Präventionstheater

Präventionstheater

Die Theaterpädagogik ist eine eigenständige Disziplin, die sich zwischen den Bereichen Theater und Pädagogik bewegt. Neben Hans Martin Ritter und anderen gilt Hans-Wolfgang Nickel (* 1933) als einer ihrer Väter. Nickel war Gründer der Berliner Lehrerbühne (1959) und nach dem Aufbau des Faches Schultheater an der Pädagogischen Hochschule seit 1974 als Professor für Spiel- und Theaterpädagogik tätig. Er hat zahlreiche Publikationen zum Thema veröffentlicht.

Inhaltsverzeichnis

Fachinhalte

Im Ursprung dem Schul- und Laientheater verpflichtet, spannt sich das Feld der Theaterpädagogik heute von der

  • Arbeit an sozialen Brennpunkten und -themen (etwa Sucht- und gewaltpräventive Projekten, integrative Arbeit usw. (siehe auch Kunst im Sozialen) über die
  • Entwicklung freier Theaterprojekte (etwa in Zusammenarbeit von Laien und Schauspielern),
  • Unterricht an Schulen und Schauspielschulen,
  • Inhaltlicher Arbeit (etwa Chemieunterricht veranschaulicht durch die Mittel des Theaters, Sprachtrainings) bis hin zu
  • Aufträgen in der Wirtschaft (Personalentwicklung, Rhetorik/Körpersprache, Motivationstrainings usw.),
  • Vermittlung spezieller Theater-Methoden sowie
  • Szenische Arbeitsformen wie etwa das Unternehmenstheater, oder Forum-Theater (Augusto Boal)
  • Weiterhin beschäftigen inzwischen viel Theaterhäuser Theaterpädagogen, deren Aufgabe es ist, den Kontakt zwischen Theater und Publikum zu entwickeln und auszubauen. Es werden etwa Schülervorstellungen organisiert und mit den Klassen vor- oder nachbereitet, Publikumsgespräche und Diskussionsforen etabliert und sogenannte Jugendclubs (Theater mit jungen Laien unter den Voraussetzungen eines Theaterbetriebes) angeboten.

Im theaterpädagogischen Prozess können zahlreiche Lernfelder gestaltet werden, die es dem Theaterpädagogen ermöglichen, die Teilnehmer in ihrer persönlichen und eine Gruppe in ihrer strukturellen Entwicklung zu fordern und zu fördern. Dabei kommt es zu ganz unterschiedlichen Gewichtungen der ästhetischen, gruppendynamischen, inhaltlichen und pädagogischen Anteile.

Allen genannten Tätigkeiten gemein ist, dass Theaterpädagogen in der Regel situationsorientiert arbeiten und immer das Medium (Theater-) Spiel als Vehikel nutzen, um die jeweiligen Ziele zu erreichen. Für die Teilnehmer erhofft man sich dadurch einen direkten Zugang zu eigenen Ideen und Impulsen und die Steigerung von Kommunikation und Interaktion in Bezug auf die eigene Person und deren (soziales und kulturelles) Umfeld.

In den letzten Jahren hat sich der Beruf des „Theaterpädagogen“, der „Theaterpädagogin“ als eigenes Berufsbild entwickelt. Der Beruf des Theaterpädagogen umfasst sowohl künstlerische, als auch pädagogische Aspekte. Im Hinblick auf die Qualifikation spricht man von fünf Kernkompetenzen:

  • Leitungskompetenz
  • künstlerische Kompetenz
  • organisatorische Kompetenz
  • vermittelnde Kompetenz
  • theoretische Kompetenz

Die Ausbildung zum Theaterpädagogen

Der Ausbildungsgang zum Beruf des Theaterpädagogen ist (noch) nicht einheitlich geregelt:
Theaterpädagogik wird als ein- bis vierjährige Fortbildung/Ausbildung in grundständigen oder Aufbaustudiengängen an Hochschulen und Fachhochschulen gelehrt und schließt mit einem Diplom-, Bachelor- oder Masterabschluss ab. Deutschlandweit gibt es mittlerweile elf anerkannte Ausbildungsstätten, die Theaterpädagogik als eigenständige Berufsausbildung anbieten (siehe auf der Seite des BUT). In vielen deutschen Städten haben sich zudem Theaterpädagogische Zentren (TPZ) etabliert, die Theaterpädagogik als Fortbildung anbieten.
Der Bundesverband für Theaterpädagogik (BUT) hat einheitliche Rahmenrichtlinien für die Aus- und Fortbildung der Theaterpädagogen aufgestellt, die an Hochschul-Studiengängen orientiert sind. Hierbei werden zwei Qualifikationen unterschieden, die beide vom Bundesverband Theaterpädagogik (BuT) anerkannt sind:

  • die so genannte Grundlagen-Fortbildung (mindestens 600 Unterrichtsstunden) wird vorwiegend berufsbegleitend durchgeführt
  • die Ausbildung zum „Theaterpädagogen BUT“ erfordert eine höhere Anzahl (mindestens 1700 UE) an Ausbildungsstunden und wird durch eine Aufbaufortbildung oder in Vollzeit-Ausbildungen erworben

Grund- und Aufbauausbildung dauern im Schnitt jeweils zwei Jahre, eine Vollausbildung zwischen einem und vier Jahren. Grundständige Studiengänge schließen mit dem Bachelor of Arts ab. Der Titel „Theaterpädagoge BuT“ ist mit dem Diplom des Aufbaustudienganges zu vergleichen.

Literatur

  • Tanja Bidlo: Theaterpädagogik. Einführung. Oldib Verlag, Essen, 2006
  • Hans Hoppe: Theater und Pädagogik. Grundlagen, Kriterien, Modelle pädagogischer Theaterarbeit. Lit-Verlag, Münster 2003, ISBN 3-825-87130-4
  • Felix Rellstab: Handbuch Theaterspielen, Band 4, Theaterpädagogik. Verlag Stutz Druck AG, CH-Wädenswil 2000
  • Gerd Koch/Marianne Streisand (Hrsg): Wörterbuch der Theaterpädagogik, Berlin Milow 2003: Schibri
  • Marianne Streisand/Ulrike Hentschel/Andreas Poppe/Bernd Ruping (Hrsg): Generationen im Gespräch. Archäologie der Theaterpädagogik I. Schibri-Verlag, Milow 2005
  • Jürgen Weintz: Theaterpädagogik und Schauspielkunst. Ästhetische und psychosoziale Erfahrung durch Rollenarbeit. Schribri-Verlag, Milow 2007, ISBN 3-937-89564-7

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