Pumpermette

Pumpermette
Christus ward gehorsam bis zum Tode, ja bis zum Tod am Kreuze.
Antiphon in den Karmetten.

Die Karmette (auch Trauermette) ist eine Matutin, die morgens innerhalb der Karwoche gehalten wird. In dieser Form des liturgischen Stundengebets singt in der Regel eine Schola oder der Kantor im Wechsel mit der Gemeinde (alternativ singen die beiden Chorseiten abwechselnd). Es werden mehrere längere Lesungen aus der Bibel und den Kirchenvätern vorgetragen.

In Westfalen wird die Karmette „düstere Mette“ genannt. Weitere Bezeichnungen der Karmette sind Tenebrae oder Finstermette. Dieser Begriff bezieht sich auf die Tatsache, dass die Mette (Matutin) in der Dunkelheit (lat. Tenebrae) abgehalten wird.

Inhaltsverzeichnis

Tenebrae

Die Tenebrae (von lat. Dunkelheit, wörtlich Schatten) sind eine ältere Form der Karmette. Der Name ergab sich aus dem Anfang des achten Responsoriums Tenebrae factae sunt, dum crucifixissent Jesum Judaei (Finsternis entstand, als die Juden Jesus kreuzigten).

Es handelte sich um eine Feier, die Teil des liturgischen Stundengebets war und in der Nacht auf Gründonnerstag, Karfreitag und Karsamstag als Matutin gefeiert wurde. Die Feier fand in der dunklen, schmucklosen Kirche statt, um die Todesangst Jesu am Ölberg nachempfinden und das Geschehen der Passion reflektieren zu können.

Die Feier ist durch verschiedene Riten gekennzeichnet, von denen einige weiterhin in den heutigen Karmetten verwendet werden, wie etwa das stufenweise Auslöschen der Kerzen.

Frühere Riten, wie das Stampfen bzw. das rituelle Schlagen oder Klopfen auf Kirchenbänke des Zeremonienmeisters am Ende der Feier, sind heute dagegen nicht mehr üblich. Das Stampfen symbolisierte das Herannahen der Häscher des Hohen Rats; der Lärm sollte den Tumult bei der Gefangennahme und das Erdbeben beim Tod Christi, später auch die Empörung über den Verrat des Judas Ischariot zum Ausdruck bringen.

Regional wurde diese Feier auch als sogenannte Pumper- oder auch Rumpelmette am jeweiligen Vorabend begangen. Mit der Neuordnung der Feier der Karwoche durch Papst Pius XII. wurde auch die Gestalt der Tenebrae geändert, und sie wurden auf den Morgen der Kartage verlegt, zu denen sie als Matutin gehören.

Vor der Liturgiereform war die Feier der Trauermetten durch die Zahl 3 geprägt: In drei aufeinander folgenden Nächten versammelte man sich zum Gesang der Mette, die aus je drei Nokturnen bestand. Jede Nokturn hat neben dem still gebeteten Vaterunser drei variable Elemente: Psalm, Lesung, Responsorium. Jedes dieser drei Elemente kam in jeder Nokturn dreimal vor: drei Psalmen, drei Lesungen und drei Responsorien.[1]

Die Tenebrae sind vielfach vertont worden. Am bekanntesten sind dabei die Werke von Tomás Luis de Victoria. Auch das Miserere von Gregorio Allegri entstand für die Feier der Tenebrae als Vertonung des ersten Psalms der Laudes.

Liturgie

Tenebrae-Leuchter auf dem Altar

Die Karmette beginnt mit der liturgischen Eröffnung und dem Invitatorium. Es folgen die Matutin und die Laudes.

Die Hore beginnt mit dem Hymnus Heilig Kreuz, du Baum der Treue (lateinisch Crux fidelis) und drei sich anschließenden Psalmen mit den zugehörigen Antiphonen. Es folgen zwei bis drei Lesungen, auf die jeweils ein Responsorium folgt. Als Lesungen finden vor allem die Klagelieder des Propheten Jeremia Verwendung, die feierlich gesungen vorgetragen werden und stets in den Ruf Jerusalem[2], Jerusalem, convertere ad Dominum Deum tuum (Jerusalem, Jerusalem, kehr um zum Herrn, deinem Gott) münden. Wegen der Fastenzeit wird am Ende der Matutin kein Te Deum gesungen.

Der Matutin können unmittelbar die Laudes folgen. Diese besteht aus zwei Psalmen und dem Canticum Benedictus mit den dazu gehörenden Antiphonen. Der anschließenden Kurzlesung folgt statt des üblichen Responsoriums die feierliche Antiphon Christus factus est (Christus war für uns gehorsam bis zum Tod). Darauf folgen die Fürbitten und das Vater unser. Die Laudes schließen mit dem Tagesgebet und dem Segen.

Traditionsgemäß befinden sich während der Karmette ein Lichtrechen oder zwei symmetrisch angeordnete Leuchter auf dem Altar, die jeweils sieben ansteigend angeordnete Kerzen tragen und somit ein Dreieck bilden. Die 14 Kerzen gelten als Symbole für die elf Apostel und die drei Marien: Maria, Mutter des Jacobus, Maria Salome und Maria von Magdala. Zusätzlich kann noch eine weitere, meist größere Kerze in der Mitte als Symbol für Christus brennen. Zu Beginn des Gottesdienstes sind alle Kerzen entzündet. Nach jeder Antiphon oder Lesung wird eine Kerze gelöscht. Am Schluss des Gottesdienstes brennt nur noch die Christus-Kerze.

Vor allem an Kathedralkirchen werden am Morgen des Gründonnerstags, des Karfreitags und des Karsamstags die Karmetten mit der Gemeinde gefeiert; die Gesänge und Texte sind meist dem Münsterschwarzacher Antiphonale entnommen. Darüber hinaus enthalten auch der Diözesanteil der Diözese Rottenburg-Stuttgart des Gotteslobes und das Münchener Kantorale entsprechende Texte und Vorschläge für den liturgischen Ablauf.

Literatur

  • Rhabanus Erbacher, Roman Hofer, Godehard Joppich: Benediktinisches Antiphonale, Sonderband: Gründonnerstag bis Ostersonntag, Vier-Türme-Verlag, Münsterschwarzach, ISBN 978-3-87868-233-2
  • Trauermetten in der Karwoche, Auszug aus dem Antiphonale zum Stundengebet, herausgegeben von den Liturgischen Instituten Trier - Salzburg - Zürich, in Zusammenarbeit mit den Mönchen der Abtei Münsterschwarzach, Verlag Herder, Freiburg - Basel - Wien / Vier-Türme-Verlag, Münsterschwarzach, 1980, ISBN 3-451-18973-9
  • Pius Parsch: Der Frühgottesdienst in der Karwoche. Volksliturgisches Apostolat, Klosterneuburg, 1938

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Siehe Über die Trauermetten der Kartage.
  2. mit Jerusalem ist hier (siehe Vierfacher Schriftsinn) nicht die Stadt Jerusalem, sondern die Kirche und die einzelne Seele gemeint

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