Pornografischer Film

Pornografischer Film
Pornofilmdarsteller erhalten während eines Drehs Regieanweisungen

Pornografische Filme sind die audiovisuelle Realisation der Pornografie (vom griechischen porne = Hure, graphein = schreiben) im Medium Film. Pornografie wird oft definiert als unmittelbare und deutliche Darstellung menschlicher Sexualität und primärer Geschlechtsorgane, die die sexuelle Stimulierung des Konsumenten zum Ziel hat.

In der kunst- und filmwissenschaftlichen Auseinandersetzung ist dieser Definitionsversuch umstritten, wenngleich beispielsweise die Rechtswissenschaft unbedingt auf diese Definition angewiesen zu sein scheint. Die Abgrenzung zu Genrebegriffen wie Softporno, Erotikfilm oder Sexfilm läuft ebenfalls über das Kriterium der Unmittelbarkeit und Deutlichkeit. Trotz allem sind die Genreübergänge fließend und nicht trennscharf zu ziehen.

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Pornografische Filme sind in Deutschland seit 1975 nicht mehr strafrechtlich verboten. Sie unterliegen jedoch bestimmten Jugendschutz-rechtlichen Bestimmungen, die zum Beispiel die Bewerbung und den Verkauf reglementieren. Nach der derzeitigen Rechtslage schreibt der § 15 (2) JuSchG vor, dass pornografische Filme genau so wie indizierte Filme zu behandeln sind. Strafrechtlich verboten ist dagegen die so genannte harte Pornografie, die sexuelle Gewalt, zoophile Handlungen oder sexuellen Missbrauch von Kindern zum Inhalt hat.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Bilder aus einem Film aus dem Jahr 1906
Zeitungsinserat eines Wanderkinos mit Hinweis auf „Herren-Vorstellung mit pikantem Programm“, 1903

Erste erotische Stummfilme

Wie bei vielen „neuen“ Technologien (Drucktechnik, Fotografie, Telefon und Video als Medien oder Bildschirmtext und Internet als Transportweg) wurde auch der Film sehr schnell zur Herstellung von erotischen und pornografischen Aufnahmen entdeckt. Zuvor waren bereits in den Stereo- und Kinetoskopen erotische Darstellungen zu finden. Die dort am häufigsten dargestellten Szenen waren in den erotische Filmproduktionen der frühen Stummfilmzeit häufig wieder zu finden. Die vier häufigsten, immer wieder kehrenden Sujets der frühen Stummfilmerotik waren Tanzszenen, Voyeurismus, Entkleidungsszenen und das Sujet „Der Künstler und sein Modell“.[1]

Der älteste erhaltene Erotikfilm – Inhalt ist eine Entkleidungsszene – stammt von Eugène Pirou und Albert Kirchner, der für Pirou unter dem Künstlernamen „Léar“ Regie führte. Der Film Le Coucher de la Marie von 1896 zeigte Mlle. Louise Willy beim Striptease. Pirous' Film inspirierte ein Genre von schlüpfrigen französischen Filmen, die sich entkleidende Frauen zeigten, als andere Filmproduzenten die möglichen Profite erkannten.[2][3]

Die erste voyeuristische Szene dürfte allerdings bereits im Trickfilm autour d'une cabine (1893/1894) von Émile Reynaud zu sehen sein.[4] George Méliès Film après le bal – le tub zeigt als ganzen Filminhalt nur die Entkleidung einer jungen Frau, die vom Ball zurückkehrt. Freilich waren zu dieser frühen Zeit des Filmes Filmaufnahmen nie länger als fünf bis maximal zehn Minuten. Einer der ersten Filme mit erotischen Tanzszenen war der 1893 entstandene Film Dolorita in the passion dance, der erstmals auf der Weltausstellung von Chicago zu sehen war.[5] Das in vielen Erotikfilmen beliebte Sujet „Der Künstler und sein Modell“ ist erstmals 1899 nachgewiesen: his masterpiece; darin ist ein Künstler beim zeichnen einer nackten Frau zu sehen, bis er schließlich der realen Frau zu Füßen fällt.

In den Erotikfilmen des deutschsprachigen Raums wurde Erotik häufig mit Humor kombiniert. Ein frühes Beispiel hierfür ist etwa der Film Endlich allein, der 1896 bis 1897 in ganz Österreich-Ungarn erfolgreich lief. Hierbei ist ein Mann zu sehen, der seine Ehefrau heimlich auf der Toilette beobachtet und alle Anstrengungen unternimmt, um nicht entdeckt zu werden. Der Film war laut Bozner Zeitung so komisch, dass er den ärgsten Hypochonder zum Lachen bringen[6] musste. Je nach Einstellung zum Erotikfilm wurde in Zeitungskritiken entweder die Komik eines Films besonders hervorgehoben oder die freizügigen Darstellungen kritisiert. Bis Ende des ersten Jahrzehntes des 20. Jahrhunderts hatten stetig zunehmende Proteste von Bürgern in vielen Ländern bereits zu strengen Zensurmaßnahmen oder Aufführverboten geführt. 1910 wurde in Paris sogar eine internationale Konferenz zur Bekämpfung der Pornografie einberufen, da die im Umlauf befindliche Menge erotischer Darstellungen bereits so große Ausmaße erreicht hatte.[7]

Die Blütezeit der erotischen Filmaufnahmen war jene der Wanderkinos, die bis Mitte der 1900er-Jahre, als noch kaum feste Kinos vorhanden waren, die wichtigsten Filmvorführer waren. Um möglichen Zensurmaßnahmen zu entgehen, spielten Wanderkinobesitzer häufig erst am letzten Abend eines Aufenthaltes ihre erotischen Filme – im deutschsprachigen Raum häufig als „pikante Films“, „pikante Films für Herrenabende“ oder so ähnlich bezeichnet wurden.[8]

Größter Hersteller erotischer Kurzfilme war Frankreich, wo auch die großen Filmgesellschaften wie Pathé erotische Aufnahmen drehten. Je bekannter eine Filmgesellschaft wurde, umso mehr wurde die Erotik in den Filmen nur noch angedeutet und im Falle von Pathé letztendlich eingestellt, da die Herstellung von unproblematischen und weltweit erfolgreichen Spielfilmen nicht in Gefahr gebracht werden sollte. Im deutschsprachigen Raum waren die deutsche Venus Film und die österreichische Saturn Film international exportierende Hersteller erotischer Kurzfilme.

Erste pornografische Stummfilme

A L'Ecu d'Or ou la bonne auberge“ ist laut Patrick Robertsons Film Facts der früheste pornografische Film, der definitiv datiert werden kann“ (“the earliest pornographic motion picture which can definitely be dated is A L'Ecu d'Or ou la bonne auberge”). Es ist dies ein französischer Film, der einen müden Soldaten beim Rendezvous mit einer Kellnerin in einer Kneipe zeigt. El Satario aus Argentinien könnte noch älter sein; der Film wird zwischen 1907 und 1912 datiert. Robertson weist daraufhin, dass „die ältesten erhaltenen Pornofilme in der amerikanischen Kinsey Collection enthalten sind“ (“the oldest surviving pornographic films are contained in America's Kinsey Collection”). Ein Film zeigt, wie früh pornografische Konventionen etabliert waren. Der deutsche Film Am Abend (1910) ist „ein zehnminütiger Film, der mit einer Frau beginnt, die alleine in ihrem Schlafzimmer masturbiert, und anschließend Szenen von ihr mit einem Mann beim reinen Sex, Fellatio und Analverkehr zeigt“ (“a ten-minute film which begins with a woman masturbating alone in her bedroom, and progresses to scenes of her with a man performing straight sex, fellatio and anal penetration”).[9] Die Ästhetik und Technik der Aufnahme legt jedoch ein späteres Entstehungsdatum nahe.

Die bedeutendste Sammlung historischer pornografischer Filme findet sich im Kinsey Institute for Sex, Gender and Reproduction an der Indiana University in Bloomington. Filme die tatsächlich pornografische Handlungen aufwiesen, wurden häufig in adeligen Kreisen produziert und vertrieben.[10]

Erhalten hat sich kaum ein „pikanter“ oder pornografischer Film aus jener Zeit. Generell gelten ca. 80 Prozent der Stummfilmproduktion als verloren.

Tonfilmzeit

Als sie in den 1940er Jahren verboten waren, wurden die „stag films“ (engl. stag = Hirsch) oder „blue films“ viele Jahre lang von Amateuren im Untergrund gedreht. Die Produktion eines Films nahm viel Zeit und Ressourcen in Anspruch, wobei die Leute ihre Badewanne nutzten, um den Film zu waschen, als Produktionseinrichtungen (die oft an das organisierte Verbrechen gebunden waren) nicht zugänglich waren. Die Filme zirkulierten dann privat oder über reisende Händler, obwohl man mit Gefängnisstrafen rechnen musste, wenn man beim Betrachten oder als Besitzer erwischt wurde.[11]

In der Nachkriegszeit gab es weitere Entwicklungen, die die Entstehung eines Massenmarktes förderten. Die Einführung des 8-mm-Films und des Formats Super 8 sorgte für eine weite Verbreitung des Amateurfilms. Unternehmer entdeckten diesen Markt für sich. In Großbritannien waren die Produktionen von Harrison Marks Softpornos, wurden aber in den 1950er Jahren als schlüpfrig eingestuft. Auf dem Kontinent waren solche Filme expliziter. Lasse Braun war ein Pionier bei farbigen Qualitätsproduktionen, die er in den frühen Tagen mit Hilfe der diplomatischen Privilegien seines Vaters vertrieb. 1969 wurde die Pornografie in den Niederlanden legalisiert, was zu einer Explosion der kommerziell produzierten Pornografie führte. Da der Pornoproduzent nun einer legitime Beschäftigung nachging, gab es für Geschäftsleute keine Beschränkungen bei Investitionen in vernünftige Ausrüstung, mit der man in der Lage war, Qualitätsprodukte in Massen und billig zu herzustellen. Große Mengen dieser neuen Pornografie, sowohl Magazine als auch Filme, wurden in andere Teile Europas geschmuggelt, wo man sie „unter dem Ladentisch“ verkaufte oder in nur für Mitglieder zugänglichen Kinos zeigte.

Als erster explizit pornografischer Film, der offiziell in US-Kinos gezeigt wurde, gilt Mona (auch bekannt als Mona the Virgin Nymph), eine 59minütige Produktion aus dem Jahr 1970 von Bill Osco und Howard Ziehm, der anschließend mit einem relativ hohen Budget den Kultfilm Flesh Gordon drehte.[11][12] Der Film Boys in the Sand von 1971 war der erste allgemein erhältliche homosexuelle Pornofilm; er führte als erster Pornofilm Credits für die Besetzung und den Stab ein (allerdings zum größten Teil unter Pseudonymen), parodierte den Mainstream-Film The Boys in the Band und erhielt eine Kritik in The New York Times.[13] 1972 erreichten die Pornofilme in den USA einen Höhepunkt mit Deep Throat und Behind the Green Door, die von der Öffentlichkeit anerkannt und zum sozialen Phänomen wurden. 1973 folgte The Devil in Miss Jones und viele sagten voraus, dass offenherzige Abbildungen von Sex auf der Leinwand bald alltäglich würden, aber die Kultur nahm eine andere Richtung, die solche Fantasien verhinderte. William Rotsler sagte 1973 zu diesem Thema: „Erotische Filme bleiben hier. Letzten Endes werden sie sich mit dem filmischen Mainstream vermischen und als eigenes Subgenre verschwinden. Niemand kann das verhindern.“ (“Erotic films are here to stay. Eventually they will simply merge into the mainstream of motion pictures and disappear as a labeled sub-division. Nothing can stop this.”)[14] In Großbritannien wurde Deep Throat jedoch erst 2000 in der ungeschnittenen Version anerkannt und erst im Juni 2005 öffentlich gezeigt. [11][15][16] Diese frühen Filme wurden oft stag films genannt (stag = Hirsch, im metaphorischen Sinne für Junggeselle), da diese Filme meist in Herrenklubs, in Bordellen und in Verbindungshäusern der Studenten gezeigt wurden, also an männerexklusiven Orten, zu denen Frauen kaum Zutritt hatten. Die Phase der stag films – meist in Form von zwischen 5 und 20 Minuten langen Kurzfilmen gehaltenen – dauerte bis zum Ende der 1960er Jahre. Bis dahin blieb der pornografische Film trotz filmtechnischer Entwicklungen und bis auf wenige Ausnahmen stumm und schwarzweiß. Anfang der 1970er versuchte man durch die Aufnahme mit mehreren Kameras und die Aneinanderreihung einzelner „Nummern“ sexueller Darstellung den pornografischen Film zu verlängern. Es entstanden die ersten und heute noch gängigen Featurefilme (Pornolangspielfilme).

Heutzutage wird von der Porno(film)industrie gesprochen. Ihren Umfang mögen folgende Zahlen verdeutlichen: Im Jahr 1987 wurden in der Bundesrepublik Deutschland etwa 500.000 Pornovideos ausgeliehen, bis ins Jahr 1999 stieg diese Zahl auf etwa 80 Millionen an. 2006 erschienen alleine in Deutschland mehr als 1000 neue Pornofilme pro Monat, der Umsatz der Branche wird auf ungefähr 800 Millionen Euro jährlich geschätzt. Damit gilt Deutschland nach den USA als der zweitgrößte Pornomarkt der Welt.[17]

Bekannte Pornoakteure oder Ex-Pornodarsteller

Während in früheren Zeiten die an der Herstellung von Pornofilmen beteiligten Akteure oft unerkannt bleiben wollten (teilweise auch aus Angst vor drohender Strafverfolgung), nutzen heutzutage einige Mitglieder der Szene ihre dortige Popularität ganz bewusst aus, um eine Karriere auch außerhalb der Pornobranche gezielt voran zu treiben. Als Beispiele für Pornoakteure oder ehemalige Pornodarsteller, die es gerade wegen oder aber trotz ihrer für viele Mitmenschen als anrüchig geltenden Vergangenheit auch anderweitig zu Bekanntheit oder Ruhm gebracht haben, gelten u. a.:

  • Cicciolina, mit bürgerlichem Namen Ilona Staller; saß von 1987 bis 1992 als Abgeordnete im italienischen Parlament.
  • Thom Barron, (* 1971 als Ralf K.) gilt als international erfolgreichster schwuler Pornodarsteller aus Deutschland.
  • Dolly Buster, mit bürgerlichem Namen Nora Baumberger; versuchte 2004 in Prag für die Wahl zum Europäischen Parlament anzutreten, zog sich aber wegen eines Eklats mit der Partei Nezavisle Iniciativy (Unabhängige Initiative) wieder zurück.
  • John Holmes († 1988 an AIDS) konnte einen Penis von 33 cm Länge vorweisen und galt damit als eine Art früher Supermann der Branche. Mit dem Film Boogie Nights setzte man Holmes 1997 ein Denkmal, 2003 mit Wonderland erneut.
  • Mary Carey, mit bürgerlichem Namen Mary Cook; nahm 2003 an der Wahl zum Gouverneur des US-Bundesstaates Kalifornien teil. Auch wenn sie nur 11.061 Stimmen erzielen konnte (Wahlgewinner Arnold Schwarzenegger erhielt 4.158.194), schaffte sie es damit unter die „Top 10“ der Kandidaten.
  • Long Dong Silver, bekannt für extreme Länge seines Penis, der angeblich über 45 cm lang war.
  • Gina Wild (bürgerlicher Name: Michaela Schaffrath) schaffte es, über die Pornobranche hinaus im deutschsprachigen Raum als Schauspielerin bekannt zu werden.
  • Teresa Orlowski, eigentlich Teresa Orłowska; in Deutschland lebende Pornodarstellerin und -produzentin
  • Traci Lords, spielte nach ihrer Porno-Zeit in vielen Spielfilmen mit.
  • Ginger Lynn, Pornodarstellerin, die später unter anderem auch in einem Hollywood-Streifen zu sehen war.
  • Jeff Stryker, einer der bekanntesten schwulen Pornodarsteller.
  • Chasey Lain, eine amerikanische Pornodarstellerin, die durch den ihr gewidmeten Song „The Ballad Of Chasey Lain“ von der Bloodhound Gang über die Pornobranche hinaus bekannt wurde.
  • Jenna Jameson, amerikanische Pornodarstellerin und -produzentin. Eine der erfolgreichsten Darstellerinnen überhaupt, trat auch in Musikvideos von z. B. Eminem auf und veröffentlichte einen autobiografischen Bestseller.
  • Ron Jeremy, einer der bekanntesten US-amerikanischen männlichen Pornodarsteller; hält den Guinness-Rekord für die größte Anzahl von Auftritten in pornografischen Filmen.
  • Rocco Siffredi, spielte auch eine Rolle im Erotikdrama Romance XXX.
  • Sibel Kekilli wirkte bis 2002 mit unterschiedlichen Künstlernamen in mehreren Pornofilmen mit, bevor ihr 2004 mit dem preisgekrönten Kinofilm Gegen die Wand der Durchbruch als Schauspielerin gelang.

Genres

Wie auch bei anderen Filmen gibt es bei Pornofilmen eine ganze Reihe verschiedener Produktionsarten:

  • Spielfilme: Meist eine einfache Geschichte, in der jede Gelegenheit zu sexuellen Darstellungen genutzt wird. Oft auch als Features bezeichnet.
  • Reality-Filme: Scheinbar aus dem Leben gegriffene Szenen, bei denen Einzelpersonen oder Paare auf der Straße oder an einem anderen Ort angesprochen und zu sexuellen Handlungen vor der (zum Teil angeblich versteckten) Kamera verführt werden.
  • Nummern-Filme: Die Porno-Variante des Episodenfilms: Eine Szene nach der anderen, in der nur sexuelle Handlungen gezeigt werden. Bei diesen Filmen wird komplett auf Rahmenhandlung verzichtet. Oft sind die Szenen aus verschiedenen anderen Filmen zusammengeschnitten worden. Nummern-Filme sind häufig auch Zusammenstellungen bestimmter Sexualpraktiken, oft auch als Vignettes bezeichnet.
  • Adaptionen: großer Publikumserfolge des kulturellen Mainstreams; wenn etwa aus Alice im Wunderland eine Alice im Spermaland, aus Clockwork Orange die Clockwork Orgy und aus Terminator Sperminator wird.
  • Zeichentrickfilme: Vor allem in Japan hat sich eine eigene Industrie für pornografische Trickfilme entwickelt. Außerhalb Japans werden Comics und Animationen im Manga- bzw. Anime-Stil, in denen sexuelle Handlungen dargestellt werden, als Hentai (japanisch für „Transformation“ bzw. „Abweichung“) bezeichnet. Hentai reicht von Softsex-Darstellungen bis zu sehr brutaler, harter Pornografie.
  • Gonzo: Meist Pornofilme ohne Handlung, die nur aus Sexszenen bestehen. Die Besonderheit von Gonzo ist, dass der Kameramann bzw. Regisseur nicht als neutraler Beobachter agiert, sondern für den Zuschauer ersichtlich in das Geschehen eingreift – indem er z. B. Anweisungen gibt, Dialoge mit den Darstellern führt oder selbst an sexuellen Handlungen teilnimmt und damit also auch zum Darsteller wird. Dieses Genre wurde von John Stagliano erfunden. Eine Unterart hiervon sind die so genannten P.O.V.-Filme („Point of View“), in denen die Kameraführung aus der Position eines (meist) männlichen Darstellers erfolgt und dem Zuschauer eine aktive Teilnahme suggeriert. Eine Gonzodarstellerin ist in der Pornobranche der Gegensatz zu den Glamour-Pornosternchen. Vertreterinnen dieses Genres verfügen meist nicht über das perfekte Modelaussehen, sondern setzen stattdessen auf Natürlichkeit und Ausstrahlung.
  • Artcore: Filme, die man eigentlich auch durchaus den Vignettes bis hin zu den Features zurechnen könnte. Sie zeichnen sich jedoch durch besonderes Augenmerk auf Kameraführung, besondere Schnitttechniken, Verwendung von Zeitlupe und Farbverfremdungen aus. Die markantesten Vertreter dieses Genres sind Andrew Blake, Michael Ninn, Christophe Mourthe und Philip Mond.
  • Bukkake: In so genannten Bukkake-Movies werden die Darstellerinnen von möglichst vielen Männern hintereinander im Gesicht und auf dem Oberkörper mit Sperma bespritzt. Geschlechtsverkehr erfolgt in diesem Genre eher nur „beiläufig“ zur Stimulation der Zuseher und Akteure.

Sub-Genres

Die folgende Liste ist weit davon entfernt, umfassend zu sein, da viele verschiedene Arten von Pornografie existieren. Pornografie für unterschiedliche sexuelle Ausrichtungen und Geschmäcker ohne einen speziellen Pornografiebezug sind nicht aufgelistet:

  • Amateur: Der Produzent versucht hierbei den Eindruck zu erwecken, es handele sich um Amateuraufnahmen. Es finden sich aber lediglich nur selten wirklich privat gedrehte Aufnahmen darunter.
  • Creampie: Szenen, bei denen das Ejakulat aus dem Körper der Darstellerin/des Darstellers wieder herausläuft.
  • Gangbang: Gruppensex mit extremer Überzahl an männlichen Teilnehmern, die abwechselnd oder gleichzeitig eine Frau/einen Mann penetrieren. Beim „Reverse Gangbang“ teilen sich viele Frauen einen Mann.
  • Golden Shower: Das Urinieren von Darstellern (siehe auch Urophilie)
  • Voyeur oder Hidden Camera: Pornografie, die mit versteckter Kamera aufgenommen wird. Meist wird jedoch nur vorgegeben, dass die Darsteller nichts von der Kamera wissen.
  • Exhibitionist/Exhi oder Nude in Public: Nackte Zurschaustellung und sexuelle Handlungen in der Öffentlichkeit, zum Teil mit (eingeweihten) Zuschauern.
  • Slash Fiction: Pornografische Geschichten über bekannte erfundene Charaktere, normalerweise Serien- und Filmcharaktere. Diese werden meist nicht zu kommerziellen Zwecken produziert und verletzen oft auch Copyrights. Häufig werden homosexuelle Handlungen beschrieben. Slash Fiction ist die einzige Form der Pornografie, die häufiger von Frauen als von Männern produziert wird.
  • Interactive Pornography: Meist auf DVD veröffentlichte Filme, in denen der Zuschauer per Fernbedienung in die Handlung eingreifen kann.
  • Vintage Erotica: (engl. vintage = dt. Jahrgang, alt, uralt, glänzend, hervorragend usw.) Meist ältere und relativ aufwändig produzierte Hardcore-Filme, z. B. im Stil der Katharina-die-Große- und Josefine-Mutzenbacher-Pornos.
  • Zwillings-Pornos: Die einzige nachweisbare Form der Inzest-Pornografie. Bei so genannten „Twin“-Pornos kommt es allerdings nur selten wirklich zu sexuellem Kontakt zwischen Zwillingen.
  • Deep Throat: war der Name des ersten semi-professionell gedrehten Hardcore-Films in den 1970er-Jahren. Deepthroating bezeichnet das Einführen eines Penis in Mund und Rachen, bis die Lippen an der Peniswurzel anliegen. Deep Throat ist heute auch ein gebräuchlicher Ausdruck für Pornografie, in der diese Technik gezeigt wird.
  • Teen Sex: bezeichnet Hardcore-Sex, in denen die Akteure möglichst jung und unschuldig dargestellt werden. Im Gegensatz zur verbotenen Kinderpornografie sind die Darsteller aber volljährige Personen, auch wenn bewusst mit der Illusion gespielt wird, sie seien etwas jünger. Zurzeit gibt es allerdings Bestrebungen von Politikern, die eine Novellierung des § 184b StGB fordern, durch die auch derartige Filme als Kinderpornografie gewertet werden können, in denen die beteiligten Akteure nicht den sofortigen Anschein erwecken, bereits volljährig zu sein (so genannte Scheinkinder), selbst wenn sie es in Wirklichkeit doch sind. Alle namhaften deutschen Pornofilm-Produktionsfirmen haben sich auf Grund dieser Scheinminderjährigkeits-Problematik Anfang Februar 2007 dazu entschlossen, ihre Titel in Zukunft mit einem Hologramm zu kennzeichnen, das als Garantieerklärung dafür dienen soll, dass ausschließlich volljährige Personen im jeweiligen Film vor der Kamera agieren. Zudem soll diese Markierung Originale und Fälschungen deutlicher erkennbar machen.
  • Rape Fantasy: Hier wird eine Vergewaltigung einer Frau/eines Mannes durch (meistens) einen Mann gespielt. Oft auch Bezeichnung für besonders harte Sex-Darstellung.

Vokabular

Genretypische Begriffe:

  • ATM: = ass to mouth; nach dem Analverkehr wird sofort auf Oralsex gewechselt.
  • Cum: Sperma.
  • Cumshot (auch Money-shot): Die Szene, bei der ein Mann sichtbar ejakuliert.
  • Meat-shot (auch Pink-shot oder Close-up): Nahaufnahme primärer Geschlechtsteile in Aktion.
  • Doppelpenetration (DP) (auch Sandwich): Gleichzeitige anale wie vaginale Penetration derselben Frau, oder gleichzeitige anale Penetration desselben Mannes durch zwei Penisse. Ein so genannter Dreier.
  • FemDom: Abkürzung für Female Domination: Frau dominiert eine andere Frau oder einen Mann.
  • Mature: Sexuelle Darstellung, bei dem ältere Frauen dargestellt werden. Teilweise werden bereits Frauen ab 30 Jahren diesem Genre zugeordnet. Auch: Granny, Grandmother, MOM, MILF (Abk. für: „Mom I'd like to fuck“).
  • Feet: Darstellung von Füßen. Die Spanne reicht von einfachen Fotos von Füßen bis zur Einbeziehung der Füße in eine sexuelle Handlung; siehe Fußfetischismus.
  • Fisting: Einführen der Hand bzw. Faust in die Vagina oder in den Anus.
  • Facial: In ein Gesicht ejakulieren.
  • Doppelt Vaginal Doppelt Anal (DVDA): Gleichzeitig doppelt analer und doppelt vaginaler Geschlechtsverkehr (Phantasiestellung aus dem Film Orgazmo).
  • NS, KV: Abkürzung für Natursekt und Kaviar. Sexualpraktiken mit Urin und Exkrementen.

Pornofilme für Frauen

In der Hardcore-Szene sind in den letzten Jahren einige Filme gedreht worden, die auch heterosexuelle Frauen als Konsumentengruppe ansprechen sollen. Hierbei wird, zum Teil unter weiblicher Regie, weit mehr Wert auf eine sich erst langsam aufbauende und relativ anspruchsvolle Handlung gelegt, wobei zumeist auch auf die üblichen ausführlichen Nahaufnahmen verzichtet wird und speziell die so genannten Facial-Szenen fast völlig fehlen. Für derartige Filme hat sich inzwischen der Begriff Heartcore bzw. HeartCore etabliert.

Als besonders hervorzuheben für dieses noch junge Genre gelten zum Beispiel die unter der Schirmherrschaft von Lars von Trier und seiner dänischen Firma Puzzy Power (Zentropa) gedrehten Filme Pink Prison (deutscher Magma-Titel: Hinter Gittern gevögelt), Constance (im Tabu-Love-Vertrieb; Hauptakteurin in beiden Produktionen ist die Dänin Katja Kean) und All About Anna – A HeartCore Feature. Zitat: „Auch Frauen gucken gern Menschen beim Sex zu. Was sie nicht mögen, sind endlose Nahaufnahmen von rammelnden Körperteilen ohne Geschichte dahinter. Lars von Trier kapierte das als Erster und produzierte qualitativ hochwertige Frauenpornos.“ – Stern, Heft 40, 27. September 2007.

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Außerdem können die auf 35-mm-Film gedrehte Hochglanz-Produktion Zazel (deutscher Puaka-Titel: Der Duft der Liebe) von Regisseur Philip Mond mit nicht weniger als acht Penthouse- und Hustler-Fotomodellen, die deutschen Produktionen des femme-fatale-Labels sowie einige Einzeltitel anderer Produktionsfirmen (z. B. Conquest mit Jenna Jameson, Torero mit Rocco Siffredi und Pirates) dazu gezählt werden.

Auch die meisten der auf diversen DVDs zu findenden Episoden von Gina Wild werden sowohl von Männern als auch von Frauen geschätzt. Nicht zuletzt gelten einige Filme des amerikanischen Regisseurs Andrew Blake (u. a. Wet) als besonders ästhetisch und somit gleichfalls als weitgehend frauenfreundlich bzw. attraktiv für heterosexuelle wie lesbische Zuschauerinnen. Dasselbe sagt man auch dem Film Fem Sonata von Regisseur Michael Ninn nach, der Ende 2005 vom Label PurePlay by Private herausgegeben wurde.

Ein Produkt mit dem propagierten Anspruch, der „ultimative Porno für Frauen“ zu sein, ist z. B. auch der Beate-Uhse-Titel Sexual Sushi der Regisseurin Petra Joy. Alle darin agierenden Akteure sollen auch im realen Leben verbunden sein, weswegen für den Film auch „absolute Authentizität“ reklamiert wird. Gewisse Aussagen, die besagte TV-Reporterin, Fotografin und Filmemacherin Petra Joy (Magister-Abschluss in Englisch, Geschichte und Filmstudien an der Universität zu Köln) dem Branchen-Fachmagazin Sign (Ausgabe: Februar 2006) gegenüber machte, zeigen eine nicht zu unterschätzende feminine Sicht über das derzeitige Pornoangebot. Ein Zitat: „Es gibt nichts für heterosexuelle Frauen, was das Resultat hat, dass viele Gay-Pornos gucken, um zumindest hübsche und leidenschaftliche Männer zu sehen …“ Nach ihrem Erstling Sexual Sushi hat Petra Joy im Sommer 2006 mit Female Fantasies bereits ihren zweiten Porno speziell für Frauen veröffentlicht.

Die Filme der britischen Regisseurin Anna Span sind zwar keine Frauenpornos im üblichen Sinne, allerdings humorvoll umgesetzte Pornogeschichten, die aus weiblicher Sicht gefilmt wurden.

Gesundheitliche Aspekte in der Pornobranche

In Pornos werden heterosexuelle Praktiken meist ohne Kondome durchgeführt. In Schwulenpornos hingegen ist der Gebrauch von Kondomen beim Analverkehr inzwischen die Regel; ungeschützten Verkehr bezeichnet man in diesem Zusammenhang als barebacking (engl. für „ohne Sattel“). Insgesamt verwenden nach einer Studie der Adult Industry Medical Health Care Foundation nur etwa 17 Prozent der Pornodarsteller Kondome.[18][19]

Zwar sind in der Pornobranche regelmäßige HIV-Tests üblich, doch kann es zwölf Wochen oder noch länger dauern, bis eine Infektion nachweisbar ist. Dadurch entsteht eine gefährliche Lücke, in der der Infizierte eine große Zahl seiner wechselnden Sexualpartner anstecken könnte. Die Tests sind verpflichtend, werden aber nicht unbedingt vor jeder neuen Produktion kontrolliert. Somit haben die Darsteller ein erhöhtes Risiko, sich mit HIV und anderen Krankheiten wie Hepatitis B, Gonorrhoe, Syphilis oder Chlamydien anzustecken.

Nachdem im Jahr 2004 die Infektion zweier Pornodarsteller in den USA bekannt wurde, erwog das kalifornische Gesundheitsministerium die Einführung einer Kondompflicht für Pornoproduktionen. Die Filmproduzenten reagierten, indem sie auf PCR-Tests wechselten. Diese senken die Nachweisschwelle auf ca. eine Woche nach einer Infektion, sind aber gegenüber den Antikörper-basierten Tests wie Western Blot erheblich teurer.

Urheberrecht

Durchschnittlichen Pornofilmen kann die eigenpersönliche schöpferische Note durchaus fehlen, wie das OLG Hamburg entschied (Urteil vom 10. Mai 1984):

„Filme dieser Art pflegen nicht persönliche geistige Schöpfungen zu sein. Sie zeigen in primitiver Weise sexuelle Vorgänge. Ihnen gibt im Allgemeinen nicht die individuelle Anschauung und Gestaltungsweise des Schöpfers die Prägung.“

Literatur

  • Enrico Wolf: Bewegte Körper - bewegte Bilder. Der pornografische Film: Genrediskussion, Geschichte, Narrativik. Diskurs-Film Verlag, München 2008, ISBN 978-3-926372-67-3
  • Werner Faulstich: Die Kultur der Pornographie. Kleine Einführung in Geschichte, Medien, Ästhetik, Markt und Bedeutung. Wissenschaftler-Verlag, Bardowick 1994, ISBN 3-89153-028-5
  • Kurt Haemmerling: Sittengeschichte des Kinos. Aretz, Dresden 1926
  • Arthur Knight, Alpert Hollis: The history of sex in cinema Teil 17. - The stag film. In: Playboy, 1967 (November)
  • Al di Lauro, Gerald Rabkin: Dirty movies. An illustrated history of the stag film. Chelsea House, New York 1976, ISBN 0-87754-046-2
  • Jakob M. Pastötter: Erotic Home Entertainment und Zivilisationsprozeß. Analyse des postindustriellen Phänomens "Hardcore.Pornographie". Dt. Universitätsverlag, Wiesbaden 2003, ISBN 3-8244-4534-4 (zugl. Univ. Dissertation Berlin 2003)
  • Georg Seeßlen: Der pornographische Film. Ullstein, Berlin 1994, ISBN 3-548-35291-X
  • Linda Williams: Hard Core. Macht, Lust und die Traditionen des pornographischen Films. Stroemfeld, Frankfurt/M. 1995, ISBN 3-86109-103-8
  • Linda Williams (Hrsg.): Porn studies. Duke University Press, Durham 2005, ISBN 0-8223-3312-0
  • Arthur Maria Rabenalt: Die perforierte Unzucht. Geschichte des Pornofilms. Bastei Lübbe, Bergisch Gladbach 1982, ISBN 3-404-60065-7
  • Stefan Rechmeier: Das etwas humorvolle Lexikon des deutschen Erotikfilms. Wo der Wildbach durch das Höschen rauscht. MPW, Hille 2005, ISBN 3-931608-66-2 (Trotz des Titels wird auch das Hardcore-Genre umfassend abgedeckt)

Weblinks

Quellennachweise

  1. Paolo Caneppele: Die erotischen Anfänge der Kinematographie. In: Michael Achenbach, Paolo Caneppele, Ernst Kieninger: Projektionen der Sehnsucht – Saturn. Die erotischen Anfänge der österreichischen Kinematographie. Verlag Filmarchiv Austria, Wien 1999, S. 16
  2. Stephen Bottomore, Stephen Herbert & Luke McKernan (Hg.). Léar (Albert Kirchner). Who's Who of Victorian Cinema (British Film Institute) 1996
  3. Stephen Bottomore, Stephen Herbert & Luke McKernan (Hg.). Eugène Pirou. Who's Who of Victorian Cinema (British Film Institute) 1996
  4. Caneppele, S. 12
  5. John Hagan: L'érotisme au cinéma des premiers temps. In: Les cahiers de la cinémathèque. Nr. 29, Winter 1979, S. 73; In: Paolo Caneppele: Die erotischen Anfänge der Kinematographie. In: Canappele, S. 16
  6. Bozner Zeitung, Nr. 297, 30. Dezember 1898; In: Caneppele, S. 20
  7. Brixener Chronik, Nr. 57, 14. Mai 1910, S. 10: Internationales Vorgehen gegen die Pornographie. In: Canappele, S. 30
  8. Caneppele, S. 28
  9. Patrick Robertson. Film Facts. Billboard Books, Dezember 2001. S. 256. ISBN 0-8230-7943-0
  10. Canappele, S. 31
  11. a b c Richard Corliss. That Old Feeling: When Porno Was Chic. Time magazine. 29. März 2005
  12. Rachel Mehendale. Is porn a problem?. The Daily Texan. 9. Februar 2006. S. 17, 22.
  13. Roger Edmonson, Cal Culver & Casey Donovan. Boy in the Sand: Casey Donovan, All-American Sex Star. Alyson Books. Oktober 1998. S. 264. ISBN 1-55583-457-4
  14. Eric Schaefer. Dirty Little Secrets: Scholars, Archivists, and Dirty Movies. The Moving Image 5,2. Herbst 2005. S. 79-105
  15. Simon Hattenstone. After 33 years, Deep Throat, the film that shocked the US, gets its first British showing. The Guardian. 11. Juni 2005.
  16. Porn film on 'landmark 100' list. BBC News. 5. Oktober 2006
  17. spiegel.de: „Das Ende des Pornofilm-Verleihs“, 13. Februar 2007
  18. Stephen Lemons: „Sex with latex“, 21. Juli 2000
  19. LA Daily News: „Safety urged on the sex set“, 17. August 2004

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