Politische Bereitschaften

Politische Bereitschaften
Kürzel und Abzeichen von SS und Waffen-SS
Waffen-SS-Division „Das Reich“, Russland 1942

Die Waffen-SS war während des Zweiten Weltkriegs der militärisch bewaffnete Teil der nationalsozialistischen Parteitruppe SS. Obwohl sie in die Operationen der Wehrmacht eingebunden war, war sie organisatorisch eigenständig und unterstand dem direkten Oberbefehl des Reichsführers-SS Heinrich Himmler. Ihr gehörten sowohl Kampfverbände als auch die Wachmannschaften der Konzentrationslager an.[1] Aufgrund ihrer Beteiligung am Holocaust und an zahlreichen Kriegsverbrechen wurde sie 1946 vom Internationalen Militärgerichtshof in Nürnberg zur verbrecherischen Organisation erklärt. In der Bundesrepublik Deutschland sind zudem die Verbreitung von Propagandamaterial und Verwendung von Symbolen der SS (§§ 86 und 86a Strafgesetzbuch) strafbar.

Inhaltsverzeichnis

Überblick

Die Waffen-SS entstand im Dezember 1939 nach dem Sieg der deutschen Wehrmacht in Polen aus der Zusammenführung von SS-Verfügungsdivision, SS-Totenkopfdivision und SS-Totenkopfverbänden.[2] Seit 1940 wurde sie zu einer selbständigen militärischen Organisation ausgebaut, die insgesamt bis zu 914.000, im Juni 1944 noch etwa 600.000 Mitglieder hatte.[3] Sie bestand zunächst überwiegend aus Freiwilligen, ab 1943 auch aus Zwangsverpflichteten. Seit 1941 wurden zunehmend ausländische Freiwillige angeworben, die 1944 mehr als die Hälfte der Truppe stellten.[4]

Einheiten der Waffen-SS wurden an der Front und zur Sicherung besetzter Gebiete eingesetzt und waren für zahlreiche Kriegsverbrechen verantwortlich, zum Beispiel in Oradour-sur-Glane und Sant’Anna di Stazzema. Angehörige der Waffen-SS waren unter dem Deckmantel der „Partisanenbekämpfung“, als bewaffnete Ausführende der Einsatzgruppen der Sicherheitspolizei und des SD sowie mit ihren Totenkopfverbänden und zwei Brigaden auch direkt am Holocaust beteiligt.[5] Nach dem gescheiterten Attentat vom 20. Juli 1944 auf Hitler, an dem Wehrmachtsoffiziere maßgeblich beteiligt waren, wurden der Waffen-SS weitere, bis dahin der Wehrmacht zustehende Kompetenzen übertragen: So erhielt Himmler den Befehl über das Ersatzheer und die Abwehr.[6]

Die NS-Propaganda stellte die Waffen-SS als Elitetruppe mit dem Nimbus der Unbesiegbarkeit dar. Sie tat sich aber vor allem durch besondere Härte und Grausamkeit, insbesondere gegen die Zivilbevölkerung hervor. Mit der SS wurde die Waffen-SS im Nürnberger Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher 1946 als verbrecherische Organisation verboten. In Österreich wurde darüber hinaus ein Werbungs- und Propagandaverbot erlassen.

Ab 1951 organisierten sich bis zu 250.000 westdeutsche Veteranen der Waffen-SS in der HIAG, um ihre Interessen zu vertreten. Neben der HIAG gilt in Österreich die „Kameradschaft IV“ (K IV) als Interessen- und Traditionsverband der Waffen-SS. Die Rolle der Waffen-SS wurde im Rahmen der Bitburg-Kontroverse (1985) und der von Günter Grass bekanntgegebenen Waffen-SS-Mitgliedschaft (2006) erneut diskutiert.

Wurzeln

Der Kern der Waffen-SS entstand aus drei verschiedenen Einheiten, der Leibstandarte-SS Adolf Hitler, einer auf Adolf Hitler verpflichteten persönlichen Leibwache, der SS-Verfügungstruppe, die 1934 aus den politischen Bereitschaften der SS entstand und den SS-Totenkopfstandarten, die für die Bewachung der Konzentrationslager zuständig waren.

Leibstandarte

Nur die Leibstandarte-SS Adolf Hitler wurde auf direkten Führerbefehl im März 1933 aufgestellt. Sie rekrutierte sich zum Zeitpunkt ihrer Aufstellung überwiegend aus ehemaligen SA-Männern. Finanziert wurde die Truppe durch die preußische Landespolizei, auf deren Soldliste die Angehörigen der Leibstandarte standen. Die Einheit erhielt ihre militärische Grundausbildung vom Reichswehrregiment Nr. 9, welches als Eliteverband galt. Die in ihren Anfängen sehr kleine Truppe, die in ihrer Zwitterstellung rechtlich und formal keine vergleichbaren Vorläufer hatte, erregte bei der Reichswehr, die für sich das Militärmonopol beanspruchte, zunächst keinen Argwohn.

Ihre erste maßgebliche innenpolitische Aufgabe war die Teilnahme am Röhm-Putsch, der Liquidierung der SA-Führung, gemeinsam mit Teilen der späteren SS-Verfügungstruppe im Juni 1934.

Verfügungstruppe

Die SS-Verfügungstruppe wurde von Reichswehrminister Werner von Blomberg am 24. September 1934 genehmigt und aus den sogenannten Politischen Bereitschaften, etwa 120 Mann starke, kasernierte Sonderkommandos, die jeweils den SS-Oberabschnitten regional und dezentral zugeordnet waren, aufgestellt. Ursprüngliche Aufgabe der Bereitschaften war der „Schutz höherer SS- und NSDAP-Führer“. Zusammen mit der SA wurden sie offiziell als Hilfspolizei im Straßendienst eingesetzt. Dabei nahmen sie an so genannten wilden Verhaftungen politischer Gegner teil und betrieben auch eigene Gefängnisse. Trotz der Regierungsübernahme war die Machtstellung des NS-Regimes politisch noch nicht gefestigt und sollte durch bewaffnete Einheiten gestützt werden. Die SS-Verfügungstruppe war trotz ihrer militärischen Ausrichtung zunächst primär als innenpolitische Eingreifreserve der Partei gedacht und nicht als klassischer militärischer Verband.

Nach den Morden des so genannten Röhmputsches begann die SS 1934 in Bad Tölz, 1935 in Braunschweig SS-Junkerschulen einzurichten, die als einheitlich militärische Ausbildungsinstitutionen für den SS-Führungsnachwuchs gedacht waren. Ihre Ausbildungsrichtlinien lehnten sich neben der ideologischen Indoktrination an die militärfachlichen Vorgaben der Kriegsschulen des Heeres an. Himmler, der Reichsführer-SS und Chef der Deutschen Polizei, strebte eine Professionalisierung der Verfügungstruppen an, deren Mitglieder militärische Ausbildungen erhielten. Das Dienstgrad- und Besoldungssystem wurde an das des Heeres angeglichen. Die Verfügungstruppe wurde nun etatmäßig an das Reichsministerium des Inneren angegliedert. Mit der „Inspektion der SS-Verfügungstruppe“ unter dem ehemaligen Generalleutnant der Reichswehr und späteren SS-Oberstgruppenführer Paul Hausser schuf Himmler so etwas wie einen eigenen Generalstab. 1935 bestand die Verfügungstruppe aus der Leibstandarte mit 2.600 Mann und den SS-Standarten „Deutschland“ und „Germania“ mit 5.040 Mann.

Die „Stabswache Berlin“ und die Sonderkommandos der SS hatten annähernd militärische Organisationsformen und wurden auch in der Regel von ehemaligen Reichswehr- oder Polizeioffizieren geführt. Trotzdem handelte es sich offiziell um keine militärischen Einheiten, wie 1936 der Befehl ihres Führers, Theodor Eicke, verdeutlicht: „Wir tragen keine Waffen, um dem Heere ähnlich zu sehen, sondern um sie zu gebrauchen, wenn Führer und Bewegung in Gefahr sind“.[7]

Totenkopfverbände

Postkarte mit Dienstsiegel „Konzentrationslager Auschwitz Waffen-SS“

Die SS-Totenkopfverbände rekrutierten sich 1935 aus Teilen der SS-Verfügungstruppe, als alle KZ-Wacheinheiten zu relativ autonomen SS-Wachverbänden zusammengefasst und Theodor Eicke, unterstellt wurden. Eicke wurde zum Inspekteur der Konzentrationslager befördert und reorganisierte 1937 die Wachverbände zu den SS-Totenkopfstandarten um, deren Aufgabe zunächst ausschließlich in der Bewachung der Konzentrationslager lag. Es gab allerdings einen umfangreichen Personalaustausch der Totenkopfverbände mit den anderen SS-Einheiten. Dieser konnte sowohl der Beförderung als auch der Disziplinierung der Wachverbände dienen.

Der militärische Ausbau zur Waffen-SS

Sowohl Ernst Röhm mit der SA, als auch Himmler, seit 1929 Reichsführer-SS, hatten militärpolitische Ambitionen. Himmler war entschlossen, aus seinen Verbänden nach und nach vollwertige militärische Einheiten zu formen, die auch über schwere Waffen verfügen sollten.

Nach der Liquidierung Röhms versicherte Hitler, die Reichswehr bleibe der „einzige Waffenträger der Nation“. Die Verantwortlichen der Reichswehr begrüßten die Ausschaltung der SA als mögliche bewaffnete Konkurrenz und waren weiterhin bestrebt, ihr Militärmonopol zu wahren. Sie unternahmen alles, um einen weiteren Ausbau des paramilitärischen Arms der SS zu vereiteln. Daraus entwickelte sich eine jahrelange Auseinandersetzung zwischen SS und Heeresführung.

Nach der Blomberg-Fritsch-Krise 1938 übernahm Hitler die Nachfolge von Reichswehrminister von Blomberg, entließ den Oberbefehlshaber des Heeres Generaloberst Werner von Fritsch, und der Generalstabschef trat zurück. Damit stellte er alle Weichen für eine Gleichschaltung des Militärs (sogenannte militärische Machtergreifung), der einzigen Institution, die die unumschränkte Macht des NS-Regimes noch ernsthaft hätte gefährden können; sie verlor in der Folge ihr militärisches Monopol in Deutschland.

Im Führererlass vom August 1938 erlaubte er die Aufstellung einer SS-Division mit eigener Artillerie und legte deren Frontverwendung im Mobilmachungsfall fest. Hitler hatte sich eine Truppe zu seiner ganz persönlichen Verfügung geschaffen, die sich durch „unbedingte Treue“ ihm gegenüber auszeichnen sollte. Von diesen beiden Merkmalen wurde die weitere Entwicklung der SS und ihre rechtliche und tatsächliche Stellung im Dritten Reich bestimmt. Himmler hat diesen beiden Merkmalen der SS den „Elitegedanken“ hinzugefügt. Die SS sollte nicht nur im Einsatz für Hitler politisch zuverlässig sein, sondern zu einer rassischen und politischen Führerschicht im Sinne der nationalsozialistischen Ideologie gebildet werden.

Die Waffen-SS wurde schließlich ab Ende 1939 aus heterogenen Teilen aufgebaut. Binnen weniger Monate wurde sie auf dreieinhalb Divisionen erweitert: die „Verfügungsdivision“, die später in „Das Reich“ umbenannt wurde, die aus den Totenkopfverbänden hervorgegangene „Totenkopfdivision“ mit zunächst 18.000 Mann und die aus Kräften der Ordnungspolizei gebildete „Polizeidivision“. Die „Leibstandarte“ wurde zu einem verstärkten motorisierten Infanterieregiment ausgebaut.

Organisatorischer Aufbau Ende 1939

Der Begriff „Waffen-SS“ wurde Anfang November 1939 informell in den Sprachgebrauch der SS-Administration eingeführt und setzte sich etwa innerhalb eines Jahres gegenüber den alten Bezeichnungen „Verfügungstruppe“ und „Totenkopfverbände“ durch.

Das früheste bekannte Dokument, das den Begriff „Waffen-SS“ verwendet, ist ein SS-Befehl vom 7. November 1939, in dem Angehörige der Allgemeinen SS darauf hingewiesen werden, dass sie Reserveführer in der Waffen-SS und der Polizei werden könnten. Dabei erscheint „Waffen-SS“ als Sammelbezeichnung für die „bewaffneten Einheiten der SS und Polizei“.[8] Mit Befehl des Reichsführer-SS vom 1. Dezember 1939[9], wurden folgende Verbände, Dienststellen und Ämter zur Waffen-SS verschmolzen:

Organisationsstruktur der SS
  1. SS-V-Division
  2. SS-Totenkopf-Division
  3. SS-Polizei Division
  4. SS-Junkerschulen
  5. SS-Totenkopf-Standarten
  6. Ergänzungsamt der Waffen-SS (SS-Erg.Amt)
  7. Waffen- und Geräteamt der Waffen-SS (SS W. u. G.Amt)
  8. Personalamt der Waffen-SS (SS-Pers.Amt)
  9. Amt R. V. der Waffen-SS (Amt RV)
  10. Fürsorge- und Versorgungsamt der Waffen-SS (SS-F. u. V.Amt)
  11. Sanitätsamt der Waffen-SS (SS-San.Amt)
  12. Verwaltungsamt der Waffen-SS (SS-V.Amt)
  13. SS-Gericht
  14. Leibstandarte Adolf Hitler

Zwar erfolgte diese Zuordnung durch Himmler ohne rechtliche Grundlage, aber Hitler ließ ihn anstandslos gewähren. Es war in den Augen Hitlers Himmlers persönliche Sache, wie er die SS intern gliederte; insgesamt wurden 179 Dienststellen der Allgemeinen SS der Waffen-SS zugeführt.

Hitler begründete 1940 die Notwendigkeit der Waffen-SS:

„Das Großdeutsche Reich in seiner endgültigen Gestalt wird mit seinen Grenzen nicht ausschließlich Volkskörper umspannen, die von vornherein dem Reich wohlwollend gegenüber stehen. Über den Kern des Reiches hinaus ist es daher notwendig, eine Staatstruppenpolizei zu schaffen, die in jeder Situation befähigt ist, die Autorität des Reiches im Innern zu vertreten und durchzusetzen.“

Der Historiker Bernd Wegner bemerkte zur Umbenennung in „Waffen-SS“:

„Der ungewöhnlich anmutende Vorgang einer ‚schleichenden‘ Neubenennung stellt sich, rückblickend betrachtet, als ein äußerst geschickter, freilich eher psychologisch als machtpolitisch wirksamer Schachzug einer gleichermaßen auf Expansion wie Integration zielenden Politik dar. Denn die Einführung des Sammelnamens ‚Waffen-SS‘ signalisierte ebenso den Willen zu einer möglichst wehrmachtunabhängigen SS-Armee wie den Anspruch auf Gleichwertigkeit aller SS-Truppenteile untereinander – nahm also die bislang vom Heer abgelehnte militärdienstliche Gleichbehandlung von Verfügungstruppen, Totenkopfverbänden und Junkerschulen begrifflich schon vorweg. Aber nicht nur das: Zu einem Zeitpunkt, als die SS 3½ Divisionen fast gleichzeitig aufgestellt hatte, wurde deren gemeinsamer Name auch zu einer Chiffre für das von Himmler gewünschte, ihm aber noch nicht zugebilligte SS-Generalkommando.“

Bernd Wegner: Hitlers Politische Soldaten. Die Waffen-SS 1933–1945, 4. Auflage, Paderborn 1990.

Die Waffen-SS umfasste schließlich alle Einheiten der Schutzstaffel, die dem Führungshauptamt und innerhalb dieses Amtes dem Kommandoamt der Waffen-SS unterstellt waren. Dazu zählten sowohl die SS-Divisionen (opererativ dem Heer unterstellt) als auch die SS-Totenkopf-Wachsturmbanne, die organisatorisch ab 1940/1941 dem Wirtschafts- und Verwaltungshauptamt der SS zugeordnet waren, welches für Konzentrations- und die Vernichtungslager zuständig war. Truppendienstlich jedoch unterstanden diese Totenkopfeinheiten weiterhin dem Kommandoamt der Waffen-SS. Die „SS-Totenkopfstandarten“ waren keine Verbände der Waffen-SS für den Fronteinsatz. Zwischen den KZ-Wachmannschaften und der SS-Division Totenkopf gab es jedoch einen regen Personalaustausch, so wurden von den rund 60.000 Angehörigen der Wachmannschaften ca. 20.000 mit Fronteinheiten ausgetauscht.[10]

Militärische Kompetenz und erste Kriegseinsätze

Nach der Mobilmachung wurden SS-Verfügungstruppe und einzelne SS-Standarten dem Oberkommando des Heeres unterstellt, kämpften aber während des Polenfeldzuges weder alle an der Front noch als eigenständige Großverbände. So wurden die Regimenter einschließlich des selbständigen Regiments der Leibstandarte auf verschiedene Heeresverbände verteilt. Die Totenkopfstandarten Oberbayern, Thüringen und Brandenburg wurden nicht an der Front, sondern im Hinterland zu sogenannten Befriedungs- und Säuberungsaktionen eingesetzt, ebenso wie Teile der SS-Polizeidivision, die aber auch andere Sicherungs- und Ordnungsaufgaben im gesamten besetzten Gebiet wahrnahm. Nach der Einrichtung des Generalgouvernements am 26. Oktober 1939 wurden Teile der Totenkopfverbände und der Polizeidivision dieser NS-Zivilverwaltung unterstellt.

Die Leibstandarte fiel durch Gräuel- und Gewalttaten auf, so wurden z.B. polnische Ortschaften in Brand gesetzt, was von übergeordneten Wehrmachts-Kommandeuren bemängelt wurde. Auch der militärische Wert der an der Front eingesetzten SS-Einheiten wurde von der Wehrmacht eher kritisch bewertet. Trotz der durch die Junkerschulen und dem Einfluss von Paul Hausser zu diesem Zeitpunkt einigermaßen gut ausgebildeten Offiziere fehlte es vor allen Dingen an militärisch qualifizierten Unteroffizieren. Das führte dazu, dass manche SS-Verbände bei entsprechenden Offiziersverlusten im Gefecht die Ordnung verloren, was sie zusätzlich zu den ohnehin vorhandenen Vorbehalten in den Augen der Wehrmacht als militärisch eher unzuverlässige Einheiten erscheinen ließ. Die SS-Einheiten, die im Polenfeldzug an der Front kämpften, konnten militärisch keine Akzente setzen.

Bei Beginn des Westfeldzuges hatte die SS bereits 56.000 Mann ohne die Totenkopfverbände, was aber noch immer ein verschwindend geringer Anteil an der Gesamtstärke der deutschen Truppen darstellte. Hitler ordnete 1939/1940 an, dass die für die Teilnahme am Frankreich-Feldzug vorgesehenen SS-Verbände vollständig motorisiert sein sollten (Fahrzeuge für den Truppentransport), was in diesem Fall durchaus als Bevorzugung anzusehen war, da 1939 gerade einmal 16 der 157 Divisionen des Heeres motorisiert waren. Da die Rüstungsbetriebe aber bereits Schwierigkeiten hatten genügend Lastwagen und Schützenpanzer zur Deckung des Bedarfs der Wehrmacht zu produzieren, monierte das SS-Hauptamt Anfang 1940 die ungenügenden Zuteilungszahlen. Ähnliche Probleme gab es hinsichtlich der schweren Waffen, hier monierte die SS noch im Februar/März (1940) dass mindestens eine SS-Einheit über gar keine schweren Waffen (Artillerie, Mörser, PaKs, schw. Maschinengewehre) und über eine zu geringe Anzahl von Karabinern verfügte. Eine kurzfristige Lösung wurde, am Heereswaffenamt vorbei - da die Wehrmacht hier nicht allzu kooperativ war -, durch das Akquirieren von tschechischen Fahrzeugen, Karabinern und Maschinengewehren gefunden.

In den Beneluxländern und Frankreich offenbarten sich dann deutliche Mängel in der Gefechtsführung, was aber nicht durch überdurchschnittliche Einsatzbereitschaft und Motivation kompensiert werden konnte, sondern im Gegenteil die Verluste durch übereiltes und unplanmäßiges Vorgehen noch zusätzlich erhöhte. Immer wieder kam es zu Auseinandersetzungen zwischen Wehrmachts- und SS-Befehlshabern, was Einsatztaktik und -strategie anging. Bei einem Streit zwischen General Erich Hoepner mit Eicke, der als Divisionskommandeur über keinerlei militärische Ausbildung verfügte, kam es zum Eklat, als Eicke, aufgrund seiner Äußerung „Verluste spielen keinen Rolle“, von Hoepner als Schlächter bezeichnet wurde. Auch zeigten sich durch den schnellen Ausbau und die erlittenen Verluste an erfahrenen Führern erstmals Mängel hinsichtlich der Qualität der Offiziersausbildung.

Hitler zeigte sich dennoch nach der Niederlage Frankreichs zufrieden mit den „Leistungen“ der SS und hob sie anlässlich seiner Rede zur Siegesparade 1940 in Berlin lobend hervor. Der Begriff "Waffen-SS" fand nach dem Sieg über Frankreich erstmals auch offiziell Verwendung.

Personalentwicklung der Waffen-SS

Die folgende Tabelle gibt einen groben Überblick zur Entwicklung der tatsächlich vorhandenen Personalstärke der Verbände der Waffen-SS im Zeitraum von 1937 bis zur Jahresmitte 1944.[11]

Waffen-SS davon Feldtruppe
31.12.1937 16.902
31.12.1938 22.718
01.05.1940 90.638
01.09.1942 236.099 141.975
31.12.1943 501.049 257.472
30.06.1944 594.443 368.654

Kriegsverbrechen

Warschauer Ghetto, Verhaftungen durch Angehörige der Waffen-SS
SS-Arzt Fritz Klein bei der durch die Alliierten erzwungenen Beerdigung der Opfer des Konzentrationslagers Bergen-Belsen.

Die Waffen-SS hatte im Krieg den Ruf, besonders rücksichtslos gegenüber Gefangenen und der Zivilbevölkerung zu sein. Insbesondere aus den Reihen von Freiwilligen- und Waffen-Divisionen wurden Kriegsverbrechen gegen die Zivilbevölkerung begangen. Dies war durch die ideologische Ausrichtung der Führungsspitze und der verantwortlichen Truppenführer begründet.

  • Im Mai 1940 eroberte das motorisierte SS-Infanterieregiment „Leibstandarte Adolf Hitler“ die Ortschaft Wormhoudt in Nordfrankreich. Mindestens 45 gefangene britische Soldaten wurden von Angehörigen der „Leibstandarte“ erschossen.
  • Am 27. Mai 1940 erschossen Einheiten der SS-Totenkopf-Division 99 britische Kriegsgefangene (Massaker von Le Paradis).
  • Einen Tag nach der alliierten Landung in der Normandie, am 7. Juni 1944, erschossen Soldaten der SS-Panzerdivision „Hitler-Jugend“ etwa hundert kanadische Kriegsgefangene und fuhren mit Panzern über deren Leichen.
  • Untrennbar mit der Waffen-SS verbunden ist das Massaker in Oradour-sur-Glane, wo eine Kompanie der 2. SS-Panzerdivision „Das Reich“ am 10. Juni 1944 642 Einwohner, darunter auch 245 Frauen und 207 Kinder, erschossen oder mit ihren Häusern bei lebendigem Leibe verbrannt hat.
  • Bei Malmedy kam es 1944 zu einem weiteren Kriegsverbrechen, als Soldaten der Waffen-SS etwa 70 US-Soldaten erschossen, die sich bereits ergeben hatten.
  • Am 25. August 1944 ermordete im westfranzösischen 500-Einwohner-Dorf Maillé ein Bataillon der Waffen-SS, das im nahe gelegenen Chatellerault stationiert war, aus Rache für Aktivitäten der Resistance 124 Menschen, unter ihnen 44 Kinder. [12]
  • Am 20. April 2004 begann in La Spezia, Italien, der Prozess gegen die Waffen-SS-Offiziere Gerhard Sommer, Ludwig Sonntag und Alfred Schönenberg wegen eines Massakers am 12. August 1944 in Sant’Anna di Stazzema bei Lucca in der Toskana, bei dem 560 Zivilisten ermordet wurden, darunter 142 Kinder. Im Juni 2005 wurden Sommer und neun Soldaten seiner Einheit in Abwesenheit zu lebenslanger Haft verurteilt. Die Staatsanwaltschaft Stuttgart ermittelt, mit dem Ziel einer Anklage in Deutschland.
  • Am 8. Juli 2004 begann in La Spezia, Italien, der Prozess gegen Waffen-SS-Offizier Hermann Langer wegen eines Massakers im toskanischen Kloster Farneta bei Lucca am 2. September 1944, bei dem 60 Zivilisten ermordet wurden. Er wurde jedoch 60 Jahre nach der Tat, am 10. Dezember 2004, in Abwesenheit aus Mangel an Beweisen freigesprochen.

Darüber hinaus wurde auch zwischen den Feldeinheiten der SS-Divisionen und den SS-Einsatzgruppen, die hinter der Front in großem Maßstab Massaker an Juden begingen, sowie den ebenfalls zur Waffen-SS zählenden Wachmannschaften der Konzentrationslager Personal ausgetauscht. Im Kiewer Vorort Babi Jar ermordeten Einsatzgruppen der Waffen-SS- und der SS nach dem Einmarsch in Kiew am 29./30. September 1941 etwa 33.000 Menschen.

In wenigen Fällen wurden Offiziere der Waffen-SS wegen ihrer Verbrechen bereits vor 1945 verhaftet und auch verurteilt, so z. B. Waffen-Brigadeführer Bronislaw Kaminski, der zusammen mit einigen seiner Offiziere der 29. Waffen-Grenadier-Division der SS „RONA“ (russische Nr. 1) wegen der brutalen Plünderungen in Warschau 1944 verurteilt und sofort danach durch Erschießung hingerichtet wurde. Andere Quellen sprechen davon, dass Kaminski wegen zu weit gehender Forderungen gegenüber der SS-Führung hingerichtet wurde. Für diese These spricht, dass der Führer der SS-Sondereinheit Dirlewanger, Oskar Dirlewanger, für den gleichen Einsatz das Ritterkreuz erhielt. Beide Einheiten sind für ihre besonders harte und grausame Kriegführung bekannt.

Kämpfer der Waffen-SS haben in den letzten Kriegstagen eine Vielzahl von deutschen Soldaten und Zivilisten wegen „Wehrkraftzersetzung“ oder Desertion hingerichtet.

1942 wurde mit Mitteln der Waffen-SS unter dem Dach der Forschungsgemeinschaft Deutsches Ahnenerbe e. V. das Institut für wehrwissenschaftliche Forschung gegründet. Dieses Institut führte unter anderem in Konzentrationslagern tödliche Menschenversuche an Häftlingen durch. Diese Menschenversuche wurden nach dem Krieg im Nürnberger Ärzteprozess geahndet. Einige beteiligte Wissenschaftler waren Mitglieder der Waffen-SS.

Im Nürnberger Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher 1946 erklärte der Internationale Militärgerichtshof die Waffen-SS wie auch die Allgemeine SS und die Totenkopfverbände wegen Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit zur verbrecherischen Organisation.

Verluste

In der Literatur wurde schon zu Kriegszeiten der falsche Mythos vom „Opfergang der Waffen-SS“ gepflegt. Dabei lag im Ostkrieg, wo die Waffen-SS ihre schwersten Verluste erlitt, die Quote der tödlichen Verluste (rund 37 Prozent) weit niedriger als die Verlustquote der Wehrmacht (60 Prozent).[13]

In den ersten Kriegsjahren fehlten in den Großverbänden der Waffen-SS ausgebildete Generalstabsoffiziere, so dass oft ohne ausreichende Beurteilung der Lage und ohne Rücksicht auf Verluste angegriffen wurde. Zudem bestand nicht nur der Ehrgeiz, von der skeptischen Wehrmachtsführung als gleichwertige Kampftruppe anerkannt zu werden, sondern auch der, den eigenen Elite-Anspruch zu bestätigen.

Der Kriegsverlauf und die vielen neuaufgestellten Verbände minderten den Kampfwert stetig. Zwar gab es mehr gut ausgebildete Stabsoffiziere und die Führung war taktisch besser und umsichtiger als zu Kriegsbeginn. Aber die Aufgabe der Freiwilligkeit, die Lockerung der Aufnahmekriterien und schließlich das legalisierte Einziehen neuer Rekruten senkten die Kampfmoral der Mannschaften und der Unterführer nachhaltig.

Das in der Militärausbildung geltende Prinzip der „Führung von vorn“ ließ die Verluste an Offizieren hochschnellen. Häufig wurde versucht, fehlende Erfahrung mit Tollkühnheit und Todesverachtung auszugleichen. Im Laufe des Krieges ging mit den hohen Verlusten an Führern auch eine Straffung der Offiziersausbildung einher, was sich wiederum negativ auf die Truppenführung auf Zug- und Kompanieebene auswirkte. Zudem erfolgte, auf Himmlers Betreiben, ein reger Führeraustausch zwischen Fronttruppe, SS-Ämtern, Ausbildungseinheiten und Konzentrationslagern. So kam es vor, dass gegen Kriegsende SS-Offiziere aus aufgelösten KZs in die Fronttruppe versetzt wurden (nachdem schon früher der Einsatz der KZ-Wachmannschaften wegen schlechter Kampfleistungen eingestellt worden war) und aufgrund der fehlenden Kampferfahrung als taktische Führer vollkommen versagten.

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass die Verluste der Waffen-SS über die Dauer des Krieges hoch waren, sei es wegen fehlender Führungserfahrung oder später wegen immer kürzerer Ausbildung und unzureichender Ausrüstung, verbunden mit weiterhin sehr hohen Erwartungen seitens der höheren Führung.

Eine schon vor Jahren vorgenommene Berechnung, die auf Angaben der Wehrmachtsauskunftsstelle beruhte, gelangte zu dem Ergebnis, dass die Kriegstotenzahl der Waffen-SS der des Heeres exakt entsprach – insgesamt gesehen. Dies schließt unverhältnismäßig hohe Verluste einzelner Einheiten oder Verbände nicht aus.

Overmans[14] belegt die Vergleichbarkeit der Verlustraten von Waffen-SS-Verbänden und entsprechend gegliederten Heeresdivisionen im gleichen Zeitraum und am gleichen Ort und stellt fest, „dass die Verluste der Waffen-SS insgesamt nicht signifikant höher gewesen sind als diejenigen des Heeres“.

Organisation

Während Hausser die „alte Schule“ der Preußen-Militärs in die SS-VT übernehmen wollte, hatte Steiner sich nach Kriegserfahrungen aus dem Ersten Weltkrieg für das damals revolutionäre Konzept der Kampfführung von kleinen Gruppen aus entschieden (vgl. Stoßtrupp). In eine ähnliche Richtung wie Hausser und dachte auch Cassius Freiherr von Montigny, der im April 1938 zu Steiner stieß. Von Montigny war ab 1939 organisatorisch den SS-Totenkopfverbänden zugeordnet worden.

Im Laufe des Krieges wurde sie propagandistisch als militärische Elitetruppe des Reichsführer-SS Heinrich Himmler neben den regulären Teilstreitkräften der Wehrmacht stilisiert und mit einem „Nimbus der Unschlagbarkeit“ umgeben.

Die Divisionen der Waffen-SS ähnelten organisatorisch denen der Wehrmacht, besaßen jedoch einige Unterschiede und waren sehr oft von größerer Personal- und Ausrüstungsstärke und entsprechend wesentlich größerer Schlagkraft als vergleichbare Heeresverbände.

SS-Infanterie-Divisionen
Diese enthielten im Gegensatz zur Wehrmacht zusätzlich ein Flak- und ein Nachschub-Bataillon.
SS-Gebirgs-Divisionen
Die Gebirgstruppen der Waffen-SS enthielten in einer Division auch eine Panzer- oder Sturmgeschütz-Kompanie, ebenso ein Flak- und ein Nachschub-Bataillon.
SS-Panzergrenadier-Divisionen
Obwohl sich die Gliederung dieser Einheiten motorisierter Infanterie an denen der Wehrmacht orientierte, waren sie mit 15 anstatt 14 Kompanien und einem Maschinengewehr-, Flak- und Nachschub-Bataillon wesentlich stärker als vergleichbare Heeresverbände. Im Vorfeld des Unternehmens Zitadelle wurden die drei SS-Panzergrenadier-Divisionen bevorzugt mit neuen Panzern ausgestattet, so dass sie tatsächlich mehr Panzer hatten als die Panzer-Divisionen des Heeres.
SS-Panzer-Divisionen
Diese hatten im Vergleich zur Wehrmacht 15 anstatt zehn Panzergrenadier-Kompanien; die Panzer-Regimenter waren größer und beinhalteten zusätzlich ein Pionier-Bataillon, zwei Brückenleger-Kompanien, Flak-Bataillon, Nachschub-Bataillon und ein Mörser-Bataillon. Später – um 1944 – auch oft zusätzlich ein Werfer-Bataillon (vorwiegend mit dem Raketenwerfer Typ „Nebelwerfer“ ausgerüstet, gezogen oder auf Halbkettenfahrzeugen montiert). Die innerhalb der Panzerdivisionen selbständigen „schweren Panzer-Abteilungen“ der Waffen-SS hatten angesichts ihrer Organisation und der Ausstattung mit den berühmten Panzern Tiger und Königstiger die schlagkräftigsten Panzereinheiten des Krieges.
SS-Kavallerie-Divisionen
Bestand aus zwei motorisierten Kavallerie-Brigaden mit einer kleineren Artillerie-Einheit und einer Panzer-Bergungs- und Reparatureinheit. Daneben gab es die üblichen Unterstützungsbataillone und wiederum ein Flak- und ein Nachschub-Bataillon.
SS-Fallschirmjägerbataillon 500
Luftlandetruppe der Waffen-SS. Am häufigsten zu Geheimoperationen herangezogen.
SS-Sonderverbände/SS-Jagdverbände
Diese Einheiten dienten Aufklärungs-, Sabotage- und Geheimaktionen. Sie wurden im Oktober 1944 aus den ehemaligen SS-Jägerbataillonen und Einheiten der Division Brandenburg der Wehrmacht gebildet. Diese Spezialeinheiten gehörten zu denen, die von Otto Skorzeny bei seinen geheimen Operationen befehligt wurden. Oftmals waren hier auch Truppenteile des SS-Fallschirmjägerbataillon 500 enthalten.

Die entscheidenden Unterschiede zu den Divisionen der Wehrmacht:

  • Jede Feld-Division der Waffen-SS hatte ihre eigenen Flak- und Nachschubbataillone.
  • Jede Gebirgs-Division hatte entweder eine Panzer- oder Sturmgeschütz-Einheit.
  • Jede Panzer-Division hatte ihre eigene Werfer-Einheit.
  • Alle Divisionen hatten mehr Infanterietruppen.

Divisionen der Waffen-SS

Folgende Divisionen der Waffen-SS wurden bis Mai 1945 aufgestellt, welche ab dem 22. Oktober 1943 durchnummeriert wurden. Durch die Ausflösung oder Vernichtung von Divisionen wurde die entsprechende Nummer für eine neu aufgestellte Division wieder verwendet:

Insgesamt wurden 38 Divisionsnummern vergeben. Dies bedeutet aber nicht, dass die Waffen-SS zu irgendeinem Zeitpunkt über 38 Divisionen verfügte oder diese Divisionen voll einsatzbereit waren und im aktiven Kampf eingesetzt werden konnten.

Insbesondere die Verbände ab der Nummer 21 waren aufgrund ihrer Aufstellung überwiegend im letzten Kriegsjahr lediglich dem Namen nach Divisionen und konnten meist ihre Aufstellung nicht abschließen, bevor sie bereits wieder aufgelöst wurden, um andere Verbände zu verstärken oder im Kampf vernichtet wurden. Auch unterschied sich der Kampfwert der Divisionen, so der Historiker George H. Stein, nach dem Anteil der Volks- und Nichtdeutschen. Nach Burkhart Müller-Hillebrandt waren außerdem nie mehr als 22 Divisionen der Waffen-SS im Einsatz.

Anhand der vergebenen Divisionsnummern und Namen lässt sich folgendes identifizieren:

  • 7 Panzer-Divisionen
  • 8 Panzergrenadier-Divisionen
  • 4 Kavallerie-Divisionen
  • 6 Gebirgs- und Waffen-Gebirgs-Divisionen
  • 5 Grenadier-Divisionen und
  • 12 Waffen-Grenadier-Divisionen

Es wurden noch sieben Divisionen zur Aufstellung vorgesehen und die Namen dafür zugeteilt, jedoch konnten diese Einheiten aufgrund mangelnder Ausrüstung und der sich überschlagenden Ereignisse, das heißt der Kapitulation Anfang Mai 1945 letztlich nicht mehr aufgestellt werden:

  • 39. SS-Gebirgsdivision „Andreas Hofer
  • 40. SS-Freiwilligen-Panzerdivision „Feldherrnhalle“ (ex Pz.-Gr.-Div. FHH und ex 13. Pz.-Div. der Wehrmacht)
  • 41. Waffen-Grenadier-Division der SS „Kalewala“ (Der Name war 1943 schon einmal für ein deutsch-finnisches Panzergrenadierregiment in der 5. SS-Division „Wiking“ vorgesehen gewesen, das dann aber wegen politischer Rücksichtnahme nicht aufgestellt worden ist.)
  • 42. SS-Division „Niedersachsen
  • 43. SS-Division „Reichsmarschall
  • 44. SS-Division „Wallenstein“ (die Division kämpfte angeblich gegen Kriegsende in Prag)
  • 45. SS-Division „Waräger“ (Dieser Name wurde bereits für die 11. SS-Division „Nordland“ während ihrer Aufstellung in Betracht gezogen.)

Unterscheidungen zwischen SS- und Waffen-SS-Divisionen

Briefmarke von 1943 mit idealisierter Darstellung von Soldaten der Waffen-SS

Die „Waffen-Grenadier-Divisionen“ und „Waffen-Gebirgs-Divisionen“ bestanden hauptsächlich aus ausländischen Freiwilligen. Diese Verbände, die vorwiegend aus Nichtdeutschen bestanden, wurden ab 1943 zum Teil aus den so genannten „Legionen“ gebildet, deren Angehörigen (häufig in ihren Heimatländern) oft als Legionäre oder SS-Legionäre bezeichnet wurden.

Die „Freiwilligen“-Divisionen bestanden überwiegend aus Volksdeutschen, die oft alles andere als freiwillig in der Waffen-SS dienten. Dementsprechend wurde ihr Kampfwert als gering angesehen. Darüber hinaus erreichten die meisten der seit 1944 aufgestellten Divisionen (ab der 18.) niemals ihre Sollstärke und kämpften, wenn überhaupt, als Kampfgruppen im Rahmen größerer Verbände. Auch wurden, vor allem im Frühjahr 1945, SS-Divisionen verstärkt mit Verbänden der Wehrmacht aufgefüllt, wie etwa im Fall der 36. Waffen-Grenadier-Division der SS.

Zahlreiche Divisionen wurden vorzeitig aufgelöst oder im Kampf zerschlagen. Ihre Nummern wurden an neugebildete Divisionen neu vergeben. Die 23. Waffen-Gebirgs-Division der SS „Kama“ (kroatische Nr. 2) wurde aus Personalmangel vorzeitig aufgelöst. Die 29. Waffen-Grenadier-Division der SS „RONA“ (russische Nr. 1) unter Waffen-Brigadeführer Bronislaw Kaminski, die aus der berüchtigten Kaminski-Brigade hervorgegangen war, wurde im November 1944 wegen entsetzlicher Verbrechen, barbarischem Verhalten und wilden Plünderungen bei der Niederschlagung des Warschauer Aufstands aufgelöst. Diese Division bestand nur wenige Monate, wobei nicht alle ihre Elemente zur Niederschlagung des Warschauer Aufstands entsandt wurden. Die 30. Waffen-Grenadier-Division wurde wegen Unzuverlässigkeit des Personals früh wieder aufgelöst und unter der neuen 30. Waffen-Grenadier-Division (weißruthenische Nr. 1) sowie der Wlassow-Armee aufgeteilt.

Am 12. Februar 1945 wurden beim Fall von Budapest drei SS-Divisionen (8., 22, und 33.) zerschlagen. Einige Divisionen u.a. auch die Leibstandarte, Das Reich, Totenkopf und Hitler-Jugend wurden, zum Teil mehrmals, fast vollständig zerschlagen, bevor sie aus Ersatzeinheiten neu aufgestellt wurden.

Die meisten der im Frühjahr 1945 aufgestellten Divisionen wurden nicht als geschlossene Verbände eingesetzt, sondern waren zusammengewürfelte Haufen aus Teilen aktiver Divisionen, rückwärtigen Diensten der Waffen-SS, ehemaligen Marineangehörigen und hastig aufgestellten „Freiwilligen“-Formationen.

Ausländische Freiwillige

Hauptartikel: Ausländische Freiwillige der Waffen-SS

Im europäischen Ausland führte die Beteiligung von Ausländern an der Waffen-SS beispielsweise in Jugoslawien, den Niederlanden und Frankreich auch lange nach 1945 zu politischen Auseinandersetzungen. Sie stellt unter anderem eine bleibende Belastung der Beziehungen der baltischen Staaten zu Russland dar.[15][16]

Sonderformationen

Neben den an der Front eingesetzten Einheiten und Verbänden gab es auch noch einige kleinere, die der Waffen-SS unterstellt waren, jedoch spezielle Aufgaben erfüllten und nur bedingt oder gar nicht zum Kampfeinsatz kamen:

Ärmelband der SS-Standarte Kurt Eggers zur Unterscheidung von Divisionsangehörigen
  • SS-Bahnschutz (Bahn-Polizei-Einheiten zum Schutz von Reichsbahn und allen Bahnanlagen)
  • SS-Begleitkommando (Hitlers persönliches Begleit-Bataillon)
  • Begleitbataillon Reichsführer-SS (Himmlers Begleit-Bataillon)
  • SS-Flakabteilung B (SS-Flak-Einheit zum Schutz von Hitlers Berghof in Berchtesgaden gegen Luftangriffe)
  • SS-Standarte Kurt Eggers (Dachverband aller SS-Kriegsberichter-Einheiten, die jeder Division zugeordnet waren)
  • SS-Wehrgeologenbataillon (Militärgeologen, die je nach Bedarf an andere Einheiten angeschlossen wurden)
  • SS-Röntgensturmbann (spezielles Bataillon, dem alle Röntgen-Techniker unterstanden)

Dienstgrade

Die Allgemeine SS war ursprünglich eine Untergruppierung der SA gewesen und benutzte dementsprechend weitestgehend die SA-Dienstgradbezeichnungen. (Eine Tabelle mit allen Dienstgraden der Organisationen der NSDAP siehe unter Organisationsstruktur der SS.)

Angehörige der Waffen-SS trugen zunächst die Dienstgradbezeichnungen der Allgemeinen SS, oft mit dem Zusatz: der Reserve. Mit der Aufstellung von Verbänden aus Nichtdeutschen wurde die Bezeichnung SS- durch Waffen- ersetzt; z. T. führten die nationalen Verbände andere Rangbezeichnungen, die sich an der militärischen Tradition ihrer Herkunftsländer orientierte, z. B. in der 29. Waffen-Grenadier-Division der SS (italienische Nr. 1) wurden die italienischen Ränge geführt.

Die Waffen-SS-Ränge und die entsprechenden Heeresränge

SS-Oberstgruppenführer und Generaloberst der Waffen-SS Paul Hausser, neben Sepp Dietrich[17] der ranghöchste Soldat der Waffen-SS und einer von nur vier SS-Leuten im Rang eines SS-Oberstgruppenführers.

Die Ränge der SS waren etwa der Rangfolge der Heeresränge nachgebildet. Nicht für alle SS-Titel gab es ungefähr entsprechende Militärränge. Das Tragen war auch nicht mit entsprechender Ausbildung und Führungserfahrung bei verschiedenen Truppenteilen (dienstliche Verwendungen) verbunden, so wie es beim deutschen Militär die Regel vor einer Beförderung war.

Waffen-SS Wehrmacht (Heer)
SS-Schütze, -Grenadier, -Kanonier, -Funker …
(je nach Waffengattung)
Soldat, Schütze, Grenadier, Kanonier, Funker …
(je nach Waffengattung)
SS-Obersoldat -Oberschütze … (usw., wie vor) Obersoldat, Oberschütze … (usw., wie vor)
SS-Sturmmann Gefreiter
SS-Rottenführer Obergefreiter
keine Entsprechung in der Waffen-SS Hauptgefreiter
keine Entsprechung in der Waffen-SS Stabsgefreiter
SS-Unterscharführer Unteroffizier
SS-Scharführer Unterfeldwebel
SS-Standartenjunker Fähnrich
SS-Standartenoberjunker Oberfähnrich
SS-Oberscharführer Feldwebel
SS-Hauptscharführer Oberfeldwebel
SS-Stabsscharführer Hauptfeldwebel
SS-Sturmscharführer Stabsfeldwebel
SS-Untersturmführer Leutnant
SS-Obersturmführer Oberleutnant
SS-Hauptsturmführer Hauptmann
SS-Sturmbannführer Major
SS-Obersturmbannführer Oberstleutnant
SS-Standartenführer Oberst
SS-Oberführer * keine Entsprechung in der Wehrmacht
SS-Brigadeführer und Generalmajor der Waffen-SS/Polizei Generalmajor
SS-Gruppenführer und Generalleutnant der Waffen-SS/Polizei Generalleutnant
SS-Obergruppenführer und General der Waffen-SS General der Infanterie usw.
SS-Oberstgruppenführer und Generaloberst der Waffen-SS Generaloberst
Reichsführer-SS Generalfeldmarschall

* Anmerkung: Hier käme ein dienstälterer Oberst gleich

Ausrüstung

Zwei Soldaten der Waffen-SS bei der Ausbildung, mit Maschinenpistole, Klappspaten und leicht getarnten Stahlhelmen

Von Beginn an stand die Waffen-SS in Konkurrenz zur Wehrmacht um Personal, Waffen und Ausrüstung. Die deutsche Rüstungsindustrie konnte, trotz enormer Produktivitätssteigerung bis 1944 (dem Jahr mit der höchsten Produktionsrate), den Bedarf der Fronttruppen nicht decken, und so wurde hinsichtlich Verlässlichkeit und Kampfmoral priorisiert. Daher mussten für die Ausrüstung der SS-Einheiten mitunter neue Bezugsquellen erschlossen werden. So wurden Beute-Bestände genutzt, Aufträge an tschechische oder französische Betriebe vergeben oder sogar SS-eigene Rüstungsbetriebe gegründet.

Außer den Panzerdivisionen des Heeres, dem Fallschirm-Panzer-Korps Hermann Göring, einigen Panzergrenadier-Divisionen, ausgesuchten Gebirgs- und Infanteriedivisionen und gegen Kriegsende den Volksgrenadierdivisionen gab es auch einige Panzerdivisionen der Waffen-SS (z. B. LSSAH, Das Reich, Totenkopf), die in der Materialzuteilung bevorzugt und damit zu Elite-Einheiten hochgerüstet wurden. Obwohl SS-Verbände bereits 1940 während des Frankreich-Feldzuges an der Front eingesetzt wurden, waren Verbände der Waffen-SS erst ab 1941 (Griechenland, dann Russland) in großem Maßstab an Schwerpunkten der Kämpfe im Einsatz und erlitten dabei teils schwere Verluste. Im späteren Verlauf des Krieges verschlechterte sich die Personal- und Materiallage, sodass auch diese Divisionen (genau wie die meisten Heeresdivisionen) oft nicht mehr vollständig ausgerüstet werden konnten.

Die Vorzeigeverbände (LSSAH, Das Reich, Totenkopf) waren bis 1939 als motorisierte Infanterie-Verbände gegliedert, zum Teil noch in Regimentsstärke. Gerade bei diesen Verbänden wurde von Hitler großer Wert auf Mobilität gelegt, was dazu führte, dass diese Einheiten mitunter über mehr Fahrzeuge für den Truppentransport verfügten als vergleichbare Heereseinheiten. Bis 1943 wurden diese Verbände zu SS-Panzer-Divisionen ausgebaut und umgegliedert. Dieser Umbau begann bereits zu einem Zeitpunkt, als diese zumindest offiziell noch Panzer-Grenadier-Divisionen waren, sie wurden aber sukzessive zu Panzer-Divisionen ausgebaut, obwohl dazu von Hitler noch gar keine Genehmigung vorlag. Solche Verbände hätten dann, wenn man nur nach der Bezeichnung ginge, eine höhere Anzahl an Infanterie-Kompanien als eine Panzer-Grenadier-Division der Wehrmacht gehabt. Dieses Vorgehen wurde seitens der Wehrmacht mit Argwohn verfolgt, und Himmler wurde schriftlich aufgefordert Angaben zu Personalstärke, Gliederung, und Ausbauvorhaben der SS-Einheiten zu machen, was dieser weitgehend ignorierte, bis Hitler schließlich den Ausbau offiziell genehmigte.

Im Detail stellt sich die höhere Personalstärke der SS-Panzergrenadier-Divisionen als ein Relikt aus der Zeit dar, zu der diese SS-Verbände noch als motorisierte Infanterie-Verbände gegliedert waren, obwohl sich die Gliederung der daraus entstandenen SS-Panzer-Divisionen grundsätzlich an der Gliederung der Panzer-Divisionen der Wehrmacht orientierte. Ein weiterer Unterschied war die Tatsache, dass die SS Mängel hinsichtlich der organischen Struktur (geringere Artillerieunterstützung, anf. nur "leichte Artillerie-Abteilungen", etc.) kompensieren musste, das heißt, dass schwere Waffen zur Infanterieunterstützung bereits in die SS-Divisionen (z. B. Sturmgeschütz-Abteilungen bei SS-Panzer-Grenadier-Divisionen) eingegliedert werden mussten, anstatt wie beim Heer zeitweilig unterstellt zu werden. Dies verleitet oft zu der falschen Annahme, dass Divisionen der Waffen-SS deutlich grösser bzw. schlagkräftiger als vergleichbare Heereseinheiten waren. Die Waffen-SS hatte aber tatsächlich, im Gegensatz zu Heeresverbänden, auf Korps-/Armee-Ebene keine Einheiten/Waffen (Flak-Artillerie, schwere Artillerie, schwere Mörser, etc.) zur Infanteriebekämpfung, das heißt, dass divisionseigene Artillerie-Abteilungen bzw. -Regimenter in der Praxis oft nicht ausreichten und wenig mobil waren, was zur Folge hatte, dass man, vor der Eingliederung der Sturmgeschütz-Abteilungen, oft auf Artillerieunterstützung durch Einheiten der übergeordneten (Heeres-)Armee oder des Korps angewiesen war.

Der von der Waffen-SS initiierte Bau der Versuchsfahrzeuge, die 8-cm-Vielfachwerfer der SS, auch "Himmler-Orgel" genannt (13 Fahrzeuge im Einsatz), der diesen Mangel beheben sollte, erwies sich aufgrund der großen Streuung und der geringen Anzahl dieser Waffen als wenig erfolgreiches Projekt, sodass die vorhandenen 3 SS-Vielfachwerfer-Batterien 1944 schließlich auf Nebelwerfer umgerüstet und je einem SS-Panzer-Korps unterstellt wurden. Die ab 1943 in den neu aufgestellten SS-Werfer-Abteilungen (ca. 10-15 bis Kriegsende) eingesetzten Nebelwerfer, die bereits seit 1940 für die Wehrmacht produziert wurden, erwiesen sich als erfolgreicher, führten zu einer geringeren Abhängigkeit der SS von Artillerie-Einheiten des Heeres, und ermöglichten mehr Flexibilität in der Kampfführung bzw. Planung, da diese Waffen wesentlich leichter und damit mobiler als Artilleriegeschütze waren.

Die Waffen-SS hatte bis Kriegsende mindestens 1 Artillerie-Regiment, mit insgesamt 4 Abteilungen. Hier kamen z.B. in der 4. ("schweren") Abteilung des SS-Artillerie-Regiments zwei Batterien mit je drei "17-cm-Kanonen 18" (auf Mörserlafetten montiert, 1941 eingeführt, Reichweite: ca. 29 km), und eine Batterie mit drei bis vier "21-cm-Mörsern 18" (ebenfalls auf Mörserlafetten, 1939 eingeführt, Reichweite: ca. 16 km) zum Einsatz. Diese Geschütztypen bildeten zwar das Rückgrat der deutschen schweren Heeresartillerie, die Lebensdauer der Rohre und die Feuergeschwindigkeit (30 Schuss pro Stunde beim 21-cm-Mörser) waren jedoch ungenügend, und das Gewicht der Kanonen recht hoch (23 + 16 Tonnen), was die Verfügbarkeit von Artillerieunterstützung durch SS-eigene Einheiten deutlich einschränkte. Der Einsatz von Nebelwerfern versprach hier mehr Erfolg, und kam der generell hohen Mobilität von Waffen-SS-Einheiten eher entgegen.

Die Wehrmacht übernahm mitunter Gliederungen von der Waffen-SS, z. B. im Falle der "zusätzlichen" Sturmgeschütz-Abteilungen bei SS-Panzergrenadier-Divisionen (spätestens 1944), allerdings sollten hier die Sturmgeschütze beim Heer die Panzerabwehrfähigkeiten der Divisionen stärken, wobei aber dann, aufgrund ausbleibender Erfolge, die Sturmgeschütze wie bei der Waffen-SS zur Infanterieunterstützung zum Einsatz kamen. SS-Divisionen waren bzgl. der Versorgung (Verpflegung, Munition, Treibstoff) auf die Infrastruktur der übergerordneten Organisationseinheit (Armee) der Wehrmacht angewiesen, da sie nur kleine Trosse hatten. Die Nachschubeinheiten der SS-Divisionen waren vergleichsweise klein, aber meist voll motorisiert.

Die 1944/45 aufgestellten SS-Divisionen erreichten das Personal- und Ausrüstungs-Soll nie, oft erfolgte die Umgliederung in eine Division nur auf dem Papier. Die Bewaffnung dieser Grenadier-, Gebirgs- und Panzergrenadier-Divisionen war oft unzureichend, veraltet oder bestand aus Beute-Waffen. Auch solche SS-Verbände wurden oft in Kampfschwerpunkten eingesetzt, hatten aber dann entsprechend hohe Verluste.

Ehemalige nach dem Krieg

Übernahme ehemaliger SS-Angehöriger in die Bundeswehr nach 1961

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Nach der Wiederbewaffnung blieb die neu gegründete Bundeswehr ehemaligen Angehörigen der Waffen-SS oberhalb des Dienstranges des Hauptsturmführers (entspricht dem Rang eines Hauptmannes) verschlossen. [18]1961 waren durch den Personalgutachterausschuss 159 ehemalige Offiziere der Waffen-SS, 330 Unteroffiziere und 210 Mannschaften nach Prüfung in das Dienstverhältnis eines Berufssoldaten oder eines Soldaten auf Zeit berufen worden.

Davor gab es zahlreiche Eintritte ehemaliger SS-Angehöriger in die französische Fremdenlegion.

Traditionsverbände nach 1945

Die Veteranen der Waffen-SS schlossen sich zu einem Traditionsverband, der Hilfsgemeinschaft auf Gegenseitigkeit der ehemaligen Angehörigen der Waffen-SS (HIAG), zusammen, der bis in die 1970er Jahre erheblichen Einfluss im Netzwerk der Soldaten- und Traditionsverbände hatte, aber auch intensive Kontakte zu den Parteien der Bundesrepublik Deutschland pflegte. Damit wurde teilweise das Organisationsverbot der NSDAP durch die Alliierten umgangen. Erst in den 1980er Jahren erfolgte eine Distanzierung: CDU-Bundestagsabgeordnete beendeten ihre Mitarbeit, die SPD beschloss die Unvereinbarkeit. Der Bundesverband der HIAG, der wegen seiner Verbindungen zu rechtsextremen Kreisen vom Verfassungsschutz beobachtet wurde, löste sich Ende 1992 auf. Bis heute bestehen Verbände aber weiterhin auf Landesebene. Auch die Zeitung des HIAG „Der Freiwillige“, die im rechtsextremen Munin-Verlag erscheint, wird noch herausgegeben. Hauptinhalt dieser Publikation ist die Darstellung der Waffen-SS als normale kämpfende Truppe und Militärnostalgie; daneben finden sich auch geschichtsrevisionistische Artikel, die nicht allein die Geschichte der Waffen-SS betreffen. Neben der HIAG gilt in Österreich die „Kameradschaft IV“ (K IV) als Interessen- und Traditionsverband der Waffen-SS. Die Kameradschaft IV veranstaltet traditionell einen Tag vor dem Ulrichsbergtreffen in Kärnten einen Kameradschaftsabend in Krumpendorf am Wörthersee, der 1995 durch den Auftritt Jörg Haiders in die Schlagzeilen kam. Beim „Europaabend“ nehmen etliche ehemalige Mitglieder der Waffen-SS und Wehrmacht aus ganz Europa teil, bei dem neben ehemaligen Kreigsteilnehmern auch rechtsextreme Parteien und Neonazis wie Florentine Rost van Tonningen und Gudrun Burwitz, Tochter von Heinrich Himmler, zu Gast sind.[19] 1995 geriet auch Sören Kam in die Schlagzeilen, als er in Kärnten am Ulrichsbergtreffen der Veteranen der Waffen-SS in Krumpendorf teilnahm.[20]

FPÖ-Landeshauptmann Jörg Haider sprach 1995 vor der Anwesenheit von Kam und den anwesenden Waffen-SS-Soldaten seinen Dank aus:

„Dass es in dieser regen Zeit, wo es noch anständige Menschen gibt, die einen Charakter haben und die auch bei größtem Gegenwind zu ihrer Überzeugung stehen und ihrer Überzeugung bis heute treu geblieben sind. […] Wir geben Geld für Terroristen, für gewalttätige Zeitungen, für arbeitsscheues Gesindel, und wir haben kein Geld für anständige Menschen.“

Jörg Haider, 30. September 1995 in Krumpendorf gegenüber Veteranen der Waffen-SS anlässlich der Ulrichsbergfeiern.[21]

Bei den Feierlichkeiten 2007 nahmen auch Mitglieder des flämischen rechtsradikalen Traditionsverbandes „Voorpost“ teil.[22]

Interne Verweise

Literatur

Speziell über die Waffen-SS
  • H. Auerbach: Waffen-SS. In: Wolfgang Benz (Hrsg.): Legenden, Lügen, Vorurteile. Ein Wörterbuch zur Zeitgeschichte. 8. Auflage. Deutscher Taschenbuch Verlag, München 1996, ISBN 3-423-04666-X. 
  • Wolfdieter Bihl: Zur Rechtsstellung der Waffen-SS. In: Wehrwissenschaftliche Rundschau. Bd. 16, 1966, S. 379–385. 
  • Edmund L. Blendford: Hitler's Second Army. The Waffen-SS. Shrewbury 1994. 
  • Heinz Boberach: Die Überführung von Soldaten des Heeres und der Luftwaffe in die SS-Totenkopfverbände zur Bewachung von Konzentrationslagern 1944. In: Militärgeschichtliche Mitteilungen. 34, 1983, S. 185–190. 
  • Martin Cüppers: Wegbereiter der Shoah. Die Waffen-SS, der Kommandostab Reichsführer-SS und die Judenvernichtung 1939–1945. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2004, ISBN 3-534-16022-3 (Veröffentlichungen der Forschungsstelle Ludwigsburg der Universität Stuttgart, Bd. 4; Zugleich Dissertation, Universität Stuttgart, 2004). 
  • Wolfgang Fleischer/Richard Eiermann: Das letzte Jahr der Waffen-SS. Mai 1944 – Mai 1945. Podzun-Pallas, Wölfersheim-Berstadt 1997, ISBN 978-3-89555-438-4. 
  • Jürgen Förster: Vom Frühheer der Republik zur nationalsozialistischen Volksarmee. In: Jost Dülffer (Hrsg.): Deutschland und Europa. Kontinuität und Bruch. Gedenkschrift für Andreas Hillgruber. Propyläen Verlag, Frankfurt am Main/Berlin 1990, ISBN 3-549-07654-1, S. 311-328. 
  • Heinz Höhne: Der Orden unter dem Totenkopf Die Geschichte der SS. Bassermann Verlag, München 2008, ISBN 978-3-8094-2255-6. 
  • Peter Klein (Hrsg.): Die Einsatzgruppen in der besetzten Sowjetunion 1941/42. Die Tätigkeits- und Lageberichte des Chefs der Sicherheitspolizei und des SD. Edition Hentrich, Berlin 1997, ISBN 3-89468-200-0 (Publikationen der Gedenk- und Bildungsstätte Haus der Wannsee-Konferenz, Bd. 6). 
  • Valdis O. Lumans: Himmler's Auxiliaries. The Volksdeutsche Mittelstelle and the German National Minorities of Europe, 1933–1945. University of North Carolina Press, Chapel Hill/London 1993, ISBN 0-8078-2066-0. 
  • Wolfgang Schneider: Die Waffen-SS. Text und Dokumentation. Rowohlt Taschenbuch Verlag, Berlin 1998, ISBN 3-499-60936-3. 
  • Ronald Smelser/Enrico Syring (Hrsg.): Die SS. Elite unter dem Totenkopf. 30 Lebensläufe. Verlag Ferdinand Schöningh, Paderborn 2000, ISBN 3-506-78562-1 (2., durchgesehene Auflage bei Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2003). 
  • George H. Stein: Geschichte der Waffen-SS. Athenäum Verlag, Königstein am Taunus 1978 (Originaltitel: The Waffen-SS., übersetzt von Walther Schwerdtfeger), ISBN 3-7610-7215-5. 
  • Bernd Wegner: „My Honour is Loyalty“ The SS as a Military Factor in Hitler's Germany. In: Wilhelm Deist (Hrsg.): The German Military in the Age of Total War. Leamington Spa 1985, S. 220-239. 
  • Bernd Wegner: Hitlers Politische Soldaten. Die Waffen-SS 1933–1945. 7. Auflage. Verlag Ferdinand Schöningh, Paderborn 2006, ISBN 978-3-506-76313-6 (Zugleich Dissertation, Universität Hamburg 1980 unter dem Titel Das Führerkorps der bewaffneten SS 1933–1945). 
  • Gordon Williamson: Die Waffen-SS. 1933–1945. Ein Handbuch. Tosa Verlag, Wien 2005 (Originaltitel: The Waffen-SS handbook, übersetzt von two4u), ISBN 3-85492-706-1. 
Über Verbände der Waffen-SS
  • Thomas Casagrande: Die Volksdeutsche SS-Division „Prinz Eugen“. Die Banater Schwaben und die nationalsozialistischen Kriegsverbrechen. Campus Verlag, Frankfurt am Main 2003, ISBN 3-593-37234-7 (Zugleich Dissertation, Universität Frankfurt am Main, 2002). 
  • Max Hastings: Das Reich. Resistance and the March of the 2nd SS-Panzer-Division through France. June 1944. London 1981. 
  • Charles W. Sydnor: Soldaten des Todes. Die 3. SS-Division „Totenkopf“ 1933–1945. Verlag Ferdinand Schöningh, Paderborn/München/Wien/Zürich 2000 (Originaltitel: Soldiers of Destruction, übersetzt von Karl Nicolai), ISBN 3-506-79084-6. 
  • Bernd Wegner: Auf dem Weg zur Pangermanischen Armee. Dokumente zur Entstehungsgeschichte des III. („germanischen“) SS-Panzerkorps. In: Militärgeschichtliche Mitteilungen. Bd. 28, 1980, S. 101–136. 
  • Mark C. Yerger: Riding East. The SS Cavalry Brigade in Poland and Russia, 1939–1942. Atglen, PA 1996. 
Über die SS allgemein
  • Hans Buchheim: Anatomie des SS-Staates. 6. Auflage. Deutscher Taschenbuch-Verlag, München 1994, ISBN 3-423-04637-6. 
  • Eugen Kogon: Der SS-Staat. Das System der deutschen Konzentrationslager. 1946. 
  • Robert M. W. Kempner (Hrsg.): SS im Kreuzverhör. Die Elite, die Europa in Scherben schlug. Greno, Nördlingen 1987, ISBN 3-89190-953-5 (Hamburger Stiftung für Sozialgeschichte des Zwanzigsten Jahrhunderts: Schriften der Hamburger Stiftung für Sozialgeschichte des 20. Jahrhunderts, Bd. 4). 
  • Guido Knopp: Die SS. Eine Warnung der Geschichte. Goldmann Verlag, München 2003, ISBN 3-442-15252-6. 
  • Komitee der Antifaschistischen Widerstandskämpfer in der DDR (Hrsg.): SS im Einsatz. Eine Dokumentation über die Verbrechen der SS. Kongress-Verlag, Berlin 1958. 
  • Albert Speer: Der Sklavenstaat. Meine Auseinandersetzung mit der SS, Ullstein 1981, ISBN 3-421-06059-2

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Hans Buchheim: Anatomie des SS-Staats, Bd. 1: Die SS – Das Herrschaftsinstrument. Befehl und Gehorsam, München 1967, S. 179
  2. Bernd Wegner: Hitlers Politische Soldaten: Die Waffen-SS 1933–1945, Paderborn 1983, S. 124 ff.
  3. Frank Dingel: Waffen-SS, in: Enzyklopädie des Nationalsozialismus, dtv, 2. Auflage, München 1998, S. 792
  4. Jost Dülffer: Führerglaube und Vernichtungskrieg, 1992, S. 161
  5. Dieter Pohl: Verfolgung und Massenmorde in der NS-Zeit 1933–1945, Darmstadt 2003, S. 25
  6. Hans Buchheim: Anatomie des SS-Staats, Bd. 1: Die SS – Das Herrschaftsinstrument. Befehl und Gehorsam, München 1967, S. 182
  7. zitiert nach: Bernd Wegner: Anmerkungen zur Geschichte der Waffen-SS, in: R.D. Müller, H.E. Volkmann (Hrsg. im Auftrag des MGFA): Die Wehrmacht: Mythos und Realität, München, Oldenburg 1999, ISBN 3-486-56383-1, S. 407
  8. Bundesarchiv: Slg. Schum./v. 432, Bd. 2
  9. Verfügung des OKW vom 8. März 1940 betr. „Wehrdienstverhältnis und Wehrüberwachung der Angehörigen der Waffen-SS während des Krieges“ – NA: T-175/36/5973 ff.
  10. Martin Cüppers: Wegbereiter der Shoa, März 2005, S. 91
  11. Bernd Wegner:Hitlers Politische Soldaten: die Waffen-SS 1933–1945, Paderborn 1997, ISBN 3-506-77502-2, S. 210. Für die Vorkriegsjahre wurden die Personalstärken von SS-Verfügungstruppe und SS-Totenkopfverbänden addiert.
  12. „Waffen-SS als Verantwortliche des Massakers von Maillé identifiziert“, in: DerStandard, 11.10.2008.
  13. Rüdiger Overmans nach Bernd Wegner: Anmerkungen zur Geschichte der Waffen-SS, in: R.D. Müller, H.E. Volkmann (Hrsg. im Auftrag des MGFA): Die Wehrmacht: Mythos und Realität, München, Oldenburg 1999, ISBN 3-486-56383-1, S. 414 ff.
  14. Rüdiger Overmans nach Bernd Wegner: Anmerkungen zur Geschichte der Waffen-SS, in: R.D. Müller, H.E. Volkmann (Hrsg. im Auftrag des MGFA): Die Wehrmacht: Mythos und Realität, München, Oldenburg 1999, ISBN 3-486-56383-1, S. 414 ff.
  15. The Volunteer SS Legion in Latvia. (Die freiwillige (Waffen-)SS-Legion in Litauen.) Regierungsamtliche Stellungnahme der Republik Litauen, Inesis Feldmanis, Kārlis Kangeris, nach 2004
  16. Thomas Schmidt: Die Außenpolitik der baltischen Staaten: im Spannungsfeld zwischen Ost und West, VS Verlag, 2003, ISBN 3-531-13681-X.
  17. Bild von Sepp Dietrich hier, Zugriff am 5. August 2008
  18. Die Kabinettsprotokolle der Bundesregierung- Band9,Seite 652, 1956,[1]
  19. Wo geht’s hier zum Ulrichsberg? – Texte und Hintergrund
  20. Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (DÖW)
  21. haider watch
  22. Bundesheer unterstützt SS-Treffen, Pressemappe zur NS-Traditionspflege des Bundesheeres


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