Propaganda2

Propaganda2

Die Organisation Propaganda Due (P2) war ursprünglich eine italienische Freimaurerloge, die später von Kriminellen zur Tarnung missbraucht wurde. 1887 in Rom als freimaurerisches Gegenstück zur Kurienkongregation „Propaganda Fide“ unter dem Namen „Propaganda Masonica“ gegründet, wurde sie während der Herrschaft des Faschismus verboten. 1944 wurde sie als zweite Loge des Grande Oriente d’Italia als „Propaganda Due“ neu gegründet. 1972 beschloss der Großlogentag des Grande Oriente d’Italia den Ausschluss, der 1974 wirksam wurde.

Inhaltsverzeichnis

Gründung und Ziel

Die Freimaurerei war in Italien von 1926 bis 1945 verboten. Als der Grande Oriente d’Italia nach dem Zweiten Weltkrieg wiederbelebt wurde, entschied man sich dafür, die neugegründeten Logen zu nummerieren. So entstand die Propaganda Due, praktisch jedoch nur auf dem Papier.[1]

1965 wurde der Matratzenfabrikant Licio Gelli in einer Loge des Grande Oriente in Rom initiiert. In der Annahme, er sei ein kluger und erfolgreicher Geschäftsmann mit einer großen Gabe, Mitglieder zu gewinnen, übertrug ihm 1967 der damaligen Großmeister die Verantwortung für die inaktive Loge P2. 1970 ernannte man ihn zum Sekretär der Loge.[1] Die Mitglieder der P2 rekrutierte er aus Führungspersonen der Wirtschaft, des Militärs, der Politik, der Mafia und der Nachrichtendienste Italiens.

Den Höhepunkt ihrer Aktivitäten hatte die P2 in den 1970er Jahren, wobei die Führungsspitze in zahlreiche kriminelle und terroristische Aktionen verwickelt gewesen sein soll. Gelli wurden Verbindungen zur CIA nachgesagt und nach Angaben des CIA- und Mossad-Mitarbeiters Richard Brenneke hat die Regierung der Vereinigten Staaten die Loge P2 mit bis zu zehn Millionen Dollar im Monat unterstützt.

Als sich herausstellte, dass die Logengründung im Widerspruch zu allen freimaurerischen Grundsätzen mit dem Ziel einer politischen Verschwörung in Zusammenhang stand, entzog der italienische Großlogentag im Dezember 1974 des Grande Oriente d’Italia dieser „Gruppe eigener Qualifikation“ die Anerkennung mit 400 von 406 Stimmen.[1]

Im März 1975 beschuldigte Gelli den Großmeister des Grande Oriente d’Italia großer finanzieller Unregelmäßigkeiten. Er zog seine Anschuldigungen zurück, nachdem sich der Großmeister dazu bereiterklärte, ein Patent für eine neue P2-Loge auszustellen - obwohl sie vier Monate zuvor aufgelöst worden war. Damit wurde die Propaganda Due regulär, die Mitgliedschaft war nicht länger geheim und Gelli wurde Meister vom Stuhl dieser Loge. 1976 beantragte er, dass die P2 schlafen gelegt, nicht jedoch aufgelöst wird. Praktisch bedeutete dies, dass er die Loge insgeheim als kriminellen Privat-Club weiterbetreiben konnte, ohne dass der Großorient davon Kenntnis hatte.[1]

1978 führten die finanziellen Unregelmäßigkeiten, in die der Großmeister verwickelt war, schließlich dazu, dass viele andere Großlogen damit drohten, der Großloge ihre Anerkennung zu entziehen, sodass der Großmeister vor Ende seiner Amtszeit zurücktrat. Daraufhin finanzierte Gelli einen Wahlkampf für den vorherigen Altgroßmeister, der jedoch nicht wiedergewählt wurde.[1]

Im Jahr 1980 prahlte Gelli in einem Presse-Interview damit, dass die Freimaurerei nur ein Puppenspiel sei, in dem er die Fäden zöge. Die italienische Freimaurerei war darüber derart empört, dass man ihn vor ein freimaurerisches Ehrengericht stellte. Gelli habe sich 1962 von der Gian Domenico Romagnosi in Rom annehmen lassen, womit er gegen die Statuten seiner Großloge verstoßen habe. Man entschied, dass die P2 als Loge bereits seit 1974 erloschen sei, da die Neuausstellung des Patents durch den damaligen Großmeister ohne Abstimmung illegal gewesen sei.[1] Der Beschluss wurde am 4. September 1982 rechtskräftig.[2]

Durch die Affäre um P2 verlor auch der Grande Oriente d’Italia, der 1972 von der United Grand Lodge of England als regulär anerkannt worden war, seinerseits diese Anerkennung an die Gran Loggia Regolare d’Italia. 1999 erhielt der Grande Oriente d’Italia die Anerkennung zurück[3]; aktuell genießt jedoch ausschließlich die Gran Loggia Regolare d’Italia die Anerkennung der United Grand Lodge of England.[4]

Ermittlung

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Im Mai 1981 wurde die Verschwörung durch eine Hausdurchsuchung bei Licio Gelli aufgedeckt. Bei der Hausdurchsuchung in seiner „Villa Wanda“ in Arezzo fand sich unter anderem eine Mitgliederliste der P2, auf der zahlreiche namhafte Persönlichkeiten aus Politik, Militär, Wirtschaft und Geheimdiensten verzeichnet waren. Die Entdeckung sorgte für einen der größten Skandale in der italienischen Nachkriegsgeschichte. Einige der mutmaßlichen P2-Mitglieder sollen direkt oder indirekt an den zahlreichen Attentaten, Putschversuchen oder terroristischen Aktionen der 1960er und 1970er Jahre beteiligt gewesen sein. Auslöser der Hausdurchsuchung waren Ermittlungen im Fall Michele Sindona: Der Bankier gehörte wohl ebenfalls dem Geheimbund an und hatte enge Verbindungen zur Mafia. Er verstarb 1986 im Hochsicherheitsgefängnis Voghera an einer Zyanidvergiftung.

1982 wurde die Geheimorganisation durch das italienische Parlament für aufgelöst erklärt. Die genaue Größe und die Struktur von P2 ist bis heute nicht vollständig geklärt.

Untersuchung

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Eine parlamentarische Untersuchungskommission unter Vorsitz der Abgeordneten Tina Anselmi (DC) konnte P2 allerdings keine unmittelbaren juristischen Vergehen nachweisen. In ihrem Abschlussbericht stellt die Untersuchungskommission fest, Ziel des Geheimbundes sei eine Unterwanderung der Regierung und somit eine Umgestaltung der Politik aus dem Hintergrund gewesen, nicht aber eine direkte Machtübernahme oder gar ein offener Putsch.

Das Schwurgericht von Bologna stellte in einem Strafverfahren fest, dass die Loge P2 Kriminelle angestiftet, bewaffnet und finanziert habe, um mit Mitteln der Subversion und des Terrorismus im Rahmen einer „Strategie der Spannung“ die Vorbedingungen für einen Staatsstreich zu schaffen.

Eine wichtige, bis heute nur teilweise aufgeklärte Rolle spielte dabei die von der CIA und der NATO aufgebaute Untergrundorganisation Gladio, eine sogenannte Stay-Behind-Organisation. Durch die Fälschung von Beweisen wurde dafür gesorgt, dass die Verbrechen linksextremen Terroristen zugeordnet wurden. Beispielsweise war die linksextreme Terrorgruppe Rote Brigaden, das italienische Pendant zur deutschen Rote Armee Fraktion, teilweise von Gladio-Mitgliedern unterwandert, die sich unter anderem aus militärischen Spezialeinheiten, Geheimdienstkreisen und Rechtsextremisten rekrutierten. Mehrere Terroranschläge, etwa auf den Hauptbahnhof von Bologna am 2. August 1980 mit 85 Toten, wurden ursprünglich den Roten Brigaden zugeschrieben, erwiesen sich aber in Gerichtsverfahren als von mit Gladio in Verbindung stehenden Rechtsextremisten begangen.

Mitglieder oder Personen mit Kontakten zur P2

  • Als das prominenteste Mitglied wurde unter der Mitgliedsnummer 1816 der Medienmogul und mehrfache italienische Ministerpräsident Silvio Berlusconi geführt.[5] Silvio Berlusconi hat die Mitgliedschaft bestritten und wurde wegen Meineides verurteilt, nachdem ihm diese nachgewiesen wurde.
  • Licio Gelli wurde auf der Flucht in der Schweiz verhaftet, konnte aber, nach der Abhaltung von Interviews dort, aus Schweizer Haft fliehen und ist nach Verfolgungsverjährung inzwischen wieder in seine Heimat Italien zurückgekehrt.
  • Roberto Calvi (Spitzname: Bankier Gottes)
  • Michele Sindona (Bankier)
  • Viktor Emanuel von Savoyen

Dokumentarfilm

Literatur

  • D'Alema, Giuseppe: Der aufhaltsame Aufstieg der Loge P2, Edition X, Reinheim 1984, ISBN 3-921-77405-5
  • Regine Igel: Terrorjahre: Die dunkle Seite der CIA in Italien, Herbig, München 2006, S.302-320, ISBN 3-776-62465-5
  • Hausmann, Friederike: Kleine Geschichte Italiens von 1943 bis heute, Wagenbach, Berlin 1997, S. 118-123, ISBN 3-803-12288-0
  • Tosches, Nick: Geschäfte mit dem Vatikan: Die Affäre Sindona, Wirtschaftsverlag, München 1987, ISBN 3-426-03970-2

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b c d e f Kent Henderson: Italian Freemasonry and the P2 Incident. Lodge of Research No. 218 United Grand Lodge of Ancient, Free and Accepted Masons of Victoria (1987), Victoria, Australia 1987, S. 25-33. ISBN 978-0731626458.
  2. Eugen Lennhoff, Oskar Posner, Dieter A. Binder: Internationales Freimaurerlexikon. 5. überarbeitete Auflage, Herbig Verlag, München 2006. ISBN 978-3-7766-2478-6, S. 430 und 677
  3. Eugen Lennhoff, Oskar Posner, Dieter A. Binder: Internationales Freimaurerlexikon. 5. überarbeitete Auflage, Herbig Verlag, München 2006. ISBN 978-3-7766-2478-6, Seite 430
  4. http://www.grandlodge-england.org/provinces/olodges/euro.htm
  5. Liste der Mitglieder
  6. National Geographic Channel: NG Inside: Die Freimaurer

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