- Ausbindezügel
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Als Hilfszügel bezeichnet man im Pferdesport alle mechanischen Hilfsmittel abgesehen vom Zügel, mit denen versucht wird, Einfluss auf die Kopf- und Halshaltung des Pferdes zu nehmen.
Hilfszügel werden zur Anfängerausbildung und zur Korrektur des Pferdes eingesetzt. Beim Einsatz von Hilfszügeln zum Longieren beziehungsweise Voltigieren spricht man auch von Ausbindern bzw. Ausbinden (als Vorgang). Die Korrektur des Pferdes über Hilfszügel unter dem Reiter wird von den meisten Reitweisen kritisch beurteilt und nur in besonderen Fällen dem erfahrenen Bereiter zugestanden oder (insbesondere in der Jungpferdeausbildung) völlig abgelehnt, da die verwendeten Hilfszügel bei unsachgemäßer Anwendung dem Pferd schweren Schaden zufügen können.
Inhaltsverzeichnis
Zitate zu Hilfszügeln in der klassischen Reitkunst
„Die Ausbindezügel werden immer dann verwendet, wenn das Pferd ohne Reiter gearbeitet wird oder aber dieser der Führung des Pferdes weitgehend enthoben werden soll“
– Alois Podhajsky: Die Klassische Reitkunst (1965), Seite 239
Beurteilung von Hilfszügeln heute
„Durch Hilfszügel kann die noch unsichere Einwirkung des Reiters auf das Pferd ausgeglichen werden. Der lernende Reiter kann sich also vermehrt auf den Sitz und die Hilfengebung konzentrieren.“
– FN: Richtlinien für Reiten und Fahren (1994), Band 1, Seite 87
„Hilfszügel sind für Hilfsschüler. Die Ausbildung eines Pferdes braucht Zeit und Geduld, aber unter gar keinen Umständen Hilfszügel!“
– Claus Penquitt
Einteilung der Hilfszügel
Hilfszügel können in zwei Unterarten unterteilt werden: in die fest verschnallten, die an der Ausrüstung des Pferdes - wie beispielsweise dem Sattel - befestigt sind, und diejenigen, über die der Reiter mit der Hand eine direkte Einwirkung auf sein Pferd erreicht. Hilfszügel der zweiten Art unterstützen geübte Reiter vorübergehend bei der Korrektur und Ausbildung von Pferden und dürfen keinesfalls als Ersatz für mangelhaftes reiterliches Können verwendet werden. Bei Hilfszügeln der ersten Art kann der Reiter keinen situationsgebundenen Einfluss auf die Wirkung des Hilfszügels nehmen. Diese werden für die Ausbildung des Pferds unter dem Reiter überwiegend abgelehnt und vornehmlich bei der Ausbildung von Reitern, der Bodenarbeit und dem Longieren von Pferden eingesetzt. Die beim Verschnallen festgelegte Länge eines solchen Hilfszügels ist von entscheidender Bedeutung für seine Wirkung.
Feste Verschnallung
Stoßzügel
Der wahrscheinlich älteste Hilfszügel ist der Stoßzügel. Ein Stoßzügel ist die direkte Verbindung des Gebisses mit dem Sattelgurt über einen zwischen den Vorderbeinen des Pferdes laufenden Riemen. Der Stoßzügel wird so lang verschnallt, dass der Pferdekopf bei voll gestrecktem Ausbinder kurz vor der Senkrechten steht. So wird das Heben des Pferdekopfes über ein durch die Länge des Stoßzügels vorgegebenes Maß verhindert. Eine seitliche Bewegung des Pferdehalses ist dabei möglich. Das Pferdemaul kann sich damit auf einem Kugelausschnitt um den Anschnallpunkt am Sattelgurt bewegen. Oft wird als Stoßzügel ein einzelner Ausbindezügel verwendet, der dann mit Hilfe eines Verbindungsstegs zu beiden Gebissringen befestigt wird. So erfolgt die Einwirkung gleichmäßig und das seitliche Herausziehen des Gebisses wird verhindert.
Ein deutlich kürzer geschnallter Stoßzügel beeinträchtigt das Pferd in seiner Balance. Ein deutlich länger geschnallter Stoßzügel erfüllt keinen Zweck mehr. Unabhängig von der Verschnallung darf der Stoßzügel nur auf ebenem Boden verwendet werden, da jedes Stolpern des Pferdes leicht zu starken Verletzungen führen kann. Bleibt das Pferd zu lange ausgebunden führt dies zu Verkrampfungen, die jede positive Wirkung des Trainings sofort zerstören.
Stoßzügel sind aufgrund der fehlenden seitlichen Begrenzung zum Longieren nicht geeignet.
Ausbindezügel (Ausbinder)
Ausbinder sind beidseitig am Sattelgurt angebrachte Stoßzügel, in der Mitte oft mit einem eingenähten Gummiring versehen, um den Zügel etwas elastischer zu machen, und werden mit Karabinerhaken in die Trensenringe eingeklinkt. Dabei stellt je ein Ausbinder die Verbindung zwischen einem Trensenring und dem Sattelgurt an der entsprechenden Pferdeseite her. Die Verschnallung erfolgt in der Länge entsprechend dem Stoßzügel. Der Pferdekopf kann sich damit auf einem Ellipsoid um die beiden Anschnallpunkte am Sattelgurt bewegen. Im Gegensatz zum Stoßzügel wird durch Ausbinder die Bewegungsfreiheit des Pferdehalses auch seitlich begrenzt. Der Ausbinder ist ein zweigeteilter Hilfszügel. Durch seinen Einsatz erreicht man eine gerundete Halshaltung des Pferdes. Verwendung findet er heute vor allem, wenn keine zusätzliche Zügeleinwirkung des Reiters stattfindet, also beim Longieren, der Ausbildung von Reitanfängern oder bei Stuntpferden. Hier bietet er den Vorteil, dass dem Pferd auch seitlicher Halt geboten wird und es nicht so leicht über die Schulter weglaufen (Vermeiden der Längsbiegung durch starke Halsbiegung) oder sich verwerfen (Schiefstellung in den Ganaschen) kann. Bei der Einsatzdauer des Ausbinders muss der Trainingszustand des Pferdes berücksichtigt werden, da ein zu langer Einsatz zu einer Verkrampfung der Halsmuskulatur führt.
Dreieckszügel / Wiener Zügel / Wiener Dreieck / Lorenz-Zügel
Der Dreieckszügel, auch Wiener Zügel genannt (angeblicher Erfinder: Paul Lorenz), ist eine Abwandlung des Ausbinders. Anstatt eine direkte Verbindung zwischen Trensenring und Sattelgurt herzustellen, wird der Riemen zwischen den Vorderbeinen des Pferdes hindurch kommend durch den Trensenring gefädelt und dann seitlich wieder in den Sattelgurt eingeschnallt. Das Pferdemaul kann sich damit auf einer durch die drei Anschnallpunkte am Sattelgurt vorgegebenen Ellipse bewegen. Im Gegensatz zu Stoßzügeln oder Ausbindern ist bei der Verwendung von Dreieckszügeln die Vorwärts-Abwärtsbewegung des Pferdes möglich. Der korrekt verschnallte Dreieckszügel erlaubt das Heben des Pferdekopfes bis kurz vor die Senkrechte. Der Dreieckszügel hat sich als Hilfszügel für die Ausbildung von Reitern durchgesetzt.
Lauffer-Zügel (als Dreieckszügel verwendete Schlaufzügel/doppelte Ausbinder) sind einzelne Riemen, die ähnlich wie Dreieckszügel befestigt werden, anstatt unter dem Rumpf des Pferdes werden sie allerdings an der Seite des Pferdes befestigt, wodurch sich eine bessere seitliche Führung des Pferdes ergibt. Zudem ist es durch höhere odere niedrigere Befestigung der Zügel möglich die Aufrichtung dem Ausbildungsstand des Pferdes entsprechend zu variieren.
Halsverlängerer
Beim Halsverlängerer handelt es sich um einen Zügel aus vollständig elastischem Material, der auf einer Seite am Sattelgurt unter dem Sattelblatt befestigt wird, dann durch die Trensenringe gezogen über das Genick führt, auf der anderen Seite wieder durch den Trensenring zurück zum anderen Sattelgurt verläuft. Statt der Befestigung direkt unterhalb des Sattelblatts ist auch das Durchführen zwischen den Vorderbeinen mit Befestigung am Sattelgurt unter der Brust möglich.
Wie der Name suggeriert, soll der Halsverlängerer Pferde, die sich der Anlehnung entziehen, zur Streckung nach vorne-unten verleiten.
Insbesondere die Nachgiebigkeit des Zügels führt genau zum Gegenteil: Das Pferd lernt entweder, sich auf den Zügel zu legen, oder es verkriecht sich hinter den Zügel. Die Einnahme der gewünschten Position hat keine Effekte, die sie für das Pferd angenehmer machen würden. Der Zügel wird daher weitgehend abgelehnt.
Chambon /Gogue
Chambon und Gogue sind in Deutschland wenig verbreitete Mischformen der verschiedenen Hilfszügel. Kennzeichnend ist, dass der Hilfszügel nicht nur am Sattelgurt befestigt und an bzw. durch die Trensenringe geführt wird, sondern einen zusätzlichen Haltepunkt am Genickstück des Trensenzaums hat. Der Hilfszügel wird vom Sattelgurt zwischen den Vorderbeinen des Pferdes hindurch über einen Ring am Genickstück an (Chambon) bzw. durch (Gogue) die Trensenringe geführt. Durch die zusätzliche Einwirkung über das Genick soll das Pferd angeregt werden, sich vorwärts-abwärts zu dehnen, denn wenn es den Kopf zu hoch hebt, erfolgt u. U. schmerzhafter Druck auf dem Genick und im Maul. Eine Anlehnung kann das Pferd hier aber nicht finden. Chambon und Gogue sollen der Gefahr begegnen, die jeder Hilfszügel birgt: Das Pferd kann sich der Einwirkung entziehen, indem es den Hals einrollt, den Kopf also beliebig nahe an den Kreismittelpunkt bzw. Ellipsenbrennpunkt heranführt. Im Extremfall (was vor allem bei unsachgemäßem Einsatz des Schlaufzügels passieren kann) berühren die Nüstern des Pferdes seine Brust. Chambon und Gogue sind harte Hilfszügel, die auch eine heftige Gegenwehr des Pferdes hervorrufen können.
Feststehendes Martingal
Ein feststehendes Martingal ist ein Lederzügel, der vom Bauchgurt zum Nasenriemen eines Reithalfters führt. Das feststehende Martingal soll dem Pferd das Anheben des Kopfes maximal bis kurz vor die Waagerechte erlauben, da anderenfalls jede Zügelwirkung auf den Unterkiefer verloren geht. Die Verschnallung ist dementsprechend lang.[1] In dieser Weise wird es heute beim Polo und beim Westernreiten eingesetzt. In letzterem Fall wird es als Tie-Down bezeichnet und an einem Bosal, oftmals dessen dünnster Ausführung, dem Pencil Bosal, angebracht. Es wirkt etwas schärfer als die englischen Ausführungen und ist auf Westernturnieren nur in den Renndisziplinen (Barrel Race und Pole Bending) erlaubt. Der dauerhafte Einsatz eines feststehenden Martingals führt insbesondere bei Pferden, die ihren Spielraum ausnutzen, zu einer unerwünschten Verstärkung der Unterhalsmuskulatur. Außerdem kann dieser Zügel nur verhindern, dass das Pferd den Kopf hochnimmt, die Ursachen – zum Beispiel Rückenprobleme oder eine zu harte Hand des Reiters – werden nicht beseitigt. Es wird also nur ein Symptom unterdrückt, was die Gefahr beinhaltet, dass die Lösung des eigentlichen Problems aus dem Blickfeld gerät.
Wirkung durch die Hand des Reiters
Schlaufzügel/Pohlmannzügel
Der Schlaufzügel, auch Pohlmannzügel genannt, funktioniert ähnlich wie der Dreieckszügel, allerdings wird er nicht seitlich am Sattelgurt befestigt, sondern vom Reiter mit den Zügeln in der Hand gehalten. Er ist ein Riemen von ca. 2,75 m Länge. Als Erfinder des Schlaufzügels gilt William Cavendish.[2]
Da der Reiter die Schlaufzügel in der Hand hält, kann er die Länge während des Reitens und ggf. für jede Seite einzeln anpassen. Harry Boldt beschreibt in seinem Buch Das Dressurpferd (Seite 166) den Gebrauch des Schlaufzügels folgendermaßen: Der Schlaufzügel hat nicht die Aufgabe, den Kopf des Pferdes nach unten zu ziehen. Vielmehr soll er einem Pferd, das mit Kopf und Nase zu sehr nach aufwärts drängt und sich den Hilfen des Reiters entzieht, die Grenze nach oben zeigen und dem Pferd einen Widerstand geben, an dem es sich im Gebiß abstößt. Geht das Pferd wieder in der gewünschten Haltung, so soll es den Zügel überhaupt nicht mehr spüren.
Schlaufzügel dürfen nur von absolut fähigen Reitern verwendet werden, denn nur erfahrene Ausbilder sind in der Lage, ein Pferd mit Schlaufzügel zu reiten, ohne ihm dabei zu schaden. Die Tatsache, dass der Reiter den Hilfszügel in der Hand hält, verleitet leicht dazu, über Gebühr Zug daran auszuüben, sodass auch kräftigen Pferden sehr schnell der Kopf bis auf die Brust gezogen wird. Schlaufzügel sind keinesfalls dazu gedacht, ein Pferd zur Beizäumung zu bringen. Ständige Benutzung dieses Hilfszügels kann dem Pferd physisch und psychisch schaden.
Colbert-Zügel
Der Colbert-Zügel unterscheidet sich nur vom Halsverlängerer nur dadurch, dass die Enden des Hilfszügels, die beim Halsverlängerer am Sattelgurt befestigt sind, hier vom Reiter in der Hand gehalten werden. Die Wirkung des Hilfszügels ist der Willkür des Reiters ausgesetzt. Bei Zügelzug werden die negativen Eigenschaften von Schlaufzügel, Gogue und Aufziehtrense vereinigt: Das Pferd wird in den Ganaschen eingeengt, und es entsteht ein unangenehmer Druck im Maul und auf dem Genick.
Mischformen
Die Wirkung folgender Hilfszügel ist sowohl von der Verschnallung bzw. der Länge als auch von der regulären Zügeleinwirkung des Reiters abhängig.
(Gleitendes/laufendes Ring-)Martingal / Sprungzügel
Beim gleitenden Ringmartingal läuft jeder Zügel durch einen Ring, der jeweils mittels eines Riemens an einem Halsriemen oder dem Vorderzeug befestigt ist. Der Halsriemen ist lose um den Pferdehals auf Höhe der Pferdeschulter gebunden und wird über eine Verbindung zwischen den Vorderbeinen hindurch zum Sattelgurt in Position gehalten.
Abhängig von der Zügellänge wird das Pferd durch das Martingal daran gehindert, den Kopf über das vorgegebene Maß zu heben. Ebenfalls entscheidend für die erlaubte Höhe des Pferdekopfes ist die Länge des Riemens zwischen dem Ring und dem Halsriemen. Ursprünglich war das gleitende Martingal dazu gedacht, als Umlenkrolle zu dienen, damit der Zügelzug gleich bleibend auf die Maulwinkel wirkt.
Das Martingal wird so verschnallt, dass die im Sinne der englischen Reitweise korrekte Zügellinie (direkte Verbindung vom Pferdemal zur Reiterhand bei einem sich in Anlehnung befindlichen Pferd) nicht bricht, also kein Knick im Zügel entsteht. Wird eine Zäumung mit zwei Zügeln verwendet (Springkandare) wird das gleitende Ringmartingal nur in den Trensenzügel (nicht den Kandarenzügel) geschnallt.
Das gleitende Ringmartingal ist der einzige Hilfszügel, der in Spring- und Geländeprüfungen erlaubt ist und hier auch weite Verbreitung findet, da die Bewegungsfreiheit des Pferdes nicht eingeschränkt wird, da über dem Sprung die nachgebende Reiterhand die Bewegung des Pferdekopfes frei gibt. Wegen seines häufigen Einsatzes über dem Sprung heißt er auch Sprungzügel.
Eine zu kurze Verschnallung führt zu einer mechanischen Hebelwirkung auf die Zügel und stört die Präzision der Zügelhilfen. Eine zu lange Verschnallung birgt in engen Kurven und beim Springen die Gefahr, dass sich das Pferd mit den Vorderhufen im herabhängenden Martingal verfängt.
Köhlerzügel / Thiedemann-Kombination / German Martingal
Der Köhlerzügel, auch Thiedemann-Kombination genannt, besteht aus einem Halsriemen, der einen Riemen hält, der zwischen den Vorderbeinen des Pferdes hindurch vom Sattelgurt kommt, dann geteilt wird, jeweils durch einen Trensenring gefädelt und in speziellen Haken am Zügel befestigt wird. Beim Westernreiten wird diese Kombination als German Martingal bezeichnet.
Der Köhlerzügel ist eine Variante des Schlaufzügels mit dem Unterschied, dass der aus dem Trensenring kommende Schlaufzügel in den Trensenzügel eingeklinkt wird. Der Reiter hält also trotz des Hilfszügels nur ein Zügelpaar direkt in den Händen, und die maximale Halslänge ist direkt abhängig von der Zügellänge. Die Position, an der der Köhlerzügel in den Zügel eingehakt wird, entscheidet über die generelle Schärfe des Hilfszügels.
Der Nutzen des Köhlerzügels ist umstritten, da er weder die Vorteile eines Ausbinders hat (Unabhängigkeit von der ungeübten Reiterhand) noch die eines Schlaufzügels (situationsabhängige Einstellung der Wirkungsschärfe).
Sonstige
Aufsatzzügel
Der Spanische Reiter oder Aufsatzzügel kann mit einem Dreieckszügel verglichen werde, der nicht unter dem Pferd, sondern über ihm verschnallt wird. Aufgrund seiner Konstruktion kann er nur beim Longieren verwendet werden, nicht unter dem Reiter. Erfunden wurde er vom Marquis von Marialva, dessen Schüler Manoel Carlos de Andrade den Sinn folgendermaßen beschreibt: Denn das Jungpferd soll sich am Kappzaum stabilisieren, sich vorne anheben, die Vorderhand hoch und gleichmäßig bewegen, sich in der Kruppe senken, aus ihr heraus ordentlich vorwärts gehen und dabei beide Sprunggelenke gleichmäßig beugen.[3]. Die Zügel des Spanischen Reiters werden bei Marialva immer am Kappzaum verschnallt, nie am Gebiss.
Der Aufsatzzügel wird bei Trainern der amerikanischen Rassen American Saddlebred Horse oder Tennessee Walking Horse benutzt, um eine unnatürlich hohe Aufrichtung des Pferdehalses zu erzielen, wobei die Nasenlinie jedoch kurz vor der Senkrechte bleiben soll. So soll eine Modellierung des Pferdehalses erzielt werden. Ein Ende des zweiteiligen Hilfszügels wird am Longiergurt an den Trensenringen angebracht. Je kürzer, desto mehr wird das Pferd zur hohen Aufrichtung und Beizäumung gezwungen. Will es den Kopf senken, erfolgt ein schmerzhafter Ruck im Maul.
Oberscheck/Overcheck
Der Overcheck ist eine Variante des Aufsatzzügel für Renntraber. Er soll verhindern, dass das Pferd während des Trabrennens in die unerlaubte Gangart Galopp wechselt. An einem zusätzlichen Gebiss werden in den Gebissringen die Riemen befestigt, die dann über der Stirn des Pferdes zusammenlaufen und dann als ein Zügel zwischen den Ohren hindurch über den Hals hin zum Geschirr geführt und dort festgemacht wird. Dem Pferd wird auch hier der Kopf hochgezogen.
Irisches Martingal
Der Vollständigkeit halber wird dieser Hilfszügel erwähnt, der auch als Rennmartingal bekannt ist, aber keinerlei Funktion in Bezug auf Hilfengebung hat. Es handelt sich um ein kurzes Lederstück von 10 bis 20 Zentimeter Länge, an dessen beiden Enden Ringe angebracht sind. Durch diese Ringe werden die beiden Zügel geführt, so dass das irische Martingal zwischen Gebiss und Brust des Pferdes hängt. Seine Funktion zeigt es im Fall eines Sturzes des Reiters, wie es ja bei Rennen öfters vorkommen kann. Die fixierten Zügel rutschen nicht so leicht über den Pferdehals hinunter. Die Verletzungsgefahr ist so für Reiter und Pferd geringer. Er wird nur noch selten benutzt.
Hilfszügel im Turniersport
Der Einsatz von Hilfszügeln in Turnierprüfungen wird durch die zuständigen Verbände geregelt. Für nationale Turniere in Deutschland gilt die Leistungsprüfungsordnung (LPO)[4] der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN). Für internationale Turniere ist die International Federation of Equestrian Sports (FEI) zuständig. Für den Vorbereitungsplatz gelten teilweise andere, erweiterte Vorschriften als für die Prüfung selbst. In Wettbewerben der FN ist der Einsatz folgender Hilfszügel erlaubt:
In den Dressurreiter-Leistungsprüfungen der Klasse E sind einfache oder doppelte Lauffer- und Dreieckszügel sowie beidseitige Ausbindezügel zugelassen.
Das gleitende Ringmartingal (auch Rennmartingal mit Lederdreieck) ist in allen Prüfungen über Hindernisse zulässig, allerdings nicht in Eignungsprüfungen und kombinierten Leistungsprüfungen. Auf dem Vorbereitungsplatz sind Schlaufzügel in Springwettbewerben ab Kategorie A erlaubt, allerdings nicht zum Überwinden der Hindernisse. Bei Vielseitigskeitsprüfungen sind generell keine Hilfszügel zulässig.
Bei Voltigierwettbewerben der FEI sind beidseitige Ausbindezügel Pflicht[5], bei den Wettbewerben der FN in der Klasse A auch alternativ Laufferzügel zulässig.
Bei Distanzritten und -fahrten sind neben als atembeengend eingeschätzten Zäumungen alle direkt auf das Gebiß wirkenden Hilfszügel unzulässig, also alle Hilfszügel mit Ausnahme des (korrekt verschnallten) gleitenden Ringmartingals.
Quellen
- ↑ James Fillis, Grundsätze der Dressur, 1884, übersetzt von M. von Zansen, Seite 23,24
- ↑ Michaela Otte: Geschichte des Reitens. ISBN 3-88542-255-7, Seite 71
- ↑ Manoel Carlos de Andrade, Die edle Kunst des Reitens, Seite 160
- ↑ Im Folgenden Bezug auf die LPO in der Fassung vom 1.1.2008.
- ↑ FEI: Rules for Vaulting Events 2005, S. 16
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