Prawy

Prawy

Marcel Prawy (* 29. Dezember 1911 in Wien; † 23. Februar 2003 ebenda; eigentlich Marcell Horace Frydman, Ritter von Prawy) war ein österreichischer Dramaturg, Opernkenner und Opernkritiker.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Marcel Prawy stammte aus einer jüdischen Hofbeamtenfamilie, die 1899 mit seinem Großvater Dr. Marcell Frydmann den österreichischen Adels- bzw. Ritterstand erlangt hatte. Sein Vater Richard Frydmann war Ministerialrat am Verwaltungsgericht. Seine Mutter nahm sich nach dem Ersten Weltkrieg das Leben, nachdem Gerüchte nicht verstummten, dass Friedmann nicht der Vater von Prawys Schwester Edith sei. In der Folge wurde der junge Prawy in die Tschechoslowakei zu seiner Tante, einer Baronesse gebracht. Als sein Vater wieder heiratete, kam er wieder nach Wien. Er studierte Rechtswissenschaften (Promotion zum Dr. jur.), absolvierte aber immer wieder auch musikwissenschaftliche Vorlesungen bei Egon Wellesz und war jahrelang Stammgast im legendären Stehparterre der Wiener Staatsoper. Seine Leidenschaft gehörte also schon früh der Oper. Als Privatsekretär des Tenors Jan Kiepura 1939 mit dessen Familie über Italien in die USA ausgewandert, konnte er der Verfolgung durch das nationalsozialistische Regime entkommen. Auch seinen Vater holte er in die Vereinigten Staaten nach, während seine Schwester Edith, die im Jahre 2007 in Denver starb, aus freien Stücken in Wien blieb, wo sie teilweise im Untergrund lebte. Im Exil änderte er seinen Namen auf Anraten Kipuras von Frydmann auf Prawy.

Nach dem Zweiten Weltkrieg kam er 1946 als US-Soldat (Kulturoffizier) wieder nach Wien. So brachte Prawy das Musical (Kiss Me, Kate) nach Wien, was dort anfangs auf großen Widerstand stieß, da man mit der Einführung des US-amerikanischen Musicals das Ende der heimischen Operette befürchtete. Prawy hatte dennoch Erfolg und gilt deshalb als derjenige, der das Musical in deutscher Sprache hoffähig machte. In der Folge brachte er noch andere Übersetzungen seines Freundes Leonard Bernstein an die Wiener Bühnen.

1950 quittierte er den Dienst bei den US-Streitkräften und wurde Schallplattenproduzent und Veranstalter von Musikabenden im Kosmos-Kino. Ab 1955 war Prawy Dramaturg an der Wiener Volksoper. 1972 sollte er Operndirektor der Wiener Staatsoper werden, der damalige Minister Leopold Gratz zog aber Rudolf Gamsjäger vor. Er wurde „nur“ Chefdramaturg des Opernhauses.

In den Jahren 1976 bis 1982 war Prawy Professor an der Wiener Musikhochschule und Lektor für Theaterwissenschaft an der Universität Wien, sowie Gastprofessor an zahlreichen amerikanischen und japanischen Universitäten. Er wurde durch großartige Fernseh- und Rundfunksendungen, in denen er mit unvergleichlicher Werkkenntnis und wunderbarem Humor seine Zuhörer und -seher in die Welt des Musiktheaters einführte, bekannt. Marcel Prawy war auch mit vielen prominenten Sängern und Musikern wie zum Beispiel Plácido Domingo, Leonard Bernstein oder Robert Stolz befreundet. 1998 wurde ihm die Platin Romy für sein Lebenswerk verliehen. 2001 erhielt er den Goldenen Rathausmann der Stadt Wien.

Seine besondere Liebe galt den Werken Richard Wagners. In seinem Buch „Nun sei bedankt …“ Mein Richard-Wagner-Buch fand die Verehrung zu Wagner einen außergewöhnlich emotionalen Ausdruck.

Die letzten zehn Lebensjahre wohnte er in unmittelbarer Nähe der Staatsoper im Hotel Sacher. Begraben liegt Marcel Prawy am Wiener Zentralfriedhof (Gruppe 33 G, Nummer 32) in einem Ehrengrab der Stadt Wien.

Seine umfangreiche Sammlung von Musikdokumenten, die sich unter anderem in legendär gewordenen Billa-Plastiksackerln befand, wurde der Stadt Wien vermacht. Kaum jemandem gelang es, so eindrucksvoll die Oper zu schildern, wie ihm. So wurde Prawy als Opernführer der Nation zur Institution der Wiener Oper.

Anekdotisches

Die Zusammenarbeit mit dem polnischen Tenor Jan Kiepura kam angeblich so zustande. Kiepura hatte rechtliche Probleme mit diversen Verträgen gehabt. Als er von dem jungen, opernbegeisterten Juristen Prawy hörte, sprach er diesen in der Wiener Staatsoper an: „Sprechen Sie französisch?“. „Ja.“ „Sprechen Sie italienisch?“ „Ja.“ „Sprechen Sie polnisch?“ „Nein, aber in zwei Wochen kann ich’s lernen.“ „Lernen Sie. Wollen Sie mein Sekretär werden?“

Prawy beherrschte sechs Sprachen: Deutsch, Englisch, Französisch, Italienisch, Spanisch und Polnisch

Literatur

  • Marcel Prawy: Marcel Prawy erzählt aus seinem Leben. Kremayr & Scheriau, Wien 1966, ISBN 3-21800-690-2.
  • Marcel Prawy: „Nun sei bedankt …“ Mein Richard-Wagner-Buch. Goldmann, München 1983, ISBN 3-442-10191-3.
  • Otto Schwarz: Marcel Prawy – Ein großes Leben neu erzählt. Amalthea, Oktober 2006, ISBN 3-85002-573-X.
  • Christoph Wagner-Trenkwitz, Thomas Trabitsch (Hrsg.): Marcel Prawy. Glück, das mir verblieb. Brandstätter, Wien 2002, ISBN 3-85498-174-0.

Weblinks


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