Projekt 667A

Projekt 667A
Daten
Herkunftsland UdSSR/Russland
Typ strategischer U-Kreuzer mit Interkontinentalraketen (SSBN)
Erste Einheit fertiggestellt 1967
Bauwerften Komsomolsk am Amur

Sewerodwinsk

Technische Daten
Länge 132 m
Breite 11,6 m
Tiefgang 8 m
Verdrängung (aufgetaucht) 7760 t
Verdrängung (getaucht) 9600 t
Geschwindigkeit

(über Wasser)

12 kn
Geschwindigkeit

(unter Wasser)

27 kn
Max. Tauchtiefe 400 m
Besatzung 120 Mann
Antrieb 2 Druckwasserreaktor;
2 Dampfturbinen mit je 52.000 PS
Seeausdauer 70 Tage
Bewaffnung 4 Torpedorohre 533 mm
2 Torpedorohre 400 mm
16 Interkontinentalraketen

Als Yankee-Klasse bezeichnete die NATO während des Kalten Krieges die sowjetischen SSBN-U-Boote, die in der Sowjetunion unter der Bezeichnung Projekt 667A entwickelt und gebaut wurden. Das verbesserte Projekt 667B wurde von der NATO als Delta-Klasse bezeichnet.

Inhaltsverzeichnis

Projekt 667A - Yankee-I-Klasse

Entwicklungsgeschichte

1958 begann das Entwicklungsbüro OKB-18 auf Befehl mit der Entwicklung eines neuen Typs von U-Booten mit ballistischen Raketen und nuklearem Antrieb, welcher das Projekt 658 (Hotel-Klasse) ersetzen sollte. Nachteile dieses alten Entwurfs waren die hohe Geräuschentwicklung, der unzuverlässige Kernreaktor sowie die Beschränkung der mitgeführten Raketen auf eine geringe Größe und ebenso geringe Anzahl, da bei der Hotel-Klasse die Raketen noch im Turmaufbau untergebracht waren. Der neue Entwurf sollte diese Nachteile nicht mehr aufweisen und wurde als Projekt 667 "Nawaga" bezeichnet. Anfangs wurden zwei Versionen entwickelt, von denen jedoch nur eine genehmigt wurde. Im weiteren Verlauf der Entwicklung stellte sich heraus, dass der genehmigte Entwurf einige Fehler aufwies und überarbeitet werden musste. Als Resultat entstand ein komplett neu konstruierter Typ unter der Bezeichnung Projekt 667A. 1962 war die Entwicklung abgeschlossen, sodass die Zustimmung zum Baubeginn durch die sowjetische Marineführung erfolgen konnte.

Das erste Boot der Yankee-Klasse, die K-137, wurde 1964 in Sewerodwinsk vom Stapel gelassen. Die Seeerprobung dieses Bootes dauerte bis zum Juli des Jahres 1967, sodass die K-137 noch im selben Jahr in Dienst gestellt werden konnte. Bis 1972 waren 34 Boote dieser Klasse in Dienst gestellt. Bauwerften waren Sewerodwinsk (Sewmasch-Werft) und Komsomolsk am Amur. Die Yankee-Klasse war mit dem D-5 Raketenkomplex ausgerüstet, welcher 16 Interkontinentalraketen des Typs R-27 (SS-N-5 "Serb") enthielt. Diese Raketen hatten eine Reichweite von 2400 km, was einen enormen Fortschritt gegenüber der auf der Hotel-Klasse verwendeten 600 km weit reichenden R-13 (SS-N-4 "Sark") darstellte. Von 1972 bis 1983 wurde die Klasse auf den neuen D-5U Raketenkomplex umgerüstet. Die neuen Raketen waren modifizierte R-27 mit einer Reichweite von 3200 km und Mehrfachsprengköpfen. Die umgerüsteten U-Boote wurden als Projekt 667AU bezeichnet.

Im Mai 1974 kollidierte ein Yankee-Boot der Klasse 667A mit dem amerikanischen Jagd-U-Boot USS Pintado (SSN-672), trug aber kaum Schäden davon. Ein weitaus gravierenderer Zwischenfall ereignete sich am 3. Oktober 1986 an Bord des 667AU-Bootes "K-219". Die Explosion einer Rakete in ihrem Silo entfachte ein Feuer und führte zu einer Dekompression der Reaktor-Kammer. Das Boot, welches sich 970 km östlich der Bermudas befand, konnte noch die Oberfläche erreichen, den Innenraum durchlüften sowie die Reaktoren herunterfahren. Das Boot wurde am 6. Oktober in Schlepp genommen, versank jedoch in einer Tiefe von 5.500 m. Vermutlich hatte Kapitän Igor Britanow das Schiff fluten lassen, um zu verhindern, dass die Besatzung wieder an das nicht mehr einsatzfähige Boot zurückkehren musste. Vier Seeleute verloren durch die Explosion und den Untergang ihr Leben. Spekulationen, die K-219 sei mit einem amerikanischen U-Boot kollidiert, setzte die US Navy in ein Statement entgegen. In diesem betonte die Navy, dass sie "jegliche Verantwortung für das Unglück, besonders den Zusammenstoss mit einem U-Boot der US Navy, sowie die Schuld an den Umständen, die zum endgültigen Verlust des Bootes führten, kategorisch abstreitet."

Design

Bei der Entwicklung legte man Wert auf Stromlinienförmigkeit. Im Vergleich zur Hotel-Klasse sind die horizontalen Tiefenruder am Turm angebracht. Der Rumpf ist zylindrisch geformt und in zehn Abteilungen gegliedert. Der Hüllendurchmesser beträgt an der breitesten Stelle des Bootes 9,4 m.

Der Hauptantrieb besteht aus zwei unabhängigen Einheiten (eine auf Backbord, eine auf Steuerbord), mit je einem Druckwasserreaktor und einer unabhängigen Dampfturbine. Die maximal mögliche Geschwindigkeit unter Wasser beträgt 27 kn, reduziert sich jedoch unter normalen Bedingungen auf 25 kn. Der Hilfsantrieb wird zum Torpedoabschuss und als Notfall-Generator genutzt. Zudem erhält er im aufgetauchten Zustand den Bereitschaftsstatus des Bootes.

Zur Geräuschreduzierung wurden neue, kavitationsarme Propeller entwickelt. Zudem überzog man den Druckkörper (die innere Hülle) mit einem Mantel aus Gummi, um die Geräuschabstrahlung zu minimieren. Die äußere Hülle erhielt ebenfalls einen geräuschschluckenden Überzug. Zur Entkopplung des Hauptantriebs verwendete man Gummimatten, die zwischen den Montagepunkten der Antriebsplattform und dem Druckkörper platziert wurden.

Die Boote der Yankee-I-Klasse waren mit einem Überwachungssystem mit dem Codenamen "Cloud" ausgestattet. Im Zusammenspiel mit der Schleppantenne "Paravan" konnten so Funksignale bis zu einer Tauchtiefe von 50 m aufgefangen werden. Zur Navigation waren die ersten vier Serienboote noch mit dem Navigationssystem "Sigma" ausgestattet. Alle weiteren jedoch mit dem satellitengestützten System "Tobol". "Tobol" lieferte verlässlichere Daten bei der Navigation in der Arktis und dem Pazifischen Ozean. Ebenso gestattete es den Booten der Yankee-I-Klasse nun den Einsatz der Raketen in hohen Breitengraden (>85°), in denen das alte Sigma-System schon zu große Messfehler aufwies.

Die Boote der 667A-Serie waren noch mit dem Raketenkomplex D-5 ausgestattet, der in Silos 16 Raketen des Typs R-27 mit einer Reichweite von 2400 km enthielt. Der Komplex war in den Abteilungen 4 und 5 des Bootes untergebracht. Das Boot durfte sich beim Abschuss nicht tiefer als 50 m befinden und seine Fahrt nicht schneller als 4 Knoten sein. Die Raketen wurden in vier Salven gestartet. Die Vorbereitungszeit betrug 8 Minuten und die Raketen wurden mit 8 Sekunden Abstand abgeschossen. Nach jeder Salve benötigte das Boot 3 Minuten, um wieder auf Abschusstiefe zu steigen, da das in die Silos eindringende Wasser das Boot abtauchen ließ. Zudem musste das Boot zwischen der zweiten und dritten Salve eine Pause von 20 bis 40 Minuten einhalten, um Wasser von den Tanks in die Startkanister zu pumpen.

Aktueller Einsatzstatus

Als Ergebnis der SALT- und START-Gespräche wurden zwischen 1979 und 1994 alle mit ballistischen Raketen ausgerüsteten Einheiten der Yankee-Klasse entweder außer Dienst gestellt oder zu Booten der "Yankee Notch"-Klasse umgerüstet.

Außerdienststellungen

  • Gesamtzahl an Booten: 34
  • Verloren: K-219
  • Außer Dienst gestellte Boote nach Jahreszahlen:
    • 1979: 2
    • 1980: 2
    • 1981: 1
    • 1982: 3
    • 1983: 1
    • 1984: 1
    • 1985: 2
    • 1986: 2
    • 1987: 2

Die verbleibenden Einheiten bis 1989. Endgültig außer Dienst (abgewrackt): 4 In Reserve: 3 (alle Yankee I-Klasse)

Umrüstungen

  • Umgerüstet auf:
    • 667AM Yankee II (Raketenkomplex D-11): 1
    • 667AM Yankee Sidecar (Testboot für die SS-N-24): 1
    • 667AT Yankee Notch (Granat): 7
    • 667(?) Yankee Strech (Trägerumbau für die KS-411-Boote): 1
    • 667(?) Yankee Pod (kein Raketenkomplex, dafür Überwachungsausrüstung): 1

Gesamtzahl umgerüstet: 11

Gesamtbilanz

  • Außer Dienst (Status unbekannt): 16
  • Verloren: 1
  • Abgewrackt: 4
  • In Reserve: 3
  • Umgerüstet: 11
  • In Dienst: 1 (Yankee Notch)
  • Gesamtzahl Boote: 34

Subtypen und Umbauten der Yankee-I-Klasse

Projekt 667AM - Yankee-II-Klasse

Als im Jahre 1977 der erste sowjetische Raketenkomplex mit Feststoffraketen unter der Bezeichnung D-11 fertiggestellt wurde, rüstete man ein Boot der Yankee-I-Klasse, die K-140, auf diesen Komplex um. Die K-140 lief als Typschiff unter der Klassenbezeichnung Projekt 667AM (Yankee II-Klasse )wieder der Sowjet-Marine zu. Das umgebaute Boot verfügte nun über 12 ballistische Raketen des Typs R-31 (SS-N-17 "Snipe"). Die maximale Starttiefe für diese Raketen lag bei 50 m. Außerdem konnte das U-Boot durch den Umbau des Torpedoraums nun seine Torpedorohre in weniger als einer Minute nachladen. Das zusätzliche Gewicht, dass mit den Neuerungen einherging, erhöhte die Verdrängung des Bootes auf 10.000 ts. Der neue Raketenkomplex machte zudem eine Aufstockung der Besatzungzahl von 120 auf 130 Mann notwendig.

Die K-140 war ursprünglich ein Boot der Yankee I-Klasse, das am 30. Dezember 1967 bei Sewmash (Sewerodwinsk) vom Stapel lief. Nach einem Reaktorunfall wurde es zur Umrüstung vorgesehen, welche im Zeitraum von 1977 bis 1980 durchgeführt wurde. Das Boot wurde 1990 aus der Flottenliste gestrichen und blieb das einzige Boot der Yankee II-Klasse.

Projekt 667AR - Yankee Notch-Klasse

Zwischen 1982 und 1991 wurden einige Yankee-I-SSBN mit Startern für SS-N-21 Sampson Marschflugkörper ausgerüstet. Der Raketenkomplex wurde entfernt und an seiner Stelle insgesamt 8 Startbehälter für die SS-N-21 eingebaut. Das Boot verfügte über insgesamt 40 Flugkörper und wurde mit der neuen Bezeichnung Projekt 667AT "Gruscha" versehen. Diese Boote stellten nun SSGNs dar. Die Verdrängung stieg auf 11.500 t an und die Boote wurden um 8 Meter verlängert.

Bis auf die K-395 wurden alle Yankee Notch-Boote bis 1994 außer Dienst gestellt. Ob und wie lange K-395 im Dienst bleiben wird, ist ungewiss. Wahrscheinlich ist jedoch, dass es zur Zeit eine Art Ersatz für die im August 2000 gesunkene "Kursk", ein SSGN der Oscar-II-Klasse, darstellt. Bis 2007 will die russische Marine das 13. Boot der Oscar II-Klasse, die K-139 "Belgorod" fertigstellen, sodass K-395 mit hoher Wahrscheinlichkeit durch diese Einheit abgelöst werden wird. Da das Boot von 1987 bis 1991 umgebaut und umfassend modernisiert wurde, fällt sein hohes Alter von mittlerweile fast 37 Jahren nicht sonderlich ins Gewicht. Insgesamt gesehen ist seine Ausrüstung auf einem modernen Niveau und seine Einsatzbereitschaft ist ebenfalls nicht zu verachten.

Projekt 667M - Yankee Sidecar-Klasse

Das einzige Boot der Yankee I-Klasse, dass im Rahmen des Projekts 667M umgebaut wurde, war die K-420. Sie wurde auf 153 m Länge und knapp 16 m Breite erweitert und erhielt 12 Starter für SS-N-24 Scorpion Marschflugkörper, die außerhalb des Druckkörpers angebracht wurden. Der Zweck des Umbaus lag in der Schaffung einer Testplattform für die neuen Lenkwaffen. Nach vorliegenden Informationen verringerte sich die Geschwindigkeit durch den Umbau auf 23 Knoten. Ebenso wurde die Manövrierfähigkeit des Bootes stark eingeschränkt, da der neue Raketenkomplex breiter war als der eigentliche Rumpf der Yankee-Boote.

Baubeginn war der Dezember 1982, der erste Start einer SS-N-24 erfolgte im Dezember 1983.

Der Verbleib des Bootes ist unklar.

K-403 Yankee Pod

Ein Yankee-I-Boot, die K-403, wurde in den 80er Jahren zu einem Überwachungsboot umgerüstet. Der Rumpf wurde um knapp 3 m verlängert, um ein Schleppsonar einzubauen, wie es auf den Booten des Projekts 971 (Akula-Klasse) Verwendung findet. Vermutlich ist das Boot unbewaffnet, da der Torpedoraum durch ein experimentelles Sonarsystem ersetzt wurde.

Über den Verbleib des Bootes liegen keine gesicherten Informationen vor.

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