- Pressgang
-
Schanghaien (auch Pressen) bezeichnet in der Seemannssprache das gewaltsame Rekrutieren von Seeleuten.
Inhaltsverzeichnis
Verbreitung
In europäischen und nordamerikanischen Häfen (besonders aber in britischen) des 18. und 19. Jahrhunderts musste damit gerechnet werden: Presskommandos (manchmal Pressgangs genannt), bewaffnete Bootsbesatzungen, rekrutierten und vervollständigten die Mannschaft von Kriegsschiffen, indem sie Hafenviertel, zumal Seemannskneipen und Bordelle durchkämmten und mit Gewalt alle aufgriffen, derer sie habhaft werden konnten. Für die Verschleppten war das bürgerliche Leben damit zumeist zu Ende. Es blieben ihnen nur zwei Möglichkeiten, sich entweder an Bord nachträglich freiwillig zu melden und damit doch noch das Werbegeld zu bekommen, oder sich als gepresst eintragen zu lassen und kein Werbegeld zu bekommen. In den USA waren Portland (Oregon) und in England London berüchtigt dafür, aber auch in Hamburg wurde schanghait, wie Knigge es in seiner Geschichte Peter Clausens[1] darstellt.
Nicht selten wurden durch Schanghaien auch Besatzungen von Handelsschiffen ergänzt. Seeleute wurden durch Alkohol oder Niederschlagen betäubt, an Bord gebracht, unter Deck versteckt und erst an Deck gebracht, wenn das Schiff die offene See erreicht hatte.
Bis ins 18. Jahrhundert wurden durch Pressung Soldaten auch für Heeresdienste an Land gezwungen; die preußischen Werber waren gefürchtet. Mit der Einführung des Meldewesens im 19. Jahrhundert wurde dies obsolet, weil nun Soldaten behördlich einberufen werden konnten.
Wortgeschichte
Der Ausdruck entstand wohl um die Mitte des 19. Jahrhunderts und wurde aus dem Slang US-amerikanischer Matrosen ins Deutsche übernommen.[2] Aus Schanghai, seit den 1840er-Jahren der wichtigste Hafen Ostasiens,[3] kamen besonders viele Schiffe (die „Kuli-Klipper“) mit chinesischen Zwangsarbeitern für den Abbau von Guano an der südamerikanischen Küste, für die Farmarbeit in den USA und für den Bau des Panamakanals.[4] Der erste schriftliche Nachweis für den englischen Begriff stammt aus der New York Tribune vom 1. März 1871. Dieser Beleg im Oxford English Dictionary lässt offen, ob die Zwangsarbeit bereits an Bord begann oder der Transport zur Zwangsarbeit gemeint war: "And before that time they would have been drugged, shanghaied, and taken away from all means of making complaints", "und zuvor wären sie betäubt, schanghait und von allen Möglichkeiten, sich zu beschweren, ferngehalten worden".[5][6] Für eine online zitierte erste Nennung 1854 [7] oder 1855–1860 [8] fehlen online nachprüfbare Belege.
Siehe auch
Anmerkungen
- ↑ (Bd. I, Riga 1783, S. 239 ff.)
- ↑ Dietmar Bartz: Seemannssprache. Von Tampen, Pütz und Wanten. Delius Klasing, Bielefeld 2007, ISBN 978-3-7688-1933-6, S. 230 f.
- ↑ Schanghai#Geschichte
- ↑ Wolfram Claviez: Seemännisches Wörterbuch. Delius Klasing, Bielefeld 1973, ISBN 3-7688-0166-7, S. 297
- ↑ Oxford English Dictionary, 2nd ed., s.v. shanghai
- ↑ Bartz S. 231
- ↑ Online Etymology Dictionary
- ↑ [1] [2]
Wikimedia Foundation.