Procapra gutturosa

Procapra gutturosa
Mongolische Gazelle

Mongolische Gazelle (Procapra gutturosa)

Systematik
Ordnung: Paarhufer (Artiodactyla)
Unterordnung: Wiederkäuer (Ruminantia)
Familie: Hornträger (Bovidae)
Unterfamilie: Gazellenartige (Antilopinae)
Gattung: Kurzschwanzgazellen (Procapra)
Art: Mongolische Gazelle
Wissenschaftlicher Name
Procapra gutturosa
Pocock, 1918

Die Mongolische Gazelle oder Mongoleigazelle (Procapra gutturosa) ist eine Art der zentralasiatischen Kurzschwanzgazellen (Procapra) und gehört zur Untergattung Prodorcas. Gelegentlich wird sie auch Dseren genannt. Die beiden anderen Arten der Kurzschwanzgazellen sind die Tibetgazelle (Procapra picticaudata) und die Przewalski-Gazelle (Procapra przewalski).

Inhaltsverzeichnis

Aussehen

Die Mongolische Gazelle gleicht den anderen Arten der Gattung Procapra, ist allerdings etwas größer und gedrungener als diese. Sie erreicht ein Gewicht von bis zu 40 kg und eine Schulterhöhe von etwa 75 cm. Das Fell dieser Art ist oben blass-orange mit rötlichen Seiten. Im Winter sind die Tiere generell blasser als im Sommer. Wie die anderen beiden Arten auch hat sie eine weiße Unterseite. Die Böcke besitzen einen Kropf und eine ausstülpbare Maulblase, ähnlich wie der Dromedarhengst. Die Hörner, die ebenfalls nur die Böcke aufweisen, sind mit knapp 20 cm weniger lang als bei anderen Kurzschwanzgazellen und nicht am Ende nach oben oder innen geschwungen wie bei Tibet- oder Przewalskigazellen.

Unterarten

Man unterscheidet keine geographischen Formen der Mongoleigazelle. Eine vorgeschlagene Unterart des Altai Procapra gutturosa altaica unterscheidet sich äußerlich nicht von anderen Populationen und kann nicht akzeptiert werden.

Verbreitungsgebiet

Die Mongoleigazelle ist ein Bewohner der zentralasiatischen Steppengebiete. Ihr Verbreitungsgebiet erstreckte sich noch zu Anfang des 20. Jahrhunderts vom Irtysch-Tal in Nordostkasachstan ostwärts über die meisten Gebiete der Mongolei und über acht Provinzen Nordchinas (Sinkiang, Gansu, Ningxia, Hebei, Shaanxi, Innere Mongolei, Heilongjiang und Jilin) bis in die Ebenen von Peking. Im Gebiet des heutigen Russland gab es ursprünglich drei Vorkommen, alle im Grenzgebiet zur Mongolei. Eines in der Tschuja-Steppe der Kosch-Agatsch-Region im Altai, ein weiteres im Südteil der autonomen Provinz Tuwa südlich des Tannu-ola-Gebirges und ein drittes im südöstlichen Steppen Transbaikaliens zwischen den Flüssen Onon und Argun. Hier erreichten sie 50 Grad nördlicher Breite. Heute kommen sie in Russland nur noch im letzten der drei Gebiete als sporadische Gäste vor. Seit 1950 ist die Art südlich der Chinesischen Mauer ausgestorben und die letzten Vorkommen in Kasachstan sind ebenfalls erloschen. In China leben die Tiere heute nur noch in der Inneren Mongolei, in einem schmalen Streifen an der Grenze zur Mongolei. Im größten Teil des früheren mongolischen Verbreitungsgebietes sind sie ebenfalls ausgestorben. Man findet sie fast nur noch in den östlichen Provinzen Dornod, Süchbaatar, Chentii, Dorno-Gobi (Ost-Gobi) und Ömnö-Gobi (Süd-Gobi); kleine Restpopulationen halten sich darüber hinaus noch in Dund-Gobi (Mittel-Gobi), Öwörchangai, Bajanchongor, Gobi-Altai und Zawchan von 42 Grad 30’ bis 50 Grad 20’ N und 92 Grad 00’ bis 119 Grad 00’.

Bestand

In den 1940er Jahren gab es Schätzungen zufolge noch ca. 1,5 Millionen Mongoleigazellen und jährlich wurden 100 000 ihres Fleisches, ihrer Hörner und ihrer Haut wegen erlegt. Durch starke Bejagung verschwand sie aus den meisten Gebieten der westlichen und zentralen Mongolei. In Kasachstan, Tuwa und der Chuya-Steppe ist sie heute völlig ausgestorben. Nach Transbaikalien in Südsibirien wandern im Winter gelegentlich kleine Gruppen aus der angrenzenden Mongolei in die Steppen zwischen Onon und Arguni. 1993 wurde ihr Bestand auf 300.000 Tiere in der östlichen Mongolei und etwas weniger in den angrenzenden Teilen Chinas geschätzt. Nach anderen Quellen sollen im Jahr 1996 bzw. 2000 allein in der Mongolei die Bestände auf etwa 2 Millionen Tiere geschätzt worden sein.[1]

Lebensweise

Die Mongoleigazelle bewohnt typischerweise Ebenen oder leicht hügeliges Gelände in trockenen Steppenklimaten und Halbwüsten. Im Winter scheinen die Tiere vorwiegend tagaktiv zu sein, während sie im Sommer die Dämmerung bevorzugen. Auf der Suche nach Steppengräsern bewegen sich die Herden über große Distanzen und allein die saisonalen Weidegebiete können hunderte von Quadratkilometern umfassen. Zwischen diesen Weidegründen unternehmen die Herden darüber hinaus jedes Jahr im Frühling und Herbst weite Wanderungen, die oft hunderte von Kilometern betragen. Die Wege richten sich dabei nach den Wetterbedingungen und dem Nahrungsangebot. Mongoleigazellen bilden im Sommer meist Herden aus 20–30 und im Winter Herden aus etwa 100 Individuen. Während der Wanderungen und an günstigen Wintereinständen kann man aber auch auf Ansammlungen treffen, die aus tausenden von Tieren bestehen. Die trächtigen Weibchen sondern sich im Sommer oft in Gruppen von den Herden ab und kehren nach kurzer Zeit mit ihren Kitzen in die gemischten Verbände zurück. Die Paarungszeit fällt in den Spätherbst und Winter. Dann schwillt den Böcken die Kehle an und sie streiten um paarungswillige Weibchen. Nach einer Tragzeit von 186 Tagen wird ein einziges Kitz geworfen. Die Nahrung besteht vor allem aus Gräsern und wird durch andere Steppenpflanzen ergänzt.

Fußnoten

  1. Proposal for inclusion of species on the appendices of the Convention on the Conservation of Migratory Species of wild animals, S. 2

Literatur

  • Nowak R. M.: Walker´s Mammals of the World. Sixth Edition. The Johns Hopkins University Press, Baltimore, London, 1999, ISBN 0-8018-5789-9.
  • V. G. Heptner: Mammals of the Sowjet Union Vol. I Ungulates. Leiden, New York, 1989, ISBN 90-04-08874-1.
  • Lingen, H.: Großes Lexikon der Tiere. Lingen Verlag, Köln.
  • Macdonald D.: Die große Enzyklopädie der Säugetiere. Könemann Verlag in der Tandem Verlag GmbH, Königswinter, 2004, ISBN 3-8331-1006-6.

Weblinks


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