- Pseudo-Kettenhemd-Theorie
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Als "Pseudo-Kettenpanzer", "Pseudo-Ringelpanzer", oder "Lederstreifiger Ringelpanzer", engl. banded mail, franz. "maille quasiguesnée" bezeichnen einige Wissenschaftler und Laienforscher eine hypothetische mittelalterliche Panzerung, die im 13. und 14. Jahrhundert, vielleicht aber schon früher, eingesetzt worden sein könnte. Das 19. Jahrhundert diskutierte zahlreiche Sonderformen zwischen dem Ketten- und dem Schuppenpanzer ((tegulated mail, mascled mail, trelliced mail, u.a.). Man mochte nicht glauben, dass die damaligen Krieger zugunsten des Kettenhemdes auf die bessere Schutzwirkung des Schuppenpanzers verzichtet hätten.
Viele Statuen und Bilder dieser Zeit, die man ursprünglich für Darstellungen von Kettenhemden hielt, zeigen nach Meinung von Historikern wie Viollet-le-Duc und F. Buttin eine andere, bisher unbekannte Rüstungsform. Für diese Entdeckung existieren mangels archäologischer Funde zwei Theorien: Beide beruhen auf der Annahme eines Stoffgewandes, welches - horizontal oder auch vertikal - mit Schnüren oder (Leder-) Bändern besetzt war. Die erste besagt, dass auf diesen Bändern Ringe aufgefädelt worden seien. Wahrscheinlicher ist aber, dass daran Plättchen befestigt worden sein könnten - so wäre auch die Schutzwirkung größer als beim Kettenhemd. Demnach handelt es sich also um einen Abkömmling des Schuppenpanzers. Möglicherweise wurden die Ringe oder Plättchen aber auch direkt in Reihen auf das Gewand genäht. Zwischen den Panzerreihen sollen Stoff- oder Lederstege eingearbeitet worden sein, die den typischen Bändereffekt hervorgerufen haben sollen. Hierdurch sei eine größere Flexibilität der Rüstung erreicht worden.
In beiden Fällen könnten die Bänder auf dem Rücken zusammengebunden worden sein, was erklären würde, wieso die dargestellten Panzerungen so eng am Körper anlagen. Es existieren außerdem auch schriftliche Hinweise, welche von einer Panzerung (besongne quasiguesnée) sprechen, die der Wissenschaft noch immer Rätsel aufgibt. Francois Buttin setzte in seiner Studie von 1971 das "Banded mail" mit dieser Panzerung gleich, die mehrmals in den Statuten der Pariser Waffenproduzenten des 14. Jahrhunderts erscheint. Der altfranzösische Begriff "besongne quasiguesnée" meint eine Arbeit, die "quasi wie bezogen, bespannt" wirkt.
Eine andere These, die aber heute von niemandem mehr vertreten wird, ging von Lederbändern aus, die zur Stabilisierung durch die Maschenreihen herkömmlicher Kettenhemden gezogen worden seien. In der älteren Literatur wird weiterhin die Möglichkeit gegeneinander versetzter, auf das Trägergewand aufgenähter Panzerringe erwogen. Um ein Hervorstehen dieser Ringe zu vermeiden, habe man über den Ringen Lederriemen eingenäht. Als weitere Abart erscheinen hier auch Panzerungen aus schmalen Eisenketten, die auf das Trägergewand aufgenäht worden sein sollen. Man unterschied damals also "wörtlich" zwischen dem Ketten- und dem Ring(Maschen)panzer.
Einige Waffenforscher (u.a. Paul Martin) versuchten das „banding“ der Darstellungen auch durch die Verwendung unterschiedlicher Ringformen zu erklären. Man habe etwa abwechselnd neben herkömmlichen, verschweißten Ringen auch ausgestanzte Ringe verwendet, oder unterschiedliche Ringgrößen verarbeitet. Auch diese Sonderformen des herkömmlichen hochmittelalterlichen Ringpanzers bleiben allerdings mangels entsprechend überlieferter Originalstücke spekulativ, widersprechen sogar der verbreiteten Auffassung der Stilisierung solcher Illustrationen. Die Verwendung unterschiedlicher Ringe bzw. Ringgrößen ist erst bei spätmittelalterlichen und neuzeitlichen Panzerhemden nachweisbar.
Der Fachautor Allan Williams zog 2002 sogar die Abkunft des regulären Kettenhemdes von solchen beschriebenen Sonderformen in Erwägung: The oldest piece of interlinked mail yet found was excavated from a 3rd century BC Celtic grave in Romania. This possibly developed from protective garments made up rings threaded onto cords, like netting; a fragment of such a garment was found in a much earlier Celtic grave in Bohemia, perhaps of the 8th century BC (The Knight and the blast furnace, S. 31)
Argumentation und Forschungsgeschichte
Die Anhänger der beschriebenen Theorie verweisen auf die zahlreichen mittelalterlichen Darstellungen (Miniaturen, Zeichnung, Grafiken, Statuen), bei denen die Panzerungen mit (meist horizontal), seltener vertikal) verlaufenden Bändern oder Linien durchzogen sind. Manchmal finden sich auch mehrere verschiedene Darstellungsarten auf demselben Bild: Neben eindeutig als "Kettenhemden" interpretierbaren Panzern sieht man scheinbar " gebundene Schuppenpanzer" oder "Pseudo-Ringelpanzer". Die meisten Historiker des 19. und frühen 20. Jahrhunderts gingen deshalb von der tatsächlichen Existenz solcher Zwischenformen aus. Besonders Eugène Viollet-le-Duc, der heute als einer der Begründer der französischen Mediävistik gilt, fand Gefallen an der Theorie und veröffentlichte sie in einigen seiner Werke, so etwa in der Encyclopédie mediévale. Die meisten späteren Forscher sehen allerdings in den umstrittenen Abbildungen nur die - künstlerisch variierte und stilisierte - Darstellung herkömmlicher Panzerhemden aus vernietetem Kettengeflecht, gehen also von einer relativ einheitlichen Panzerung hochmittelalterlicher Krieger aus. Allerdings folgt man hier vor allem der Meinung von Claude Blaire (1959). Bis etwa 1930 galt die reale Existenz von "Ringbrünnen" oder sonstiger Formen der Körperpanzerung auf textiler oder lederner Grundlage allgemein als erwiesen. Man unterschied damals u.a. zwischen der "Ringbrünne" aus aufgenähten Ringen und dem geflochtenen Kettenpanzer.
Noch heute meinen zahlreiche Forscher, das reguläre Kettenhemd sei erst im Zuge der Kreuzzüge wieder in Europa eingeführt worden. Um 1930 stellte F.M. Kelly alle diese hypothetischen Sonderformen in zahlreichen Zeitschriftenartikeln und Publikationen in Frage und interpretierte etwa auch die Abbildungen auf dem Teppich von Bayeux als Kettenhemden.
Die umstrittene Theorie wurde 1971 nochmals von Francois Buttin aufgegriffen, der von der Verwendung runder Panzerscheiben ausging, während Viollet-le-Duc Panzerringe favorisierte. Zu dieser Zeit veröffentlichte auch der Däne Niels M. Saxtorph einen reich illustrierten (Stig Bramsen) waffenkundlichen Band, der die Meinung der älteren Forschung repräsentiert.
Heute werden die älteren Vorstellungen hochmittelalterlicher Körperpanzerungen vor allem unter mittelalterinteressierten Laien und "Freizeitrittern" diskutiert, vor allem, da sich diese These in einigen verbreiteten, populärwissenschaftlichen Werken findet. Besonders Liliane und Fred Funcken haben mit ihrem Band: Historische Waffen und Rüstungen zur Neubelebung beigetragen. Die in diesem Band zusammengestellten Panzerungen und Kostüme sind allerdings meist nahezu unveränderte, unkritische Nachzeichnungen der Abbildungen in den großen kostümgeschichtlichen Tafelwerken des 19. Jahrhunderts. In diesen Werken finden sich zahlreiche "Rekonstruktionen" solcher Panzerungen, da die meisten Forscher damals von der tatsächlichen Existenz des "banded mail" ausgingen. Als wissenschaftliche Quelle kann der "Funcken" deshalb nicht herangezogen werden.
Tatsächlich gehen viele, wohl die meisten Interpretationen von "Pseudo-Kettenpanzerungen" auf Denkfehler oder mangelnde Sachkenntnis zurück. So sind auf solchen Abbildungen oder Figuren oft beide Seiten der Panzerung sichtbar, etwa an der Kapuze oder den Ärmeln, was schlichtweg übersehen wird. Solche Interpretationen berufen sich meist, gerade bei Statuen, schlicht auf die horizontale Bänderung der "Rüstung". Eine solche Bänderung ergibt sich aber gerade bei Plastiken nahezu zwingend, da die realistische Darstellung eines Kettengeflechts durch den Bildhauer eigentlich praktisch unmöglich ist. Die Kettenglieder wurden also vereinfacht durch horizontal nebeneinanderliegene Bögen dargestellt, eine Reihe mit der Rundung nach rechts, die nächste nach links. Da diese Bögen nicht als durchgehende "Wellen", sondern unterbrochen dargestellt wurden, ergibt sich auf solchen Bildwerken eigentlich zwangsläufig die angesprochene Bänderung. Bei den wenigen Versuchen, ein Panzerhemd realistisch darzustellen, fehlt diese Bänderung hingegen vollständig. Als Beispiele seien hier das Grabmal Edward Plantagenets, des "Schwarzen Prinzen" (Canterbury Cathedral), die Grabskulpur Sir Thomas Beauchamps (Warwick, St. Mary's) und das Monument für Bernabò Visconti (Castello Sforzesco, Mailand) angeführt.
Statuen sollten generell nur bei Kenntnis des originalen Bildwerkes interpretiert werden, Fotografien sind hier meist gänzlich ungeeignet. Allerdings darf man hier, besonders bei Epitaphien und Grabmälern, nicht davon ausgehen, der Dargestellte habe die abgebildete Ausrüstung auch wirklich im Leben getragen. Viele Adelige bestellten sich ihren Gedenkstein bereits zu Lebzeiten und ließen sich natürlich in der jeweils modernsten Rüstung verewigen. Die Darstellungen sind also mehr als kostümgeschichliche Denkmäler zu verstehen, nicht als lebensnahe Porträts. Solche Auftragsarbeiten wurden oft über große Entfernungen transportiert, der Bildhauer dürfte den Auftraggeber meist niemals gesehen haben. Die Abbildung einer "unmodischen" Sonderanfertigung wäre vor diesem Hintergrund eher unwahrscheinlich. Zudem entstanden die meisten erhaltenen Bildwerke erst ab dem 11./12. Jahrhundert, als das herkömmliche Kettenhemd möglicherweise in Folge der Kreuzzüge wieder in größerem Maße in Europa verwendet wurde.
Ein horizontaler, selten vertikaler Bändereffekt ist auch bei echten Kettenhemden wahrnehmbar, es kommt hier auf den Standpunkt des Betrachters und die Lichtverhältnisse an.
Allerdings finden sich neben diesen konventionellen Darstellungen gelegentlich auch Statuen und Abbildungen, bei denen die Bänderung vertikal, oft auch ungewöhnlich breit - etwa durch Doppellinien - reproduziert wurde. Manchmal verläuft die Bänderung auch einmal horizontal, dann wieder vertikal, so wie auf der bekannten Statue des Heiligen Mauritius im Magdeburger Dom (Bild). Der "Funcken" geht hier von (direkt auf das Untergewand vernähten) Panzerplättchen aus. Die vertikale Bänderung wird von akademischer Seite einfach als reguläres Kettenhemd interpretiert, bei dem die "Tragerichtung" des Maschengeflechtes nur ungewöhnlich sein soll. Eine solche, senkrechte Ausrichtung wäre allerdings in der Realität ein deutlicher Nachteil, das Kettengeflecht bietet so einen wesentlich schlechteren Schutz vor Schwertschlägen. (Diese, historisch unübliche, aber bequemere, senkrechte Flechtung ist übrigens - neben der fehlenden Vernietung - ein Kennzeichen moderner Nachahmungen). Die Darstellung des "Heiligen Mauritius" (um 1270/80) ist neben der ungewöhnlichen (weil "vertikalen") Abbildung des Panzerhemdes auch wegen der frühen, als realistisch geltenden Darstellung eines Plattenrockes bemerkenswert.
Der Magdeburger Dom birgt noch eine weitere, kostümgeschichtlich interessante Darstellung des hl. Mauritius. Im Bischofsgang über dem Chorumgang steht vor einem Arkadenpfeiler eine Skulptur des gepanzerten Heiligen ((um 1225/30). Die Rüstung ist hier als klassisches "banded mail" dargestellt. Zwischen den ungewöhnlich großen Panzerringen oder-plättchen sind erhabene Stege ausgearbeitet. Anders als die erste Figur zeigt die Darstellung den Heiligen mit europäischen Gesichtszügen.
Die ungewöhnliche, vertikale Bänderung der Panzerung findet sich auch an der Liegefigur des Grafen Gottfried IV. von Arnsberg (gest. 1371) in der Marienkapelle des Kölner Domes. An diesen Beispielen lässt sich eindeutig nachweisen, dass hier nicht etwa ein optischer Effekt dargestellt werden sollte, sondern ein tatsächlich vorhandenes Detail. Besonders deutlich wird dies am Übergang von der Arm- zur Brustpanzerung. Es fällt hier auf, dass die Rüstungsteile mit vertikaler Bänderung meist unter einer Zusatzpanzerung erscheinen, etwa einem Lentner oder einem Plattenrock.
Es muss hier also nicht zwangsläufig eine Sonderform in der Art des „banded mail“ gemeint sein. Möglicherweise verwendete man die vertikale Ausrichtung regulärer Ringpanzerhemden bevorzugt unter solchen Zusatzpanzerungen, die widerstandsfähige horizontale Ausrichtung hingegen als Primärpanzerung. Das Grabmal Gottfrieds IV. zeigt die horizontale Ausrichtung am Hals- und Unterleibsschutz, die vertikale unter dem Lentner und den Beinschienen. Der „Heilige Mauritius“ wird zusätzlich von seinem Plattenrock geschützt.
Während die meisten mittelalterlichen Statuen ziemlich eindeutig echte Kettenhemden (oder Schuppenpanzer) zeigen, oder zumindest so interpretiert werden können, stellt sich die Situation bei den sonstigen Bildquellen deutlich anders dar. Besonders in Skandinavien und England, aber auch auf dem Kontinent, finden sich viele Abbildungen, bei denen das "banding" nicht einfach als künstlerische Umsetzung des optischen Bändereffektes erklärt werden kann. Thordeman bringt in Band 1 seiner Abhandlung über die Funde von Visby zwei bezeichnende schwedische Beispiele (Fig. 298 und 300/301). Die Häufigkeit solcher Darstellungen in England und Skandinavien, also Gebieten, die weit entfernt von den bedeutenden Zentren der kontinentalen Waffenproduktion entfernt lagen, ist hier besonders auffällig.
„Banded mail“ als Darstellung regulärer Kettenhemden
Neben diesen Zweifelsfällen können allerdings auch die meisten derartigen Darstellungen auf mittelalterlichen Zeichnungen und Miniaturen als reguläre Kettenhemden identifiziert werden. Besonders gut lässt sich dies an den Miniaturen des „Codex Manesse“ dokumentieren. Der „Grundstockmeister“ verwendete hier durchgehend die Kreuzschraffur als Darstellungsart für das Kettengeflecht. Einige der Bilder der „Nachtragsmeister“ zeigen allerdings die Körperpanzerungen in der Art des „banded mail“. Als Beispiel sei hier die Tafel mit dem Bildnis des Grafen Albrecht von Heigerloch angeführt. Der Künstler verwendete hier ausschließlich das „banded mail“ zur Darstellung der Panzerung.
In gleicher Weise entschieden sich die Schöpfer der meisten derartigen Miniaturen für nur eine bestimmte, meist stilisierte Art der Wiedergabe der Panzerringe (Codex Manesse: Johann von Brabant). Nur selten sind verschiedene Arten - also Punkte, Striche, Schraffuren oder das „banded mail“ - gleichzeitig in einem Bild überliefert. Die meisten Wissenschaftler gehen jedoch davon aus, die verschiedenen Darstellungsweisen wären gewählt worden, um Monotonie zu vermeiden. Einige wenige Miniaturen zeigen allerdings Krieger, die scheinbar verschiedene Rüstungsformen, also Kombinationen vom regulären Kettenteilen und „Pseudo-Kettenhemden“ am Körper tragen. Bei einer Interpretation dieser Sonderformen als „normale“, extrem stilisierte Kettenpanzerungen müßte es sich demnach bei den sonstigen Rüstungsteilen nur um textile Bekleidung, etwa Wollstrümpfe oder -hemden handeln.
Einige hochgotische Grabdenkmäler in der Marburger Elisabethkirche deuten darauf hin, dass auch herkömmliche Ringpanzerhemden manchmal zumindest in Teilbereichen direkt mit einem textilen Untergewand verbunden waren. Die unmittelbar auf französische Vorbilder zurückgehenden Bildnisse der Landgrafen Heinrich d.J. und Otto zeigen die Dargestellten mit zurückgeschlagener Panzerkapuze. Die Innenseiten der Kapuzen sind glatt in der Art der Waffenröcke wiedergegeben. Diese Sonderformen waren zwar schwieriger zu reinigen, boten aber dem Träger zusätzlichen Komfort. Ahnliche Grabskulpturen zeigen die Innenseite der Panzerung in der Regel in gleicher Art wie die Vorderseite.
Die römische "Lorica Squamata"
Das hypothetische Konstruktionsprinzip des „banded mail“ erinnert stark an die historisch eindeutig belegbaren römischen Schuppenpanzer. Die Panzerschuppen dieser, als „Lorica Squamata“ bezeichneten Schutzausrüstungen waren auf einem Trägergewand angebracht. Zusätzlich wurden die Plättchen teilweise durch Metalldrähte verbunden. Im Gegensatz zum „banded mail“ überlappten sich die Schuppen. Hierdurch entstand ein starker, aber relativ unflexibler Körperschutz. Allerdings sind zahlreiche Abarten dieser römischen Schuppenpanzer nachweisbar, die offenbar noch bis ins hohe Mittelalter verwendet wurden.
Man könnte das „banded mail“ also als eine Abart dieser antiken Rüstungsform ansehen. Möglicherweise war sie ein Kompromiss, bei dem sich die Panzerreihen nicht überlappten, um der Rüstung eine höhere Flexibilität zu verleihen.
Die Panzerungen aus dem Massengräbern bei Visby
Eindeutige Aussagen über die tatsächliche Existenz des "Pseudo-Kettenhemdes" können mangels entsprechenden Fundmaterials nicht gemacht werden. Verwandte Konstruktionsarten auf Lamellenbasis sind jedoch durch die Funde in den Massengräbern bei Visby auf Gotland eindeutig dokumentiert. Diese Fundstücke sagen viel über die Realität mittelalterlicher Kriegsführung und das "abenteuerliche" Aussehen mittelalterlicher Kämpfer aus. Viele Landschaften des mittelalterlichen Europa waren weit von den Zentren der "modernen" Waffenproduktion entfernt, man musste die Ausrüstungsgegenstände entweder teuer importieren, oder selbst anfertigen.
Da die Ausrüstungen gefallener Kämpfer in der Regel nach der Schlacht geplündert und wiederverwendet wurden, können nur selten realistische Aussagen über die Bewaffnung und Körperpanzerung getroffen werden. Hier stellt Visby eine außergewöhnliche Ausnahme dar. Die Krieger wurden mit ihren Panzerungen beerdigt, da die Leichen offenbar bereits einige Tage auf dem Schlachtfeld gelegen hatten und schon in Verwesung übergegangen waren. Bezeichnenderweise beschränkt sich der Körperschutz der dänischen Ritterschaft auf Kettenhauben, -handschuhe und Spangenharnische bzw. Plattenröcke veralteter Machart. Einige der dänischen Rüstungen bieten gar ein sehr "antikes" Erscheinungsbild, Kettenhemden fehlen hier nahezu gänzlich. Die Plattenröcke entsprechen teilweise dem des "Heiligen Mauritius" in Magdeburg. Ein anderer Typus besteht auf zahlreichen kleineren, rechteckigen Panzerplatten, die vertikal auf das (wohl lederne) Trägergewand genietet wurden. Diese Machart kommt der in der Theorie beschriebenen am nächsten, die Panzerung ist hier allerdings auf der Innenseite angebracht. Von den einheimischen, bäuerlichen Kriegern wurden teilweise geschnürte Lamellenpanzer verwendet, die Panzerungen verraten deutlichen östlichen Einfluss, was auf die Handelsbeziehungen mit Russland zurückzuführen sein dürfte. Diese Panzerungen sind in Thordemans Abhandlung ausführlich dokumentiert.
Das 13/14. Jahrhundert wird in waffentechnischer Hinsicht allgemein als sehr experimentierfreudig angesehen. Herkömmliche, also geflochtene (4:1)und verniete Kettenhemden waren extrem teuer und aufwendig in der Herstellung, weshalb auch moderne, historisch korrekte Nachbauten für den "Freizeitritter" eigentlich unbezahlbar sind (moderne Nachbildungen sind praktisch nie vernietet, nach historischem Vorbild vernietete Exemplare sehr teuer). Es ist also durchaus wahrscheinlich, dass bereits die mittelalterlichen Waffenproduzenten nach Rationalisierungsmöglichkeiten suchten, um diese lebenswichtigen Körperpanzerungen auch dem einfachen, minderbemittelten Krieger zur Verfügung stellen zu können. Ein Kettenhemd schützt nur mangelhaft vor Stichen, Pfeilen und Armbrustbolzen, weshalb rasch Zusatzpanzerungen aus gehärtetem Leder, Metall und anderen Materialien nötig wurden. Hier bot ein "Pseudo-Kettenhemd" - vor allem eines aus Panzerplättchen - möglicherweise besseren Schutz. Auch der angesprochene Magdeburger Plattenpanzer basiert auf einem ledernen oder textilen Trägergewand, auf dessen Rückseite Metallplatten angebracht wurden.
Ein eindeutiger Nachweis dieser hypothetischen Rüstungsformen dürfte nur schwer zu erbringen sein, besonders wenn man diese Rüstungsform nur als relativ kurzfristiges Bindeglied, als Experiment zwischen dem Kettenhemd normaler Definition und dem Plattenharnisch ansieht. Auch herkömmliche hochmittelalterliche Panzerhemden sind nur in sehr geringer Anzahl überliefert, ein Nachweis dieser Sonderform wäre also reiner Zufall. Dessen Existenz deswegen kategorisch auszuschließen, ist genauso spekulativ, wie seine tatsächliche Existenz zu behaupten.
Einige ältere Nachbauten dieses hypothetischen Rüstungstypes waren angeblich unbrauchbar, weil zu schwer oder zu unflexibel. Eine moderne Rekonstruktion durch eine russische Reenactment-Gruppe (Kniajeskaya drujina / Petr (Piotr) Vasin) soll sich aber als praktikabel herausgestellt haben.
Der russische "Kuyak"
Im russischen Kulturkreis trugen die einfachen und ärmeren Krieger im Hoch- und Nachmittelalter oft einen, dem "banded mail" sehr ähnlichen Körperschutz. Die aus dem Türkischen abgeleitete Bezeichnung solcher Panzerungen lautet "Kuyak". Dieser Name ist allerdings erst ab dem 16. Jahrhundert nachweisbar. Das Trägergewand bestand aus Leder oder Stoff, auf dem auf der Außenseite runde oder rechteckige Panzerplatten aus Metall oder anderen Materialien angebracht waren. Eine antike Form des "Kuyak" war die "Bronya", bei der die Scheiben oder Plättchen durch Schnüre oder Lederriemen verbunden wurden. Eine ähnliche Panzerung aus größeren Platten nannte man Kalantar (Kolotar).
Solche einfacheren Panzerhemden wurden meist an Stelle des Kettenhemdes (Kol'chuga) verwendet, manchmal aber auch als zusätzlicher Schutz getragen. Im Gegensatz zum "banded mail" sind diese Rüstungen historisch gut belegbar. Sie wurden meist zwischen dem 13. und 17. Jahrhundert verwendet.
Ikonen und Manuskripte der Ostkirche als mögliche Vorlagen
Das Augustinermuseum in Freiburg im Breisgau bewahrt ein Blatt aus einem wohl oberrheinischen Musterbuch der Zeit um 1200 (Inventarnummer 623/1c,). Solche Musterbücher dienten den mittelalterlichen Künstlern als Vorlage für ihre Gemälde und Miniaturen.
Das Blatt stimmt bis ins Detail mit einer Ikone der Ostkirche überein. Dargestellt ist der hl. Theodor mit einem Gefährten. Der Heilige trägt einen Lamellenpanzer byzantinischer oder russischer Machart.
Offenbar verwendeten die Schöpfer derartiger mittelalterlicher Musterbücher auch Darstellungen aus der orthodoxen Kirche als Vorlagen. Möglicherweise fanden so auch Rüstungsformen, die zwar tatsächlich - aber hauptsächlich im orthodoxen Kulturkreis - verwendet wurden, Eingang in die mitteleuropäische Kunst.
Besonders das „banded mail“ erinnert stark an das optische Erscheinungsbild byzantinischer und davon abgeleiteter russischer Lamellenpanzer. Jedoch ist es durchaus wahrscheinlich, das Krieger mittel- und westeuropäischer Herkunft etwa im Gebiet des Deutschordensstaates oder während der Kreuzzüge auch in der Realität mit solchen Rüstungsformen in Berührung kamen und einige Exemplare - etwa als Beutestücke – zurück in ihre Heimat nahmen.
Nachwirkung
Trotz der überwiegenden Ablehnung des „banded“ mail“ und verwandter Sonderformen in der neueren Fachliteratur werden solche Körperpanzerungen besonders in historischen Spielfilmen häufig verwendet. Ein extremes Beispiel ist hier Mel Gibsons "Braveheart“-Epos, in dem nahezu die gesamte englische Armee in einfachen Brünnen mit aufgesetzten Metallplatten zu sehen ist. Der Film verzichtet noch auf digitale Effekte. Sicherlich wurden diese simplen Panzerungen hier vor allem aus Kostengründen verwendet. Nur hochgestellte Krieger wie der englische König Edward I. Longshanks tragen Kettenpanzerungen.
Die grundlegende Studie von Francois Buttin (1971), der sich auf Vorarbeiten seines bekannteren Vaters Charles stützen konnte, wird in Fachkreisen meist nicht beachtet. Der Autor wertete hier vor allem das zeitgenössische Schrifttum aus.
José Sánchez urteilte jedoch in seinem Werk "IMPERIUM LEGIONIS" (Deutsche Ausgabe: Berlin, 2004, S. 78/79) in Bezug auf die römische Kampfausrüstung wie folgt: Der britische Autor Martin Windrow vergleicht diesen Themenbereich übrigens mit einem 1000-Teile-Puzzle, von dem wir bisher erst zehn oder zwanzig Teile gefunden haben, wobei aber immer nur ein oder zwei hier und da zusammenpassen - bin ich mittlerweile davon überzeugt, dass die Legionäre der frühen und mittleren Kaiserzeit neben den hier vorgestellten Schutz- und Angriffswaffen auch noch andere Stücke verwendet haben, die sich nicht auf den antiken Bilddarstellungen finden. Diese vermutlich von einzelnen Soldaten oder ganzen Einheiten in Eigeninitiative beschafften Ausrüstungsgegenstände wurden den Bedingungen am jeweiligen Einsatzort angepasst und widerspiegelten die Erfahrungswerte im Kampf gegen einen bestimmten Gegner....
Auch die Ausrüstung hochmittelalterlicher Krieger ist bislang nur sehr unzureichend erforscht, so dass sich die obigen Aussagen sicherlich auch auf diesen Themenbereich übertragen lassen.
Ein Hinweis auf die tatsächliche Existenz solcher Sonderformen der mittelalterlichen Körperpanzerung ist das erhaltene Fragment eines Leinenpanzers in der Waffensammlung des Mainfränkischen Museums in Würzburg (H 12061). Hier sollen als zusätzliche Verstärkung dünne Messingringe in den Stoff eingearbeitet worden sein (A. Geibig: Gefährlich und schön. Coburg, 1996, S. 44)
Zusammenfassung
Aus heutiger Sicht lassen sich die meisten Interpretationen solcher Sonderformen der mittelalterlichen Körperpanzerung eindeutig als Fehlinterpretationen nachweisen. Allerdings stellt sich hier die Frage, warum die damaligen Künstler in dieser Häufigkeit auf diese stark stilisierten und irreführenden Darstellungsformen zurückgriffen. Besonders irritierend ist die Tatsache der detaillierten Abbildung sonstiger Ausrüstungsgegenstände, deren tatsächliche Existenz deshalb auch in der Regel von niemandem angezweifelt wird. Vielleicht wollten besonders die Schöpfer der unzähligen Miniaturen solcher "Sonderformen" hier nur einfach eine Panzerung abbilden, waren aber mit den unterschiedlichen Herstellungsweisen und Abarten nicht genügend vertraut. Offenbar verwendeten besonders die hochmittelalterlichen Buchmaler Vorlagen aus Musterbüchern, die teilweise auf Darstellungen aus dem orthodoxen Kulturkreis zurückgehen könnten.
Falls die ungewöhnlichen Darstellungen mittelalterlicher Körperpanzerungen auf tatsächlich existierende Rüstungsformen zurückgehen, wurden sie jedoch eindeutig besonders im 13. und 14. Jahrhundert auch zur Darstellung regulärer Ringpanzerhemden verwendet.
Die akademisch verbreitete Vorstellung einer einheitlichen hochmittelalterlichen Schutzausrüstung erscheint einigen Forschern als zu "simpel". Auch die acht Abarten des Plattenrockes aus dem Massengräbern von Visby sind nur durch diesen "Glücksfall" nachweisbar, sonst wäre man vollständig auf die mittelalterlichen Bildquellen angewiesen. Das solche Darstellungen durchaus tatsächlich verwendete Ausrüstungsgegenstände dokumentieren können, zeigt der spektakuläre Fund eines zu etwa 80 Prozent erhaltenen Plattenrockes im Bereich des Burgstalles Hirschstein in Niederbayern. Die 2002 durch einen Sondengänger entdeckte Panzerung belegt die tatsächliche Verwendung der an der Brustplatte angebrachten Waffenketten. Auch diese Ketten zur Befestigung der Ausrüstung des Kriegers waren bislang nur über Miniaturen und Grabskulpturen dokumentierbar.
Bildquellen
Auf einem Kerzenhalter aus vergoldeter Bronze (um 1140, früher St. Nikolaus in Groß-Comburg) ist ein Kriegsknecht dargestellt, dessen Körperpanzerung aus großen Panzerschuppen zwischen Stoff- oder Lederstegen besteht. Die Schuppen sind hier nicht überlappend angeordnet, das Gesamtbild entspricht dem in der Theorie dargelegten (Abbildung in: William Anderson: Burgen Europas. München, 1971, S. 77).
Auf einigen spätgotischen Tafelbildern und Miniaturen des 15. Jahrhunderts erkennt man Helme und Panzerkrägen aus kleinen Panzerplatten, die sich nicht überlappen. Diese Plättchen dürften auf ledernen oder textilen Trägern und Kappen angebracht gewesen sein. Die sonstigen Rüstungsteile auf diesen Darstellungen sind eindeutig historisch belegbar und sehr detailgetreu abgebildet. Im 19. Jahrhundert ging man von der Existenz kompletter Rüstungen dieser Machart aus. (Sieg König Ludwigs d. Gr. von Ungarn über die Bulgaren. Altarbild (Hans von Tübingen (Zuschr, Mitte 15 Jh.). Ehemals Kloster St. Lambrecht, Steiermark, heute Graz, Joanneum. Abbildung in: Erich Lessing, Deutsche Ritter, Deutsche Burgen, S. 52/53.)
Auf einer Miniatur der Darstellung des Reiterkampfes zwischen Turnus und Pallas (Heinrich von Veldeke, Eneide, um 1220/30, Berlin, Staatsbibliothek , Ms.germ.fol. 282, fol. 50r) tragen die insgesamt sieben Gepanzerten einheitliche Rüstungen nach der Art des "banded mail". Sehr ungewöhnlich ist hier der Wechsel von je einer Reihe nebeneinander liegender Bögen mit einer dazwischen liegenden Reihe Ringe oder runder Plättchen. Sämtliche Krieger tragen zudem einheitliche Visierhelme, deren Visiere von zahlreichen Luftlöchern durchbrochen werden. Diese Luftlöcher entsprechen in ihrer Größe und Anordnung den "Ringen" der Panzerung.
Eine ungewöhnliche Darstellung des Panzerhemdes zeigt auch die originale Fassung (Bemalung) des Kriegsknechtes zu Füßen der Sitzstatue des hl. Olof (um 1300) aus Kullerstad in Schweden. Die Panzerung erscheint als typisches "banded mail" mit gegeneinander versetzten Ringen, die durch schmale Linien getrennt werden. Im Brustbereich sind zwischen den Ringen kleine halbmondförmige Bögen erkennbar, die den Eindruck vermitteln, als wären die einzelnen Ringe auf ein Trägerband aufgefädelt. (Staatliches Historisches Museum, Stockholm) (Abb.: Peter Tångeberg: Mittelalterliche Holzskulpturen und Altarschreine in Schweden. Stockholm, 1986. ISBN 91-7402-177-X)
Im „Westminster Psalter“ (um 1250, British Library, London), des Matthäus Paris findet sich eine bemerkenswerte Darstellung eines knienden Kreuzritters. Der Krieger trägt eine eindeutig als reguläres Ringpanzerhemd zu identifizierende Körperpanzerung. Der Unterschenkelschutz besteht jedoch hiervon abweichend aus runden Panzerscheiben, die wohl auf einen ledernen Träger aufgenietet waren. Die Panzerung bedeckt nur den Vorderteil des Beines. Der Oberschenkelschutz ist wieder als herkömmliches Ringgeflecht dargestellt.
In der Klosterkirche Fürstenfeld (Fürstenfeldbruck) in Oberbayern steht am südlichen Chorbogen die Statue Kaiser Ludwigs des Bayern (Roman Anton Boos, 1765/66). Der Kaiser trägt als Ergänzung seiner Rüstung einen ungewöhnlichen Unterleibsschutz. Die Rückseite des Trägergewandes ist sichtbar, auf der Vorderseite sind große Panzerringe in vertikaler Reihung überlappend angeordnet. Es kann sich natürlich auch hier um eine Erfindung des Bildhauers handeln. Harnisch und Übermantel des Herrschers sind jedoch detailliert und naturgetreu wiedergegeben, auch die Kaiserkrone lässt ihr reales Vorbild erkennen. Vielleicht meint der Künstler auch nur einen einfachen Rüschenrock, der in seiner Schlichtheit jedoch nicht zum Prunk der übrigen Rüstung passen würde.
Eine frühneuzeitliche Sonderform des herkömmlichen Kettenhemdes bewahrt die Hofjagd- und Rüstkammer des Kunsthistorischen Museums in Wien. Der Mailänder Plattner Filippo Negroli schuf 1532 für Francesco Maria delle Rovere (Herzog von Urbino) einen antikisierenden Halbharnisch "alla romana". (Inv.-Nr. A 498). Der Panzer besteht aus Lamellenplättchen, die durch vertikale Bänder aus herkömmlichem Ringgeflecht zusammengehalten werden. Die, optisch als "banded mail" erscheinende Rüstung ist das früheste datierte Werk des Meisters und verbindet altrömische und orientalische Einflüsse. (Christian Beaufort, Matthias Pfaffenbichler: Meisterwerke der Hofjagd- und Rüstkammer (Kurzführer durch das Kunsthistorische Museum, 3). Wien, 2005, S. 126/27. ISBN 3-85497-084-6)
Gelegentlich fand das „banded mail“ sogar Eingang in die Tafelmalerei des 13./14 Jahrhunderts. So verwendete etwa der böhmische Meister von Hohenfurt diese Methode zur Wiedergabe der Panzerung. Auch die drei Kriegsknechte auf seiner Darstellung des auferstehenden Christus (Nationalgalerie Prag) sind in dieser Art ausgerüstet. Hier verwundert die „primitive“, an Kinderzeichnungen erinnernde Abbildung der Körperpanzerung angesichts der verfeinerten, von der sienesischen Kunst abgeleiteten Malweise des Meisters den Betrachter in besonderem Maße. Im Gegensatz zur Panzerung wurden etwa die Stoffmuster akkurat wiedergegeben, auch andere Oberflächen sind nicht stilisiert.
Zwei "lederstreifige" und eine "Ringbrünne" wurden um 1900 durch den Königlich Württembergischen Leutnant Karl Gimbel nach mittelalterlichen Miniaturen und Darstellungen im Hortus Deliciarum des Herrad von Landsberg rekonstruiert. Teile der "Gimbelschen Rüstungssammlung" werden heute auf der Marksburg über Braubach am Rhein präsentiert. (Gimbel, Die Reconstructionen..., Tafel VI bis VIIIb)
Quellen und Literatur
- Blaire, Claude: European Armour circa 1066 to circa 1700. London, 1959
- Buttin, Francois: Du costume militaire au Moyen Age et pendant la Renaissance. - Barcelona 1971 (Memorias de la Real Academia de Buenas Letras de Barcelona, 12)
- Funcken, Liliane und Fred: Historische Waffen und Rüstungen. - München, 1980 (zahlr. spätere Aufl.)
- Gimbel, Karl: Die Reconstructionen der Gimbel'schen Waffensammlung. Berlin, 1902
- Hewitt, John: Ancient armour and weapons in Europe. 3 Bde. Oxford, 1855/60
- Kelly, F.M.: Römisch-Romanische Ringelpanzer - Ihre Darstellung in der gleichzeitigen Kunst. In: Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde, 13 (Neue Folge, 4), Berlin, 1923/34
- Martin, Paul: Waffen und Rüstungen - von Karl dem Großen bis zu Ludwig XIV. Frankfurt am Main, 1967
- Meyrick, Samuel R.: A critical inquiry into ancient armour.... - London, 1824
- Saxtorph, Niels M.: Kriegstrachten in Farben. Von den Anfängen der Geschichte bis zum 17. Jahrhundert. Berlin, 1971
- Thordeman, Bengt: Armor of the battle of Wisby 1361. Text- und Tafelband. - Uppsala, 1939/40
- Viollet-le-Duc, Eugène: Encyclopédie mediévale, 2 Bde. - Bayeux, 1879
- Williams, Alan: The knight and the blast furnace : a history of the metallurgy of armour in the Middle Ages & the early modern period. Leiden, 2002. ISBN 90-04-12498-5
Die spärliche moderne Fachliteratur, die sich mit der beschriebenen Theorie auseinandersetzt, folgt grösstenteils der 1959 veröffentlichten Ansicht von Claude Blaire. Die 1971 erschienene Studie Buttins beruft sich entgegen der Meinung Blaires vor allem auf die Erwähnung einer solchen Sonderform in mehreren mittelalterlichen französischen Schriftquellen.
"Before concluding this chapter some reference must be made to the once highly controversial problem of banded mail. It is unusual to find a naturalistic representation of mail in medieval art. To save time and trouble the artist usually adopted one or other of a number of conventional methods of presenting the general impression of a structure of interlinked rings. The most common of these consisted simply of a series of short, vertical, curved strokes arranged in parallel rows which were occasionally separated by a single fine; all the strokes in any one row curved in one direction, all in the next row in the opposite direction. There are, however, many illustrations of mail dating from between the second quarter of the 13th century and the third quarter of the 14th which have the rows of strokes divided from each other by pairs of parallel lines or, again, on a very small number of English effigies, by narrow ribs. Where the inside of the mail is shown it is invariably depicted in the same way. The general effect is of a series of narrow horizontal bands threaded through the mail at regular intervals, hence the term banded-mail.
Many attempts have been made to reconstruct banded-mail but there is no space to discuss them here. Most of them are wildly impractical or else fall down on the essential requirement that they should present the same appearance on both faces. The most feasible suggestion, made by the late J. G. Waller, is that banded-mail was simply ordinary mail reinforced by thongs threaded through alternate rows of rings. In support of his theory Mr. Waller pointed out that the collars of certain comparatively modern Oriental hauberks are treated in this way. But the purpose of this is clearly to make the collar sufficiently rigid to stand up round the neck, and there seems to be no reason why such qualities in the rest of the hauberk should have been thought desirable. The thongs would not have made the hauberk any stronger, and their tendency to stretch or contract by varying amounts would hardly have been conducive to a satisfactory and comfortable fit. No reference to anything that can be interpreted as banded-mail has yet been noted in any contemporary document and no examples are known to survive. It seems likely, therefore—and this is the view now generally held—that it was simply another conventional method of representing ordinary mail. In support of this view it is worth noting that when a piece of ordinary mail is stretched, as it would be when worn, the effect produced is that of horizontal rows of links divided from each other by narrow bands."
Claude Blaire: European Armour circa 1066 to circa 1700, S. 35/36
Weblinks
- [1] Hypothetisches Konstruktionsprinzip des "banded mail" auf einer Seite des Werkes "Historische Waffen und Rüstungen" von Liliane und Fred Funcken
- [2] "Rekonstruktion" eines hochmittelalterlichen Ritters (um 1200) auf der Marksburg bei Braubach. Die originale, voll funktionsfähige Rekonstruktion Karl Gimbels wurde allerdings durch eine vereinfachte Nachbildung der Panzerung ersetzt. Der Krieger ist Teil der berühmten "Gimbelschen Rüstungssammlung". Die Figur dient noch heute unkommentiert als Beispiel einer hochmittelalterlichen Panzerung und dokumentiert die allgemeine Akzeptanz des "banded mail" um 1900. Die Burg ist der Sitz der "Deutschen Burgenvereinigung".
- [3] Die Skulptur des hl. Mauritius aus dem Bischofsgang des Magdeburger Domes (um 1225/30)
- [4] Petr Vasin: "Banded mail" nach Viollet-le-Duc. Die gezeigte graphische Rekonstruktion wurde einer russischen waffenkundlichen Publikation entnommen
- [5] Moderne Rekonstruktion einer einfachen Panzerung aus aufgenieteten Panzerplättchen.
- [6] Sammlung einiger hochmittelalterlicher Darstellungen, auf denen scheinbar verschiedene Körperpanzerungen zu sehen sind.
- [7] Der kniende Kreuzritter aus dem "Westminster Psalter" des Matthäus Paris (um 1250)
- [8] Erinnert stark an das hypothetische Konstruktionsprinzip des "banded mail": Moderne Rekonstruktion eines russischen Rosspanzers (Kniajeskaya drujina)
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