Quadrille (Kartenspiel)

Quadrille (Kartenspiel)
Spanische Spielkarten

L’Hombre, auch Lomber (von hombre, span. Mann, gemeint ist der Spieler), ist ein früher weit verbreitetes Kartenspiel für drei Personen. Im 17. und 18. Jahrhundert wurden speziell für dieses Spiel kunstvoll gestaltete dreiseitige Lombertische hergestellt. Elemente des L’Hombre finden sich im Skatspiel wieder.

Die Quadrille ist eine Variante des L’Hombre für vier Personen. In England übertraf um 1725 die Quadrille L’Hombre an Popularität, bevor sie von Whist verdrängt wurde; Edmond Hoyle verfasste 1745 eine Abhandlung über die Quadrille.

Der Name Quadrille ist französischen Ursprungs und leitet sich so wie der des Tanzes (siehe Quadrille (Tanz)) über das italienische quadriglio oder spanische cuadrilla vom lateinischen quadra, deutsch vier ab (nach Encyclopædia Britannica von 1911).

Die folgende Beschreibung des L’Hombre stützt sich auf Meyers Konversationslexikon von 1888.

L’Hombre soll im 14. Jahrhundert in Spanien erfunden worden sein. Von dort kam es, wahrscheinlich durch Maria Theresia, die Gemahlin Ludwigs XIV., an den französischen Hof und fand dann rasch Eingang in ganz Europa. Im Laufe des 18. und 19. Jahrhunderts wurde L’Hombre in Frankreich und England mehr und mehr vom Whist verdrängt, und nur in Deutschland und Dänemark behauptete es bis zum Ende des 19. Jahrhunderts seinen vornehmen Rang. L’Hombre war allerdings – als eher kompliziertes und schwieriges Spiel – nie in weiten Kreisen verbreitet.

In Spanien wird L’Hombre auch Juego del tresillo (Dreispiel) genannt und mit national-spanischen Karten (ohne Achten und Neunen) gespielt, in Deutschland dagegen mit der französischen Karte nach Ausscheidung der Achten, Neunen und Zehnen, also mit 40 Blättern.

Als Deutsches Solo wird es in vereinfachter Form mit dem Skat-Blatt - ohne Achten und Neunen, also mit 24 Karten - gespielt.

Die Regeln

Die Grundzüge des Spiels sind etwa folgende: Von den drei Spielern gibt derjenige als erster, der Pik zieht. L’Hombre wird gegen den Uhrzeigersinn gespielt: Der Geber lässt daher links abheben und gibt jedem Spieler neun Blätter in Würfen zu je drei Karten, die übrigen dreizehn Karten legt er als Talon in die Mitte des Tisches.

Mit einem zweiten Spiel macht die Nachhand Farbe (Couleur). Nun wird durch Abfragen, wobei die Nachhand die Vorhand überbieten oder passen muss, bestimmt, wer Hauptspieler (Hombre) ist; gegen diesen sind die zwei anderen verbündet.

In allen regelmäßigen Spielen des L’Hombre gibt es drei beständige höchste Trümpfe:

  1. die Spadille, das Pik-Ass;
  2. die Manille, je nach der Farbe des Trumpfes eine schwarze Zwei oder eine rote Sieben;
  3. die Basta, das Treff-Ass.

Von diesen Hauptkarten abgesehen, ist die Blätterfolge in den schwarzen Farben: König, Dame, Bube, Sieben, Sechs etc. bis Zwei, in den roten: König, Dame, Bube, As, Zwei, Drei etc. bis Sieben. Jede schwarze Farbe hat also elf, jede rote zwölf Trümpfe. Die Könige der Farben, die nicht Trumpf sind, heißen Forcen. Das Ass einer roten Farbe heißt Ponto oder Ponte.

Solange sie vorhanden ist, wird Farbe bedient, dann darf gestochen oder beigegeben werden. Im ursprünglichen L’Hombre gibt es nur vier Spiele:

  • Frage
  • Frage in Couleur
  • Solo (Sans prendre) und
  • Solo in Couleur.

Bei jedem dieser regelrechten Spiele soll der Hombre versuchen, fünf Stiche erzielen. Er kann aber auch par quatre gewinnen, wenn ein Gegenspieler drei, der andre zwei Stiche macht; jedoch ist hierauf natürlich nicht zu rechnen. Die Gegner spielen so, dass der Schwächere seine hohen Karten los zu werden sucht, um nicht den stärkeren Aide (Partner) überstechen zu müssen.

Spielt man Frage, so legt man seine schlechten Blätter ab und nimmt vom Talon dafür andere. Bei Tournee deckt man ein Blatt des Talons auf und spielt in der Farbe desselben; frische Blätter darf man kaufen wie bei der Frage. Die Obscurs sind sehr gewagte Spiele; man wirft dabei acht oder alle Karten weg und kauft von oben oder unten neue, man muss also vier oder alle fünf Stiche erst finden. Wer Respekt spielt, muss beide schwarzen Asse haben und diese aufzeigen. Er hat dann noch die Wahl, ob er tournieren (Groß-Casco machen) oder Obscur spielen (die sieben Blätter außer den beiden Assen wegwerfen und durch andre ersetzen) will. Solo wird, wie der Name andeutet, aus der Hand (ohne zu kaufen) gespielt.

Später kamen noch die sogenannten Schikanen hinzu, nämlich: Tournee oder Klein-Casco, Obscur von oben oder unten, mit acht und neun Blättern, Respekt (entweder als Tournee, Groß-Casco oder Obscur), Solo tout (d.h. die gemeldete Vole, der Alleinspieler verpflichtet sich, alle Stiche zu machen) und Solo tout in Couleur. Die Spiele Grandissimo, wo nur die schwarzen Asse Trumpf sind, Nullissimo, wo gar kein Atout existiert, und Mohr (wenn alle passen) sind fast gar nicht üblich geworden.


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