- R-36-O
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Die R-36 (DIA-Code: SS-9 NATO-Codename: Scarp) war eine sowjetische, silo-basierte, ballistische Interkontinentalrakete. Sie war die erste der dritten Generation sowjetischer ICBMs, die auf den existierenden R-16 (SS-7 Saddler) und R-9 (SS-8 Sasin) Entwürfen aufbaute. Es wird angenommen, dass sie ursprünglich für den Angriff großer Zivilobjekte konzipiert wurden, spätere Versionen jedoch für die Zerstörung US-amerikanischer Minuteman-Silos geplant waren. Sowjetische Quellen bestätigen nur letzteres. Die Reichweite erlaubte es, jedes Ziel innerhalb der USA und Europas von sicheren Basen in Russland aus zu erreichen. Als Treibstoff verwendete die R-36 die lagerfähigen Flüssigtreibstoffe UDMH und Stickstofftetroxid.
Es gab vier Versionen der R-36:
- Modell 1 mit einem nuklearen Standard-Gefechtskopf (GRAU-Index 8K67)
- Modell 2 mit einem Kernfusions-Gefechtskopf von 25 Megatonnen TNT-Äquivalent, der doppelten Stärke von Modell 1. Dieser sollte in der Lage sein, die Startsilos in den USA trotz geringer Treffgenauigkeit zu zerstören.
- Modell 3 - auch als R-36-O oder R-36orb bezeichnet (GRAU-Index 8K69). Hier wurde erstmals das FOBS-System angewendet (engl. Fractional Orbital Bombardment System), das es der Sowjetunion ermöglichte, die USA über den Südpol anzugreifen und so die Radar-Warnkette in Nordeuropa und den USA zu umgehen. Dazu wurde der Gefechtskopf auf eine niedrige Erdumlaufbahn gebracht, von wo aus er jeden Punkt der Erde erreichen konnte. Vor dem Zielgebiet musste er lediglich durch Bremsraketen zum Verlassen des Orbits gebracht werden.
- Modell 4 verwendete drei getrennte Gefechtsköpfe (engl. Multiple Reentry Vehicles, MIRV), gelenkt durch ein gemeinsames Steuerungssystem, um der möglichen Raketenabwehr in der Endphase zu entgehen.
Alle Versionen waren zweistufige Flüssigtreibstoff-Raketen und wurden aus Silos gestartet. Die Entwicklung der R-36 begann 1962. Modell 1 und 2 wurden 1967 und Modell 3 und 4 1968 in Dienst gestellt. 1971 waren maximal 255 Raketen der Modelle 1 bis 3 stationiert. Von Modell 4 waren 1973 100 Stück verfügbar. 1979 wurden alle Raketen bis auf Modell 3 außer Dienst gestellt. Modell 3 fiel dann unter den SALT-II-Vertrag, die letzte Rakete wurde im Februar 1983 aus dem Startsilo entfernt. Das Nachfolgemodell der SS-9 war die spätere SS-18 Satan.
Die R-36 bildete die Grundlage für die Raumflug-Trägerrakete vom Typ Zyklon. Die Konstruktion erfolgte im Konstruktionsbüro Michail Kusmitsch Jangel, hergestellt wurde die Rakete in der Ukraine.
Technische Daten
System R-36 R-36 R-36Orb R-36P Lenkwaffe 8K67 8K67 8K69 8K67P NATO-Code SS-9 Scarp mod 1 SS-9 Scarp mod 2 SS-9 Scarp mod 3 SS-9 Scarp mod 4 Einführungsjahr 1966 1966 1968 1970 Antrieb 2 Stufen Flüssigtreibstoff (lagerfähig) 2 Stufen Flüssigtreibstoff (lagerfähig) 2 Stufen Flüssigtreibstoff (lagerfähig) 2 Stufen Flüssigtreibstoff (lagerfähig) Länge 32,20 m 31,70 m 34,50 m 32,20 m Rumpfdurchmesser 3,0 m 3,0 m 3,0 m 3,0 m Gewicht 183.900 kg 183.980 kg 180.000 kg 183.900 kg Nutzlast 5825 kg 3950 kg 1770 kg 6000 kg Sprengkopf 1 RV Nuklear 12 oder 18 Mt 1 RV Nuklear 25 Mt 1 FOBS Nuklear 5 Mt (OR-36) 3 MRV Nuklear 2-3 Mt plus Täuschkörper Einsatzreichweite 15.200 km 10.500 km 40.000 km 12.000 km Treffergenauigkeit (CEP) 5000 m 1890 m unbekannt 1850 m Siehe auch
Weblinks und Quellen
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