Aufwandgesetz

Aufwandgesetz
Canaletto: Bucintoro und Prunkgondeln
Gondoliere beim Rangieren

Eine Gondel (ital. Gondola) ist ein venezianischer Bootstyp, der wahrscheinlich erstmals im 11. Jahrhundert aufkam. Es handelt sich um ein schmales Boot von bis zu 11 m Länge und 1,5 m Breite mit weit aufgebogenen Enden. Die "Gondola" wird von einem auf dem Heckschnabel (links hinten) stehenden "Gondoliere" mit nur einem Riemen (remo) vorwärts bewegt. Der mehrere Meter lange Riemen liegt in einer besonderen Vorrichtung, der "Gabel" (forcola), die in eine rechteckige Öffnung im Bootskörper auf der Steuerbordseite (trincarino) gesteckt wird. Zum Ausgleich des einseitigen Vortriebs ist der Bootskörper entlang der Mittelachse asymmetrisch gebaut, d.h., die linke Seite ist stärker gewölbt und höher als die rechte, sodass er auf der Steuerbordseite etwa 0,25 m kürzer ist als an der Backbordseite. Die Technik des Vortriebs der Gondel ähnelt jener des Wriggens mit dem Unterschied, dass beim Wriggen der Riemen achteraus gerichtet ist, wohingegen der Riemen der Gondel seitlich schräg ins Wasser getaucht wird. Unter der traditionellen, heute aber aus der Mode geratenen mittschiffs angeordneten Überdachung (felze) befinden sich Sitzplätze für zwei bis sechs Personen.

Ursprünglich gab es die Gondeln in allen möglichen Farben und die damaligen venezianischen Adels- und Patrizierhäuser suchten sich gegenseitig in der prachtvollen Ausstattung der Boote zu überbieten. Um der ungezügelten Prunksucht Einhalt zu gebieten, erließ während der Regierungszeit Gerolamo Priulis der Senat von Venedig 1562 das auch von der Kirche unterstützte Aufwandgesetz, welches einen einheitlichen schwarzen Anstrich für alle Gondeln vorschrieb. Eine mittlere Gondel kostet durchschnittlich 25.000 Euro. Das Geld kommt schnell wieder herein, denn ein Gondoliere verdient bis zu 5000 € im Monat. 2008 kostete eine 35 - minütige Gondelfahrt ohne Gesang durchschnittlich tagsüber 80 €, abends ab 19:00 Uhr 100 €.

Inhaltsverzeichnis

Aufbau

Gondelwerft in San Trovaso
Bugbeschlag

Eine Gondel besteht aus neun verschiedenen Hölzern, die nach Gewicht, Alter und Trockenheit ausgelesen sind und bestimmten Aufgaben dienen. Eichenholz verwendet man für die beiden oberen Planken und für die Rippen am Leib der Gondel, Kiefer für den Boden und das Vordeck, Lärche für die Seiten und das Hinterdeck, Nussbaum für den Sitz und die vordere Bank, Kirsche für die hintere Bank und für die schiefe Plattform. Ulme und Tanne werden für die Innenbretter, Linde für die Verzierung des Bugs, Ramin verwendet man für die Riemenstange und die Fläche des Riemens ist aus Buchenholz. Die Riemengabel, Forcola genannt, besteht aus Nussbaumholz. Der Rumpf einer Gondel setzt sich aus 280 Teilen zusammen. Der Bau einer Gondel benötigt etwa fünfhundert Stunden.

2005 befanden sich vier Gondelwerften in Venedig, eine im Sestiere Dorsoduro bei San Trovaso, Tramontin am Rio Ognissanti und Crea im Centro Nautico auf der Giudecca und Roberto dei Rossi, ebenfalls auf der Giudecca, hinter dem Redentore. Die "forcole" werden in kleinen Spezialwerkstätten gefertigt, eine in der Calle Corta Rotta, bei S.Zaccaria, die andere nahe dem Guggenheim Museum von Saverio Pastor.

Inzwischen gehen immer mehr Werften dazu über die Gondeln vermehrt aus Sperrholz zu bauen, da es preiswerter, haltbarer und leichter ist. [1]

Bugbeschlag

Ursprünglich nur als Gegengewicht zum Gondoliere, heute auch als Schmuck und Symbol für die Stadt Venedig trägt der Bug des leichten Fahrzeuges am oberen Ende einen etwa 22 kg schweren Metallbeschlag (Metallschweif), den ferro, der oben in einer Art Horn in der Form der Fischermütze endigt, welche die Dogen in ihrer Staatstracht als Kopfbedeckung trugen. Darunter springen sechs Zacken hervor. Diese symbolisieren, so eine heute übliche Deutung, wiederum die sechs sog. sestieri (Stadtteile) von Venedig: San Marco, Dorsoduro, San Polo, Cannaregio, Castello und Santa Croce. Der nach hinten gerichtete Zacken soll für die Giudecca stehen.

Verschiedene Typen von venezianischen Booten

Sanpierota - Die eierlegende Wollmilchsau, geeignet zum Segeln, zum Rudern und meistens sichtbar mit einem Aussenborder versehen.

Ballotina - Gondelähnliches Boot mit anderem Bugbeschlag, früheres Polizeiboot.

Desdotona – Von 18 Mann/Frauen gerudertes Boot, mit dem die Umzüge auf dem Wasser eröffnet werden.

Caorlina – Beliebtes Regattaboot für sechs Ruderer, aus dem Caorle stammend.

Gondolino – Eigens für die Regatten entworfene kleine Gondel, sehr schnell, für zwei Ruderer.

Mascerata da regata – Beliebtes Boot der Frauenregatten. Typischer schmaler Rumpf.

Sandolo s'ciopon – Mit acht Metern Länge das kleinste Boot der Lagune, in früheren Zeiten zum Entenjagen gebaut.

Sandolo Buranello - Älter als die Gondel, eine Fahrt wird aber günstiger angeboten, da keine Ente (Berufsvereinigung) existiert.

Einzelnachweise

  1. Italien: Streit der Gondolieri Das Erste 3. März 2007, Autor Michael Kadereit, abgerufen 12. April 2008

Weblinks


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