Polyaenus

Polyaenus

Polyainos (auch Polyänus oder Polyaenus; * um 100) war ein makedonischer Rhetor, Anwalt und Schriftsteller in Rom.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Polyainos wurde um 100 in der in Kleinasien liegenden römischen Provinz Bithynien, möglicherweise in der Stadt Nikaia, geboren. Seine Familie war makedonischer Abstammung. Um 161 war er in Rom als Rhetor (Redner) und Anwalt tätig. Das bedeutet, dass er wohl schon länger dort lebte, dass er das römische Bürgerrecht besaß und Latein ebenso gut wie Griechisch beherrschte. Seit wann er in Rom lebte und wie er das römische Bürgerrecht erhielt, ist nicht bekannt. 161 veröffentlichte er das erste Buch seiner Strategika (s. Werke).

Informationen zu seinem Leben finden sich in der Suda, einem um 1000 entstandenem byzantinischen Lexikon, einigen verstreuten Fragmenten und in den Vorwörtern zu seinem Werk Strategika.

Werke

Polyainos‘ einziges überliefertes Werk ist seine Strategika, eine Sammlung militärischer Strategeme, die er den Kaisern Marcus Aurelius und Lucius Verus widmete.

In den Quellen (s. Leben) finden sich Hinweise auf weitere Werke, die verloren gegangen sind:

  • eine Rede Für die makedonische Versammlung, mit der er als Anwalt einen Fall für die makedonische Provinzversammlung gewann,
  • eine Abhandlung Über Theben, in der er die berühmte, Geräusche produzierende Statue des Memnon im ägyptischen Theben (Ägypten) beschrieb und
  • ein Werk namens Taktika in drei Büchern.

Die Strategika

161 veröffentlichte Polyainos anlässlich des Beginns des Partherkriegs (161-166) das erste Buch der Strategika. Die nächsten fünf von insgesamt acht Büchern erschienen jeweils einzeln bis zum Sommer 162. Diese Hast ist dem Werk anzumerken. Polyainos widmete sein Werk den Kaisern Marcus Aurelius und Lucius Verus und wollte ihnen damit einen Leitfaden militärischen Wissens an die Hand geben. Es enthält um die 900 Beispiele für Strategeme aus einem Zeitraum, der von mythologischer Zeit bis zu Augustus reicht. Das Werk ist nach Völkern gegliedert. Buch I-IV behandelt die griechische Mythologie, die Griechen, Makedonen und Diadochen, Buch V Sizilien, Buch VI verschiedene Völker, Buch VII hauptsächlich in Persien lebende Völker und Buch VIII Römer und Frauen.

Als Quellen verwendete Polyainos Geschichtsschreiber, ältere Strategemsammlungen und, laut eigener Aussage, eigene Forschung. Der unterschiedliche Wert seiner Quellen führt dazu, dass einige seiner Beispiele fiktiv oder unglaubwürdig sind. Polyainos' Ziel war auch nicht historische Genauigkeit, sondern er wollte Prinzipien erfolgreicher militärischer Führung vermitteln.

Während der Antike kursierten wohl eine Reihe von Schriften mit Strategemsammlungen. Außer der Strategika sind jedoch nur die Strategeme des Römers Frontinus erhalten geblieben.

Ausgaben

  • Polyaenus: Strategems of war. Edited and translated by Peter Krentz and Everett L. Wheeler. 2 Volumes. Chicago, 1994.

Literatur

  • Krentz, Peter; Wheeler, Everett L.: Introduction. In: Polyaenus: Strategems of war. Edited and translated by Peter Krentz and Everett L. Wheeler. 2 Volumes. Chicago, 1994.

Weblinks


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