen Armee an die Titopartisanen übergeben, die mindestens 100.000 Mann ermordeten. Am 8. Mai besetzte die Rote Armee im Zuge der Prager Operation Dresden, am 10. Mai rückten sowjetische Einheiten auch in Prag ein.

Am 9. Mai, 0:16 Uhr, wurde in Berlin-Karlshorst durch Vertreter der Drei Wehrmachtteile im Auftrage Dönitz` die bedingungslose Kapitulation der deutschen Wehrmacht im sowjetischen Hauptquartier unterzeichnet. Tags davor wandte sich Dönitz in einer Rundfunksprache an das Deutsche Volk:

  • Die Grundlagen, auf denen das Deutsche Reich aufbaute, sind zerborsten. Die Einheit von Staat und Partei besteht nicht mehr. Die Partei ist vom Schauplatz ihres Wirkens abgetreten. Mit der Besetzung Deutschlands liegt die Macht bei den Besatzungsmächten“.

Kriegsverbrechen

Hauptartikel: Verbrechen der Wehrmacht, Wehrmachtsausstellung, Verbrechen der Roten Armee

Schon vor dem erwarteten deutschen Angriff wurden auf Veranlassung des NKWD-Kommissars Serow hunderttausende „unzuverlässige“ Polen und Westukrainer nach Osten deportiert, aus Estland, Lettland und Litauen allein fast 60.000. Tausende Gefängnis- und Lagerinsassen grenznaher Gebiete wurden durch den NKWD mit Genickschuss getötet, 14.987 gefangene polnische Offiziere nachträglich ermordet. Nach Kriegsbeginn wurden Hunderttausende Deutschstämmige, die sog. Wolgadeutschen/Russlanddeutsche, nach Sibirien deportiert.

Nach Angaben von Christian Gerlach[28] ermordeten die deutsche Wehrmacht und die SS allein in Weißrussland bei Massakern gegen die Zivilbevölkerung 345.000 Menschen, dabei waren die Opfer meist Frauen und Kinder, denn die Männer waren bei der Roten Armee oder bei den Partisanen. In der Regel wurden dabei die Menschen in großen Gebäuden wie Scheunen zusammengetrieben und mit Maschinenpistolen oder Maschinengewehren erschossen. Danach wurden, obwohl viele noch lebten, die Gebäude abgebrannt. So starben beispielsweise in Oktjabrski bei einem solchen Massaker 190 Menschen. Anschließend wurden alle Häuser des Dorfes angezündet. In Weißrussland wurden auf diese Weise 628 Dörfer vollständig zerstört, in der Ukraine waren es 250.

Der Partisanenkrieg

In Polen, auf dem Balkan und in der Sowjetunion hatten die deutschen Besatzer von vornherein verbrecherische Ziele. Der Generalplan Ost sah die Dezimierung der slawischen Völker um circa 30 Millionen und die Unterdrückung der Übrigen vor. Die Maßnahmen der Deutschen waren brutal: Die Schulen oberhalb der vierten Klasse in den eroberten Gebieten der Sowjetunion wurden geschlossen, die Juden erschossen, Zwangsarbeiter wurden nach Deutschland gebracht und die Kriegsgefangenen wurden menschenunwürdig behandelt.

Dies steigerte den Hass der Bevölkerung gegen die deutschen Besatzer. In der Sowjetunion, in Griechenland und in Jugoslawien (unter Marschall Tito) kämpften Partisanenarmeen, teils waren sie kommunistisch, teils nationalistisch. Die polnische Heimatarmee allerdings konnte nur auf wenig Unterstützung von außen hoffen. Aus dem ständigen Kleinkrieg gegen die deutsche Armee gingen die Partisanen häufig als Sieger hervor.

Da Partisanen nicht als Kombattanten im Sinne der Haager Landkriegsordnung galten, wurden sie nicht als Kriegsgefangene behandelt. Gefangene Partisanen oder als Partisanen Verdächtige wurden hingerichtet. Häufig folgten Partisanenangriffen brutale Bestrafungsaktionen, sogenannte „Sühnemaßnahmen“, gegen die Zivilbevölkerung. Gegen Ende des Krieges konnten die Partisanen größere Gebiete von den deutschen Besatzern befreien. Unter dem Tarnmantel der sog. Partisanenbekämpfung wurden auch unter Einbeziehung von Wehrmachtsangehörigen gleich weitere unliebsame Personen liquidiert.

Die Einsatzgruppen

Schon im Vorfeld der Kriegsplanung erhielt Heinrich Himmler als Kommissar für Deutsches Volkstum besondere Vollmachten, um ungestört von der Wehrmacht im Hinterland operieren zu können. Obwohl die Wehrmacht vom Polenfeldzug her genau wusste, was unter den Einsatzgruppen zu verstehen war, stimmte sie dieser Vereinbarung zu und gab zudem Befehle wie den Kriegsgerichtsbarkeitserlass oder den Kommissarbefehl an ihre Einheiten aus. Die Einsatzgruppen ermordeten im ersten Kriegsjahr nach eigenen Angaben fast eine Million Menschen - überwiegend Juden und Kommunisten. Die Wehrmacht verhielt sich unterschiedlich; einige Kommandeure gaben die Befehle nicht weiter, andere unterstützten die SS aktiv. Soldaten, die sich weigerten, an den Mordaktionen teilzunehmen, wurden in der Regel jedoch nicht bestraft, mussten aber z. T. Nachteile in Kauf nehmen.

Verbrechen der Roten Armee

Sowohl gegenüber Angehörigen der Wehrmacht als auch gegen die Zivilbevölkerung der baltischen Staaten, der Ukraine, Polens, Rumäniens, Ungarns und Deutschlands kam es seitens der Roten Armee zu Verbrechen im Sinne der Haager Landkriegsordnung. Allein in Schlesien löste die Besatzung eine Flüchtlingswelle von mehr als 3 Millionen Zivilisten aus, von denen über 500.000 Menschen auf der Flucht direkt oder indirekt durch Einwirken der Roten Armee starben.[29] Von Millionen deutscher Flüchtlinge, die sich vor der Roten Armee in Sicherheit zu bringen hofften, kamen Tausende zu Tode. [30]

Minderheiten wie die Russlanddeutschen, Krimtataren oder Tschetschenen, Kalmücken und weitere Völker wurden als angebliche Kollaborateure zwischen 1941 und 1944 nach Zentralasien und Sibirien deportiert. Zahllose von ihnen kamen dabei ums Leben.

Die Anzahl der durch Verbrechen der Roten Armee umgekommenen Personen beruht auf Schätzungen und schwankt je nach Quelle.

Vergewaltigungen

Die Zahl der vergewaltigten deutschen Frauen wurde von Quellen der NS-Zeit wie dem Nachrichtendienst der Wehrmacht auf etwa zwei Millionen geschätzt, davon sollen ca. 10-12% an den daraus resultierenden Verletzungen gestorben sein.[31] Zahlreiche Familien entzogen sich der Gewalt durch Selbstmord. In Budapest wird die Zahl der vergewaltigten Frauen auf 50.000 geschätzt, viele der Opfer wurden im Zuge der Vergewaltigung ermordet. [32] [33] Die Vergewaltigungen durch die Rote Armee wurden nach dem Krieg zu Propagandazwecken gegen den Kommunismus instrumentalisiert. Vergewaltigungen durch Soldaten der Wehrmacht blieben dagegen bisher weitgehend unerforscht. Die Wehrmacht hatte nicht immer ein Interesse daran, sexuelle Gewalt gegen Zivilisten zu verfolgen und zu dokumentieren. Im Rahmen ihres Vernichtungskrieges war die Demütigung der sowjetischen Bevölkerung fester Bestandteil der Kriegsführung.[34]

Kriegsgefangene

Die Behandlung von Kriegsgefangenen richte sich während des Zweiten Weltkrieges nach der Haager Landkriegsordnung von 1907, sowie der Genfer Konvention aus dem Jahre 1929, soweit die kriegsführenden Parteien diesen Verträgen beigetreten waren. Die Sowjetunion trat diesen Abkommen nicht bei, bzw. erklärten alle Verträge des Zarenreiches für nichtig. Gleichwohl ließ die UdSSR Anfang Juli 1941 über die schwedische Botschaft in Moskau eine Note an das Deutsche Reich übergeben, wonach sie von sich aus in Aussicht stellte, gemäß den Bestimmungen der Genfer Konvention zu verfahren, sofern es auf Gegenseitigkeit beruhe. Diese Note wurde deutscherseits jedoch nicht beantwortet. Das Deutsche Reich ratifizierte zwar beide Verträge, aber für Hitler war die russische Nichtunterzeichnung der Abkommen ein willkommener Vorwand, den „Weltanschauungskrieg“ gegen die Sowjetunion ohne Rücksicht auf das Genfer Abkommen und das Völkerrecht führen zu können.

Der Leidensweg der sowjetischen Kriegsgefangenen begann sogleich nach der Gefangennahme. Nach den großen Kesselschlachten der ersten Monate befanden sie sich zu Zehntausenden, meist unter freiem Himmel, in Armee-Gefangenen-Sammelstellen oder in Durchgangslagern. Eine erforderliche Versorgung mit Lebensmitteln war durch die deutschen Nachschubschwierigkeiten oft nicht möglich oder wurde aus anderen Gründen bewusst nicht vorgenommen. Eine medizinische Behandlung der Kranken und Verwundeten wurde nicht durchgeführt. Auch in den Stammlagern im rückwärtigen Gebiet oder im Reich verbesserte sich die Lage nicht. Nur vereinzelte Unternehmer oder mit dem Kriegsgefangenenwesen betraute Offiziere versuchten von sich aus die Versorgung zu verbessern, da sie ein natürliches Interesse hatten, durch gut ernährte Arbeiter den Profit zu steigern, bzw. die Arbeitsleistung zu erhöhen. Erst als sich im Deutschen Reich durch Einberufungen zur Wehrmacht ein spürbarer Arbeitskräftemangel bemerkbar machte, verbesserte sich allmählich die Situation der Kriegsgefangenen, da sie als Arbeitssklaven in der Kriegswirtschaft dringend benötigt wurden.

Nachdem der Erlass vom 6. Juni 1941, der so genannte Kommissarbefehl, bei der Truppe nur zögerlich ausgeführt wurde, entsandte SD-Chef Heydrich Einsatzkommandos, die die Sammellager nach politischen Kommissaren und anderen „politisch untragbaren“ Personen durchkämmten. Diese Gefangenen wurden einer „Sonderbehandlung“ zugeführt, das heißt sie wurden ermordet. Manchmal führte man diese Todeskandidaten auch „wissenschaftlichen“ Versuchen und Experimenten zu, mit absehbaren tödlichen Ausgang. Flüchtige und Wiederergriffene wurden erschossen, diejenigen, die sich nicht an die Bestimmungen und Auflagen hielten (z.B. Umgang mit deutscher Frau) wurden erhängt. Von mindestens 5.400.000 in deutsche Kriegsgefangenschaft geratenen sowjetischen Soldaten kamen wenigstens 2.530.000 ums Leben oder wurden ermordet.

Ebenso wie das Schicksal der sowjetischen Kriegsgefangenen war die Lage der deutschen Kriegsgefangenen in russischer Kriegsgefangenschaft katastrophal. Die in den ersten Monaten des Russlandfeldzuges gefangen genommenen deutschen Soldaten wurden oftmals auf Anordnung von Politkommissaren oder auf Befehl von fanatischen Offizieren sofort erschossen. Diese Praxis wurde im weiteren Verlauf des Kriegs seltener und war wahrscheinlich als Reaktion auf den deutschen Kommissarbefehl, sowie auf aufpeitschende Propaganda (z.B. Ehrenburg) zurückzuführen.

Die harten klimatischen Bedingungen, die Zerstörungen des Landes und die schlechten Lebensbedingungen, unter denen auch die Zivilbevölkerung zu leiden hatte, verursachten eine außerordentlich hohe Sterblichkeitsrate unter den deutschen Kriegsgefangenen. Viele Tausende starben an Unterernährung oder Entkräftung auf den Transporten in die Lager im Hinterland. Unterkünfte, ärztliche Behandlung und Verpflegung waren schlecht, die Arbeitsbedingungen dafür unverhältnismäßig hart. Von ca. 3.060.000 deutschen Kriegsgefangenen kamen schätzungsweise 1.100.000 ums Leben. Von den 1941/42 in Gefangenschaft geratenen Soldaten starben etwa 90–95%; von denen im Jahre 1943 starben etwa 60–70%, im Jahre 1944 etwa 30–40% und von den im Jahre 1945 gefangenen etwa 20–25%.[35] Ab dem Jahre 1949 verbesserte sich die allgemeine Lage in der Sowjetunion, was auch positive Effekte auf die Lebenssituation in den Kriegsgefangenenlagern mit sich führte und die Sterblichkeitsrate auf ein normales Maß reduzierte.

Beim Einmarsch der Roten Armee in die östlichen Reichsgebiete wurden oftmals auch HJ- oder BDM-Angehörige oder sogar unbeteiligte Zivilisten auf offener Straße aufgegriffen und nach dem Osten zur Zwangsarbeit deportiert. Die Kriegsgefangenen in der UdSSR waren billige Arbeitskräfte und halfen beim Wiederaufbau des verwüsteten Landes mit. Bis 1950 war das Gros der Kriegsgefangen entlassen, zurück blieben nur „kriminelle Elemente“, die wegen Kriegsverbrechen verurteilt waren. Die letzten von ihnen, rund 10.000 Mann, wurden auf Verhandlungen Adenauers zur Jahreswende 1955/56 entlassen.

Ergebnis

Die Sowjetunion hat die meisten Opfer des Zweiten Weltkrieges zu beklagen. Die Opferzahlen schwanken erheblich. Im Ploetz "Geschichte des Zeiten Weltkrieges" werden die militärischen Verluste mit 13,6 Mio. und die Zivilopfer mit 7 Mio. Menschen beziffert, also rund 10% der Bevölkerung. [36] Von über 40 Mio. Todesopfern, darunter ca. 17 Mio. Zivilisten, schreibt B.W. Sokolow. [37] Diese Anzahl entsprach einem Sechstel der sowjetischen Bevölkerung. Die Anzahl der deutschen Gefallenen an der Ostfront war dreimal so groß wie an der Westfront.

1941 1942 1943 1944 1945 Insgesamt
Ausfälle der Wehrmacht 824.458
Gefallene der Wehrmacht 176.015 506.815 700.653 1.232.946 Keine Angaben 2.742.909
Verwundete der Wehrmacht 615.924
Vermisste der Wehrmacht 35.519
Ausfälle der Roten Armee 4.308.094 7.080.801 7.483.647 6.503.204 2.823.381 28.199.127
Gefallene und Vermisste der Roten Armee 2.993.803 2.993.536 1.977.127 1.412.335 632.633 10.008.434
Verwundete und Kranke der Roten Armee 1.313.291 4.087.265 5.506.520 5.090.869 2.191.748 18.190.693

Als Hauptergebnis des Krieges gegen die Sowjetunion, dessen Ende auch das Ende des Zweiten Weltkrieges zumindest in Europa bedeutete, besteht die militärische Besetzung Deutschlands und die anschließende Aufteilung in Besatzungszonen durch die Siegermächte, wobei die sowjetische „Zone“ bis zur Elbe reichte und Sachsen und Thüringen einschloss.

Die „Reichshauptstadt“ Berlin, in welcher der alliierte Kontrollrat tagte, wurde zwischen den Siegern in Sektoren aufgeteilt. Durch Ratsbeschluss der Alliierten Kommission wurde u.a. die Auflösung Preußens als Hort des Militarismus beschlossen.

Auf der Potsdamer Konferenz am 7. August 1945 wurden der Sowjetunion umfangreiche Reparationsleistungen, auch aus den Westzonen, vertraglich zugesichert. Außerdem wurde beschlossen, Volksdeutsche aus der Tschechoslowakei, Ungarn und Polen nach Deutschland umzusiedeln. Die Gebiete östlich der Flüsse Oder/Neiße wurden zuerst unter polnische Verwaltung gestellt. Ein Teil Ostpreußens wurde Polen zugeschlagen, der größere nördliche Teil samt Königsberg (Preußen) wurde später der Sowjetunion als selbständiges Kaliningrader Gebiet angegliedert. Die sowjetische Westgrenze war fast identisch mit der Demarkationslinie von 1941. Polen wurde im Gegenzug nach Westen „verschoben“. Die Sowjetunion wandte sich nach dem Sieg über Deutschland auf Drängen der Westalliierten gegen Japan und gewann im Verlauf des Krieges Sachalin und die Kurilen. Auf dem Balkan gründete Tito einen sozialistisch-föderativen jugoslawischen Staat.

Die meisten osteuropäischen Staaten gerieten in Abhängigkeit zur Sowjetunion, die sich zur Supermacht entwickelte. Rumänien und Bulgarien 1945, die Tschechoslowakei und Polen 1948 bzw. 1947, Ungarn 1947.

Finnland konnte seine staatliche Unabhängigkeit bewahren, musste aber auch Gebiete abtreten, die in der Karelo-Finnischen SSR zusammengefasst wurden. Es litten hinter dem Eisernen Vorhang jedoch viele, sowohl Deutsche als auch andere Volksgruppen, noch mehrere Jahre unter kriegsähnlichen Zuständen in Form von Gefangenschaft, Vertreibung, Hunger und politischen Säuberungen.

Österreich wurde vom Deutschen Reich wieder getrennt und von den Alliierten in Besatzungszonen aufgeteilt. Die Hauptstadt Wien wurde gleichfalls unter den Siegern in Sektoren aufgeteilt und unterlag den Bestimmungen des Vier-Mächte-Status

In den Nürnberger Kriegsverbrecherprozessen wurden die Verantwortungsträger des nationalsozialistischen Regimes angeklagt und abgeurteilt. Dabei mussten sich erstmals in der Geschichte Politiker, Militärs und andere führende Persönlichkeiten persönlich für das Planen und Führen eines Angriffskrieges und für Verbrechen gegen die Menschlichkeit verantworten. Diese Prozesse gelten als Grundlage für das moderne Völkerstrafrecht.

In Deutschland und Österreich wurde ab 1945 mit der Entnazifizierung begonnen, mit der Gesellschaft, Kultur, Presse, Ökonomie, Jurisdiktion und Politik von allen Einflüssen des Nationalsozialismus befreit werden sollte. Die deutschen Kriegsgefangenen in der Sowjetunion mussten beim Aufbau des verwüsteten Landes mithelfen. Die letzten von ihnen wurden 1954 auf diplomatische Initiative von Konrad Adenauer aus Russland entlassen.

Spielfilme

siehe: Liste der Kriegsfilme, die den Zweiten Weltkrieg behandeln

Siehe auch

Literatur

  • Wigbert Benz: Der Rußlandfeldzug des Dritten Reiches. Ursachen, Ziele, Wirkungen. Zur Bewältigung eines Völkermords unter Berücksichtigung des Geschichtsunterrichts. Haag + Herchen Verlag, Frankfurt a.M., 2. Auflage 1988, ISBN 3-89228-199-8
  • Horst Boog, Jürgen Förster, Joachim Hoffmann, Ernst Klink, Rolf-Dieter Müller, Gerd R. Ueberschär: Der Angriff auf die Sowjetunion. Fischer Taschenbuch Verlag Nr. 11008, Frankfurt am Main 1991, ISBN 3-596-11008-4. – Textidentisch mit Band 4 (1983) der vom Militärgeschichtlichen Forschungsamt Freiburg/Br. herausgegebenen Schriftenreihe Das Deutsche Reich und der Zweite Weltkrieg. ISBN 3-421-06098-3.
  • Wolfgang Fleischer: Unternehmen Barbarossa 1941, Podzun-Pallas Verlag, ISBN 3-7909-0654-9.
  • Jörg Friedrich: Das Gesetz des Krieges. Das deutsche Heer in Rußland 1941-1945. Der Prozeß gegen das Oberkommando der Wehrmacht, Verlag Piper, München, 1995, ISBN 3-492-22116-5.
  • Walther Hubatsch (Hg.): Hitlers Weisungen für die Kriegsführung 1939–1945. Dokumente des Oberkommandos der Wehrmacht. 2. durchgesehene Auflage, Bernard & Graefe Verlag, Frankfurt am Main 1983, ISBN 3-7637-5247-1.
  • Andreas Hillgruber: Hitlers Strategie. Politik und Kriegführung 1940 - 1941. 3. Auflage. Bernard & Graefe, Frankfurt a.M. 1993, ISBN 3-7637-5923-9. Trotz seines Alters immer noch wichtiges Grundlagenwerk.
  • Werner Maser Der Wortbruch: Hitler, Stalin und der Zweite Weltkrieg. Olzog Verlag, München 1994. ISBN 3-7892-8260-X.
  • Richard J. Overy: Russlands Krieg: 1941–1945. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 2003, ISBN 3-498-05032-X.
  • Gerd R. Ueberschär, Wolfram Wette (Hg.): Der deutsche Überfall auf die Sowjetunion. „Unternehmen Barbarossa“ 1941. Fischer Taschenbuch Verlag Nr. 4437 Frankfurt am Main 1991, ISBN 3-596-24437-4. – Sammlung von Aufsätzen bekannter Fachhistoriker mit umfangreichem Anhang wichtiger Dokumente.
  • Erich von Manstein: Verlorene Siege. Athenäum, Bonn 1955 (zuletzt in 17. Auflage: Bernard und Graefe, München 2004, ISBN 3-7637-5253-6)
  • Der Zweite Weltkrieg. Bertelsmann Lexikon-Verlag
  • J. Piekalkiewicz: Die Schlacht um Moskau. Die Erfrorene Offensive. Bergisch Gladbach: Lübbe, 1982, ISBN 3-7857-0290-6
  • Timm C. Richter Die Wehrmacht und der Partisanenkrieg in den besetzten Gebieten der Sowjetunion in: R.D. Müller, H.E. Volkmann, (Hrsg. im Auftrag des MGFA): Die Wehrmacht: Mythos und Realität, München, Oldenburg 1999, ISBN 3-486-56383-1, S. 836-857
  • Abt. Ic einer Ostarmee: Bessarabien - Ukraine - Krim, Der Siegeszug Deutscher und rumänischer Truppen, Berlin 1943 (Verlag Erich Zander).
  • Winston Churchill: Der Zweite Weltkrieg. Scherz, Bern 1960.
  • Zum Thema Russland-Feldzug und unmittelbare Folgen werden in der bibliographischen Datenbank RussGUS insgesamt mehr als 2.800 Publikationen nachgewiesen (Suchen bei Formularsuche / Sachnotationen: 12.3.4.5.3*). Suche nach Einzelaspekten ist möglich.

Weblinks

Belege

  1. Die Bezeichnung wurde von Hitler erstmals am 18. Dezember 1940 verwendet, nachdem Franz Halder am 5. Dezember noch über „Plan Otto“ als das von ihm Geplante Notizen in sein Tagebuch gemacht hatte (vgl. Carl Dirks/Karl-Heinz Janssen, Der Krieg der Generäle. Hitler als Werkzeug der Wehrmacht, Berlin 1999, S. 127–145). Denn Hitler hatte den Anschluss Österreichs schon Unternehmen Otto genannt. Nach Arno J. Mayer habe Hitler es „als ein günstiges Vorzeichen betrachtet, dass er von seinem Wohnsitz und Hauptquartier in Berchtesgaden aus den Untersberg sehen konnte, einen von Barbarossas legendären, wenn auch gerade nicht aktuellen Schlafplätzen“. Im Rahmen der von ihm persönlich vorgenommenen Einweihung des „Hauses der Deutschen Kunst“ im Juli 1937 „wurde Barbarossa als derjenige deutsche Herrscher gerühmt, der als erster den germanischen Kulturgedanken ausgesprochen und als Bestandteil seiner imperialen Mission nach außen getragen habe“ (vgl. Arno J. Mayer, Der Krieg als Kreuzzug. Das Deutsche Reich, Hitlers Wehrmacht und die „Endlösung“, Reinbek bei Hamburg 1989, S. 340).
  2. Hans-Joachim Lorbeer, Westmächte gegen die Sowjetunion 1939–1941, Verlag Rombach, Freiburg 1975, ISBN 3-7930-0177-6, S. 40.
  3. Werner Maser: Der Wortbruch. Hitler, Stalin und der Zweite Weltkrieg. Olzog Verlag, München 1994
  4. Erich Kuby: Als Polen deutsch war 1939-1945. Verlag Max Huber, ISBN 3-19-005503-3, Seite 39–40
  5. Warlimont Im Hauptquartier der Wehrmacht 1933–1945, S. 126.
  6. М. И. Мельтюхов: Упущенный шанс Сталина. Советский Союз и борьба за Европу, 1939—1941. Документы, факты, суждения. Вече, M. 2000. S.494
  7. Richard Overy :War and Economy in the Third Reich, Oxford University Press 1995, ISBN 0-19-820599-6
  8. a b c d Richard Overy, Russlands Krieg 1941–1945, Rowohlt Verlag, Hamburg 2004, ISBN 3-498-05032-X
  9. Richard Overy, Why the Allies Won, Pimlico(Verlag) 2006, ISBN 1-84595-065-8
  10. Meltjuchow hat als Quellen benutzt: Das Deutsche Reich und der Zweite Weltkrieg. Bd.4, S.310–311.; Боевой и численный состав Вооруженных Сил СССР в период Великой Отечественной войны (1941—1945 гг.). Статистический сборник № 1 (22 июня 1941 г.). С. 10—12, 19—22. [1]
  11. Meltjuchov 2000:446 Die Tabelle verfasst von Meltjuchow laut: История второй мировой войны. Т.4. С. 18; 50 лет Вооруженных Сил СССР. М.,1968. С.201; Советская военная энциклопедия. T.I. M.,1976, С.56; Боевой и численный состав Вооруженных Сил СССР в период Великой Отечественной войны (1941—1945 гг.). Статистический сборник № 1 (22 июня 1941 г.). М.,1994. С. 10—12; РГАСПИ. Ф.71. Оп.25. Д.4134. Л.1—8; Д.5139. Л.1; РГВА. Ф.29. Оп.46. Д.272. Л.20—21; учтены пограничные и внутренние войска: Пограничные войска СССР в годы Второй мировой войны, 1939—1945. М.,1995. С.390—400; РГВА. Ф.38261. Оп.1. Д.255. Л.175—177, 340—349; Ф.38650. Оп.1. Д.617. Л.258—260; Ф.38262. Оп.1, Д.41. Л.83—84; РГАЭ. Ф.1562. Оп.329. Д.277. Л.1—46, 62, 139; Д.282. Л.3—44.
  12. Wigbert Benz: Der Russlandfeldzug des Dritten Reiches. Haag + Herchen Verlag, 1986, ISBN 3892281998, S. 49
  13. Christian Gerlach, Kalkulierte Morde, Die deutsche Wirtschafts- und Vernichtungspoltik in Weißrußland 1941 bis 1944, Hamburg 1999, S. 46 ff.
  14. a b Simon Sebag Montefiore: Stalin, am Hofe des roten Zaren, Frankfurt am Main 2005, ISBN 978-3-596-17251-1
  15. Dimitri Wolkogonow Stalin - Triumph und Tragödie, S. 617, Econ, Düsseldorf, Wien 1993, ISBN 3-612-26011-1
  16. Andreas Zellhuber: „Unsere Verwaltung treibt einer Katastrophe zu …“. Das Reichsministerium für die besetzten Ostgebiete und die deutsche Besatzungsherrschaft in der Sowjetunion 1941–1945. Vögel, München 2006, S. 80 f, ISBN 3-8965-0213-1.
  17. Percy E. Schramm (Hrsg.): Kriegstagebuch des OKW. 8 Hlbde. Weltbild, Augsburg 2005. ISBN 3-8289-0525-0
  18. Janusz Piekalkiewicz, Die Schlacht um Moskau, Augsburg 1997, ISBN 3-86047-908-3
  19. Kriegstagebuch des OKW, Teilband II 1940-1941, Hrsg. Percy E. Schramm, Seite 1105 ff. Auflistung des GenQu/Abt.I/ Az.: 1/58/42 gKdos vom 5. Januar 1942
  20. Übersetzung eines Artikels von Colonel Orlov Alexander Semenovich
  21. Erich von Manstein: Verlorene Siege. Athenäum, Bonn 1955 (zuletzt in 17. Auflage: Bernard und Graefe, München 2004, ISBN 3-7637-5253-6)
  22. Janusz Piekalkiewicz, Unternehmen Zitadelle,
  23. www.worldwar-2.net, Chronologie des Zweiten Weltkrieges, englisch
  24. [2] Tony Wood/Jim Perry: combat claims and casualty list, durch das OKL , Chef für Ausz. und Disziplin, Luftwaffenpersonalamt L.P. (A) V mittels Mikrofilm bestätigte Abschüsse, PDF
  25. Timm C. Richter, aaO, S. 837
  26. Alexander Werth: Russland im Krieg 1941-45, Übers. von Dieter Kiehl, Droemerscher Verlag München. Im vorliegenden Werk beschreibt Werth, dass nach Durchmarsch der ca. 57.000 deutschen Soldaten aus "symbolischen" Gründen, sogleich mit Straßenreinigungsmaschinen die Straße gereinigt wurde. Es ist wohl davon auszugehen, dass dieser "Reinigung" ein konkreter Anlass zu Grunde lag
  27. Guido Knopp: Sie wollten Hitler töten, Goldmann, ISBN 978-3-442-15340-4
  28. Christian Gerlach, Kalkulierte Morde, Die deutsche Wirtschafts- und Vernichtungspolitik in Weißrussland 1941 bis 1944, Hamburg 1999
  29. Webpage der ARD zum Thema „60 Jahre Kriegsende“
  30. Franz W. Seidler, Alfred M. de Zayas: Kriegsverbrechen in Europa und im Nahen Osten im 20. Jahrhundert. Mittler, Hamburg 2002, ISBN 978-3-8132-0702-6, S. 122.
  31. Bundesarchiv/Militärarchiv Freiburg [3] Akten Fremde Heere Ost Bestand H3, Bd. 483, 657, 665, 667, 690 Bundesarchiv Koblenz [4] Ostdokumentensammlung Ost-Dok. 2 Nr. 8,13,14; Ost-Dok.2/51, 2/77, 2/96
  32. Mark, James Remembering Rape: Divided Social Memory and the Red Army in Hungary 1944-1945 Past & Present - Number 188, August 2005, pp. 133
  33. „The worst suffering of the Hungarian population is due to the rape of women. Rapes - affecting all age groups from ten to seventy are so common that very few women in Hungary have been spared.“ Swiss embassy report cited in Ungváry 2005, p.350. (Krisztian Ungvary The Siege of Budapest 2005)
  34. Birthe Kundrus: Nur die halbe Geschichte. Frauen im Umfeld der Wehrmacht in: R.D. Müller, H.E. Volkmann, (Hrsg. im Auftrag des MGFA): Die Wehrmacht: Mythos und Realität, München, Oldenburg 1999, ISBN 3-486-56383-1, S. 734
  35. Christian Zentner: Der Zweite Weltkrieg – Ein Lexikon. Wilhelm Heyne Verlag, München 1998
  36. Poetz: Geschichte des Zweiten Weltkrieges, S. 81, Ploetz, Würzburg, 1960
  37. Milton Leitenberg: Death in Wars and Conflicts in the 20th Century


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