Pürstinger

Pürstinger

Berthold Pürstinger (* 1465 in Salzburg; † 1543 in Saalfelden im Pinzgau) war seit 1508 Bischof von Chiemsee.

Kaum 30 Jahre alt, wurde Berthold vom Erzbischof von Salzburg zu seinem Kämmerer und im Jahr 1508 zum Bischof von Chiemsee ernannt, als welcher er gleichwohl seinen Sitz in Salzburg hatte. Schon 1525 verzichtete er auf die bischöfliche Würde, weil er, bei dem milden sanften Wesen, das ihm eigen war, der Zuchtlosigkeit und Verwilderung gegenüber, die in den Klöstern und bei der Weltgeistlichkeit herrschend geworden war, sich nicht kräftig genug fühlte, der ihm obliegenden Aufgabe zu genügen. Er trat gegen diese und andere Verderben in der Kirche sowohl auf Synoden als in der Schrift „Onus ecclesiae“ auf; dieselbe erschien anonym 1524, forderte eine Reformation, die aber nicht von einem Reformator wie Luther, sondern von den berufenen Organen der Kirche ausgehen sollte.

Im Kloster Raitenhaslach bei Burghausen, wohin er sich zurückgezogen, verfasste er, auf besonderen Wunsch des Erzbischofs von Salzburg, ein Werk über die christliche Glaubenslehre, das der Unwissenheit zunächst bei den Geistlichen steuern, zugleich aber auch den Laien zur Belehrung dienen und ebendarum in deutscher Sprache geschrieben werden sollte. Berthold verwendete auf dieses Werk ungefähr zwei Jahre und es erschien dasselbe zu München im Jahr 1528 unter dem Titel „Tewtsche Theologey“, welche einen Teil der gegen Lehre und Leben der katholischen Kirche erhobenen Vorwürfe wieder zurück nahm. Die Erwartung des Erzbischofs, dass das in der Muttersprache verfasste Buch, gleich den Schriften Luther’s, einen ansehnlichen Leserkreis gewinnen werde, erfüllte sich nicht, wie es denn eine weitere Auflage damals nicht mehr erfuhr. Im Jahr 1529 lieferte dann Berthold eine lateinische Übersetzung unter dem Titel „Theologica germanice“, welche 1531 zu Augsburg in Druck erschien, gleichfalls aber nicht weiter mehr aufgelegt wurde.

Außer zwei kleineren Schriften über die Messe und über den Kelch im hl. Abendmahl wird ihm eben noch ein anderes Buch „Onus ecclesiae“ zugeschrieben, worin er sich mit großem Freimut über die damaligen kirchlichen Zustände, namentlich auch über den Unfug, der mit dem Ablass getrieben wurde, vernehmen ließ. Bereits im Jahr 1519 verfasst, erschien diese Schrift zuerst 1524 in Landshut, dann zweimal in ein und demselben Jahre, 1531, in Köln, eine vierte Ausgabe erfolgte noch 1620. Seine letzten Lebensjahre brachte Berthold in Saalfelden im Pinzgau zu, wo er 1543 in einem Alter von 78 Jahren starb. Er war ein durchaus reiner Charakter, erfüllt von aufrichtiger, lebendiger Frömmigkeit, und in seiner „tewtschen Theologey“ erweist er sich nicht bloß als ein äußerst gelehrten Theologen, sondern auch als einen sehr tiefer Denker. Wie großartig er die christliche Lehre in ihrer kosmischen Bedeutung zu erfassen wusste, wird wohl schon aus einer einzigen Stelle erhellen, welche wir der „Theologey“ entnehmen. Nachdem er von der „geistlichen und himmlischen oder englischen“, dann von der „lieblichen und irdischen Creatur“ und endlich vom Menschen gesprochen, als in welchem „geistliche und leibliche Natur beisammen“ seien, so sagt er nun: „Damit ist also gantze erschaffene weld beslossen. Aber noch was Got und sein creatur nit bey einander. Darumb hat Got alle ding, genannt totem universum, das ist gothaot unnd alle geschöpf, zur letzt beschlossen mit ayniger person Christi, der warer Got und mensch, als öbrist geschöpf ist, in dem alle creatur hangt und geewigt wirt. Dann die unwandelbar person Gottes son hat an sich genommen die wandelbar menschait, domit dieselb auch unwandelbar wurde mit sambt aller anderr creatur so in der menschait beschlossen ist.“

Wilh. Wackernagel hat in seinen „Proben der deutschen Prosa seit MD“, Bd.. S. 274 f. verschiedene Abschnitte aus der „tewtschen Theologey“ mitgeteilt; Dr. Wolfgang Reithmeier aber hat das ganze sehr umfangreiche Werk, München 1852, in einer neuen Ausgabe erscheinen lassen.

Weblinks

Dieser Artikel basiert auf einem gemeinfreien Text („public domain“) aus Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage von 1888–1890. Bitte entferne diesen Hinweis nur, wenn Du den Artikel so weit überarbeitet oder neu geschrieben hast, dass der Text den aktuellen Wissensstand zu diesem Thema widerspiegelt und dies mit Quellen belegt ist, wenn der Artikel heutigen sprachlichen Anforderungen genügt und wenn er keine Wertungen enthält, die den Wikipedia-Grundsatz des neutralen Standpunkts verletzen.

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