Pubrock

Als Pub Rock wird eine 1973 in England (vor allem in London und Essex) entstandene Spielart des Rock bezeichnet, die primär von Mitgliedern der Arbeiterklasse ausging und sich vor allem durch eine Club-Atmosphäre und den dadurch möglichen engen Kontakt zwischen Musikern und Publikum auszeichnete. Musikalisch war der Pub Rock vor allem eine Rückbesinnung auf die 50er Jahre (Rockabilly) und die 60er Jahre, als die Beat- und R&B-Musikwelle eine rege landesweite Livemusikclubszene hervorbrachte.

Entstehung

Die durch technologischen Fortschritt und grössere Zuschauerzahlen entstandene Distanz zwischen Musikern und Publikum hatten in der Jahren zuvor den Superstar-Rock um Pink Floyd, Genesis, David Bowie, Deep Purple in eine Krise geraten lassen. Zurückzuführen war dies unter anderem auf immer komplexer werdende musikalische Strukturen und das immer grösser werdende Bühnenequipment. In dieser Krise hatte der Pub Rock Erfolg - einfache Musik, dargeboten in kleinen Clubs und Kneipen, die ohne Bühnenrequisiten und ohne musikalische Virtuosität (exzessive Soli und dergleichen) auskam, dafür aber vor allem darauf angelegt war, den Funken zum Publikum überspringen zu lassen.

Pub Rock und Punk

Allgemein wird der Pub Rock als Vorläufer des Punk gesehen, der ab 1976 in England populär war. Lee Brilleaux half mit einem Darlehen Stiff Records zu gründen, Joe Strummer spielte mit den 101ers Pub Rock, bevor er mit The Clash erfolgreich war. Im Fall von Eddie & the Hot Rods war sogar eine ganze Band zuerst im Pub Rock und dann im Punk tätig. Kommerziell gesehen war der Pub Rock bis auf wenige Ausnahmen (Dr. Feelgood #1 mit Livealbum Stupidity, Eddie & the Hot Rods Hit mit Do anything you want to do) nicht erfolgreich. Dies lag zum einem am Rückbesinnen des Pub Rocks auf der 50er und 60er, der Pub Rock war in diesem Sinne nicht innovativ, zum anderen daran, dass die Musiker grössenteils über 30 Jahre alt waren, schon das verhinderte eine Bindung an die Jugendkultur, wie sie beim Punk stattfand.

Trotz aller musikalischen und stilistischen Unterschiede hatten Pub Rock und Punk den direkten Publikumsbezug gemeinsam, der für Authentizität stand. Beide Stile setzten auf musikalische Einfachheit, die sich klar vom künstlich wirkenden Progressive Rock absetzte.

Wichtige Vertreter des Pub Rock

• Dr. Feelgood
• Shakin’ Stevens
• Eddie & the Hot Rods
• Ian Dury & the Blockheads
• Kilburn & The High Roads
• Joe Strummer
• Kursaal Flyers
• Brinsley Schwarz
• Ace
• Ducks Deluxe
• The Inmates
• Nick Lowe
• Eggs Over Easy
• Chili Willy & The Red Hot Peppers
• The Count Bishops
• Nine Below Zero
• Sean Tyla / Tyla Gang
• Lew Lewis Reformer
• Wilko Johnson
• Mickey Jupp

Literatur / Primärquellen

• Birch, Will "No Sleep Till Canvey Island. The Great Pub Rock Revolution" Virgin Books, London 2000/2003; ISBN 0-7535-0740-4
• Muirhead, Bert "Stiff. The Story of a Record Label" Poole/Dorset 1983, ISBN 0-71371-314-3

siehe auch:Pub Rock (Australien)