Porphyrkegel

Porphyrkegel
Nach Alexander von Humboldt ist der Hohe Parkstein der „schönste Basaltkegel Europas“
Nationaler Geotop „Druidenstein“

Ein Basaltkegel ist ein wissenschaftshistorischer Begriff, der umgangssprachlich noch verwendet wird. Er beschreibt das durch Verwitterung freigelegte, widerstandsfähige Basaltgestein im Innern eines erloschen Vulkans, das als Härtling die umgebende Landschaft überragt. In den Geowissenschaften wird Basaltkegel als Fachbegriff nicht mehr verwendet. Dies gilt auch für ähnliche Begriffe wie Phonolithkegel oder Porphyrkegel.

Solche Kegelberge entstanden, als Magma aus dem Erdinneren aufstieg und nahe der Erdoberfläche erstarrte.[1] Meist handelt es sich um Gestein, das am Ende der Fördertätigkeit im Schlot eines Vulkans erstarrte. Der ursprüngliche Kegelberg wurde im Laufe der Zeit durch die Abtragung der umgebenden weicheren Materialien durch Erosion zerstört, und der obere Teil des Gesteinskerns wurde auf diese Weise freigelegt.

Besonders häufig kommen sie in Mittelgebirgen vor, so etwa Basaltkegel im Steinwald, der Hohen Rhön[2] und den Kasseler Bergen[3] und im Böhmischen Mittelgebirge, aber auch einzeln wie z. B. beim Druidenstein.

Inhaltsverzeichnis

Begriff

Der Begriff wird vor allem umgangssprachlich als Eigen- und Beiname benutzt, insbesondere wenn es sich um eine Landmarke, ein Wahrzeichen oder ein Geotop handelt, wie z. B. den Hohen Parkstein[1], den Rauhen Kulm oder den Badacsony am Balaton.[4] In der touristisch orientierten Darstellung von Landschaften werden solche Begriffe heute noch gern verwendet.[5][6]

In den Geowissenschaften wird heute von Kegelberg gesprochen, gegebenenfalls mit einem auf die Gesteinsart verweisenden Zusatz oder einen Hinweis auf seine vulkanische Herkunft. So wird der Begriff meist durch eine die Entstehung oder das Gestein genauer beschreibende Bezeichnung ersetzt, so etwa Quellkuppe, Stock oder Schlotfüllung. Neben Basalt bilden auch andere vulkanische Gesteine kegel- und kuppelförmige Erhebungen, so etwa Phonolith und Porphyr.

Verallgemeinerung des Begriffs „Basaltkegel“

Die umgangssprachliche Verallgemeinerung kann deshalb als notwendig erachtet werden, weil die Unterscheidung von Eruptionsgesteinen für den Laien kaum möglich und „Basalt“ ein üblicherweise bekanntes Wort ist. Ein prominentes Beispiel für die abstrakte Verwendung des Begriffs „Basaltkegel“ liefert Bernhard von Cotta. Dieser führte zur Erklärung von Erstarrungs- und Eruptivgesteinen 1867 u.a. aus: „Nichts liegt näher, als dergleichen meist isolirt stehende Basalt- und Trachytkegel für die freigespülten inneren Kerne von Vulkanen zu halten“.[7] Dieser historische Bezug kann als Hinweis dafür verstanden werden, obwohl die konkrete petrographische Unterscheidung bei den Vulkaniten zu jener Zeit schon so ausgeprägt war, dass der Basalt als Überbegriff in gängiger Anwendung verwendet wurde.

Geschichte

Böhmische Geologen des 19. und 20. Jahrhunderts bevorzugten häufig konkrete Termini wie z. B. Phonolithkegel. Der führende Basaltforscher Böhmens im 19. Jahrhundert, Emanuel Bořický, wendet den Terminus Basaltkegel gezielt bei Eruptionskernen mit Säulenausprägung an. Dazu führt er 1873 aus: „Bergkegeln, die, aus vertikalen oder gegen die Bergachse mehr weniger geneigten, in die Tiefe eingreifenden Säulen bestehend, als Hervorragungen...anzusehen sind, ... bilden die gewöhnliche tektonische Form für die in den Randzonen des linken Elbufers und nahe dem rechten Elbeufer befindlichen Basaltvarietäten, während in den vom Elbeufer entfernteren Basaltbergen und Basaltkegelketten der nord- und südöstlichen Randzonen die mauerähnlichen, aus horizontalen Säulen aufgebauten Gänge als Fortsetzung in die Tiefe erscheinen. Basaltkegel letzterer Art sind theils durch eine wallähnliche, zackige Erhebung des Bodens mit Hervorragungen kleiner Basalthügel verbunden, ...[8]

Goethe bezeichnet anhand seiner Beobachtungen im Siebengebirge den Basaltkegel als „typische Bergform des Basalts“.[9] Die historische Bedeutung dieses Begriffes geht auf den Neptunistenstreit zurück, in dessen Zentrum die Entstehungsweise des Basalts stand. Nachdem Nicolas Desmarest die vulkanische Herkunft des Basaltes 1771 erstmals wissenschaftlich beschrieb, wandten sich namhafte Geowissenschaftler der Zeit dagegen und argumentierten zu Gunsten einer Sedimenttheorie (Neptunismus/Plutonismus). Es kam zu einer scharfen öffentlichen Kontroverse zwischen Abraham Gottlob Werner, Johann Carl Wilhelm Voigt, Johann Friedrich Wilhelm Widenmann und anderen. Um einen Kompromiss bemühten sich u.a. Alexander von Humboldt und Johann Wolfgang von Goethe. Die Kontroverse lenkte zeitweilig das Interesse von naturwissenschaftlich orientierten Kreisen auf dieses Gestein und seine Erscheinungsformen in der Landschaft. Die Annahme einer neptunistischen Entstehung von Basalt wurde durch die Reisen Leopold von Buch's in die Auvergne in den Jahren 1802 sowie 1815 endgültig und anerkannt widerlegt.[10]

Siehe auch

Einzelnachweis

  1. a b Basaltkegel Hoher Parkstein. Bayerisches Landesamt für Umwelt
  2. Guido Bauernschmitt: Gedanken zur Erweiterung des Biosphärenreservats Rhön. In: Das Biosphärenreservat Rhön verändert sich. Beiträge Region und Nachhaltigkeit, 4/2007
  3. Raumtypologie. Regierungspräsidium Kassel - Landschaftsrahmenplan Nordhessen
  4. Anja Bretzler: Exkursion „Hydro- und Umweltgeologie Mitteleuropas“. Exkursionsbericht TU Bergakademie Freiberg
  5. Berthold Weber: Der Rauhe Kulm. Vereinigung der Freunde der Mineralogie und Geologie, Bezirksgruppe Weiden
  6. Der Basaltkegel "Druidenstein" bei Kirchen/Sieg.
  7. Bernhard von Cotta: Die Geologie der Gegenwart. Leipzig (J.J. Weber) 1867, S. 49
  8. Emanuel Bořický: Die Arbeiten der geologischen Abtheilung der Landesdurchforschung von Böhmen, II. Theil, Petrographische Studien an den Basaltgesteinen Böhmens. Prag (Řivnač) 1873, S. 212-213
  9. J.W.v.Goethe. Zur Naturwissenschaft überhaupt. Mineralogie und Geologie. I. Theil. In:Goethes Werke, Weimarer Ausgabe, Abth. II, Bd. 9. Weimar (Herm. Böhlau Nachf) 1892 S. 1-306
  10. Otfried Wagenbreth: Geschichte der Geologie in Deutschland. Stuttgart (Enke) 1999 S. 36-39

Weblinks


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