Pleonastisch

Pleonastisch

Ein Pleonasmus (griech. πλεονασμóς pleonasmós „Überfluss“) ist eine sprachliche Erscheinung, bei der innerhalb einer Wortgruppe eine bestimmte Bedeutung mehrfach auf unterschiedliche Weise (oft mit verschiedenen Wortarten, etwa Adjektiv/Substantiv) zum Ausdruck gebracht wird oder bei der Ausdrucksmittel verwendet werden, die keine zusätzliche Information beisteuern (verbale Redundanz). Geschieht dies bewusst, kann es sich um eine epithetische rhetorische Figur handeln: Der Pleonasmus wird dann zur Verstärkung, Verdeutlichung oder besonderen Hervorhebung des Gesagten verwendet („kaltes Eis“; „mit meinen eigenen Händen angefasst“). Feststehende Wendungen mit pleonastischem Charakter entstehen, wenn einer der Bestandteile (etwa ein ungebräuchliches Wort oder ein Fremdwort) seine ursprüngliche Bedeutung verliert und der Ausdruck zur Verdeutlichung um ein bedeutungsgleiches Element ergänzt wird („Fußpedal“; „Augenoptiker“). Je weniger die ursprüngliche Bedeutung dem Sprecher zugänglich ist, desto weniger kann der Gesamtausdruck schließlich als Pleonasmus bezeichnet werden. Pleonastische Wortschöpfungen ohne ausdrücklich rhetorischen Hintergrund gelten dagegen häufig als schlechter Stil.

Das Gegenteil des Pleonasmus ist das Oxymoron. Pleonasmus und Tautologie werden häufig synonym verwendet.

Inhaltsverzeichnis

Beispiele für Pleonasmen

aus rhetorischen Gründen:

runde Kugel, weibliche Bundeskanzlerin, hörbare Musik, neu renoviert, schwarzer Rabe

feststehende Ausdrücke:

Düsenjet (Jet „Düse, Strahl“), Pulsschlag (lat. pulsus „Schlag“), Rückantwort, La-Ola-Welle (la ola [span.] „die Welle“), Chiffrenummer (chiffre [franz.] „Ziffer“), klammheimlich (clam [lat.] „heimlich“), Rückstau, Glasvitrine (Vitrine „gläserner Schaukasten bzw. -schrank“ von lat. vitrum: Glas), Cuttermesser (to cut [eng.] „schneiden“), auseinanderklaffen, vorprogrammieren, persönliche Anwesenheit, jüdische Synagoge, Fußpedal, runder Kreis, Rückerinnerung, Zukunftsperspektive.

als Steigerung nicht mehr steigerbarer, absoluter Adjektive:

Ein Beispiel hierfür ist die häufig benutzte Redewendung „am optimalsten wäre …“, obgleich das Wort optimal bereits das Bestmögliche unter den gegebenen Voraussetzungen bedeutet und folglich keine weitere Steigerung mehr möglich ist (ähnlich bei ideal). Dieser Umstand ist auch häufig beim Wort einzig anzutreffen (Sie ist die Einzigste, welche …) sowie beim Wort kein („in keinster Weise“ statt „in keiner Weise“). Ein weiteres Beispiel ist der häufig in Arbeitszeugnissen verwendete Ausdruck „zu unserer vollsten Zufriedenheit“.

stilistisch auffällig:

tote Leiche, Einzelindividuum (Individuum „Einzelwesen“), Haarfrisur, zusammenaddieren, Essensgericht, manuelle Handarbeit, Mitbeteiligung und offizielle Amtssprache (lat. officium „Amt“). Daneben gibt es redundante Abkürzungen wie PIN- oder ISBN-Nummer, LCD-Display, HIV-Virus, SMS-Service oder ABM-Maßnahme.

manchmal werden Formulierungen verwendet, die je nach Kontext Pleonasmen bilden können:

nasser Regen, alter Greis, großer Riese, kleiner Zwerg (bei einer Relation zu anderen Zwergen handelt es sich um keinen Pleonasmus), kleiner Obolus (Obolus [griech.] „kleine Geldspende“), politische Partei (sofern aus dem Kontext schon der politische Charakter der Partei offensichtlich ist), radioaktives Uran

etymologisch, jedoch nicht mehr in der heutigen Bedeutung:

Ziffer Null (das arabische al cifr, von dem dieser Ausdruck stammt, bedeutet einfach nur „die Null“), Volksdemokratie (demos [griech.] „Volk“; jedoch ist eine Volksdemokratie etwas anderes als eine Demokratie), Guerilla-Krieg (guerra, guerrilla [span.] „Krieg“, „kleiner Krieg“)

Das häufig genannte Beispiel „weißer Schimmel“ ist nicht treffend, da die als Schimmel bezeichneten Pferde nicht immer ein weißes Fell haben.

Grammatischer Pleonasmus

In der Linguistik werden auch Partikeln als Pleonasmen bezeichnet, die keinen Bedeutungsinhalt haben und oft nur eine pragmatische Funktion erfüllen:

Siehe auch

Weblinks


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