Praetextatus

Praetextatus

Vettius Agorius Praetextatus (* ca. 310; † 384) war ein spätantiker römischer Senator und zusammen mit Symmachus und Virius Nicomachus Flavianus eine der führenden Persönlichkeiten der heidnisch-stadtrömischen Senatsaristokratie im späten 4. Jahrhundert.

Leben

Praetextatus, dessen Vorfahren spätestens seit der Zeit Konstantins hohe öffentliche Ämter bekleideten, wurde vielleicht in Rom geboren. Er war ein vehementer Verfechter der traditionellen Götterkulte gegen das Christentum und trat besonders für die östlichen Mysterienkulte ein. In mehreren von ihnen war er auch eingeweiht, was in seiner Grabinschrift noch einmal explizit betont wird. Dennoch wurde er, nachdem er 362 bis 364 Prokonsul von Achaia war, 367 von Kaiser Valentinian I., der sich in Religionsfragen aber ohnehin tolerant verhielt, zum Stadtpräfekten von Rom ernannt. In dieser Funktion bewies er durchaus Neutralität gegenüber Christen und Heiden: So schlichtete er den seit 366 andauernden Streit um den römischen Bischofssitz zwischen Damasus und Ursinus, wobei es teils zu regelrechten Straßenkämpfen gekommen war, zugunsten des Damasus und beendete damit die Unruhen in der Stadt. Ansonsten äußerte er sich aber teils recht abschätzig gegenüber den Christen und neigte zu einer kämpferischen Überbetonung der heidnischen Kulte.

Praetextatus war hochgebildet und übersetzte griechische Texte ins Lateinische. Ebenso betrieb er in Rom eine rege Baupolitik und erneuerte heidnische Tempelbauten. Ammianus Marcellinus berichtet voller Bewunderung über die seiner Ansicht nach tadellose Amtsführung des Praetextatus (Ammian 27,9,8–10); in höchsten Tönen lobte ihn auch sein Freund Symmachus.

384 wurde Praetextatus praefectus praetorio Italiae, Illyrici et Africae, womit er einen der höchsten Zivilposten im spätrömischen Reich bekleidete. Im Jahr darauf sollte er das Konsulat bekleiden, doch verstarb er bereits im Herbst 384. An seiner Stelle wurde der Heermeister Bauto Konsul. Praetextatus’ Frau, Fabia Aconia Paulina, mit der er 40 Jahre verheiratet war, verstarb 385. Der Name ihres Kindes ist unbekannt, doch errichtete es eine Inschrift.

Praetextatus war einer der bedeutendsten Senatoren seiner Zeit und einer der wichtigsten Vertreter der heidnisch-römischen Senatsopposition gegen die christlichen Kaiser. Er war auch ein Mitglied des so genannten Symmachuskreises, was auch in den Saturnalia des Macrobius zum Ausdruck kommt (Macrobius lässt die Handlung im Haus des Praetextatus spielen), und genoss ein enormes Ansehen, sodass nach seinem Tod ihm zu Ehren eine Gedächtnisstatue auf dem Forum Romanum errichtet wurde – eine für Senatoren höchst seltene Ehre.

Literatur

  • Herbert Bloch: The Pagan Revival in the West at the End of the Fourth Century. In: Arnaldo Momigliano (Hrsg.), The Conflict Between Paganism and Christianity in the Fourth Century. Oxford 1963, S. 193–218.
  • Arnold Hugh Martin Jones, John Martindale, John Morris: The Prosopography of the Later Roman Empire. Bd. 1. Cambridge 1971, S. 722–724.
  • Maijastina Kahlos: Vettius Agorius Praetextatus. A senatorial life in between. Institutum Romanum Finlandiae, Rom 2002, ISBN 952-532305-6 (Acta Instituti Romani Finlandiae, 26).

Weblinks


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