Porsche 906 Carrera 6

Porsche 906 Carrera 6
Porsche
906
Hersteller: Porsche
Produktionszeitraum: 1966
Klasse: Rennwagen
Karosserieversionen: Coupé
Motoren: 2,0 l Boxermotor, 161–168 kW
Länge: 4113 mm
Breite: 1680 mm
Höhe: 980 mm
Radstand: 2300 mm
Leergewicht: 675 (Coupé) kg
Vorgängermodell: Porsche 904
Nachfolgemodell: Porsche 910

Der Porsche 906 wurde von der Dr.-Ing. h. c. F. Porsche KG offiziell als Carrera 6 vertrieben. Dies geschah, wie schon bei Porsche 904 (Carrera GTS) und Porsche 911 (ursprünglich 901) aufgrund der Namensrechte von Peugeot bei Straßenfahrzeugen. Der Carrera 6 war der letzte Rennsportwagen von Porsche, der auch für die Zulassung im Straßenverkehr vorgesehen war.

Im Frühjahr 1966 wurden bereits die ersten von insgesamt 65 Fahrzeugen an Kunden ausgeliefert (Preis: 45.000 DM), während das Werk noch an Gewichtseinsparung, Fahrwerksverbesserung und Optimierung des Motors arbeitete. Werksseitig wurde der Wagen nur 1966 in Rennen eingesetzt, sowohl in der Sportwagenklasse mit dem Zweiliter-Sechszylinder als auch bei den Prototypen, wobei Neuerungen getestet werden konnten. Auch eingesetzt wurde ein 2.2 Liter großer Achtzylinder, der auf dem Motor des Formel-1-Porsche 804 von 1962 basierte.

Inhaltsverzeichnis

Entwicklung

Unter Ferdinand Piëch wurde das Chassis des 906 komplett neu entwickelt, mit Gitterrohrrahmen wie beim 550 A. Seitentanks und dadurch bedingte hohe Seitenschweller machten Flügeltüren wie beim Mercedes-Benz 300 SL nötig. Das Dach lief (hinter den Sitzen aus Plexiglas) leicht geneigt bis zum hinteren Ende des Wagens, das in sogenannter K-Form abriss, und überdeckte den Motor, der über seitliche Schlitze die nötige Luft erhielt. Vorn links und rechts hatte der Carrera 6 kleine Spoiler, die die Vorderachse an den Boden drückten. Im Vergleich zum 904 war die Kunststoff-Karosserie nicht mehr mittragend und somit leichter als beim Vorgänger. Um das Homologationsgewicht von 580 kg zu erreichen, wurde allerdings auch Titan und Magnesium eingesetzt. Lediglich die relativ schweren Stahl-Aluminium-Felgen mit Dunlop-Rennreifen der Größe 5.50–15 verschlechterten das Leistungsgewicht. (Noch 1966 entwickelte Porsche deshalb einen Nachfolger mit 13-Zoll-Felgen wie in der F1, den Porsche 910.)

Der Carrera 6 wurde mit einem aus dem Porsche 911 weiterentwickelten Sechszylinder-2,0-Liter-Rennmotor (Typ 901/20) ausgestattet, der ca. 161 kW (220 PS) leistete. Das Motorgehäuse war aus Elektron, die Pleuel aus Titan geschmiedet, die Zylinderköpfe aus Leichtmetall, sodass der Rennmotor einschließlich weiterer Maßnahmen zur Gewichtsreduzierung 54 kg weniger wog als das Serienaggregat. Die zahlreichen Kundenfahrzeuge hatten generell Vergasermotoren, nur die Werksrennfahrzeuge erhielten den ca. 168 kW (230 PS) starken Einspritzmotor. Diese erreichten in der im Windkanal getesteten Langheckversion 1966 bei den 24 Stunden von Le Mans eine Höchstgeschwindigkeit von 280 km/h. Zudem wurde bei einigen Rennen der Achtzylinder eingesetzt (270 PS bei 8500/min).

Rennhistorie

Bei seinem Debüt im 24-Stunden-Rennen von Daytona in Florida erzielte der Carrera 6 auf Anhieb den sechsten Platz im Gesamtklassement und den Klassensieg bis 2,0 Liter. Gesamtsiege waren auf normalen Rennstrecken gegen die Siebenliter-Ford GT40 und Vierliter-Ferrari 330P3 mit ihren deutlich größeren Motoren fast unmöglich.

Beim 12-Stunden-Rennen von Sebring wurden Hans Herrmann/Gerhard Mitter Vierte und Klassensieger gegen den Ferrari Dino 206S, der auch in einer Kleinserie gebaut werden sollte. Der vierte Platz konnte bei den schnellen 1000 km Monza wiederholt werden.

Ein wichtiger Erfolg war der erneute Gesamtsieg bei der Targa Florio. Willy Mairesse/Herbert Müller erzielten diesen Sieg mit einem Semi-Werkswagen der Sportwagenklasse, den die private Scuderia Filipinetti eingesetzt hatte. Damit konnten die Unfälle der drei Werkswagen ausgeglichen und die Ferrari erneut geschlagen werden.

Die 1000 km Spa wurden zum Debakel. Auch die heimischen 1000 km Nürburgring waren kein Erfolg, weniger wegen des Gesamtsieges des Chaparral, sondern durch die Erzrivalen Ferrari Dino, die mit Platz 2 und 3 die Porsche und auch Ford schlugen.

Bei den 24 Stunden von Le Mans 1966[1] wurden hinter drei Ford GT40 die Plätze 4 bis 7 belegt und die Klassensiege in beiden 2-Liter-Klassen errungen. Damit hatte man erstmals in Le Mans die jahrelang dominierenden großen V12-Ferrari geschlagen.

Der erste Große Preis von Hockenheim auf dem umgebauten Hockenheimring wurde in Abwesenheit starker Konkurrenten zu einer Parade von einem knappen Dutzend 906, davon sechs auf den ersten Plätzen[2][3], wobei das Werk in den drei Einspritzer-Werkswagen von Gerhard Mitter (Poleposition und beide Laufsiege), Günter Klass (schnellste Runde) und Hans Herrmann Verbesserungen testete.

Im Bergrennen von Siders nach Crans-Montana in der Schweiz setzte Porsche erstmals den neuen Porsche 910 ein, aber der Ferrari Dino Prototyp von Ludovico Scarfiotti konnte sechs Porsche auf die Plätze verweisen. Trotzdem wurde Mitter ungefährdet Europameister[4].

In beiden Zweiliterklassen gewann der 906 die WM-Titel.[5]

Technische Daten

Porsche 906 beim Oldtimer-Festival 2008 im Fahrerlager des Nürburgrings
Porsche 906 hinter einem japanischen Prince R380 in Fuji, 1966 oder 1967 beim Großer Preis von Japan

Vom Werk wurden auch diverse Varianten mit Benzineinspritzung erprobt, die ca. 230 PS entwickelten, sowie der Achtzylinder mit ca. 270PS, welcher insbesondere bei Bergrennen zum Einsatz kam.

Porsche Carrera 6 Daten
Motor:  6-Zylinder-Boxermotor (Viertakt), als Mittelmotor eingebaut
Hubraum:  1991 cm³
Bohrung × Hub:  80 × 66 mm
Leistung bei 1/min:  162 kW (220 PS) bei 8000
Max. Drehmoment bei 1/min:  206 Nm (21 mkp) bei 6400
Verdichtung:  10,3 : 1
Ventilsteuerung:  je eine obenliegende Nockenwelle, angetrieben durch Kette
Kühlung:  Luftkühlung
Getriebe:  5-Gang-Getriebe und ZF-Sperrdifferenzial; Hinterradantrieb
Radaufhängung vorn:  Doppelquerlenker mit Stabilisator
Radaufhängung hinten:  schräg angestellte Querlenker mit Stabilisator und Führung durch Längsstreben
Federung vorn und hinten:  Schraubenfedern mit Teleskopstoßdämpfern
Karosserie:  Gitterrohrrahmen mit Kunststoffkarosserie
Spurweite vorn/hinten:  1338/1402 mm
Radstand 2300 mm
Reifen/Felgen:  Dunlop-Rennreifen 5.50 – 15
Länge:  Coupé 4113 mm, Langheck 4600 mm
Leergewicht Coupé ca. 675 kg, Langheck ca. 710 kg
Höchstgeschwindigkeit:  280 km/h (Langheck)

Einzelnachweise

  1. http://www.wspr-racing.com/wspr/results/wscc/ms1966.html#7
  2. http://wsrp.ic.cz/wsc1966.html#10
  3. http://www.wspr-racing.com/wspr/results/wscc/ms1966.html#10
  4. http://www.imca-slotracing.com/QUIZZ4.htm
  5. http://www.vpracing.com/Poster_Archives/1960/66023l.jpg

Literatur

  • Schneider, Peter: „Typenkompass Porsche. Renn- und Rennsportwagen seit 1948“, Motorbuch Verlag, Stuttgart 2003, ISBN 3-613-02300-8
  • Boschen/Barth: „Das große Buch der Porschetypen“, Motorbuch Verlag, Stuttgart 1994, ISBN 3-613-01284-7
  • Richard von Frankenberg: „Die ungewöhnliche Geschichte des Hauses Porsche“, Motorbuch Verlag, Stuttgart 1969

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